Am 16. April 2011 ging mein erster amateurhafter Artikel online, 10 Jahre gibt es jetzt also schon CinemaForever und mittlerweile über 3.500 gesehene Filme standen bei mir für diese Liste zur Auswahl. Nicht einfach also bei so vielen außergewöhnlichen cineastischen Erlebnissen, welche ich bisher hatte, eine Top 50 Liste zu erstellen. Erst recht nicht bei all den Genres, Nationen, Regisseuren und Themen, welche uns die unterschiedlichsten Meisterwerke geschenkt haben. Daher stellt diese Liste für mich auch immer nur einen Eindruck davon dar, was mich aktuell nach wie vor am meisten bewegt und beinhaltet somit auch hauptsächlich Filme, welche ich, ob aus Unterhaltungs-, thematischen oder anderen Gründen, immer wieder sehen kann. Wer gerne noch mehr meiner persönlichen Meisterwerke entdecken möchte, dem empfehle ich ein wenig durch meine Bewertungen auf Letterboxd zu stöbern. Ich plane auch bereits eine Liste mit weiteren Meisterwerken der Filmgeschichte, welche ich euch ganz besonders ans Herz lege. Wer sich bis dahin für thematisch spezifischere Bestenlisten interessiert, hier gelangt ihr zu weiteren Listen von den angsteinflössendsten Horrorfilmen bis zu den magischsten Musicals. Jetzt aber genug der Einleitung und viel Spaß mit meinen 50 Lieblingsfilmen aller Zeiten.
Platz 50: Die Zeit nach Mitternacht (US 1985) von Martin Scorsese
Wie in einem Albtraum schickt Martin Scorsese seinen Protagonisten auf eine Odyssee durch die Schluchten New Yorks, in eine Welt, welche man nicht so ganz versteht, mit Menschen, die eigenartiger nicht sein könnten. Dabei gelingt es Martin Scorsese perfekt, die Balance aus verschiedensten Genrebeiträgen zu schaffen – Chaoskomödien, Surreales, nachdenkliche Episoden, Psychothrilleranleihen und sehr viele Rätsel. Was uns Martin Scorsese damit mitteilen möchte, lässt er jedoch offen und damit hat er genau das Richtige getan. Er regt eine Diskussion an. Will er uns einen Blick auf eine unbekannte Seite der Stadt New York schenken. Oder will er uns zeigen, was Überlebenswille bedeutet und inwiefern das Schicksal unser ach so friedliches Leben von einem Moment zum nächsten in eine Katastrophe verwandeln kann. Es liegt an am Zuschauer dies zu entscheiden, jedoch ist eines gewiss: Martin Scorsese zeigt uns hier New York als Alptraum und Komödie zugleich, als eine Stadt, in der man alles erleben und jeden antreffen kann, möge es noch so unvorstellbar sein. After Hours ist eine einzigartige, schwarzhumorige Grenzerfahrung und ein viel zu unbekanntes, unterschätztes Stück in Martin Scorseses bedeutsamen Oeuvre.
Platz 49: Rocco und seine Brüder (IT 1960) von Luchino Visconti
Das größte Familien-Epos ist Rocco und seine Brüder nicht ganz, denn da hat Der Pate noch ein Wörtchen mitzusprechen, doch ist dem Italiener Luchino Visconti meiner Meinung nach der facettenreichste und wichtigste Film des Neorealismus gelungen. Ein durch und durch emotional packendes Epos über familiäre und soziale Strukturen, eine Geschichtslektion über die Arbeiterklasse im 50er Jahre Italien und eine zeitlose Auseinandersetzung mit der Koexistenz der Menschen. Und der größte Schauspielstar Frankreichs, Alain Delon, wurde nebenbei mit seiner Rolle als Rocco über Nacht zu einem der gefragtesten Charakterdarsteller der Filmgeschichte.
Platz 48: Scarface (USA 1983) von Brian De Palma
Tony, famos gespielt von Al Pacino, mag auf den ersten Blick ein cooler und abgebrühter Charakter sein, doch immer mehr wird er zum eigenen Abgrund, der alles unhaltbar in sich zieht und im eigenen Selbsthass und der endlosen Verlorenheit erdrückt wird. Brian De Palma knöpfte sich den amerikanischen Traum vor, stellte ihn ins hellste Licht, zerstückelte ihn und ließ ihn dann vollkommen zerlöchert und ausgeschlachtet in der kapitalistischen Bodenlosigkeit ertrinken. Hier gibt es keine Helden, keine Gutmenschen und keine Vorbilder. Scarface ist das Scheitern eines besessenen Menschen, der alles verliert. [Komplette Kritik]
Platz 47: Laurence Anyways (CA/FR 2012) Xavier Dolan
Xavier Dolan zeigt in Laurence Anyways die Möglichkeit einer geschlechterlosen Liebe, ohne sie jedoch unreflektiert zu propagieren. Spätestens jetzt hat Xavier Dolan die Phase der unbedarften Adoleszenz hinter sich gelassen, wodurch ihm ein erstaunlich reifes und unparteiisches Werk gelungen ist. Scheinbar spielend leicht meistert er die schwierige Gratwanderung zwischen Respekt und schmerzhafter Ehrlichkeit vor seinen Figuren, präsentiert sie als fehlerhafte, verletzliche Wesen. Unsere Mitmenschen bestimmen, ob wir akzeptiert werden oder als Aussätzige leben müssen, wenngleich wir in unserem Inneren doch alle gleich sind. Leider scheinen die Menschen auch dieser Tage noch nicht gänzlich bereit für sexuellen Nonkonformismus; womöglich werden sie es nie sein. Alles, was bleibt, ist die Akzeptanz gegenüber uns selbst. Und die Hoffnung, irgendwann das berauschende Wunder der bedingungslosen Liebe am eigenen Leib erfahren zu dürfen. [Komplette Kritik]
Platz 46: Ekel (GB 1965) von Roman Polanski
Roman Polanskis Ekel ist einer der psychologisch dichtesten Thriller, die ich je gesehen habe. Wie es hier gemeistert wird, von einer psychotischen jungen Dame zu erzählen, ihre Einsamkeit in Bilder zu fassen und ihre Berührungsängste mit Männern zu verdeutlichen, ist bis heute einmalig. Das ist vor allem auch der brillanten Darbietung Catherine Deneuves zu verdanken, die ihre Rolle unfassbar glaubwürdig meistert. Zwischen mitleiderregend und abstoßend spielt sie die Jungfrau Carol mit einer Leidenschaft, die nicht selten schockiert. Zudem ist dieses angsteinflößende Schicksal heute noch ebenso aktuell und wichtig wie im Erscheinungsjahr 1965. Ein zeitloser Klassiker, den Roman Polanski da gedreht hat. Durch und durch.
Platz 45: Armee im Schatten (FR 1969) von Jean-Pierre Melville
In Armee der Schatten reflektiert Frankreichs Regie-As Jean-Pierre Melville (Vier im roten Kreis) seine eigene Vergangenheit. Auf ernüchternde Weise schildert er den Kampf einer Résistance-Gruppe gegen die deutsche Besatzung während des zweiten Weltkriegs. Unpathetisch und komplett ohne unnötige reißerische Szenen ist Jean-Pierre Melville damit sein persönlichster Film und eines der großartigsten Dramen der Filmgeschichte gelungen.
Platz 44: Lawrence von Arabien (GB 1962) von David Lean
Über dieses Mammutprojekt muss ich eigentlich nicht mehr viel sagen. Jeder kennt es, das größte Epos der älteren Filmgeschichte, den verdienten Gewinner von 7 Oscars. Hier geht es zum Trailer.
Platz 43: Dancer in the Dark (DK/FR 2000) von Lars von Trier
Lars von Trier zeigt mal wieder sein Gespür für starke Frauenrollen, bricht einem mit diesem Ausnahmedrama das Herz und verleiht uns eine vollkommen neue Perspektive auf Musicals. Das ist wahnsinnig gewöhnungsbedürftig, verdammt originell und emotional so sehr fordernd wie nur wenige andere Filme.
Platz 42: The Man Who Wasn’t There (US 2001) von Joel & Ethan Coen
Wir alle versuchen unserem Leben einen Sinn zu verleihen. Die Gebrüder Coen gehen in diesem beispiellosen Modern Film Noir jedoch der Frage auf den Grund, ob wir wirklich zwanghaft unser Leben ändern sollten. Ist unser Leben nicht doch eher an Schicksal und Glück und das zufällige Kollidieren vieler Ereignisse gebunden? Unheimlich präzise, aber sehr minimalistisch, bis ins kleinste Detail inszeniert, schuf das Dream-Team um Joel & Ethan Coen, Roger Deakins und Carter Burwell einen Film-Noir, der neue Grenzen setzte. Der Protagonist ist hier kein Ganove oder Polizist, sondern ein einfacher Bürger, der “nur die Haare schneidet”. Ein Geniestreich und mein Lieblingsfilm der Gebrüder Coen. [Trailer]
Platz 41: Blade Runner (USA 1982) von Ridley Scott
“Like tears in rain…” Immer noch die innovativste Dystopie der Filmgeschichte, unendlich oft analysiert und interpretiert. Da gibt es Menschen wie Roboter und Roboter wie Menschen, die sich Replikanten nennen. Letztendlich müssen alle sterben. Nur der Regen, der bleibt.
Platz 40: Der Mieter (FR/US 1976) von Roman Polanski
Es ist verblüffend, mit welch einer Leichtigkeit Roman Polanski die Hilflosigkeit eines in die enge getriebenen jungen Mannes schildert und verkörpert. Und was machen wir Mitmenschen? Wir wollen/können diesen Mann nicht verstehen. Ein schockierender Film, der einem auch noch heute die Nackenhaare zu Berge stehen lässt und zutiefst berührt.
Platz 39: Ein Prophet (FR 2009) von Jacques Audiard
Fragt man nach den großen Mafia-Mimen der Filmgeschichte, so fallen zumeist drei Namen: Al Pacino, Marlon Brando und Robert DeNiro. Vergessen sollte man jedoch nicht Tahar Rahim und Niels Arestrup, die sich in Jacques Audiards Ein Prophet im wahrsten Sinne des Wortes die Seele aus dem Leib spielen. Und Jacques Audiard revolutioniert dabei, als ob es seine Lebensbestimmung gewesen wäre, den Mafiafilm. Hier geht es zu meiner ausführlichen Kritik.
Platz 38: Charade (US 1963) von Stanley Donen
Charade ist eine meiner absoluten Lieblingskomödien. Das liegt vor allem daran, dass der Film auf so unglaublich vielen Ebenen funktioniert und verschiedenste Genres gekonnt zu einem der unterhaltsamsten, cleversten, durchdachtesten und magischsten Thriller der Filmgeschichte vereint. Stanley Donen hat mehrere traumhafte Filme gedreht, unter anderem das revolutionäre Musical Singin’ in the Rain, doch mit Charade hat er sich meiner Meinung nach selbst das größte Denkmal gesetzt.
Platz 37: Die Fliege (US 1986) von David Cronenberg
Die Fliege ist das Schaffen eines Meisters, der ein ehrliches Auge auf die Gesellschaft wirft und ihre größten Ängste offenlegt. Krankheiten und ihre Folgen. Technischer Fortschritt und seine nicht nur positiven Auswirkungen. Die Geilheit der Medien. Am Ende offenbart sich nicht nur Cronenbergs Genie im Geschichtenerzählen, sondern ebenso in der Inszenierung. Das Publikum bekommt nicht nur einen Spannungsaufbau geboten, wie man ihn heutzutage kaum mehr erlebt, sondern eines der ergreifendsten Finale der Filmgeschichte. Dieses ist unglaubliche Kunst im Zusammenspiel von Bildästhetik, musikalischer Begleitung, Effekten und Schauspiel, zermürbend und wunderschön, romantisch und doch so traurig, die Kollision von Optimismus und Pessimismus. Und doch steht nie die Gesellschaftskritik an erster Stelle, sondern das Erlebnis. [Komplette Kritik]
Platz 36: Elf Uhr Nachts (FR 1965) von Jean-Luc Godard
Aus der Zusammenarbeit von Regisseur Jean-Luc Godard, Kameramann Raoul Coutard und den beiden Protagonisten Jean-Paul Belmondo und Anna Karina entstand eine farbenfrohe Mixtur aus Crime-Story, Musical, Melodrama und grotesker Komik, hinter deren Fassade sich die eigentliche Handlung abspielt. Narrheiten der Gesellschaft, das unabdingbare Scheitern der Liebe, die Suche nach dem Glück, Romantik und Existenzialismus sind die Hauptthemen, denen dieses Kunstwerk auf den Grund geht. Dabei schuf Godard ein Zitat, welches als eine der berühmtesten Hommagen an das Kino gilt: “Der Film ist wie ein Schlachtfeld. Liebe, Hass, Action, Gewalt, Tod. In einem Wort: Emotionen.”
Platz 35: Belle de Jour – Schöne des Tages (FR 1967) von Luis Bunuel
In diesem erotisch-verstörenden Meisterwerk vom Meister des Surrealismus Luis Bunuel (Ein andalusischer Hund) darf man Catherine Deneuve auf dem Höhepunkt ihrer Karriere begleiten, wie sie eine verführerische, junge Dame, die ihrem drögen Bourgeoisie-Leben entfliehen möchte, verkörpert. Dabei ist der Film noch heute genauso aktuell und mitreißend wie im Erscheinungsjahr 1967.
Platz 34: Crash (CA 1996) von David Cronenberg
In Crash scheint es so, als würde die Welt selbst stillstehen, als wäre die moderne Zeitrechnung in der von Tristesse und Isolation gefangenen genommenen Ära angelangt, in der die charakteristische Metamorphose und die objektivierte Demontage keinen Unterschied mehr machen: Sex zwischen Mensch und Maschine. Sex zwischen zwei Menschen. Sex zwischen zwei Maschinen. Sex, Sex, Sex, Sex, Sex und noch mehr Sex, mit jedem und allem, selbst mit vaginaförmigen Narben. Der absolute Crash, ein analoger Schmerz, der gleichzeitig Befreiung und Destruktion bedeutet. Was für ein Ausnahmewerk, so abschreckend, diskussionswürdig und faszinierend wie kaum ein anderes. [Komplette Kritik]
Platz 33: Antichrist (DK/FR 2009) von Lars von Trier
„I don’t think a breathed for the last half – out of shock, out of stress, out of disbelief.“ Lars von Triers umstrittenes Meisterwerk, von vielen missverstanden, von anderen durchaus nachvollziehbar gehasst, doch ist Antichrist für mich kein Film, den man so einfach irgendwo einordnen sollte. Dieses Psychodrama zu hassen, das ist äußerst einfach. Sich mit diesem aber tiefer auseinanderzusetzen, das ist, was von Lars von Trier eigentlich verdient hat. Bisher habe ich wohl keinen aufwühlenderen Film gesehen, der mich jedes Mal aufs Neue dermaßen in den Bann zieht und bei jeder Sichtung neue Betrachtungsweisen eröffnet. [Trailer]
Platz 32: Wie ein wilder Stier (US 1980) von Martin Scorsese
Martin Scorseses Liebeserklärung an den italienischen Neorealismus ist der großartigste Boxerfilm, der bis Dato gedreht wurde. Dabei beweist Robert De Niro ein weiteres Mal seine unfassbare Wandelbarkeit, welche ihn für mehrere Jahrzehnte zu einem der aufregendsten Schauspieler machte.
Platz 31: Das Ding aus einer anderen Welt (US 1982) von John Carpenter
The Thing ist ein überragender Beitrag zum Horror-Genre, welcher sich mit der Reaktion von Menschen in Extremsituationen und der Naivität der Amerikaner auseinandersetzt, und dabei düster und absolut wiederlich in Szene gesetzt wurde und dabei der Frage auf den Grund geht, ob man den Menschen an seiner Seite auch wirklich vertrauen kann. Sicherlich kein optimistisches Gesellschaftsporträt, doch von so intelligenten Horrorfilmen wie Das Ding aus einer anderen Welt kann man heutzutage leider nur noch träumen.
Platz 30: Spiel mir das Lied vom Tod (IT/US 1968) von Sergio Leone
Kurz gesagt: Die Mutter aller Westernfilme. Meine Lieblingswestern kommen allerdings erst noch.
Platz 29: Casablanca (USA 1942) von Michael Curtiz
Wenn Humphrey Bogart die Erlaubnis dazu gibt, die Marseillaise anzustimmen oder er zu Ingrid Bergman “Here’s looking at you, Kid!” sagt, dann sind das nur zwei von zahlreichen Momenten, die Casablanca zu einem der größten Filme überhaupt machen. Hier sagt ein Blick oder eine Geste oft viel mehr als manch anderer Regisseur mit seinem ganzen Film. Die hohe Qualität des Films ist aber nicht nur den Darstellern, die mit einer ungebändigten Leidenschaft vor die Kamera treten, zu verdanken, sondern ebenso der uneingeschränkt grandiosen Regie-, Kamera- und Drehbucharbeit. Die Zeitlosigkeit spiegelt sich hier in jeder Einstellung wieder, denn universeller werden Filme nicht mehr. Jahrzehnte sind bereits vergangen, doch Casablanca werden selbst Jahrtausende nichts anhaben können.
Platz 28: Die große Illusion (FR 1937) von Jean Renoir
Der Antikriegsfilm schlechthin. Ein Plädoyer für die Völkerverständigung, gedreht zwischen den zwei Weltkriegen, in einer krisengebeudelten Zeit. Der Gedanke eines geeinten Europas, und das in einem Film aus dem Jahr 1937. Kaum zu glauben, aber so unfassbar revolutionär, zeitlos und noch heute packend können Filme sein. [Trailer]
Platz 27: Brügge sehen… und sterben? (GB 2008) von Martin McDonagh
Es ist wie bei einem Kuchen. Wenn die Zutaten richtig gewählt, portioniert und umgesetzt werden, dann wird man wohl nie wieder einen so guten Kuchen essen. Das filmische Pendant dazu ist Martin McDonaghs Langfilmdebüt, ein Glücksfalls der Inszenierung, des Schauspiels und des Geschichtenerzählens. Wenn ich einen Film in den letzten zwei Stunden meines Lebens wählen müsste, dieser wäre es!
Platz 26: Pulp Fiction (USA 1994) von Quentin Tarantino
Spätestens, wenn Vincent Vega und Jules Winnfield anfangen über Fußmassage zu philosophieren, dürfte der letzte Tarantino-Hasser überzeugt sein, dass Pulp Fiction ganz einfach einer der coolsten Filme ist, die jemals über die Leinwände flimmern durften.
Platz 25: Psycho (USA 1960) von Alfred Hitchcock
Es ist nach wie vor beeindruckend, wie Psycho es beherrscht, den Zuschauer durchgehend zu dirigieren und wie Marionetten durch den Film zu führen. Meisterregisseur Alfred Hitchcock, und das zählt zu den ganz großen inszenatorischen Leistungen der Filmgeschichte, vermischt und vertauscht dabei immer wieder Sympathie, Antipathie und Empathie und legt sie wie einen Schleier über die Figuren, nur um sie in der nächsten Szene wieder zu wechseln und den Zuschauer so nach Lust und Laune zu manipulieren. Psycho ist ein durchgehend hochspannender, atmosphärisch perfekter Suspense-Thriller, der die seelischen Konflikte, gebaut auf Eifersucht und Veränderung, des unbekannten Psychopathen schlüssig bis zum großen Finale ausleuchtet.
Platz 24: Der unsichtbare Dritte (USA 1959) von Alfred Hitchcock
Alfred Hitchcock inszenierte hier Cary Grant in der Rolle seines Lebens in einem der besten Thriller der Filmgeschichte mit der simplen Ausgangssituation, dass ein Mann für jemanden gehalten wird, der er eigentlich nicht ist. Der unsichtbare Dritte ist nach über 60 Jahren immer noch so frisch wie eh und je, eindeutig einer der zeitlosesten Hitchcock-Filme, die sämtliche Zeiten überdauern werden.
Platz 23: Sommer (FR1996) von Éric Rohmer
Bis heute für mich der beste Éric Rohmer Film. Sommer ist der mit Abstand außergewöhnlichsten Filme im Spätschaffen des französischen Regisseurs. Filme, die mit einer derartigen Ambition und Leidenschaft gedreht werden, wie diese an der Bretagne-Küste spielende Romantikkomödie, gibt es nur selten. Sommer ist der ultimative Coming-Of-Age-Film, welcher im Strandsetting auf bis heute gleichermaßen einmalige wie charmante Art und Weise von den Hürden der Liebe und des Erwachsenwerdens erzählt. Ein sommerlicher Hochgenuss.
Platz 22: Letztes Jahr in Marienbad (FR 1961) von Alain Resnais
1961 erreichte das (französische) Kino einen eigensinnigen Höhepunkt. Einen Versuch, das Drama mit der Avantgarde zu verbinden. Ein filmisches Experiment, welches die damaligen Kritiker in zwei Lager teilte und nichtsdestotrotz den Goldenen Löwen in Venedig gewann. Ein Mann und eine Frau, gekleidet in stilvoller Abendgarderobe. Kamerafahrten durch ein prunkvolles Schloss, untermalt von den penetranten Klängen einer Orgel. Eine Männerstimme setzt ein, ergeht sich in ständigen Wiederholungen. Die Exposition von Letztes Jahr in Marienbad gibt unweigerlich die Richtung für die darauffolgenden 90 Minuten vor. Was Alain Resnais (Hiroshima mon amour) damit geschaffen hat, ist ein mutiges Werk, das nicht davor scheut seine Zuschauer vor den Kopf zu stoßen. Retrospektiv auch ein notwendiges Werk, welches der Kunstform Film wichtige Anschübe gab und sie zu stetiger Veränderung trieb. [Komplette Kritik]
Platz 21: Love Exposure (JP 2008) von Sion Sono
Eine vierstündige Liebeserklärung an die Liebe. Love Exposure ist der kurzweiligste Film, den ich jemals gesehen habe. Unter anderem als “Pulp-Shakespeare-Kampfsport-Sekten-Teeniekomödie” betitelt, dürfte der Film den letzten Asien-Muffel davon überzeugen, dass Japan schon immer eine der besten und innovativsten Filmnationen war. Hier findet man alles, was das japanische Kino ausmacht, im positiven wie im negativen Sinne.
Platz 20: Die Reifeprüfung (USA 1967) von Mike Nichols
Habt ihr schon mal die Erfahrung gemacht, dass Emotionen jegliche Logik sprengen können. Nein? Das nennt sich Optimismus und falls ihr diesen in Vollendung sehen möchtet, dann schaut euch Mike Nichols Lebenswerk an. Kritisch und lebensbejahend ist dieses Ausnahmewerk und dabei mit einigen der schönsten Songs der Filmgeschichte untermalt.
Platz 19: Moulin Rouge (AU/US 2001) von Baz Luhrmann
Moulin Rouge ist die Renaissance des Musicals: Schauspieler singen um ihren Verstand, die Liebe des Lebens ist zum Greifen nah und optisch ist Baz Luhrmann sowieso ein perfektes, überwältigendes, epochenübergreifendes Stück gelungen, in dem die Bühne und das wahre Leben miteinander verschmelzen. Moulin Rouge ist so schön wie seine Protagonistin, so versessen wie sein Antagonist und genauso in sich selbst verliebt wie McGregor in Kidman.
Platz 18: Possession (FR 1981) von Andrzej Zulawski
„I can’t exist by myself because I’m afraid of myself, because I’m the maker of my own evil.“ Ein zwiespältiger Klassiker des Horrorkinos, der dem Zuschauer von Anfang an die Kinnlade runterfallen lässt. Possession scheint nicht von dieser Welt, vor allem nicht aufgrund des irrsinnigen Schauspiels von Isabelle Adjani (ohne Frage eine der beeindruckendsten Darbietungen, welche die Kinogeschichte zu bieten hat) und Sam Neill. Der polnische Filmregisseur Andrzej Zulawski hat hier ein intelligentes, emotional aufwühlendes, groteskes Horrordrama geschaffen, welches auch in Jahrzehnten nichts von seiner Diskussionswürdigkeit und Virtuosität verloren haben wird.
Platz 17: Butch Cassidy und Sundance Kid (USA 1969) von George Roy Hill
Butch Cassidy und Sundance Kid erzählt von zwei Banditen, die gegen den Zeitgeist und den technischen Fortschritt ankämpfen. Sie sind Träumer in einer sich wandelnden Gesellschaft. Regisseur George Roy Hill geht diese Thematik mit viel Ironie und Melancholie an, und nimmt sich ebenso viel Zeit für die leisen Töne und die Charakterisierung seiner Figuren. Durch die Chemie von Paul Newman, Robert Redford und Katharine Ross hat sich der Film ab dem ersten Augenblick in mein Herz gespielt. Unvergesslich ist natürlich auch die Musik mit einem der schönsten Filmsongs überhaupt, Raindrops Keep Fallin’ On My Head.
Platz 16: Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford (USA 2007) von Andrew Dominik
Ein Western, der vielmehr eine Gesellschaftsstudie denn ein Film ist. Unheimlich präzise in der Inszenierung und im Schauspiel, atmosphärisch einmalig und nachhaltig. Andrew Dominik erzählt hier eine unglaublich realistische Geschichte garniert mit wunderschönen Landschaftsaufnahmen, viel Gefühl und einem traumhaften aufspielendem Cast. Einer meiner Lieblingswestern. [Trailer]
Platz 15: Der Herr der Ringe-Trilogie (US/NZ 2001-2003) von Peter Jackson
“My dear Frodo. Hobbits really are amazing creatures. You can learn all there is to know about their ways in a month, and yet after a hundred years they can still surprise you.” Es scheint, als hätte sich Peter Jackson dieses Zitat sehr sehr langsam auf der Zunge zergehen lassen, denn insbesondere mit Die Gefährten schuf er meiner Meinung nach nicht nur einen absolut herausragenden Film, sondern ein Monument, die beste Romanverfilmung aller Zeiten und bis heute einen meiner absoluten Lieblingsfilme.
Platz 14: Chanson der Liebe (FR 2007) von Christophe Honoré
Liebe, Leben und Tod in Paris. Ein wahrhaft magisches Musical. Egal ob wir traurig sind oder fröhlich, die Musik ist unser ewiger Begleiter. Chanson der Liebe zeigt das auf wunderbar einnehmende Art und Weise, denn schöner werden Filme einfach nicht mehr. Ein Meisterwerk der Emotionen, eine Hommage auf menschliche Beziehungen, welche mit jeder Sichtung an Kraft gewinnt. Dazu wurde Paris nur selten besser photographiert. All das und noch viel mehr macht Christophe Honorés Liebeserklärung an die Nouvelle Vague zu einem modernen Klassiker. [Trailer]
Platz 13: Mulholland Drive (FR/US 2001) von David Lynch
In Mulholland Drive wird die Traumfabrik wie in keinem zweiten Film auseinandergenommen und David Lynch lässt seine Odyssee aus Sex, Charme, Wahnsinn, Andeutungen und undurchsichtiger Dunkelheit in einem verstörenden Fassadensturz enden, der keine Antworten geben will und sich auch nicht wie ein Reißverschluss zusammenfindet, sondern im einsamsten, schmerzhaftesten und ausweglosesten Moment konsequent die Augen schließt und nicht mehr öffnen wird. Das Meisterwerk schlechthin von David Lynch, dem Meister des Surrealismus, mit einer verzaubernden, talentierten Naomi Watts. [Komplette Kritik]
Platz 12: Titanic (USA 1997) von James Cameron
Titanic zähle ich zu den besten Liebesgeschichten, die jemals auf Zelluloid gebannt wurden. Es ist ein Epos voller magischer Momente, meisterlich umgesetzt, mit wunderschönen Kompositionen von James Horner unterlegt. James Cameron ist ein zeitloser Klassiker, randvoll mit lieblichen Details und spektakulären Aufnahmen gelungen. Die 3D-Konvertierung war erneut revolutionär und vollendete Titanic zu einem rundum perfekten Erlebnis, welches auch in 100 Jahren nichts von seiner Wucht verloren haben wird. [Trailer]
Platz 11: Suspiria (IT 1977) von Dario Argento
Das Opus Magnum von Horrormeister Dario Argento. Eine Bildsprache, die bis heute ihresgleichen sucht. Eine Story, die in ihrer konsequenten Umsetzung noch bis heute schockiert. Revolutionär und unerträglich spannend zugleich ist dieses Horrormärchen. Hier geht es zu meiner ausführlichen Liebeserklärung.
Platz 10: Is’ was, Doc? (USA 1972) von Peter Bogdanovich
Is was, Doc? ist eine Komödie, in welcher vier gleichaussehende Koffer das Chaos ins unaufhörliche Rollen bringen. Eine Story braucht es hier nicht, denn der Film bietet meisterlichen Slapstick, Chaos und Wortwitz in einer Dichte, wie ich es bis heute von keiner anderen Komödie kenne. Ein Film, bei dem ich jedes Mal zwischendrin auf den Pauseknopf drücken muss, um meinen Lachmuskeln eine Pause zu gönnen. Dazu habe ich mittlerweile aufgehört zu zählen, wie oft ich mit der zum Küssen grossartigen Barbra Streisand durch die Strassen von San Fransisco gehetzt bin. Daher: „Finger weg vom Eruptivgestein“ und diesen Film anschauen.
Platz 9: Manhattan (US 1979) von Woody Allen
Klischee Klischee, aber es ist eben doch Woody Allens von allen Seiten gefeierte Liebeserklärung an New York, welche mich zum Allen-Fan machte. Seitdem durfte ich Stunden über Stunden den kleinen Koleriker lieb gewinnen, auch wenn bis heute keiner seiner anderen Filme für mich an Manhattan heranreicht, denn diese Grossstadtodyssee ist schlichtweg in allen Belangen überragend.
Platz 8: Indiana Jones und der letzte Kreuzzug (USA 1989) von Steven Spielberg
Steven Spielberg, Sean Connery und Harrison Ford auf der Suche nach dem heiligen Gral. Diese Konstellation garantiert einen Haufen magischer Momente und selten gesehenen Ideenreichtum. Lachorgien sind damit vorprogrammiert. Nie war Popcorn-Kino besser. Unbedingt anschauen – denn ansonsten verpasst ihr einen zeitlosen Feel-Good-Movie. [Komplette Kritik]
Platz 7: Goodfellas (USA 1990) von Martin Scorsese
“He shoots him in the foot, he tells him to go f**k himself.” Witzig, dramatisch, lebensnah sowie grandios gespielt und inszeniert. Martin Scorsese hat mit Goodfellas einen Mafiafilm geschaffen, der es nahezu mit dem meisterlichen Paten aufnehmen kann. Mit Robert De Niro, Ray Liotta und Joe Pesci bekommt man dazy einen exquisiten Cast geboten, der keine Wünsche offen lässt.
Platz 6: Außer Atem (FR 1960) von Jean-Luc Godard
Anti-Kino in seiner höchsten Vollkommenheit, zwischen Kunst, Spontanität und Perfektion. À bout de souffle ist ein Meisterwerk sondergleichen, welches man ab dem ersten Augenblick hasst oder liebt. Ich persönlich habe darin meinen liebsten Godard entdeckt, der hier mit dem Thema Liebe ebenso destruktiv wie liebenswert hantiert, Erzählkonventionen über Bord wirft und sich vollkommen der narzisstischen Welt widmet, in der Träume und die Liebe ebenso erreichbar wie zum Scheitern verurteilt sind. Vielen Dank Monsieur Godard für diesen Einblick, der mir immer wieder in Erinnerung ruft, warum ich das Kino so sehr liebe.
Platz 5: Django (IT 1966) von Sergio Corbucci
Bessere Worte wie der deutsche Filmkritiker Christian Kessler lassen sich für meinen Lieblingswestern nicht finden: “‘Django’ ist einer der unglaublichsten Filme aller Zeiten. Corbucci malt ein Bild von der Welt, das an Pessimismus nicht zu überbieten ist. Django ist ein durch den Tod seiner Frau gebrochener Außenseiter, der sich nur noch selbst begraben möchte. Doch er muss eine Kreuzigungs- und Wiederauferstehungsgeschichte durchleiden, um am Schluss doch mit leeren Händen dazustehen. Corbucci schafft es Illusionen von Gerechtigkeit zu erzeugen, die letztlich auch zum Scheitern verurteilt sind. Hallo Meisterwerk.” Das kann ich bezeugen, denn mit nichts Geringerem als einem zeitlosen, gesellschaftskritischen Meisterwerk haben wir es hier zu tun. Achja, nicht zu vergessen: Ein Hip-Hip-Hurra auf Franco Nero in der Rolle seines Lebens als titelgebender Held.
Platz 4: Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt (USA 1979) von Ridley Scott
Für manch anderen mag Blade Runner Ridley Scotts Opus Magnum sein, für mich ist es Alien. Damit hat er nicht nur ein ganzes Genre für immer geprägt, sondern einen zeitlosen Science-Fiction-Horror geschaffen, der noch heute Schrecken verbreitet, aber auch zum Philosophieren einlädt.
Platz 3: Taxi Driver (USA 1976) von Martin Scorsese
Diese Geschichte über Entfremdung, diese traumhaften Darsteller oder das Ende, welches eine der nachhaltigsten und brutalsten Szenen aller Zeiten darstellt, ich bin dankbar! Dankbar dafür, dass es diesen Film gibt, ohne welchen mein Dreamteam Martin Scorsese – Robert De Niro niemals hätte so viele Ausnahmefilme machen können. In diesem Sinne: ein Hoch auf Taxi Driver.
Platz 2: Der eiskalte Engel (FR 1967) von Jean-Pierre Melville
Schauspiel, wie man es heutzutage nicht mehr geboten bekommt, eine bis ins kleinste Detail wunderbar durchdachte Geschichte und eine ebenso durchdachte Inszenierung, die ihrer Zeit voraus war. Alain Delon ist hier der Schauspielgott in einem eiskalten Krimi über Kontrollverlust im Leben. Regisseur Jean-Pierre Melville hat in seinem meiner Meinung nach besten Film aber noch viel mehr erzählen. Kurzum: Der eiskalte Engel ist der meiner Meinung nach beste europäische Film aller Zeiten.
Platz 1: Der Pate & Der Pate 2 (USA 1972/1974) von Francis Ford Coppola
“In der großen, weiten Welt gibt es keinen besseren Film. Ende der Diskussion.” Das war der polemische, finale Satz meiner Kritik. Dabei möchte ich es auch hier belassen und auf die Kritik verweisen. [Komplette Kritik]
Tolle Liste! Von den Titeln stehen viele in meinem DVD-Regal, allen voran natürlich “Belle de Jour” ;D
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“Lawrence of Arabia” hätte zwar elf (und noch mehr) Oscars verdient, es waren aber ‘nur’ sieben. 😉
Stimmt, da hast du natürlich recht. War beim Schreiben wohl irgendwie mit den Gedanken bei “Ben Hur”. 😀
Es ist schön, dass Renoir in der Liste auftaucht, aber den Satz zum Dreh während des Zweiten Weltkriegs solltest Du nochmal überdenken…
Danke dir für den Hinweis. Ein doofer Fehler, der nun ausgebessert wurde.