Autor: Patrick Reinbott

Kritik: A Quiet Place (USA 2018)
Filme, Filmkritiken, Horror

Kritik: A Quiet Place (USA 2018)

We have to protect them. In A Quiet Place ist die Welt zu einer postapokalyptischen Todeszone verkommen, in der schon das kleinste Geräusch, das einen bestimmten Lärmpegel überschreitet, zu einem schnellen Ableben führt. John Krasinski, der in der Vergangenheit als Schauspieler, Regisseur, Drehbuchautor und Produzent tätig war, hat mit diesem Werk seinen ersten Horrorfilm gedreht und doch zeugt sein Debüt innerhalb dieses Genres von einem ausgereiften Verständnis für die Mechanismen des Horrors, die Krasinski regelrecht souverän beherrscht. Der Regisseur, der neben Bryan Woods und Scott Beck auch am Drehbuch des Films mitgeschrieben hat und eine der Hauptrollen spielt, beginnt die Geschichte an Tag 89. Was zuvor geschehen ist, wird dem Zuschauer erst langsam klar, als er eine fünfkö...
Kritik: Ready Player One (USA 2018)
Filme, Filmkritiken, Heimkino, Science Fiction / Fantasy, Slider, Steven Spielberg

Kritik: Ready Player One (USA 2018)

People come to the Oasis for all the things they can do, but they stay because of all the things they can be. Über Jahrzehnte hinweg waren die Filme von Steven Spielberg für unzählige Zuschauer die perfekte Möglichkeit, der Realität zu entfliehen und im Kino in neue, bislang ungeahnte Welten einzutauchen. Mit unsterblichen Klassikern wie Der weiße Hai, Jäger des verlorenen Schatzes, E.T. - Der Außerirdische und Jurassic Park prägte der Regisseur das Blockbuster-Kino mit einer ganz eigenen, unvergleichlichen Handschrift, die einnehmenden Eskapismus, unwiderstehliches Spektakel und große Gefühle in sich vereinte. Nicht gerade wenige Filmfans dürften mit nostalgischen Gefühlen an mindestens eine einschneidende Spielberg-Erfahrung zurückdenken, die ihre Liebe für das Kino wesentlich mit...
Kritik: A Beautiful Day (USA 2017)
Drama, Filmkritiken, Thriller

Kritik: A Beautiful Day (USA 2017)

They said you were brutal. - I can be. Unter einer Plastiktüte scheint Joe, der Protagonist von Lynne Ramsays neuem Film A Beautiful Day, direkt zu Beginn seine letzten Atemzüge zu tätigen. Das schwere Schnaufen innerhalb kurzer Sekundentakte bedeutet für den bulligen, schweigsamen Mann allerdings nicht das Ende, denn plötzlich ist da wieder etwas, ein Geräusch oder ein kurzes Bild vor Joes geistigem Auge, das ihn ins Leben zurückpeitscht. Kurze Gedankenblitze und schockierende Erinnerungsfetzen aus Joes geschädigter Seele, die Kindheitstrauma, Kriegsschrecken und Tatort-Grausamkeiten umfassen, lässt die Regisseurin immer wieder wie kleine Splitter in die Handlung ihres Films einbrechen, der ohnehin wie die brüchige, fiebertraumähnliche Variante eines gewöhnlichen Action-Thrillers e...
Kritik: Maria Magdalena (GB 2018)
Drama, Filme, Filmkritiken

Kritik: Maria Magdalena (GB 2018)

„I will not be silent, I will be heard.“ Nachdem er mit seinem ersten Langfilm Lion die auf wahren Hintergründen beruhende Geschichte des in Indien geborenen Schriftstellers Saroo Brierley inszenierte, der im Kindesalter sein Zuhause verlor, von einem australischen Paar adoptiert wurde und schließlich im Erwachsenenalter mithilfe von Google Earth seine Heimat wiederfinden konnte, widmet sich Regisseur Garth Davis in seinem neuen Werk einem biblischen Stoff. Dabei handelt es sich bei dem Film, in dem Joaquin Phoenix die Rolle des Jesus spielt, in erster Linie um eine Art Ehrwürdigung für die titelgebende Maria Magdalena, die Jesus neben den anderen männlichen Aposteln begleitet haben soll und auch bei dessen Auferstehung am Grab als einzige Zeugin anwesend war. Den Überlieferungen de...
Kritik: Death Wish (USA 2017)
Action, Filme, Filmkritiken

Kritik: Death Wish (USA 2017)

Who are you? - Your last customer. Wenn das Gesetz nicht dazu in der Lage ist, dem unbescholtenen Bürger in Not rechtzeitig zur Hilfe zu eilen, muss dieser das Gesetz eben in die eigenen Hände nehmen. Ungefähr so lautet die Botschaft von Michael Winners Thriller Ein Mann sieht rot. In der Literaturverfilmung aus dem Jahre 1974 spielt Charles Bronson den Architekt Paul Kersey, dessen Frau und Tochter von Gangstern überfallen werden. Während Kerseys Tochter schwer verletzt überlebt und in ein Sanatorium eingeliefert wird, nachdem sie zuvor zum Oralsex gezwungen wurde, stirbt seine Frau an den Folgen des brutalen Übergriffs. Traumatisiert und in tiefer Trauer gelangt der Architekt schließlich an eine Schusswaffe, mit der er nachts durch die Straßen New Yorks zieht und Kriminelle ohne zu zö...
Kritik: Ghostland (FR/CA 2018)
Filme, Filmkritiken, Französischer Film, Horror, Slider

Kritik: Ghostland (FR/CA 2018)

„They broke me. And now they’re playing with you.“ Mit seinem höchst umstrittenen Werk Martyrs schuf Regisseur Pascal Laugier eine Art konsequenten Endpunkt der grob zwischen 2003 und 2008 kursierten Terrorfilm-Welle aus Frankreich. Neben bekannten Vertretern wie High Tension oder Frontier(s) führte Laugier das Ausmaß des psychisch sowie physisch erfahrbaren Terrors geradezu in neue Dimensionen, indem er nichts weniger als die vollständige Transzendenz innerhalb des filmischen Mediums anstrebte. Anhand der Philosophie von Bataille und de Sade entwarf der Regisseur nicht nur einen unvergleichlichen Terrorfilm, der explizite Extreme auslotete, sondern eine grenzüberschreitende Auseinandersetzung mit der Leidensfähigkeit des Menschen. In der Geschichte des Films wird dieser in Gestalt...
Kritik: The Night of the Virgin (ES 2016)
Filmkritiken, Heimkino, Slider

Kritik: The Night of the Virgin (ES 2016)

Roberto San Sebastíans Langfilmdebüt La noche del virgen reiht sich mit ungestümen Nachdruck in die jüngste Reihe aufsehenerregender, provozierender Filme wie Tenmos la carne, The Greasy Strangler oder Kuso aus den Randgebieten der herkömmlichen Filmindustrie ein. Dem unabhängig sowie mit wenig Budget produzierten Werk ist von Anfang an anzumerken, dass sich der Regisseur und seine Crew in jeder einzelnen Einstellung keine Sekunde lang Gedanken darüber machten oder überhaupt machen mussten, was ihr Publikum von ihnen erwartet. Gleichzeitig ist La noche del virgen aber auch ein Film, der brachial und liebevoll zugleich für ein Publikum maßgeschneidert wurde, das sich im prall gefüllten Kinosaal bei schmuddeligen, vulgären und fortwährend komplett aus dem Ruder laufenden Ekel-Exzessen am w...
Kritik: Nerve (USA 2016)
Filmkritiken, Heimkino, Slider

Kritik: Nerve (USA 2016)

Are you a watcher or a player? Wer hätte gedacht, dass sich Henry Joost und Ariel Schulman nach Paranormal Activity 3 und Paranormal Activity 4 noch einmal derartig rehabilitieren können? Mit Nerve knüpfen die beiden Regisseure mühelos an die bestechenden Qualitäten ihres Debüts Catfish an, in dem das Duo bereits 2010 auf innovative Weise einen zurecht hohe Wellen schlagenden Kommentar zur brandaktuellen "Social Media"–Thematik lieferten. Mit der Verfilmung des Romans von Jeanne Ryan ist den beiden nun wieder ein beeindruckender, von pulsierendem Lebensgefühl durchzogener Film geglückt, dessen Veröffentlichung kaum passender geschehen konnte als momentan, wo Pokémon Go Millionen von Menschen mit dem Smartphone wie getrieben durch die Öffentlichkeit jagt. Nerve ist bunt, laut und schri...
Kritik: The Comedy (USA 2012)
Filme, Filmkritiken, Slider

Kritik: The Comedy (USA 2012)

I didn't realize you were so funny! Man kann teilweise kaum hinschauen, schüttelt sich, weil man von den Szenen angewidert ist und sich irgendwann am liebsten irgendwo in Sicherheit flüchten möchte. Es sind Gefühle, die so sonst nur von extremen Horrorfilmen erzeugt werden, doch Rick Alversons Werk ist ein Drama, mit dem noch dazu frech-provokanten Titel The Comedy. Der Regisseur mutet dem Betrachter einen Blick ins momentane Williamsburg zu, der Hipster-Hochburg New Yorks, in der sich zwischenmenschliche Abgründe auftun. Die von Tim Heidecker grandios und beängstigend zugleich gespielte Hauptfigur ist ein 35-jähriger Mann, der mit dem Geld des im Koma liegenden Vaters täglich, und damit ist wirklich jeder Tag gemeint, durch die Gegend schlendert, auf einem Boot übers Meer schippert, A...
Kritik: Imperium (USA 2016)
Filme, Filmkritiken, Heimkino, Slider

Kritik: Imperium (USA 2016)

For evil to triumph, it only takes good men... to do nothing. Imperium vereint sämtliche Vorzüge und Reize in sich, die man von einem Undercover-Thriller, eine der potentiell spannungsgeladendsten Varianten des Genres, erwarten darf. Daniel Radcliffe hat sich vom Image des milchgesichtigen Zauberlehrlings mittlerweile freigespielt und besticht hier in der Hauptrolle als von Idealen geleiteter, eher schüchterner FBI-Agent, der sich hinter einem Computerbildschirm vergraben und mit Kopfhörern durch Musik abgelenkt am wohlsten fühlt. Für einen überraschenden Auftrag muss Nate Foster sein bisheriges Verhalten allerdings von Grund auf umkrempeln, denn eine Vorgesetzte will ihn verdeckt in ein terroristisches Netzwerk einschleusen, das aus Neo-Nazis besteht und demnächst eine Anschlagsser...