Heimkino

Kritik: Im Strahl der Sonne (KP/RU 2015)
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Kritik: Im Strahl der Sonne (KP/RU 2015)

Eine Dokumentation im Theaterstaat Nordkorea Der russisch-ukrainische Dokumentarfilmer Vitaly Mansky hat mit seinem Team ein Jahr lang die achtjährige Zin-Mi und ihre Eltern aus Pyŏngyang begleitet und eine Dokumentation über das Leben in Nordkorea gedreht. Das besondere: Mansky bekam eine offizielle Drehgenehmigung, um Zin-Mi und ihre Familie zu porträtieren: Wie sie mit ihren Eltern frühstückt, wie sie in die Schule geht, wie sie am Geburtstag von Kim Jong-Il bei den jungen Pionieren aufgenommen wird, wie ihre Eltern ihren Berufen nachgehen, wie sie mit dem Tanzunterricht beginnt und für ihren großen Auftritt am Ende des Films trainiert. Doch diese Dokumentation hat ein festes Drehbuch: In der Tat werden im Abspann die Genossen Kim, Park, Cha und – noch einmal – Kim als Drehbuchautor...
Kritik: The Hateful Eight (USA 2015)
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Kritik: The Hateful Eight (USA 2015)

    "You only need to hang mean bastards, but mean bastards you need to hang." Autor: Sebastian Groß Ja, man kann sich „The Hateful Eight“ auch in der digitalen Fassung anschauen, so lange der Kinobetreiber es versteht den Projektor richtig einzustellen. Auch in der proletarischen, anti-cineastischen und anti-materiellen Fassung ist Quentin Tarantino ein sehenswerter Film gelungen, der aber mit großer Sicherheit seine Zuschauerschaft spalten wird. Denn noch nie verübte der Kult-Regisseur so verbittert und gleichzeitig doch so hoffnungsvoll eine Aussage über die Differenz des Menschen. Bereits in „Django Unchained“ erzählte Tarantino über Rassismus, Vorurteile und – natürlich – Rache. „The Hateful Eight“ nimmt sich dieser Thematiken erneut an, anders als bei seinem ersten Weste...
Kritik: Kirschblüten und Rote Bohnen (Japan 2015)
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Kritik: Kirschblüten und Rote Bohnen (Japan 2015)

Ich wollte so etwas in der Art schon immer machen. Naomi Kawases lebensbejahende Verfilmung des Romans „Kirschblüten und Rote Bohnen“ erreicht die deutschen Kinos in diesen kalten und bedrückenden Wintermonaten genau zur rechten Zeit. Der Filmstart ist auch passend aus dem Grund gewählt, dass ansonsten fast alle Kinoleinwände derzeit von Oscar-Dramen besetzt werden. In diesen Oscarzeiten, wo bombastische Emotionen dominieren, wirkt Kawases Film wie Balsam für die Seele des frustrierten Cinephilen. Er erinnert einen nämlich an etwas, was man im Schatten der Oscars oft vergisst: dass Film nicht manipulativ sein muss, um bewegend zu sein. Sentaro (Masatoshi Nagase) betreibt einen kleinen Dorayaki-Pfannkuchen-Laden in Tokio. Die Arbeit bereitet ihm wenig Freude und seine Kundschaft ner...
Kritik: Marco Polo – Staffel 1 (USA 2014)
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Kritik: Marco Polo – Staffel 1 (USA 2014)

Business done quickly is business done badly. Netflix hat sich gemausert. Waren früher noch viele skeptisch, ob der amerikanische Streamingdienst auch mit Eigenproduktionen überzeugen kann, erweisen sich diese als ausgesprochen sehenswerte Serien. Angefangen von „Unbreakble Kimmy Schmidt“ über „Daredevil“ oder „Orange is the New Black“. Mit „Marco Polo“ stieg der Online-Riese nun auch in den Sektor historischer Serien wie etwa „Turn“ oder „Crossbones“ ein. Wie gewohnt vom Unternehmen erweist sich „Marco Polo“ als technisch einwandfrei umgesetzte Erzählung, doch kann die Serie auch abseits ihrer technischen Seite überzeugen? Wer jetzt zu faul ist, um weiterzulesen, hier gleich vorweg ein Vorabfazit: „Marco Polo“ ist ohne Zweifel keine misslungene Serie, allerdings reicht ihre narrative ...
Kritik: Anomalisa (USA 2015)
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Kritik: Anomalisa (USA 2015)

Look for what is special about each individual, focus on that. „The most human film of the year. And it doesn’t feature a single human.“ Dieses Zitat von Esquire Filmkritiker Matt Patches ist seit ein paar Monaten groß auf allen US-Marketing-Materialien zu Anomalisa, dem neuen Film von Drehbuchautor Charlie Kaufman (Being John Malkovich), zu sehen. Das Zitat trifft den Nagel auf den Kopf. Kaufman und sein Co-Regisseur Duke Johnson bedienen sich der Stop-Motion-Animationstechnik und einer Vielzahl an Puppen, um ihre Vision glorreich zum Leben zu erwecken. Tote Augen, leere Figuren, überzogene Inszenierungen…  übliche Missstände, welche sich bei vielen Animationsfilmen im Laufe der langen und zähen Produktionsphase einschleichen, sucht man bei Anomalisa vergeblich. Die Arbeit des Indi...
Kritik: Die Entführung von Bus 657 (USA 2015)
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Kritik: Die Entführung von Bus 657 (USA 2015)

This is about principle, not money. Robert De Niro ist ohne Zweifel eine Schauspiellegende, welche sich vor allem durch seine zahlreichen Leistungen als skrupelloser Verbrecher oder Mafia-Boss in die oberste Liga der denkwürdigen Darsteller in der gesamten Filmgeschichte einreihen konnte. In den letzten Jahren ereilte ihn allerdings ein ähnliches Schicksal wie einige andere seiner berühmten Kollegen. Im hohen Alter ist auch er immer häufiger in kleineren Produktionen oder sogar B-Movies zu sehen, in denen er sein Talent für Rollen hergibt, die meist nur wenige Minuten Screentime haben oder kaum Relevanz für die Geschichte besitzen. Nun erscheint mit "Bus 657" hierzulande eine weitere Direct-to-DVD-Produktion, auf deren Cover groß mit De Niro geworben wird. Der spielt mal wieder die...
Kritik: Taxi Teheran (IR 2015)
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Kritik: Taxi Teheran (IR 2015)

Sind Sie überhaupt ein richtiger Taxifahrer? Es ist der Blick aus der Frontscheibe eines Taxis, mit dem Jafar Panahi („Offside“) seinen neuen Film „Taxi Teheran“ einleitet. Man könnte auch sagen, dass dieser Blick, der eine belebte Kreuzung im urbanen Geflecht der iranischen Hauptstadt bezeugt, ganz bewusst eine klare Richtung vorgibt: Geradeaus, immer nach vorne, und das mit erhobenem Haupt, wie Jafar Panahi seit jeher nicht müde wird zu untermauern. Der Filmemacher, der zweifelsohne als Aushängeschild des iranischen Filmkultur herangezogen werden kann, sieht sich seit dem Jahre 2010 vom Mullah-Regime mit einem Arbeits-, Ausreise- und Interviewverbot belegt, neben einem zwanzigjährigen Berufsverbot und einer sechs Jahre umfassenden Haftstrafe, die Panahi bisher noch nicht antreten ...
Kritik: The Revenant – Der Rückkehrer (USA 2015)
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Kritik: The Revenant – Der Rückkehrer (USA 2015)

God giveth, God taketh away. Alejandro González Iñárritu war schon immer ein heißes Eisen im anspruchsvollen Weltkino, mit seiner inoffiziellen Todes-Trilogie „Amores Perros“, „21 Gramm“ und „Babel“ hat der mexikanische Autorenfilmer frühzeitig in bemerkenswerter Fasson unter Beweis gestellt, dass er in der Lage ist, dem Innenleben seiner Charaktere entschieden nachzuspüren und sich dabei keinesfalls vor Abgründen, aber ebenso wenig vor dem Silberstreif am Horizont zu verschließen. Sicherlich, ein Freund der großen Gesten war Iñárritu schon immer, die zermürbenden Schicksalsschläge türmte er zuweilen bis ins Unermessliche, und gerade in „Biutiful“ beschlich einen als Zuschauer doch ein deutliches Gefühl affektiver Übersättigung, wurde man doch Zeuge davon, welch Marter der von Javie...
Kritik: Spotlight (USA 2015)
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Kritik: Spotlight (USA 2015)

It could've been you, it could've been me, it could've been any of us. Der Journalismus ist eine wichtige Waffe! Das ist vielen Menschen vollkommen bewusst, nicht ohne Grund werden jedes Jahr aufs Neue Journalisten und Schreiberlinge, die öffentlich ihre Meinung kundtun wollen, zum Schweigen gebracht. Wie wichtig es ist, dass es immer Menschen gibt, die über Missstände oder Ungerechtigkeiten aufklären und berichten, zeigt uns Thomas McCarthys (Cobbler) Thriller Spotlight. Das gleichnamige Team der amerikanischen Tageszeitung Boston Globe deckte im Jahr 2001 die Missbrauchsfälle der katholischen Kirche an kleinen Kindern auf und machte eine breite Masse auf diesen unfassbaren Missstand aufmerksam. Nicht umsonst wurde das Team um Chefredakteur Walter Robinson im darauffolgenden Jahr m...
Kritik: Carol (GB/US 2015)
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Kritik: Carol (GB/US 2015)

I don't know what I want. How could I know what I want if I say yes to everything? Dass Todd Haynes ein makelloser Formalist ist, hat er bereits mit seinen vorherigen Arbeiten bewiesen. Er ist ein Meister der Nachahmung und das ist keinesfalls despektierlich gemeint. Mit Velvet Goldmine ließ er das Glamrock-Zeitalter wieder auferstehen. Seine Douglas-Sirk-Hommage Dem Himmel so fern rekonstruierte das Melodram der 50er Jahre so nah am Vorbild wie kein Epigone zuvor. Sein letzter Kinofilm vor acht Jahren, I'm Not There, suchte nach der Musiklegende des Bob Dylan nicht im Gewand eines Hollywood-Biopics, sondern als bewusstes Medienkaleidoskop, das sich an Abbildungen Dylans durch die Zeit abarbeitet. Somit ist Haynes, wie nicht anders erwartet, ein zutiefst postmoderner Filmemacher. Se...