“Das Ganze hier, ist das Ergebnis eines Traums.”
Eine der größten Zukunftsängste der Menschen ist, dass die Kontrolle über die Technologie vollends aus den Fugen gerät und die Herrschaft der Maschinen anbricht, die die Menschen unhaltbar überrollt und vernichtet. Regisseur James Cameron, erzählte uns in seinen zwei “Terminator”-Filmen genau von einer solchen Zukunft, in der die Maschinen ihr Eigenleben entwickelt haben und die Menschen nicht versklaven wollen, sondern gänzlich ausradieren, doch eine Rebellion wird ausgerufen, angeführt von John Connor, der sich den Cyborgs und Androiden entgegensetzt. Interessant sind diese Gedanken an die Zukunft jedoch immer, ob Utopie oder Dystopie, denn schließlich können sie uns und all die Nachfahren immer betreffen. Und an dieser Stelle kommt der australische Regisseur Alex Proyas ins Spiel, der sein Können in Filmen wie dem Gothic-Horror “The Crow” und dem Sci-Fi-Thriller “Dark City” bewiesen hat. Im Jahr 2004 nahm sich Proyas der hochinteressanten Buchvorlage “Ich, der Robot” vom russischen Autor Isaac Asimovs an, der sich mit einer Zukunftsform beschäftigte, in der Maschinen schon fast einen menschlichen Status erreichen. Seine Verfilmung “I, Robot” kann jedoch in keinem Punkt mit Asimovs Vision mithalten und verliert sich im Einheitsbrei.
“I, Robot” spielt im Jahre 2035, in dem man an dem technologischen Punkt angelangt ist, das Robots ganz normale und alltägliche Begleiter der Menschen sind, die verschiedene Arbeiten in Perfektion ausführen, aber so programmiert sind, dass sie niemals einem Menschen Leid zufügen können , denn es gibt drei klare Gesetze:
1. Ein Roboter darf keinem Menschen schaden oder durch Untätigkeit einen Schaden an Menschen zulassen.
2. Ein Roboter muss jeden von einem Menschen gegebenen Befehl ausführen, aber nur, wenn dabei das erste Gesetz nicht gebrochen wird.
3. Ein Roboter muss seine eigene Existenz bewahren, es sei denn, dies spricht gegen das erste oder zweite Gesetz.
Alle scheinen sich längst an die unzähligen Robots gewöhnt zu haben, bis auf Detective Del Spooner, der die Maschinen sogar vollkommen verabscheut und keiner von ihnen über den Weg traut. Als es zu einem Mord an dem Chefntwickler Dr. Lanning kommt, der für die Robots zuständig war, fällt der Verdacht auf den Robot Sonny und Spooners Befürchtungen wären damit bestätigt. Allerdings ist die Wahrheit eine ganz andere und Spooner taucht in noch viel tiefere Gefahren ein
Mit einem üppigen Budget von 120 Millionen Dollar, standen Alex Proyas natürlich alle Türen offen und sein Film kann mit einer mehr als ansprechenden Optik glänzen, in denen auch die CGI-Effekte zu keinem Zeitpunkt billig wirken. Die Robots sind nicht zu futuristisch oder unglaubwürdig dargestellt, sondern ihr menschenähnliches Gebilde lässt sich durchaus als realistisch bezeichnen, einfach weil sie nicht als unheimlich besonders erscheinen, genau wie die schwebenden Autos, ganz besonders Will Smiths Audi, für den er hier dicke Schleichwerbung betrieben hat. Für die Aufnahmen der immer kalt und steril wirkenden Zukunft, war Kameramann Simon Duggan verantwortlich, der einige starke Einstellungen zu bieten hat und sich nicht in modernem Schnickschnack verrennt, sondern sein Auge immer klar auf das Geschehen gerichtet hat. Der Score von Marco Beltrami ist deutlich über dem Genrestandard und weiß das utopische Bild genau zu unterstreichen, mal mit aufgeladener Kraft und auch die ruhigen Klänge wissen zu überzeugen.
In der Hauptrolle setzt Alex Proyas auf Kassenmagnet Will Smith, der zwar schon sein schauspielerisches Talent zeigen konnte, aber immer wieder die üblichen Helden Hollywoods spielt. Als Detective Del Spooner ist das genau der Fall und zwar mit all den Klischees die nötig sind, um das Massenpublikum zufrieden zu stellen. Das Will Smith hier eine 08/15-Performance abliefert, liegt nicht an seiner Unfähigkeit, sondern an seinem schlecht geschrieben Charakter, gegen den Smith nun auch nicht anspielen kann. Das Publikum hat es jedenfalls nicht gestört, denn die 120 Millionen wurden dreifach wieder eingespielt. Die weiteren Rollen sind mit Bridget Moynahan als Dr. Susan Calvin, Bruce Grenwood als Lawrence Robertson und Shia LaBeouf als Farber nicht fehlbesetzt, aber ihre Charaktere sind so eindimensional, das sie mit ihrem Schauspiel kaum auffallen.
Alex Proyas orientiert sich also lose an Isaac Asimovs Vorlage und stellt die Fragen in den Raum, wie viel Freiheiten wir den Maschinen geben können und wie sehr wir diese in unseren Alltag miteinfließen lassen dürfen. Was bedeutet Menschlichkeit und was bedeutet technologischer Kontrollverlust? Ist ein friedliches Zusammenleben zwischen Mensch und Maschine möglich? Hoffnungen auf derartigen Tiefsinn braucht man sich in “I, Robot” jedoch keine machen, denn Alex Proyas bleibt durchgehend so dermaßen Oberflächlich, dass ein Eintauchen in die visionäre Materie zu keinem Zeitpunkt infrage kommt. Die Charaktere, ganz besonders Detective Del Spooner, sind aus dem Handbuch für todlangweilige Prototypen entsprungen. Spooner hat eine schwere Vergangenheit, kämpft mit den Gegenwartszweifeln, wird Teil einer standardisierten Romanze ohne Seele und hat immer einen coolen Spruch auf den Lippen, während er mit einem grimmigen Blick durch die futuristische Gegend glotzt und sich mit jedem Robot anlegt. “I, Robot” erweist sich einfach als ein stinknormaler Unterhaltungsfilm, der sein zuweilen triviales Drehbuch gerne mit den starken Effekten verdecken möchte, doch die grobe Ungenauigkeit kristallisiert sich immer wieder heraus und die wirklich interessanten Ansätze verblassen zunehmend. Aber auch auf der lockeren Unterhaltungsebene will “I, Robot” nicht zünden, denn Spannung kommt bei der Vorhersehbarkeit selten auf, genauso wenig, wie die schwach gezeichneten Charaktere ansprechend wirken. Wer hier einen neuen “Blade Runner” erwartet, der bekommt einen deftigen Schlag vor den Kopf, aber “I, Robot” ist auch kein kleiner Bruder von Ridley Scotts Meisterwerk, sondern nur einer von Vielen und uninteressantes Sci-Fi-Getöse.
Fazit: Das riesige Potenzial von Asimovs Vorlage nutzt Proyas nicht und schafft es lediglich, an der äußeren Schale leicht zu kratzen und die interessanten Ansätze dabei immer wieder im Keim zu ersticken. Die Effekte sind stark, die Optik mehr als ansehnlich, die Score toll, doch da hört es dann schon wieder auf. Das Drehbuch ist ungenau und löchrig, die Charaktere mies gezeichnet, so dass die Schauspieler gegen eine unsichtbare Wand anspielen und die Inszenierung ist auf einen typischen Hochglanz-Blockbuster getrimmt. Hier wurde so einiges verschenkt, gerade auch, weil der Film nicht vollständig auf der Unterhaltungsebene funktioniert und sich in seiner Oberflächlichkeit verrennt. “I, Robot” muss man nicht sehen.
Bewertung: 4/10 Sternen
ah ja, das ist interessant. damals waren alle so begeistert, und ich fragte mich, ob ich die einzige sei, die damit überhaupt nichts anfangen konnte, wobei die story an sich echt vielversprechend war.