"Wir kaufen einen Zoo" (USA 2011) Kritik – Menschen, Tiere, Emotionen

“You know, sometimes all you need is twenty seconds of insane courage. Just literally twenty seconds of just embarrassing bravery. And I promise you, something great will come of it.”

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Lange Zeit war Regisseur Cameron Crowe („Almost Famous – Fast berühmt“) von der Bildfläche verschwunden. Zuletzt drehte der Meister der großen Gefühle 2005 „Elisabethtown“, und lieferte damit einen der schwächsten Filme seiner Karriere ab. Umso größer ist nun die Erwartungshaltung an Crowes Kino-Comeback, der sich nach den Dokumentarfilmen „The Union“ und „PJ20“ endlich wieder an einem echten Film mit Starbesetzung versucht. „Wir kaufen einen Zoo“ basiert lose auf der autobiografischen Vorlage des Journalisten und Zoobesitzers Benjamin Mee, der einen heruntergekommenen Zoo in England wieder auf Vordermann brachte und seine Erlebnisse in dem Buch „We bought a zoo“ dokumentierte. Leider schmälerte bereits der erste Trailer frühzeitig die Vorfreude, ließ sich doch bereits hier erahnen, dass es sich bei Crowes jüngstem Werk um eine formelhafte Feel-Good-Schmonzette handelt. Leider täuscht der erste Eindruck in diesem Fall nicht. „Wir kaufen einen Zoo“ ist eine schmalzige Familien-Dramödie ohne große Überraschungen, die dank eines wunderbar aufgelegten Casts wenigstens nicht gänzlich in die filmische Bedeutungslosigkeit abrutscht.

Nach dem Tod seiner Ehefrau Katharine (Stephanie Szostak), gerät das Leben des abenteuerlustigen Reporters Benjamin Mee (Matt Damon) vollständig aus den Fugen. Plötzlich muss sich der Familienvater alleine um seine Kinder Dylan (Colin Ford) und Rosie (Maggie Elizabeth Jones) kümmern, die schwer unter dem Verlust ihrer Mutter zu leiden haben. Zudem erinnert ihn fast jeder Winkel seiner Heimatstadt an seine verschiedene Ehefrau. Benjamin weiß nur einen Weg um wieder ein wenig Normalität in das Leben der Familie Mee zu bringen: Ein Neuanfang muss her! Also kündigt der Witwer seinen gut bezahlten Job und macht sich sofort auf die Suche nach einem geeigneten Haus, und bereits nach kurzer Zeit wird Benjamin bereits fündig. Einziger Haken: Zu dem schmucken Bauernhaus gehört nicht nur ein großes Grundstück, sondern gleich ein ganzer Zoo! Dieser ist zwar bereits seit einiger Zeit geschlossen, dennoch gibt es immer noch Angestellte, die aus dem Nachlass des insolventen Vorbesitzers bezahlt werden und sich um die verbliebenen Tiere kümmern. Benjamin, der schon immer die Herausforderung gesucht hat, beschließt, allen Widersprüchen seines Bruders Duncan (Thomas Haden Church) zum Trotz, sein gesamtes Vermögen in den Zoo zu investieren und diesen schnellstmöglich wieder zu öffnen.

„Menschen, Tiere, Emotionen“ wäre ein passender Untertitel für Cameron Crowes neuen Film gewesen. Einem wahren Tierfreund sollte man „Wir kaufen einen Zoo“ jedoch nicht ans Herz legen, denn das titelgebende Zoo-Setting bleibt den ganzen Film hindurch unangenehm austauschbar. Lediglich als Schnittbilder und niedliche Pausenfüller müssen die animalischen Stars herhalten, was schnell den Eindruck entstehen lässt, dass die Geschichte auch wunderbar ohne Tiere in einem stillgelegten Vergnügungspark, Kino oder Museum funktioniert hätte. Die eigentlichen Probleme, die die Instandsetzung eines Zoos und der Umgang mit „wilden“ Tieren mit sich bringen, bleiben in „Wir kaufen einen Zoo“ weitestgehend unangetastet.

Doch auch das Schicksal der menschlichen Darsteller vermag nicht wirklich zu fesseln, da diese in einem erschreckend berechenbaren Handlungsgerüst feststecken und somit von der ersten Sekunde an ihrem vorgezeichneten Ende entgegendümpeln. Auch die spannungsfördernden Möglichkeiten eines auftretenden Problems bleiben ungenutzt, stellenweise scheint es sogar so, als wolle Crowe diese schnellstmöglich aus dem Weg räumen, um die über dem Film liegende Feel-Good-Atmosphäre nicht zu gefährden. Auf diese Weise löst sich selbst ein finanzieller Engpass wie durch Geisterhand in einer einzigen Szene in Luft auf. Und sollte sich ein Problem mal nicht zum richtigen Zeitpunkt von alleine klären, dann verläuft dessen Auflösung stets in vorhersehbaren Bahnen. Das macht den Film zwar leicht bekömmlich, aber nimmt ihm gleichzeitig auch jede Art der Spannung, wodurch er sich letztendlich selbst um erinnerungswürdige Momente bringt.

Glücklicherweise hat Cameron Crowe in „Wir kaufen einen Zoo“ wenigstens in puncto Besetzung ein gutes Händchen bewiesen. Mit Matt Damon („Dogma“, „Good Will Hunting“) hat der Regisseur einen der besten seiner Zunft ins Boot geholt, was der Schauspieler auch hier ein weiteres Mal unter Beweis stellt. So verkörpert er den alleinerziehenden Familienvater, der noch immer sehr stark an seiner kürzlich verstorbenen Frau hängt, mit einer solch herzzerreißenden Intensität, dass man sich der sympathischen Menschlichkeit dieses Charakters kaum entziehen kann. Besonders die Szenen, in denen sich Benjamin Bee in die Vergangenheit flüchtet, gehören, auch dank des gefühlvollen Soundtracks des isländischen Musikers Jon Thor Birgisson, zu den schönsten Momenten in „Wir kaufen einen Zoo“. Auch die Nebendarsteller wie Hollywoodschönheit Scarlett Johansson („Das Mädchen mit dem Perlenohrring“) und der über jeden Zweifel erhabene Thomas Haden Church („Sideways“) sind mit dem Herzen dabei und geben ihr Bestes, um aus den klischeebeladenen Figuren das Maximum rauszuholen.

Fazit: Crowes Regie-Comeback ist ein formelhaftes Feel-Good-Movie ohne echte Highlights. Dank des gut aufgelegten Cast, allen voran Matt Damon, ist „Wir kaufen einen Zoo“ dennoch kein Totalausfall.

Bewertung: 5/10 Sternen

3 Comments

  • Also ich mag “Elizabethtown”! Herzerfrischend und klug. Aber egal, bei “Wir kaufen einen Zoo” hab ich irgendwie auch kaum Erwartungen, trotz, dass ich Matt Damon wirklich richtig gerne sehe. Aber schon der Trailer dümpelt irgendwie so vor sich hin ohne Höhen und Tiefen.
    Und was du schreibst, klingt auch nicht gerade überzeugend.
    Ich werde ihn im Februar in einer kostenlosen Preview sehen, dann kann ich mitreden und ärgere mich hinterher nicht übers ausgegebene Geld *lach*.

    • Ach, angucken kann man sich den schon, solange man kein Geld dafür ausgeben muss 😉
      Ist nur schade, wenn sich ein ausgesprochen fähiger Regisseur nach inzwischen über 6 Jahren Regie-Abstinenz mit einer solchen halbfertigen Gurke zurückmeldet…

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