Kritik: Godzilla vs. Kong (USA 2021) – Zwei Ikonen treffen aufeinander

Eine Gastkritik von Jan Benz

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© Warner Bros DE

Nach monatelanger Wartezeit kommt endlich auch das deutsche Kinopublikum dazu, dem Kampf der Titanen zwischen Godzillla und Kong beizuwohnen. In den USA startete die Monsterkloppe bereits am 31. März und an den internationalen Kinokassen steht Godzilla vs Kong mit einem Einspielergebnis von 442 Millionen Dollar an der Spitze der Hollywood-Blockbuster. Der bisher erfolgreichste US-Kinofilm seit Beginn der Corona-Pandemie soll mit seinen beiden weltberühmten Titanen nun auch das deutsche Publikum zurück in die Kinos locken und welcher Film wäre dafür geeigneter, als dieses Action-Feuerwerk? Eine Frage, welche all jene beantworten können, die bereits die anderen Filme des Monsterverse gesehen haben, denn Godzilla vs Kong vereint sämtliche Stärken, aber auch alle Schwächen der drei Vorgänger.

Nachdem sich Kong auf seiner Heimatinsel Skull Island gegen einige Menschen und Skullcrawler behaupten konnte und Godzilla bereits zwei Mal Gegner wie King Gidorah in ihre Schranken wies, treffen die beiden Alphatitanen nun aufeinander. Dass Kong auf der Suche nach seinen Vorfahren in der sogenannten Hollow Earth, also einer Welt innerhalb der Erde, seine Heimatinsel verlässt, gefällt dem ohnehin angefressenen Godzilla nämlich gar nicht. Dieser attackiert seit neuestem die Menschen, die er eigentlich beschützen sollte. Doch wie immer geschieht nichts ohne Grund und schon bald lauert eine noch größere Gefahr auf die beiden Streithähne.

Das sogenannte Monsterverse ist nun wahrlich nicht dafür bekannt, großartige Geschichten zu erzählen – entsprechend hanebüchen fällt auch die Story von Godzilla vs Kong aus. Allein die Grundidee wird in den ersten fünf Minuten wahnsinnig ungelenk erzählt. In diesen ist Kong auf einer etwas anderen Skull Island zu sehen, Und Godzilla greift fast beiläufig eine Einrichtung des Unternehmens Apex an und Neuzugang Alexander Skarsgard redet von der Hollow Earth und dass man Kong dorthin bringen solle. Fertig ist die Geschichte des Films, mehr entwickelt sich dann auch nicht mehr. Natürlich erwartet niemand von einem solchen Film eine innovative Geschichte, etwas mehr Mühe hätte man sich trotzdem geben können, zumal die Geschichte und die menschlichen Charaktere erneut im Vordergrund stehen.

Godzilla’s out there, and he’s hurting people, and we don’t know why.

Mein größter Kritikpunkt an allen Filmen des Monsterverse bleibt somit bestehen und anstatt die Ikonen ihre Fäuste sprechen zu lassen, muss sich der Zuschauer wieder durch völlig unsinnige Dialoge der uninteressanten Statisten quälen und Godzilla vs Kong braucht ewig, um in Fahrt zu kommen. Die Schar der Menschen teilt sich dabei in zwei Hälften: Auf der einen Seite wird Millie Bobbie Browns Geschichte aus Godzilla 2: King of the Monsters* (2019) fortgesetzt, die sich zusammen mit Deadpool 2-Nachwuchs Julian Dennison und dem absolut unlustigen Podcaster Brian Tyree Henry zusammentut, um die Machenschaften von Apex aufzuklären. Das funktioniert allerdings überhaupt nicht, denn nicht nur ist die Lösung hinter dem zwielichtigen Unternehmen von der ersten Sekunde an klar, auch die Figurenkonstellation der drei funktioniert zu keiner Sekunde und der gesamte Handlungsstrang ist eine einzige ganz und gar nicht unterhaltsame Katastrophe. Etwas besser ergeht es der drölften dysfunktionalen Patchwork-Familie des Franchise um Alexander Skarsgard, Rebecca Hall und Kaylee Hottle. Letztere ist von allen noch am überzeugendsten, ihr Charakter entspricht quasi dem klassischen Vorbild aus King Kong und die weiße Frau*. Auf der Seite der Antagonisten fällt Demian Bichirs eindimensionaler Bösewicht ebenso unspektakulär aus, wie der Einsatz von Elza Gonzalez, die eigentlich eine fähige Schauspielerin ist (siehe Baby Driver), hier jedoch völlig verschenkt wird.

Wenn das menschliche Drama also wieder einmal nicht funktioniert, sollten wenigstens die beiden titelgebenden Monster überzeugen, das tun sie jedoch nur zur Hälfte. Das Einzige, was Godzilla den Film über tut, ist nach all denjenigen zu jagen, die seinem Territorium gefährlich werden könnten. Mehr bekommt die Riesenechse nicht zu tun, entsprechend blass bleibt der Titan auch. Kong spendiert man mit der Suche nach seinen Vorfahren jedoch so etwas wie eine Hintergrundgeschichte, wodurch der Riesenaffe das Herzstück des Films bildet, obwohl seine Geschichte etwas an den Haaren herbeigezogen wirkt. Man sollte eben nicht allzu viel nachdenken bei Godzilla vs Kong, der Glaubhaftigkeit halten der technologische Fortschritt der Menschheit, die scheinbar in kürzester Zeit allerhand Zukunftstechnologien entwickelt können und die herbeigezauberte Hollow-Earth-Theorie, sowie die beinahe mystische Unterwelt, einfach nicht stand.

Wie bereits erwähnt, sollte jedoch jeder wissen, dass er von einem solchen Film keine kohärente Story erwarten kann. Ärgerlich wird es eben nur dann, wenn diese Geschichte, trotz geringer Glaubhaftigkeit, im Vordergrund steht, obwohl man eigentlich nur den beiden Monstern dabei zusehen möchte, wie sie sich gegenseitig aufs Fressbrett geben. Zweimal prallen Godzilla und Kong aufeinander: Zum einen auf einem Flugzeugträger inmitten der Weiten des Ozeans und das andere Mal zwischen den Neonreklamen der Hochhäuser im nächtlichen Hongkong. Für meinen Geschmack hätte es ruhig noch ein drittes Aufeinandertreffen geben können, denn müde wurde ich bei den Kampfszenen nicht, die auch nur etwa 25 der 113 Minuten des Films ausmachen. Immerhin weiß Godzilla vs Kong seine Hauptfiguren perfekt in Szene zu setzen und die Kämpfe der beiden sind so spektakulär wie erhofft. Gerade der Kampf in Hongkong ist besonders gut gelungen und zeigt im Vergleich zu früheren Einträgen des Franchise auch eine deutliche Veränderung: Nämlich im Tempo. Schwerfällige Kämpfe der Titanen scheinen der Vergangenheit anzugehören, stattdessen drückt Regisseur Adam Wingard (Blair Witch) aufs Tempo und inszeniert den Kampf der beiden extrem rasant. Das ist anfangs ungewohnt, aber im Meer von  Neonreklamen, einstürzenden Hochhäusern und zweier Titanen, die sich bis aufs Letzte bekämpfen, entwickelt sich schnell ein Grinsen auf dem Gesicht. In Sachen Action weiß also auch Godzilla vs Kong zu überzeugen, zumal die Effekte gelungen sind und der Soundtrack von Tom Holkenborg ordentlich im Hintergrund wummert. Das Einzige, was mir persönlich gefehlt hat, ist ein echtes Alleinstellungsmerkmal. So unterhaltsam die Kämpfe auch sind, auch Godzilla vs Kong fehlt das gewisse Etwas, um sich von anderen Zerstörungsorgien wie Pacific Rim abzugrenzen.

Fazit: Godzilla vs Kong vereint sämtliche Stärken und Schwächen des Monsterverse. Wie schon in den drei Vorgängern (den beiden Godzilla-Filmen und Kong: Skull Island) stehen die banal gezeichneten menschlichen Charaktere im Vordergrund und die hanebüchene Story kann ebenfalls nicht überzeugen. Wenn es dann mal kracht, macht die spektakuläre Action aber auch richtig Laune und gerade der finale Kampf in Hongkong ist mehr als gelungen. Schwach ist hingegen das Ungleichgewicht zwischen den beiden Titanen, denn während Kong eine echte Hintergrundgeschichte spendiert bekommt, weiß der Film mit Godzilla eigentlich überhaupt nichts anzufangen. Mehr als okaye Unterhaltung ist das am Ende einfach nicht.

Hier geht es zum Trailer auf Youtube.

Godzilla vs Kong ist ab dem 1. Juli 2021 deutschlandweit im Kino zu sehen. Ab dem 30. September 2021 ist der Film zudem als (4K) Blu-ray-Release erhältlich.*

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