"Das Schweigen der Lämmer" (USA 1991) Kritik – Im Netz des Kannibalen

“Die große Bedeutung des Schmetterlings liegt in der Metamorphose. Die Larve, bzw. Raupe wird zur Puppe, die sich nunmehr in Schönheit verwandelt. Unser Billy will sich auch verwandeln.”

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Jonathan Demmes Verfilmung des gleichnamigen Buches ‘Das Schweigen der Lämmer’ war 1991 sein bisher größter Erfolg. Bei den Oscar-Verleihungen gewann der Film 5 Oscars und zwar die wichtigsten: bester Film, beste Regie, bester Hauptdarsteller, beste Hauptdarstellerin, bestes adaptiertes Drehbuch und das völlig zu Recht. ‘Das Schweigen der Lämmer’ ist ein Psycho-Thriller der absoluten Sonderklasse.

Die FBI-Auszubildende Clairce Starling bekommt es mit einem schweren Brocken zu tun. Das FBI ist schon seit geraumer Zeit auf der Suche nach dem Serienkiller Buffalo Kid, der sich jedoch hervorragend versteckt. Die letzte Möglichkeit scheinen Gespräche mit dem inhaftierten Psychiater Dr. Hannibal Lecter zu sein, der ihr bereits als Hannibal der Kannibale bekannt ist. Denn Lecter hat die Fähigkeit sich in Mörder hineinzudenken und den möglichen Aufenthaltsort von Buffalo Kid aufzudecken. Doch Lecter will als Gegenleistung einige private Details aus Starlings Leben. Ein psychologisches Katz-und Mausspiel beginnt, während Buffalo Kid bereits sein nächstes Opfer gefunden hat – die Tochter der Senatorin.

Dunkle, unheimliche und leicht gedämpfte Bilder prägen die Atmosphäre des Films. Dazu der punktgenaue Score von Howard Shore und der grandiose Schnitt von Craig McKay machen den Film klar zu einem Highlight des Genres. Mit wenig Geld wurde wieder mal eine der packendesten Stimmungen überhaupt erschaffen.

Jodie Foster spielt die toughe FBI-Auszubildende Clairce Starling, die mit einem schweren Fall konfrontiert wird, aber den Kopf nicht verliert. Egal wie schwer es auch zu sein scheint. Foster spielt extrem stark und bringt jedes Gefühl exzellent rüber. Anthony Hopkins ist das große Highlight der Besetzung. Er spielt den hochintelligenten Psychiater Dr. Hannibal Lecter, der eine Vorliebe für Menschenfleisch hat und den Charakter seines Gesprächspartners ohne Probleme zerpflücken kann. Hopkins spielt so unglaublich Intensiv, dass man es mit der Angst zu tun bekommt. Eine fantastische Leistung, wobei Hauptdarsteller bei seiner Einsatzzeit wohl doch ein wenig zu hochgegriffen scheint. Dann wär da noch Ted Levine als perverser Frauenmörder Buffalo Kid. Auch Levine bringt eine starke Leistung und geht in seiner Rolle voll auf.

Jonathan Demmes Film konzentriert sich auf zwei große Aspekte: das Psycho-Duell zwischen Starling und Hannibal und die Krimi-Story. Starling ist eine aufstrebende und willensstarke Frau, in einer von Männern dominierten Welt. Sie versucht keine Schwächen oder Gefühle zu zeigen und nimmt auch ohne zu zögern den Fall von Buffalo Kid an. Als sie das erste Mal mit Hannibal ins Gespräch kommt, durchschaut er Starling in wenigen Minuten und eröffnet ihr all ihre Ängste und Gefühle und man sieht ihrem Blick deutlich an, dass er mit jeder Aussage ins Schwarze getroffen hat. Wirklich ernstnehmen tut er sie dabei jedoch nicht. Doch als ein Zellennachbar von Hannibal eine Taktlosigkeit begeht, gibt er ihr doch den ersten Hinweis. So beginnt ein mehr als spannendes Psycho-Duell der beiden, wobei Starling sich immer mehr die Frage stellt, ob sie Hannibal nun bewundern oder verachten soll. Obwohl Hannibal sich doch die ganze Zeit in einem Gefängnis befindet, ist er doch der größte Anhaltspunkt der Geschichte und immer gegenwärtig und wurde so zu einer der bekanntesten Filmfiguren überhaupt.

Die Krimi-Geschichte rund um Buffalo Bill erweist sich auch als äußerst spannend. Stück für Stück wird mehr und mehr von ihm gezeigt und seinem Vorhaben wird klarer. Demmes inszeniert einige der wohl spannendsten und unvergesslichsten Szenen überhaupt. Da wären natürlich die erwähnten Gespräche zwischen Hannibal und Starling. Wobei man eigentlich sagen könnte, alle Szenen mit Hannibal sind unvergesslich, allein sein durchdringender und diabolischer Blick brennt sich direkt ins Gedächtnis. Dann die Szene in der Starling die ersten Untersuchungen in der Garage unternimmt, die äußerst kranke Szene in der Buffalo Kid geschminkt und Nackt zu ‘Goodbye Horses’ tanzt oder die an Spannung kaum zu überbietende Schlusssequenz in völliger Finsternis und man als Zuschauer, genau wie Starling, nur durch das Nachtsichtgerät von Buffalo Bill etwas sieht.

Fazit: ‘Das Schweigen der Lämmer’ ist einer der spannendsten und nervenaufreibendsten Psycho-Thriller aller Zeiten. Ein hervorragender Cast, vor allem mit Hopkins grandios besetzt, die perfekte Atmosphäre und die exzellent eingesetzte Musik machen ‘Das Schweigen der Lämmer’ zu einem Meisterwerk.

“Einer dieser Meinungsforscher wollte mich testen. Ich genoss seine Leber mit ein paar Fava-Bohnen, dazu einen ausgezeichneten Chianti.”

Bewertung: 9/10 Sternen

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