Schlagwort: Pascal Reis

Kritik: Irreversibel (FR 2002) – Gefangen zwischen Schmerz und Sinnlosigkeit
Drama, Filmkritiken, Französischer Film

Kritik: Irreversibel (FR 2002) – Gefangen zwischen Schmerz und Sinnlosigkeit

Willst du dich rächen oder willst du, dass er in den Knast kommt? Nach seiner provokanten und extremen Gesellschaftskritik Menschenfeind setzte Regisseur Gaspar Noé mit Irreversibel 2002 genau auf diesem Härtelevel wieder an und schleuderte uns einen Film entgegen, der den Zuschauer genau da erwischt, wo es ihn am meisten schmerzt. Und dieser Schmerz bleibt. Die Kameraarbeit von Benoît Debie beginnt absolut irre, anstrengend und äußerst eigenwillig. Das Bild dreht sich unaufhaltsam in alle Richtungen und treibt den Zuschauer in wahre Schwindelgefühle. Doch je näher wir dem Anfang kommen, desto ruhiger werden auch die Aufnahmen. Der Soundtrack von Irreversibel ist nicht minder gewöhnungsbedürftig. Thomas Bangaltes Musik dröhnt und brennt sich in die Köpfe und lässt nicht nur einmal Gäns...
There Will Be Blood (USA 2007) Kritik – Daniel Day-Lewis zwischen Gier  und Größenwahn
Drama, Filmkritiken

There Will Be Blood (USA 2007) Kritik – Daniel Day-Lewis zwischen Gier und Größenwahn

Ich sehe immer das Schlechte in den Menschen, Henry. Ich muss mich nicht erst völlig in sie vertiefen, um sie zu durchschauen. Ich vermehre meinen Hass über die Jahre, Stückchen für Stückchen. Paul Thomas Anderson zählt inzwischen zu den besten und vielversprechendsten Regisseuren der jüngeren Filmgeschichte. Mit Boogie Nights von 1997 machte Anderson zum ersten Mal so richtig auf sich aufmerksam. Zwei Jahre später lieferte er mit Magnolia den Beweis dafür ab, dass er mehr als nur ein Talent ist. Anderson ist ein Meister und könnte schnell zu den besten Regisseuren überhaupt zählen. 2002 folgte Punch-Drunk-Love, leider konnte dieser nicht ganz mit den beiden ersten Meisterleistungen mithalten. Nun wurde es still um Anderson. Fünf Jahre hörte und sah man nichts von ihm, bis sein neues We...
Kritik: Psycho (USA 1960) – Hitchcocks seelischer Konflikt jetzt in 4K
Filmkritiken, Horror, Thriller

Kritik: Psycho (USA 1960) – Hitchcocks seelischer Konflikt jetzt in 4K

Der beste Freund eines Mannes ist seine Mutter. Was muss ein Regisseur leisten, um die Massen ins Kino zu locken und auch noch nach dem Tod ein großes Thema in der Filmwelt zu sein? Darauf lässt sich wohl schnell eine klare Antworte finden: Er muss ganz einfach gute Filme inszenieren, die auf sich aufmerksam machen und auch immer mit neuer Aufmerksamkeit geadelt werden können. Wobei man an dieser Stelle sagen muss, dass Wort "gut" viel zu simpel ist. Genauer gesagt muss dieser Regisseur zeitlose, visionäre und beeindruckende Werke auf die Welt loslassen, die auch nach unzähligen Jahren noch mit der gleichen Kraft packen und die Zuschauer einfach immer und immer wieder begeistern können. In diese Kategorie fallen sicher Filmemacher wie Stanley Kubrick, Ingmar Bergman und der Brite Alfred...
Kritik: Lost in Translation (USA 2003) – Coppolas Meisterwerk jetzt im limitierten Mediabook
Drama, DVD & Bluray, Filmkritiken

Kritik: Lost in Translation (USA 2003) – Coppolas Meisterwerk jetzt im limitierten Mediabook

Je mehr man über sich selbst und über das, was man will, weiß, desto weniger lässt man an sich ran. Inzwischen sollte allen anspruchsvollen Kinogängern vollkommen bewusst sein, dass es nie wirklich die angepriesenen High-Budget-Produktionen sind, die wirklich für alle Ewigkeit im Gedächtnis bleiben, denn dafür liefern diese Filme einfach zu wenig Bleibendes und von positiven Nährstoffen kann auch nur selten die Rede sein. Wenn wir ehrlich sind, dann beeindrucken uns die kleinen, unscheinbaren Werke immer deutlich mehr, weil sie es in beeindruckender Art und Weise geschafft haben, mit wenigen Mitteln etwas ganz Großes auf die Beine zu stellen. Und hier kommen wir dann auch auf den Namen Sofia Coppola zurück, die Tochter von Regie-Legende Francis Ford Coppola, dem wir für alle Ewigkeit da...
Kritik: Full Metal Jacket (USA 1987) – Kubricks Antikriegsmeisterwerk jetzt in 4K
Filmkritiken, Kriegsfilm

Kritik: Full Metal Jacket (USA 1987) – Kubricks Antikriegsmeisterwerk jetzt in 4K

Die tödlichste Waffe der Welt ist ein Marine mit seinem Gewehr! Es ist euer Killerinstinkt, der voll da sein muss, wenn ihr im Kampf überleben wollt! Euer Gewehr ist nur ein Instrument! Töten kann nur ein Herz aus Stahl! Der Krieg hat viele Gesichter, doch allesamt sonnen sie sich in Sinnlosigkeit und unbeschreiblicher Gewalt. Viele große Regisseure widmeten sich schon dieser Bestie, einige von ihnen mussten sie selbst durchleben. Die filmischen Ergebnisse sind dabei immer unterschiedlich. Mal durchwachsen, schwach und täuschend, mal meisterhaft und erschreckend ehrlich. Wenn sich eine Legende wie der einzigartige Stanley Kubrick diesem Thema, hier dem Vietnamkrieg, annimmt, dann darf man etwas Besonderes erwarten. Wie in jedem Kubrick-Film gibt es an der Atmosphäre rein gar nichts...
Kritik: Lottergeist Beetlejuice (USA 1988) jetzt in 4K
Filmkritiken, Horror, Komödie

Kritik: Lottergeist Beetlejuice (USA 1988) jetzt in 4K

Ich habe unzählige Dämonen in mir, überzeugt euch wenn es sein muss! Hört man heute den Namen Tim Burton, dann muss man unweigerlich direkt an seinen Kumpanen und Arbeitskollegen Johnny Depp denken, die sich zusammen von Projekt zu Projekt hangeln und die Herzen der Fans mit ihren liebevollen Filmen beglücken, wenn auch nicht in dem Ausmaß, wie es in den 90er Jahren gang und gäbe war. Da hätten wir großartige Sachen wie "Edward mit den Scherenhänden", "Ed Wood" und "Sleepy Hollow", die allesamt zu den besten Werken in Burtons als auch Depps Schaffen gehören. Auch im neuen Jahrtausend wusste das Duo in Filmen wie "Charlie und die Schokoladenfabrik" oder "Sweeney Todd" vollends zu überzeugen, doch mit den beiden letzten Zusammenarbeiten "Alice im Wunderland" und "Dark Shadows" spaltet...
Kritik: Der weiße Hai (USA 1975) – Der Schrecken der Meere jetzt im Mediabook
Abenteuer, DVD & Bluray, Filmkritiken, Horror

Kritik: Der weiße Hai (USA 1975) – Der Schrecken der Meere jetzt im Mediabook

Sie werden ein größeres Boot brauchen. Fragt man nach den erfolgreichsten Regisseuren aller Zeiten, dann kommt man an einem Namen nicht vorbei: Steven Spielberg. Spielberg war immer ein Qualitätsname, auch wenn diese Qualität sich mehr als nur einmal auf der visuellen Ebene breiter entfachen konnte, als auf der Filmischen. Schaut man sich die Karriere des einstigen Meisterregisseurs an, dann wird man feststellen, dass Spielberg nicht nur einen Hit in einem Jahrzehnt ablieferte, sondern gleich eine ganze Handvoll und war dabei nie nur auf ein Genre spezialisiert, sondern auf mehreren, die er für Groß und Klein dementsprechend inszenierte. Da hätten wir seine Sci-Fi-Filme Unheimliche Begegnung mit dritten Art, E.T. - Der Ausserirdische, A.I. - Künstliche Intelligenz und Minority Repor...
Kritik: Beale Street (USA 2018)
Drama, Filme, Filmkritiken, Retro

Kritik: Beale Street (USA 2018)

Wie auch schon Moonlight ist Barry Jenkins' neues Werk Beale Street ein Film, der vollkommen den Befindlichkeiten seiner Figuren verschrieben ist. Bereits mit seinem Oscar-Gewinner als Bester Film bewies Jenkins 2016 zuvor, dass er ein begnadeter Regisseur der schwebenden Melodramatik und geradezu bestürzenden Intimität ist. Als Konstante erweist sich hierbei ebenso in Beale Street, der auf einem Roman des bedeutenden afroamerikanischen Schriftstellers James Baldwin basiert, das Motiv der Liebe, die in der Geschichte des Films über allem thront. Von Anfang an entfaltet sich Beale Street in Bildern von besonders stilisierter Schönheit als von intimen Momentaufnahmen durchzogenes Leinwand-Poem, in dem die Zeit zwischen den schier endlos eingefangenen Blicken und zärtlichen Berührungen wie ...
Kritik: Dead Man (USA 1995)
Amazon Prime, Filmkritiken, Western

Kritik: Dead Man (USA 1995)

Manchen winkt die ewige Nacht. Der Western ist seit Anbeginn der Filmgeschichte eines der beliebtesten und vielfältigsten Genres überhaupt, denn die Ausrichtung der Charaktere und der Handlungsorte kann so unterschiedlich sein, dass diese Welt keine Grenzen zu haben scheint. Dabei muss man natürlich auch über den klassischen Westernhelden hinausblicken, für den die Legende John Wayne Jahrzehntelang Pate stand. Auch Clint Eastwood wurde als wortkarger und ebenso gnadenloser Namenloser zur Legende in diesem Genre und konnte seinen großen Durchbruch mit Colt und zu Pferd feiern. Denkt man an die wichtigsten Westernregisseure, dann kommen zwei Namen in den Sinn, die beide auf den Vornamen Sergio hören. An erster Stelle der wohl bekanntere Sergio Leone, der mit "Spiel mir das Lied vom To...
Kritik: Der Eissturm (USA 1997) – Ang Lees unterschätzter Geniestreich
Drama, Filmkritiken

Kritik: Der Eissturm (USA 1997) – Ang Lees unterschätzter Geniestreich

Well, it's great that we can all be together. And this Thanksgiving, no yelling, no hysteria, especially with your grandpa not here, although we miss him. Die amerikanische Gesellschaft und die mit ihr verbundene Vorstadt-Idylle mitsamt ihrer Scheinheiligkeiten wurde schon von einigen Regisseuren genauestens auseinandergenommen und in ihre oft schmerzhaft ehrlichen Einzelteile zerlegt. Interessant ist hierbei der Punkt, dass gerade Ang Lee und Sam Mendes, also zwei Nicht-Amerikanern, die besten Zeichnungen gelangen, welche die Fassaden punktgenau zerschnitten. American Beauty von Sam Mendes aus dem Jahr 1999 ist inzwischen zu Recht schon ein Meilenstein der jüngeren Filmgeschichte, doch auch Todd Fields Little Children (2006) zeigte uns die gepflegte Vorstadt und die wahren Gesichter hi...