Schlagwort: Tragikomödie

Filmkritiken

"Top Five" (USA 2014) Kritik – Chris Rock will endlich ernstgenommen werden

Autor: Pascal Reis "I am telling you, everything means something." Hauptdarsteller, Drehbuchautor und Regisseur in Personalunion: Chris Rock meint es mit seinem neusten Streich „Top Five“ verdammt ernst. Und darum geht es im Endeffekt auch – Das kräftezehrenden Gefecht eines Künstlers, der endlich aus der Schublade entfliehen möchte, die ihn berühmt gemacht hat, um der Welt zu beweisen, dass in ihm nicht nur der Klassenkasper steckt, der immer für einen lockeren Spruch zu haben ist, sondern ein durchaus ernstzunehmende Filmemacher steckt, der Größeres im Sinn hat. Um den doch sehr subkulturspezifisch ausgefallenen „Top Five“ richtig am Schopfe packen zu können, ist es von unbedingter Signifikanz, sich im Vorfeld ein Stück weit mit der pulsierende Medienlandschaft der Vereinigten Staate...
Filmkritiken

Filmkritiken zu "Männerhort", "Among the Living – Das Böse ist hier" und "Wish I Was Here"

Autor: Pascal Reis „Männerhort“ (DE 2014) von Franziska Meyer Price, u.a. mit Elyas M'Barek, Christoph Maria Herbst und Detlev Buck Die kommerzialisierte Manufaktur deutscher Massenkalauer rodelt und röchelt weiter: Der nächste gelbliche Auswurf in Form von „Männerhort“ darf sich natürlich ebenfalls in eine Reihe zu „Vaterfreuden“ und horrender Konsorten gesellen und zieht den Zuschauer geradewegs in ein überstrahltes (und unterbelichtetes) Paralleluniversum, in dem es wiederholt keine sozialen Schichten zu geben scheint, sondern nur die architektonisch chic verzweigte Neubausiedlung irgendwo in Frankfurt. In den Hauptrollen sehen wir ein Arschloch (Christoph Maria Herbst), einen Schwulen (Detlev Buck) und Elyas M'Barek (würg) – das muss als Charakterisierung genügen, dachten sich David...
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"Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück" (CA/DE 2013) Kritik – Wir sind zum Glück verpflichtet

Autor: Pascal Reis „Happiness is sometimes loving two women at the same time.“ Was bedeutet es eigentlich, 'glücklich' zu sein? Nach beziehungsweise mit welchen Maßstäben lässt sich Glück überhaupt dimensionieren? Und ganz grundlegend: Was, zum Teufel, ist Glück?! All das sind Fragen, die man sich im Laufe seines Lebens in einer ruhigen Minute vielleicht mal stellen könnte, wohl primär in derlei Perioden, in denen man vom Glauben eingeholt wird, das es für einen selbst momentan so gar nicht rund läuft. Das wirklich Schöne dabei ist: Es gibt keine allgemeingültige Antwort, keine eingeschriebene Auskunft, die dich zufriedengestellt in den gerechten Schlaf entlässt, sondern nur ein konjunktivisches Prinzip. Genauso wenig ist es möglich, die erschlagenden Kräfte der Liebe zu rationalisieren ...
Filmkritiken

"Can a Song Save Your Life?" (USA 2013) Kritik – John Carney lädt zur musikalischen Großstadthommage

Autor: Pascal Reis „You know, I wasn't trying to win you over. I was telling you to fuck off.“ Mit seinem herrlich zurückgenommenen Musik(er)-Film „Once“ erlangte der irische Filmemacher John Carney internationale Reputation: Die Geschichte über einen Straßenmusiker und eine junge Pianistin, die nicht nur in ihrer gemeinsamen Passion zusammenfinden – natürlich war „Once“ eine Liebeserklärung an die Musik selbst -, versprühte eine ungeschönte Herzenswärme und ließ die beiden Laiendarsteller Glen Hansard und Markéta Irglová ohne jeden Ansatz von Prätention ihrer Wege gehen. Dass Carney inszenatorisch darin zwar noch keine Meisterklasse erreicht hatte, lässt sich nicht verheimlichen, doch die Aufrichtigkeit im Umgang mit seinen Charakteren konnte handwerkliche Mängel ein Stück weit kaschie...
Filmkritiken

"Philomena" (FR/GB/US 2013) Kritik – Judi Dench sucht ihren verlorenen Sohn

Autor: Pascal Reis "If God were in there, he'd say you were a fucking idiot!" Im streng katholischen Irland der 1950er Jahre galt es als schwere Sünde, ein uneheliches Kind zu gebären. War dies dennoch der Fall, wurden die Frauen kurzerhand in ein Kloster verfrachtet; nicht nur, um dort ihr Kind auf die Welt zu bringen, sondern auch um danach – quasi als Sündenerlass – im Kloster der Zwangsarbeit verpflichtet zu werden. Philomena Lee ist eine dieser jungen Frauen, die sich in einer solchen Situation wiederfinden musste und hilflos dabei zusah, wie die hiesigen Ordensschwestern ihren Sohn Anthony leichtfertig zur Adoption freigaben. Heute ist Philomena schon über 70 und eröffnet ihrer Tochter das über Jahrzehnte still bewahrte Geheimnis, denn die nach wie vor streng gläubige Dame möchte ...
Filmkritiken

"Smashed" (USA 2012) Kritik – Mary Elizabeth Winstead sagt dem Alkohol den Kampf an

Autor: Pascal Reis "Well, you peed on me, so I guess we're even." Der unbändige Alkoholkonsum ist nicht nur in ausgewählten Ländern ein Problem. Wenn wir uns über die immensen Auswirkungen des Alkoholismus austauschen, dann sprechen wir von einer globalen Causa, dessen Ursprung nicht vor einigen Jahren gelegt wurde, doch den kontrollierenden Boden Verbrauch schon vor langer Zeit unter den Füßen verloren hat. Sieht man die Zahlen der Toten, die alljährlich an den Folgen ihrer Konsumation dahinscheiden, dann wird klar, in welchen Sphären wir schweben: In Deutschland stehen wir bei knapp 75.000 Toten, weltweit bei 2.500.000 Opfern. Wir haben es also mit einem aktuellen wie wichtigen Thema zu tun, welches natürlich auch in der Filmwelt immer wieder in verschiedener Art und Weise angesprochen...
Filmkritiken

"Immer Ärger mit 40" (USA 2012) Kritik – Paul Rudd und Leslie Mann im Ehestress

Autor: Pascal Reis "I don't want a turbo penis. I like your medium soft one." Über Geschmack lässt sich ja bekanntlich streiten. Humor spielt im eigenen Geschmacksempfinden natürlich eine ganz zentrale Rolle und es liegt nun an jedem Menschen selbst, ob er seinen Spaß an pechschwarzen Humor Made in Britain hat, oder sich doch von derbem Slapstick à la Stooges belustigen lassen kann. So schön das gemeinsame Lachen auch sein kann, manchmal stoßen doch zwei divergente Welten aufeinander, die das reziproke Humorzentrum des anderen nur mit unverständlichem Stirnrunzeln betrachten können und während bei Person A bereits Tränen aufgrund der Zwerchfellerschütterung kullern, sitzt Person B regungslos im Nebensitz und schnauft enthemmt genervt durch den Saal. Ausnahmen sind da nur die ikonischen U...
Filmkritiken

"Der Biber" (USA 2011) Kritik – Mel Gibson und seine plüschige Handpuppe

"We reach a point where, in order to go on, we have to wipe the slate clean. We start to see ourselves as a box that we're trapped inside and no matter how we try and escape, self-help, therapy, drugs, we just sink further and further down." Walter Black (Mel Gibson) hat Probleme. Und damit sind nicht diese Larifari Alltagsprobleme gemeint. Walter Black hat schwere Probleme. Sein Beruf als Leiter einer Spielzeugfabrik steht auf der Kippe, die Aktien sinken in den Keller, sein ältester Sohn Porter (Anton Yelchin) hält ihn für einen Vollversager und notiert sich jede charakterliche Gemeinsamkeit, um sie bloß nicht zu wiederholen und seine Frau Meredith (Jodie Foster) hat kein Interesse mehr an einer weiteren Bindung und setzt Walter schließlich vor die Tür. Der unter schweren Depressionen...
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"Vincent will meer" (DE 2010) Kritik – Mit Florian David Fitz ans Meer

"Ich hab einen Clown im meinem Kopf, der mir ständig zwischen die Synapsen scheißt. Der mich immer zwingt, gerade das zu machen, was ich am wenigsten gebrauchen kann!" Der Wunsch von einem normalen Leben ist für Vincent längst in den unmöglichen Bereich gerutscht, denn Vincent leidet am schwierigen Tourette-Syndrom und verliert immer wieder die Kontrolle über seinen Körper. Seine Mutter, eine schwere Alkoholikerin, hat gerade das Zeitliche gesegnet und sein Vater Robert, der seinem Sohn keine Zeit schenkt, schiebt Vincent kurzum in ein Therapiezentrum ab. In diesem Zentrum sollen seine ausufernden Anfälle behandelt werden und im besten Fall auch verschwinden, denn für Robert war das Tourette immer der Grund der gescheiterten Familienverhältnisse. Das Problem bei der ganzen Sache: Vincen...
Filmkritiken

"Elementarteilchen" (DE 2006) Kritik – Die Geschichte zweier Brüder

"Die Wahrheit ist wie ein Elementarteilchen: Sie ist nicht weiter zerlegbar." Als im Jahre 1998 Michel Houellebecqs Roman „Elementarteilchen“ auf dem Markt erschien, war der Aufschrei groß. Houellebecqs sprach in radikal-offensiver und äußerst kontroverser Art und Weise die Zukunft des Menschen in Bezug auf die Sexualität an. Angelehnt an Aldous Huxleys „Schöne neue Welt“ in dem der britische Autor eine heiß diskutierte Dystopie offenbarte, in der die Sexualität und die Fortpflanzung keinerlei Zusammenhang mehr besitzt. „Elementarteilchen“ mauserte sich schnell zu einem dieser ominösen „Skandalbücher“ und konnte zeitgleich auch den Kultstatus im autobiographischen Bereich genießen. Als der deutsche Filmemacher Oskar Roehler, der, wie sich in der Vergangenheit immer wieder zeigte, auch n...