"Universal Soldier: Day of Reckoning" (USA 2012) Kritik – Scott Adkins wird zum B-Movie-Rächer

Autor: Sebastian Groß

“It’s not safe here.”

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Mit „Universal Soldier“ inszenierte Roland Emmerich Anfang der 1990er Jahre einen so dummen wie erfolgreichen Actionfilm, der dem Schwaben die Tür zu Hollywood öffnete, während die „Soldiers“ in bescheidenen Sequels fortgesetzt wurden, die meist direkt für den Heimkinomarkt oder das amerikanische Kabelfernsehen produziert wurden. 2012 erschien dann „Day of Reckoning“, der damit beworben wurde, dass mit Scott Adkins, Jean-Claude Van Damme und Dolph Lundgren gleich drei Cast-Mitglieder von „The Expendables 2“ dabei sind. Eine übliche Werbemasche, die nicht so überraschend war, wie die Tatsache, dass der neuste Film der Reihe von vielen Kritikern gefeiert wurde. Aber warum? Was macht dieser Teil anders, als seine Vorgänger?

Mögen Sie Action? Harte, erbarmungslose Action? Wenn ja, dann schauen Sie sich „Day of Reckoning“ an. Regisseur John Hyams, Sohn von Peter Hyams, der als Regisseur und Kameramann eine so interessante wie vielseitige Filmographie vorweisen kann, hatte bereits „Universal Soldier: Regeneration“ inszeniert. Dieser Teil der Reihe war allerdings wenig ansehnlich. Es war ein billig aussehender Action-Snack, der scheinbar in wenigen Tagen und an nur einer Handvoll Locations gedreht wurde. Ein Film, der wohl auch hartgesottene Actionheads wenig begeistert hat. Umso erstaunlicher, dass „Day of Reckoning“ wesentlich hochwertiger ausschaut. Mit knapp elf Millionen US-Dollar lässt John Hyams ein paar durchaus ansehnliche Big Moments vom Stapel, zumindest im Vergleich zu seinen Vorgängern.

Hyams zweiter Film rund um die „Universal Soldiers“, ist definitiv der beste der gesamten Reihe. Dies muss allerdings nicht viel bedeuten. Selbst Emmerichs Startfilm ist auch unter dem Gesichtspunkt des guilty pleasure kein wirkliches Vergnügen. Der 2012er Beitrag, bietet da wesentlich mehr. Zum einen wäre da der Härtegrad. Hier werden Füße gekappt, Beine gebrochen, Köpfe zerschossen und vieles mehr. Alles eingebettet in rabiaten Actionszenen, die von Hyams wirklich adäquat inszeniert wurden. Ein weiterer Pluspunkt ist Hauptdarsteller Scott Adkins (Van Damme und vor allem Lundgren spielen hier, obwohl die Promotion etwas anderes sagt, nur die zweite Geige). Der Mann machte sich mit Auftritten in Direct-to-DVD-Actionfesten wie „Undisputed 2“ oder „The Tournament“ einen Namen und besticht eigentlich immer durch seine physische Präsenz. Er gilt absolut zu Recht als einer der besten Kämpfer der jüngeren Filmgeschichte. Zum Glück besitzt er sogar so etwas wie schauspielerisches Talent und selbst wenn er niemals ein Charakterkopf werden wird, so ist er doch eine Persönlichkeit, der den Zuschauer durch seine recht sympathische Ausstrahlung in seinen Bann zieht.

Aber selbst Scott Adkins kann den größten, gewichtigsten Makel von „Day of Reckoning“ nicht lindern: die Story. Die ist logikfrei und an den Haaren herbeigezogen. Dass ist ja auch in Ordnung, aber Hyams versucht alles um das dünne Nichts namens Handlung aufzuwerten. Wenn Jean-Claude Van Damme mit Glatze und leicht geisteskrankem Blick herum philosophiert, oder wenn Adkins gegen Ende auf einem Boot zur im grünen Dickicht eines Waldes versteckten Festung seines Nemesis aufbricht, dann wirkt „Day of Reckoning“ wie eine läppische „Apocalypse Now“-Kopie. Doch damit nicht genug.

Der visuelle Weg den John Hyams einschlägt ist oftmals nur eines: nervig. Langatmige Visionen ohne Mehrwert unterlegt von Point-of-View-Einstellungen und unnötigem Stroboskoplicht, die nicht nur Epileptiker in den Wahnsinn treiben. „Universal Soldier: Day of Reckoning“ leidet massiv darunter, dass er versucht mehr zu sein als er ist und seine offensichtlicher Fingerzeig in Richtung von Coppolas Anti-Kriegsfilm ist zwar anfänglich noch belustigend, wird aber so unironisch fortgeführt, dass es den Film ausbremst und Kopfschütteln verursacht. Dabei gelingt Hyams aber auch ein gelungener Verweis, an einen anderen Filmklassiker: „Terminator“. Wenn Hauptfigur John mit seiner Begleiterin von einem scheinbar unaufhaltbaren Killer gejagt wird, ist dies die deutlich bessere Hommage, auch wenn „Day of Reckoning“ niemals die Dramatik und Intensität von Camerons Kultfilm erreicht.

Das Herzstück eines solchen Filmes wie diesem ist natürlich seine Action und dies ist überwiegend gelungen. Scott Adkins zeigt zwar erst im Finale wieso er seit einigen Jahren die Actionfans begeistert, dann macht er aber auch keine Gefangenen. Der Showdown ist ein wahrer Rausch der physischen Dekonstruktion. Fast schon so, als ob sich Regisseur Hyams für die vielen verkorksten, stillen Momente zuvor entschuldigen wollte, ballert und prügelt sich Adkins durch seine Widersacher. Zwar wirken in diesem Abschnitt vor allem die Kulissen recht kostengünstig aus, um diese aber richtig wahrzunehmen fehlt es aber eigentlich an Atem, denn die Gnadenlosigkeit, Härte und Zielstrebigkeit, mit denen Held John seine Feinden den Gar ausmacht ist äußerst mitreißend.

Dann und genau dann ist es verständlich, warum „Day of Reckoning“ im Gegensatz zu seinen Vorgänger recht positiv aufgenommen wurde. Bedauerlicherweise gibt es aber mehr im Film als das Finale und das bricht John Hyams zweitem „Universal Soldier“-Beitrag das qualitative Genick. Es gibt abseits von grandios-gnadenlosen Kämpfen und Verfolgungsjagden einfach zu viel, was nicht funktioniert, was den Ablauf immens stört. Dennoch, wenn Sie harte Action für Erwachsene sehen wollen und sonst keinerlei Ansprüche haben, dürften Sie hiermit ein paar unterhaltsame Minuten erleben, allerdings nur in der ungekürzten Fassung.

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