Monat: August 2011

Filmkritiken

"Die Rache des weißen Indianers"(1993)- Der letzte Italowestern

Der letzte Italowestern der Filmgeschichte ist offenes, reines Kino, mit einem Franco Nero, der nie besser war, unter der Regie von Enzo G. Castellari, der unglaubliche Bilder und Aufnahmen in der russischen Taiga findet und einem Soundtrack, als hätte Morricone ihn gemacht und alle guten Tracks, die das Westerngenre vereinen, in einen Film transportiert. Selbst Sam Peckinpah macht keine besseren Zeitlupen als Enzo! Nie fallen Reiter und Westmann schöner als hier, bedenkt man das kleinere Budget des Films. Die Rachegeschichte um einen weißen Indianer, dessen Eltern getötet wurden und einen Jungen, der mit einem Bären zusammen bei Indianern aufwächst, ist verschachtelt erzählt, mit Sepia-Rückblenden verfeinert und himmlisch gefilmt. Wenn der Titeltrack "Jonathan knows the bears" ertönt u...
Kritik: Laßt uns töten, Compañeros (IT 1970)
Filmkritiken, Western

Kritik: Laßt uns töten, Compañeros (IT 1970)

Mein Preis ist der gleiche, ob für Studenten oder für Banditen. Puff, peng, puff, peng, in Laßt uns töten, Companeros knallt es wirklich von Anfang an an allen Ecken und Enden. Das ist nicht nur verdammt unterhaltsam, sondern, wie für den italienischen Regisseur Sergio Corbucci typisch, mit einer politischen Note versehen. Franco Nero, Tomas Milian, Jack Palance, José Bódalo und Iris Berben, das ist schon ein verdammt beeindruckender Cast. Beeindruckend sind ebenfalls die spassigen Dialoge ("alter Schwede" beispielsweise ist noch heute ein gängiger Begriff), und an den vielen schönen Ideen und Alejandro Ulloas epischen Landschaftsaufnahmen kann man sich nicht satt sehen. Trotzdem kommt der Film an Meisterwerke wie Leichen pflastern seinen Weg oder Django nicht ganz heran, denn dazu feh...
Filmkritiken

Die besten Soundtracks aller Zeiten N°1 "Der Pate"-Trilogie

Was soll man über einen Soundtrack schreiben, der bei einem konstant Gänsehaut erzeugt und so einzigartig abwechslungsreich ist wie nur wenige andere Scores? Nino Rota hat mit seiner Untermalung einer der schönsten, emotionalsten und nachdenklichsten Kompositionen aller Zeiten geschaffen. Zu jeder Situation schuf er die passenden Melodien. Ich merke schon, dass ich nur Extreme aufzählen kann. Aber selbst diese werden der Musik nicht gerecht, man muss sie einfach erlebt haben. Viel Spass! ;)
Filmkritiken

"The Man Who Wasn’t There" (USA 2001) Kritik

"I was a ghost. I didn't see anyone. No one saw me. I was the barber." 'The Man Who Wasn't There' ist wahrscheinlich der ungewöhnlichste Film der Coen Brüder. Ohne ihren typischen Humor erzählt der Film komplett in schwarz-weißen Tönen die Geschichte eines Friseurs, der seinem öden Leben einen Sinn geben möchte. Das Besondere daran ist die stille und alltägliche Erzählweise. Sie ist gesellschaftskritisch, setzt sich mit den Abgründen der menschlichen Existenz auseinander und hat zudem einige herausragende Wendungen und Interpretationsmöglichkeiten zu bieten. Wir alle versuchen unserem Leben einen Sinn zu verleihen. Die Gebrüder gehen jedoch der Frage auf den Grund, ob wir wirklich zwanghaft unser Leben ändern sollten. Ist unser Leben nicht doch eher an Schicksal und Glück und das zufä...
Filmkritiken

Trailer der Woche "Le Havre"

Nicht nur, dass in diesem Trailer zum neuesten Streich von Aki Kaurismäki Vergleiche mit Renoir gemacht werden, was sehr mutig ist. Der Trailer weiss zudem wirklich zu überzeugen. Eine tolle Atmosphäre, viel Dialogwitz und eine Geschichte der besonderen Art scheinen uns ab dem 8. September im Kino zu erwarten. Meine Vorfreude ist groß, denn das könnte einer der Filme des Jahres werden. Nun bin ich gespannt, was ihr zu dem Trailer sagt?!
Filmkritiken

"Kill List" (GB 2011) Kritik

Das Fantasy Filmfest zum Zweiten. Dieses Mal rohe, eiskalte, aber doch irgendwie nachdenklich machende Thriller-Kost aus Großbritannien, eine seltsame Mixtur aus Killer-Drama und ländlichem Horror. Die Geschichte dreht sich um einen Ex-Soldaten, der sich vor 8 Monaten entschied, seinen Job als Killer an den Nagel zu hängen. Trotzdem lässt er sich von seinem ehemaligen Partner zu einem Auftrag überreden. Ungewollt schlittert er dabei in eine boshafte Welt, die auch ihn immer mehr zu einem Monster mutieren lässt. Regisseur Ben Wheatley hat mit seinem 'Kill List' einen sehr interessanten, wenn auch nicht überragenden Genre-Beitrag geschaffen. Er erzählt die Geschichte einer scheinbar normalen Familie. Doch schon in der ersten Szene wird klar, dass hinter der familiären Fassade etwas ganz Ko...
Filmkritiken

"Fish Tank" (2009) Kurzkritik

'Fish Tank' ist ein trauriger, realistischer Schlag ins Gesicht. Abgesehen von dem bisschen Humor präsentiert sich der Film als Sozialdrama der übelsten Kategorie. Selten habe ich eine überzeugendere Schauspielerin gesehen, deren innere und äußere Emotionen sich direkt auf den Zuschauer übertragen. Die Atmosphäre liegt irgendwo zwischen grauen Landschaften, schlechtem Wetter und typisch englischem Sozialviertel, dementsprechend eine sehr düstere Grundstimmung. Die einzigen Lichtblicke bilden dabei die Sonnenstrahlen am Morgen: *vielleicht wird ja der heutige Tag mal besser?!* Dieser Film ist Gefühlskino pur, mit tollen Akteuren (brillant Neuentdeckung Katie Jarvis und ein wie immer grandioser Michael Fassbender), schöner Kameraarbeit, welche eine erdrückende Stimmung erzeugt und einem seh...
Kritik: True Grit (USA 2010) – Mehr, als ein Western
Filme, Filmkritiken, Western

Kritik: True Grit (USA 2010) – Mehr, als ein Western

Rooster Cogburn: Why, by God, girl, that's a Colt's Dragoon! You're no bigger than a corn nubbin, what're you doing with all this pistol? Mattie Ross: It belonged to my father, he carried it bravely in the war, and I intend to kill Tom Chaney with it if the law fails to do so. Rooster Cogburn: Well, this'll sure get the job done if you can find a fence post to rest it on while you take aim. 'True Grit' erzählt die Geschichte der 14-jährigen Mattie Ross (Hailee Steinfeld), deren Vater kaltblütig erschossen wurde. Das junge Mädchen reist nach Fort Smith in Arkansas, um ihren Vater zu identifizieren. Alle wissen, dass der Mörder Tom Chaney ist, aber niemand, auch der Sheriff nicht, will ihr helfen, den Mörder dingfest zu machen. Also wendet sich Mattie Ross an den Marshall Rooster Cogburn ...
Filmkritiken

"Cold Fish" (2010) Kritik – Dumme Abartigkeit

"Life is pain" schreit der Antagonist gegen Ende von Sion Sonos neuem Film 'Cold Fish'. Seit gestern, als ich 'Cold Fish' auf dem Fantasy Filmfest betrachten durfte, mache ich mir Gedanken über dieses Zitat, diesen Film und darüber, wie krank die Menschheit inzwischen sein muss, um einen solchen Film zu feiern. Die Kritiken sind mehr als nur positiv. Ein, wenn auch nur kleiner, Teil des Publikums klatschte und lachte bei einigen der abstoßendsten Szenen, die ich jemals betrachten durfte. Und all das läuft auf die Aussage hinaus, dass das Leben ein einziger Schmerz ist. Zu allem Überfluss werden Kreuze mit Jesus als Symboliken benutzt, um die Schuld für diese widerwertige Welt auf Gott zu schieben. Aber um was geht es eigentlich in 'Cold Fish'. Die Handlung zeigt eine Familie, der "unfrei...
Filmkritiken, Serien

Serienkritik "Dexter"

People fake a lot of human interactions, but I feel like I fake them all, and I fake them very well. That's my burden, I guess. Dexter' ist...! Ja was bedeutet die Serie eigentlich für mich? Um es mal kurz zu sagen: Gerade eben bin ich am Ende der 5. Staffel angelangt und ich weiss nicht, wie ich meine Begeisterung in Worte fassen soll. Trotzdem möchte ich es versuchen. Nach 'Dexter' würde ich am allerliebsten mein Studium abbrechen wollen, um Forensiker im Morddezernat von Miami zu werden. Aber warum, was ist das Faszinierende an dieser Serie? Zunächst mal hat 'Dexter' neue Maßstäbe in der Charakterzeichnung gesetzt, im Geschichtenerzählen, im Schauspiel. Ob nun Michael C. Hall in der titelgebenden Rolle, die großartige Jennifer Carpenter als seine dauerfluchende Schwester Debra, oder...