Monat: Mai 2015

Filmkritiken

"Maggie" (USA 2014) Kritik – Schwarzenegger macht ‘n Ruhigen

Autor: Levin Günther „Was ist die dritte Option?“ - „Bring es hinter dich.“ Bevor „Maggie“ seinen Produktionsstart feiern konnte, stand das Drehbuch zum Film auf der „Blacklist“. Das ist eine Liste, die die jährlich besten, aber nicht produzierten Drehbücher nennt und man muss gestehen, dass die schriftliche Vorlage zum Film zu gut ist, um in den Untiefen der Hollywood-Keller zu verstauben. Für knappe fünf Millionen Dollar wurde der Film dann, mit Beihilfe von Mr. Universum, produziert und schafft es sogar, den Betrag voll und ganz auszuschöpfen, ohne je visuell qualitativ einzuknicken. Das Zombie-Genre ist momentan überaus gefragt, im Fernsehen wie im Kino, und freut sich jährlich über immer mehr Vertreter von allerdings oft fragwürdiger Qualität. Wie in Filmen dieser Art üblich, finde...
Filmkritiken

"Kill The Messenger" (USA 2014) Kritik – Hollywood & USA, Prestige & Politik

Autor: Levin Günther „I didn’t realize that truth was a shade of grey.“ In der Realität passierende oder passierte politische Skandale können ihre dramatische Kraft wahrscheinlich am besten im dokumentarischen Stile entfalten. Der direkte Kontakt zu Beteiligten, die logische Darlegung von Fakten, ein paar Spekulationen; all dem mag man in einer Dokumentation folgen. In einem Kinofilm kann investigative Arbeit schnell langweilig werden, weil der Zuschauer selbst nicht „mitspielen“ darf, sondern nur dem ganzen Theater beiwohnt. Eine der neusten und wohl auch bekanntesten Beispiele für solche Dokumentationen ist „Citizen Four“, ein Film, der sich mit dem NSA-Skandal und Edward Snowden auseinandersetzt. Der ist vor ein paar Jahren mit einem Ruck bekannt geworden, seitdem gehasst und verehrt,...
Filmkritiken

"Strange Blood" (USA 2015) Kritik – Brutstätte des gammeligen Wahnsinns

Autor: Pascal Reis „Wir sind geschaffen, um krank zu werden.“ Es ist frevelhaft oder gar blasphemisch, ein schales Low-Budget-Lüftchen wie etwa „Strange Blood“ von Chad Michael Ward in einen direkten Konnex mit dem Grandmaster of Body Horror, David Cronenberg, zu bringen. Allerdings rückt die Prämisse von „Strange Blood“ den früheren Werken des David Cronenberg gefährlich nah auf die edle Pelle: Da hätten wir ja nicht nur den etwas spleenigen, aber durchaus idealistischen Wissenschaftler im Zentrum des Geschehens, der an der finalen Umsetzung eines bahnbrechenden Experiments tüftelt, welches ihm bei einem erfolgreichen Resultat einen sicheren Platz in den Geschichtsbüchern verleihen würde. Auch das rigorose Scheitern an den eigenen Idealen steht im Raum, welches einst noch (wie zum Beisp...
Filmkritiken

"Ich und mein Ding" (USA 2014) Kritik – Phallus außer Rand und Band

Autor: Pascal Reis „Ich wünsche mir, dass mein Schwanz mich endlich zufrieden lässt!“ Ja ja, die unersättliche Libido, der unbändige Drang, seinen niedersten Gelüsten nachzugeben, wie oft wurde das schon zum Thema verschiedenster Filme gemacht: Dass es sich dabei wahrscheinlich vordergründig um Teenie-Komödie handelt, in denen unbescholtene Halbstarke im Hormontaumel alles unternehmen, um das weibliche Geschlecht begatten zu dürfen und daraus den Entschluss zu ziehen, endlich als echter Mann durch die Weltgeschichte zu stolzieren, ist nicht der einzige Standpunkt, der mit dieser Angelegenheit in Verbindung steht. „Shame“ von Steve McQueen hat die Schattenseite dieses Unterfangens in ihrer pathologischen Ausformung porträtiert: Die Lust auf kompromisslosen Geschlechtsverkehr, die nach ...
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"Run All Night" (USA 2015) Kritik – Von Vätern und Söhnen

Autor: Pascal Reis „Ich bin zu alt zum Weglaufen.“ Wie viel Glauben man dem Wort von Liam Neeson nun wirklich schenken darf, sei an dieser Stelle erst einmal so dahingestellt, sagte der irische Schauspieler schließlich eins in einem Interview, dass es niemals zu einem dritten Teil der „96 Hours – Taken“-Reihe kommen würde. Dass Neeson sich im März in einem US-Interview nun auch hat hinreißen lassen, kundzugeben, dass er in zwei Jahren vollständig aufhören möchte, in Action-Filmen mitzuwirken, kam nun wirklich keine Hiobsbotschaft gleich, hat sich „96 Hours – Taken 3“ doch als durchgängiges Fiasko erwiesen, welches den adrenalingeladenen Erstling in ein unübersichtliches Schnittmassaker ummünzte. Doch in Anbetracht stimmungsvoller Genre-Flics wie etwa „The Grey – Unter Wölfen“ oder auch „...
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"German Angst" (DE 2014) Kritik – Wenn es Nacht wird in Berlin

Autor: Pascal Reis „Ich bin Jesus und du der Teufel.“ Soll noch ein versnobt-ignoranter Feuilletonist proklamieren, dass der deutsche Genre-Film nicht ambitiös genug wäre. Gut, sind wir mal ehrlich, die kräftige Schelte, die das unter teutonischer Flagge produzierte Horror- und Action-Kino in den letzten Jahren weitreichend kassiert hat, war keinesfalls unbegründet, all die Negativkritik aber brachte unweigerlich den destruktiven Nebeneffekt mit sich, dass die deutsche Filmkultur in ihrem öffentlichen Ansehen zusehends Federn lassen musste: „Ich gucke keine deutschen Filme, die taugen ohnehin nichts mehr“, heißt es da unsinnigerweise wiederholt. Wer sich aber einmal die Mühe gemacht hat und einen Blick unter die bieder normierte Oberfläche wagte, wird sie auch heute noch erspähen können,...
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"Kiss the Cook – So schmeckt das Leben" (USA 2014) Kritik – Gaumenorgasmus und die pure Lust am Leben

Autor: Pascal Reis „I'm like a cat playing a piano.“ Wie das manchmal eben so ist, verläuft nicht jeder verheißungsvolle Pfad im Leben eines Menschen permanent in Richtung überschwänglicher Vitalität, auf dem man sich wie auf einem drogeninduzierten Höhenflug an der eigenen Existenz erquicken kann. Manche Träume platzen, weil man winzige Stecknadeln übersehen hat, und wenn es im Privaten schon einige Scherbenhaufen zu beklagen gegeben hat, wartet auch schon der nächste Rückschlag im beruflichen Zweig nicht selten. Carl Casper (Jon Favreau) ist zwar Chef de cuisine im renommierten „Gauloise“, einem gallischen Restaurant im kalifornischen Brentwood, doch die künstlerische Sackgasse scheint unausweichlich: Seit Jahren wurde auf der Speisekarte keine Änderung mehr unternommen, beharrt sein...
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"Citizenfour" (USA 2014) Kritik – Wenn Alpträume Realität werden

Autor: Pascal Reis „I am not the story here.“ Nachdem bei der letztjährigen Oscar-Verleihung berechtigte Frustration lautstark zu Wort kam, dass nicht etwa Joshua Oppenheimers meisterhafte Dokumentation „The Act of Killing“ den Goldjungen überreicht bekommen hat, sondern Morgan Nevilles „20 Feet from Stardom“, standen die Zeichen der diesjährigen Academy Awards eigentlich relativ deutlich dahingehend, dass es Laura Poitras' Edward-Snowden-Dokumentation „Citizenfour“ ebenfalls nicht vergönnt sein wird, ein Plätzchen auf dem Siegerpodest zu ergattern. Überraschenderweise aber war dies nicht der Fall: „Citizenfour“ wurde mit dem Academy Award ausgezeichnet, was ja prinzipiell nichts über die Qualität des Filmes aussagt, aber wohl darüber, dass es auch in der Jury angekommen scheint, endlich...