Eine Gastkritik von Marc Trappendreher
“Kennst du schon den Witz über den Kerl, der sich kein Nummernschild mit seinen Initialen leisten konnte und seinen Namen in J3L-2404 ändern ließ?”
Obwohl sie in den letzten Jahren getrennt arbeiten, hat die Popularität ihres Gesamtwerkes die Coen-Brüder in Hollywood längst zu einer festen Größe gemacht. Ihre Arbeitsaufteilung folgte dabei im Wesentlichem einem gleichen Schema: Joel übernimmt die Regie, während Ethan die Produktion leitet – die Drehbücher stammen immer von beiden. Wie genau sich die Arbeitsteilung im Prozess der Vorproduktionsphase, der Dreharbeiten und der Postproduktion tatsächlich vollzieht, ist nie ganz klar zu definieren. Es ist in allen Fällen eine überaus symbiotische Arbeitsweise und eine ungemein produktive Zusammenarbeit, seit ihren Anfängen im US-Independent Cinema, die rund zwanzig Filme hervorgebracht hat, die sich immer bewusst versuchen an der Schnittstelle von Arthouse-Sensibilität und kommerziellem Genrekino zu situieren. Die betonte Intertextualität wurde dabei früh zu einem Erkennungszeichen des Regieduos, die auch ein Irrtum bereithielt: Alles sei da Oberfläche, die Filme der Coens würden keine wahre Tiefe besitzen. Dieser Vorwurf begleitete die Coens immer wieder, indes wurde dabei das Kunstprinzip des Pastiches weitgehend übersehen.
Nachdem sich die Satire Hudsucker – Der große Sprung zwei Jahre zuvor – angelehnt an die Screwball-Komödien von Frank Capra der Dreißigerjahre – zu einem Misserfolg entwickelte, fand Fargo 1996 wieder sein Publikum und auch die Filmkritik. Darin erzählen die Coens eine düstere Noir-Geschichte, brachen aber mit den vorgegebenen Standards, indem sie die Handlung aus der verruchten Großstadt in die abgelegenen Schneelandschaften um Minneapolis umsiedelten. Jerry Lundegaard (William H. Macy), ein glückloser, in finanziellen Schwierigkeiten steckender Autohändler, engagiert zwei hinterwäldlerische Verbrecher, damit diese seine Frau entführen.
Der reiche, arrogante Schwiegervater soll das Lösegeld bereitstellen. Doch als der Plan gründlich schiefgeht, entwickelt sich daraus eine blutige Auseinandersetzung, an deren Ende eine Tragikomik spürbar wird. Die schwangere Polizistin (mittlerweile dreifache Oscar-Gewinnerin Frances McDormand) löst den Fall auf, muss aber den Killer erschießen. Nichts ist wirklich gewonnen in diesem Heimatthriller, dessen ironischer Gestus dem Film deutlich anzumerken ist – weniger konstruiert und artifiziell als etwa in deren Regiedebüt Blood Simple (1984) überwiegt in Fargo ein liebevoll-pointierter Charme.
Fargo war ein erster großer Höhepunkt für die Gebrüder Coen und machte sie zu einem festen Gespann einer neuen, kunstvollen Richtung des amerikanischen Kinos der Gegenwart. Angelehnt an den Film entwarfen die Coens 2014 eine erfolgreiche Anthologie-Serie, die verschiedene Geschichten im gleichen Universum erzählt. Wie später die gleichnamige Serie, beleuchtet Fargo einen Kriminalfall nach einer wahren Begebenheit. Aus der vorgegebenen Geschichte zauberten Joel & Ethan Coen ein ebenso trauriges wie schwarzhumoriges Gesellschaftsportrait.
Erstmalig liegt Fargo jetzt im deutschsprachigen Raum in einer 4K-Fassung vor: Die 2-Disc Limited Collector’s Edition im Mediabook-Format bietet ein deutlich schärferes Bild gegenüber der Blu-ray-Version von 2009, sowie eine optimierte 5.1-Tonspur, die eine dynamischere Klangkulisse präsentiert. Daneben enthält die Edition die HD-Fassung des Films mit ausführlichem Hintergrundmaterial aus Interviews, Featurettes und entfallenen Szenen, die durch ein 24-seitiges Booklet mit einem Text von Kathrin Horster abgerundet werden.
Kinostart: 14. November 1996
Release 4K Blu-ray: Seit 6. März 2025 exklusiv im capelight-Shop und ab 3. April 2025 im Handel.
(Videovorschau des Mediabook-Releases auf Instagram.)
Verleih 4K Blu-ray: Capelight Pictures
Regie: Ethan & Joel Coen
Darsteller: u.a. mit Frances McDormand, Steve Buscemi und William H. Macy
FSK-Freigabe: ab 16
Laufzeit: 1 St. 37 Min.
★★★★★★★☆
nie werde ich die kotzende Polizistin vergessen.
…war und ist ein cooler film ! von den coen brüdern nicht anders zu erwarten !!