Hold the Door!
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Während einer Staffel Game of Thrones wird der Montag immer zum Happening. Zusammen mit zwei Freunden wird dann für eine Stunde in Westeros abgetaucht, in einer Gruppe ist das Erlebnis natürlich spaßiger, man freut sich zusammen, man leidet zusammen. Wenn eine Folge besonders mitreißend oder packend war, merkt man das (bei uns zumindestens) am Ende. So machte sich nach der vierten Folge vor allem eine bedrückende Stille breit, denn The Door bleibt auf dem Niveau der vorigen Folgen und liefert viele neue interessante Details, grandiose Dialoge und ein wahrlich herzzereißendes Ende.
Die Handlung wird konsequent weitergetrieben: Jon und Sansa haben sich dazu entschlossen Winterfell zurückzuerobern und bereiten sich darauf vor die Familien des Nordens auf ihre Seite zu bringen, um gegen die Armee von Ramsay in die Schlacht ziehen zu können. Passend dazu trifft, kurz vor der Abreise der beiden, Peter Baelish in Castle Black ein und wird von Sansa mit der brutalen Wahrheit konfrontiert (Did you know about Ramsay? If you didn’t know, you’re an idiot. If you did know, you’re my enemy). Zum ersten Mal wird auch dem Zuschauer die Auswirkungen der Folter die Sansa unter Ramsay zu erleiden hatte, wirklich bewusst. So werden wir an die brutale Vergewaltigung erinnert (I can still feel it. I don’t mean in my tender heart what he did still pains me so. I can still feel what he did, in my body) und wie sehr das noch so junge Mädchen darunter leidet was ihr angetan wurde.
Arya wird währenddessen mit einer ersten großen Aufgabe betraut. Sie soll eine Schauspielerin, welche mit ihrer Truppe ein Stück über die Geschehnisse in Kings Landing aufführt in Braavos beschatten und ihren Mord planen. So ist die Szene in der die junge Assassinen-Anwärterin die Geschichte ihrer Familie auf der Bühnebeobachtet an Groteske und Skurillität kaum zu überbieten – ein blendendes Beispiel wie sich Informationen in der Welt von Game of Thrones verbreiten. Von leisen Zweifeln geplagt (She seems like a decent women) wird sie von Jaqen H’ghar weiter in der Geschichte des Many Faced Gods unterrichtet.
Auch in Mereen geht es weiter: Nachdem Tyrion mit der Hilfe von Lord Varys, Greyworm und Missandei die Stadt vor einem Bürgerkrieg gerettet hat, suchen sie Hilfe bei der Priesterin Kinvara, die ebenso wie Melisandre zu den Red Women gehört. Die starke und selbstsicher auftretende Frau (ganz im Gegensatz zu Melisandre nach dem Tod von Stannis) wird vor allem von Varys misstrauisch beäugt, der seine Zweifel gegenüber ihren Vorhersagen auch ohne große Scheu vorträgt. Doch Kinvara scheint ganz genau Bescheid zu wissen, so konfrontiert sie den Eunuchen mit der Verstümmelung, die ihm zugefügt wurde (do you remember what you heard that night, when the sorcerer tossed your parts in the fire?) – selten hat man Varys sprachlos gesehen. Religion war schon von Anfang an ein wichtiger Bestandteil von Game of Thrones und mit dem Auftritt der neuen Priesterin bekommen die Geschehnisse rund um Daenerys einen weiteren Anstoss für Konflikte – eine mehr als interessante Konstellation bahnt sich an.
Doch der Dreh und Angelpunkt von The Door ist der Handlungsstrang von Bran. Der querschnittsgelähmte Stark-Sprössling wird weiterhin vom Three Eyed Raven über die Vergangeneit unterrichtet, bis er sich aufmacht mehr über die White Walker zu erfahren und einen fatalen Fehler begeht und ihren Standort preisgibt. Mit einer ganzen Armee von Zombies wird die Höhle überrannt, der Three Eyed Raven wird getötet und Meera flieht zusammen mit Hodor, während Bran sich noch in einer Szene aus der Vergangenheit befindet. Er beobachtet wie der junge Wylis, von Worten aus der Gegenwart heimgesucht wird (Hold the door!), denn Bran übernimmt während seines Trips, die Kontrolle von Hodor und wenn der stille und stets treue Riese mit seinem Rücken die Tür zuhält, hinter der abertausende von Zombies lauern, leidet man als Zuschauer mit, sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart. Der brillante Schnitt zwischen den einzelnen Ebenen, untermalt von trauernden Streichern, ließ mir mehrmals einen eiskalten Schauer über den Rücken fahren. Denn wir erfahren nicht nur wie Wylis zu Hodor wurde, sondern das Bran für das Leid (und den sicheren Tod) seines treuen Gefährten verantwortlich ist. Wohin es Bran und Meera als nächstes verschlägt bleibt am Ende der fünften Folge offen…
Wie schon gesagt: Totenstille!