Schlagwort: Kritik

Kritik: Miller’s Crossing (US 1990) – Als die Coen-Brüder den Mafiafilm neu definierten
Drama, Filme, Filmkritiken

Kritik: Miller’s Crossing (US 1990) – Als die Coen-Brüder den Mafiafilm neu definierten

I'm talkin' about friendship. I'm talkin' about character. I'm talkin' about - hell. Leo, I ain't embarrassed to use the word - I'm talkin' about ethics. Die Welt der Gebrüder Coen ist ein ums andere Mal düster, trostlos und korrupt. Welche Stellung haben Freundschaft, Ethik und Moral in unserer Gesellschaft? Wann ist "oben gleich unten" und "schwarz gleich weiß"? Diesen Fragen gehen die Brüder in ihrem Film-Noir-Meisterwerk Miller's Crossing auf die Spur. Ein rabenschwarzes Gangster-Drama über Geldmacherei, illegale Geschäfte, Loyalität und Betrug, vollgepackt mit politischen und philosophischen Gedanken, wohin das Auge reicht. Eine Hommage an die Krimis der 40er Jahre, wie den von mir so sehr geschätzten Die Spur des Falken. Schauplatz ist eine namenlose Stadt zur Zeit der Prohibition....
Kritik: O Brother, Where Art Thou? (USA 2000) – Die Coens auf Irrfahrt
Drama, Filme, Filmkritiken, Komödie

Kritik: O Brother, Where Art Thou? (USA 2000) – Die Coens auf Irrfahrt

Das Nest hier muss eine geographische Kuriosität sein, es ist von allem zwei Wochen entfernt. Während „O Brother, Where Art Thou?“ läuft, hat man als Zuschauer dauernd den Eindruck, dass ein alter Mann neben der Kamera sitzt und zuguckt. Man merkt dann, was passiert, wenn die Coens ein Drehbuch schreiben, das eigentlich auf einem der größten abendländischen Erzählungen aller Zeiten basiert. Aber viel ist von Homers Epos gar nicht übrig geblieben, höchstens die Grundidee und markante Punkte. Alles andere ist bestimmt nicht das, was sich der Autor damals gedacht hatte. Ob Joel und Ethan Coen eine Satire auf die „Odyssee“ schreiben wollten, weiß ich nicht, aber das Gefühl beschleicht einen manchmal. Man merkt aber auch zu jeder Sekunde ihre Hochachtung der Vorlage gegenüber und ab und zu bau...
Short-Kritik: Seraphim Falls (USA 2005) – Ein ungewöhnlicher Genre-Beitrag
Filme, Filmkritiken, Western

Short-Kritik: Seraphim Falls (USA 2005) – Ein ungewöhnlicher Genre-Beitrag

Nobody can protect nobody in this world. Nadelwälder, Kälte und Schnee. Ganz viel Schnee. "Seraphim Falls" scheint sich am Klassiker "Leichen pflastern seinen weg" orientiert zu haben. Und zwischendrin ein Mann, gefangen in der Wildnis und auf der Flucht. Das Warum erfährt der Zuschauer im Laufe des Films. "Seraphim Falls" beginnt zwar recht unlogisch (Flüchtiger überlebt Eiseskälte nachdem er einen Bergfluss als Fluchtmöglichkeit nehmen muss), bald jedoch entwickelt sich der Western zu einem sehr sehenswerten Genre-Beitrag. Opulente Naturaufnahmen, haufenweise Ideen und zwei sehr gute Darsteller, einer der Jäger (Liam Neeson), der andere der Gejagte (Pierce Brosnan). Figuren mit Ecken und Kanten, skrupellose Kopfgeldjäger, es beginnt eine spannende Hatz über die verschiedensten klimat...
Filmkritiken

"Thor" (2011) Kritik – Eine angenehme Überraschung

"Oh, no... this is Earth... isn't it?" Der Trailer zu "Thor" gehört zu den Schlechtesten, die ich in den letzten Jahren gesehen habe. Denn er verspricht einen der katastrophalsten Filme überhaupt mit miesen Effekten und einer schlampigen Story. Als umso angenehmer empfand ich es gestern Abend, dass der Film bei weitem nicht schlecht ist, sondern sehenswerte Popcornunterhaltung, die zwar leider nicht das volle Potential ausgeschöpft hat, aber volle zwei Stunden göttliche Action, dezenten Humor und eine gar nicht so schlechte Story zu bieten hat. Was diesen Film von all den anderen Comicverfilmungen der letzten Zeit positiv unterscheidet, sind seine coolen Darsteller, die nicht sonderlich viel Charaktertiefe besitzen, aber schlichtweg Spass bringen. Die Welten, die Branagh geschaffen hat...
Filmkritiken

"The Beach" (2000) Kritik

"I still believe in paradise. But now at least I know it's not some place you can look for, 'cause it's not where you go. It's how you feel for a moment in your life when you're a part of something, and if you find that moment... it lasts forever..." Mit 'The Beach' brachte Danny Boyle 2000 ein sehr interessantes Thema auf die Leinwand. Der Film hat nur ein Problem, sein schwaches Skript. Nicht bissig genug für eine Satire, zu freundlich für ein Drama und mit zu vielen Klischees garniert. Aber dennoch, durch die spektakuläre Kamera, DiCaprios gewohnt gutes Schauspiel und einen elektrisierenden Soundtrack, gelang Boyle ein packendes Werk über die Flucht aus der Gesellschaft und die Suche nach dem Paradies auf Erden. Gesellschaftskritisch, herausragend bebildert und emotional. Boyle ist ein...
Kritik: True Grit (USA 2010) – Mehr, als ein Western
Filme, Filmkritiken, Western

Kritik: True Grit (USA 2010) – Mehr, als ein Western

Rooster Cogburn: Why, by God, girl, that's a Colt's Dragoon! You're no bigger than a corn nubbin, what're you doing with all this pistol? Mattie Ross: It belonged to my father, he carried it bravely in the war, and I intend to kill Tom Chaney with it if the law fails to do so. Rooster Cogburn: Well, this'll sure get the job done if you can find a fence post to rest it on while you take aim. 'True Grit' erzählt die Geschichte der 14-jährigen Mattie Ross (Hailee Steinfeld), deren Vater kaltblütig erschossen wurde. Das junge Mädchen reist nach Fort Smith in Arkansas, um ihren Vater zu identifizieren. Alle wissen, dass der Mörder Tom Chaney ist, aber niemand, auch der Sheriff nicht, will ihr helfen, den Mörder dingfest zu machen. Also wendet sich Mattie Ross an den Marshall Rooster Cogburn ...
Kritik: No Country For Old Men (USA 2007)
Filme, Filmkritiken, Thriller, Western

Kritik: No Country For Old Men (USA 2007)

Llewelyn Moss: If I don't come back, tell mother I love her. Carla Jean Moss: Your mother's dead, Llewelyn. Llewelyn Moss: Well then I'll tell her myself. Stell dir vor, du spazierst durch eine staubtrockene Wüste irgendwo im Niemandsland von Texas und du stößt zufällig auf eine Horde toter Mexikaner. Das Resultat einer misslungenen Drogenübergabe oder was mag wohl der Grund sein. Und schließlich stolperst du über einen Koffer gefüllt mit zwei Millionen Dollar. Würdest du ihn einfach dort liegen lassen oder ein Risiko eingehen und ihn mit nach Hause nehmen? Diesen und anderen Fragen gehen die Gebrüder Coen in ihrem düsteren Neo-Western-Thriller-Meisterwerk No Country For Old Men auf die Spur. Basierend auf dem Roman von Pulitzer-Preisträger Cormac McCarthy (The Road), erzählt der Film ...
Filmkritiken

"Kick-Ass" (2010) Kritik

“I always wanted to say this. Say hello to my little friend!” Das letzte Kinojahr hatte viele Besonderheiten, Eigenheiten und Ungereimtheiten. Hervorzuheben wäre dabei wohl der Begriff “Hype“. Unwort des Jahres? Steht auf jeden Fall in der engeren Auswahl, denn in diesem Jahr artete das Gehype zu oft aus. ‘Inception‘ ist eines der besten Beispiele dafür. Der wohl schlimmste Vertreter dieser nichts taugenden Fraktion ist jedoch ‘Kick-Ass‘. Was sich der gestandene Kino-Fan nicht alles anhören musste. “Der neue Superhelden-Klassiker“, “A perfectly well made mix of Superbad and Kill Bill.” Weiss nicht mehr wo ich das gelesen habe, es hat mich einfach nur genervt. Das Ziel des Films: Superhelden-Klischees auf die Schippe nehmen und diesen einen “Arschtritt“ verpassen. Das Resultat ist eine ...
Kritik: Edward mit den Scherenhänden (USA 1990)
Drama, Filmkritiken, Science Fiction / Fantasy

Kritik: Edward mit den Scherenhänden (USA 1990)

Ich glaube ich fange am Besten mit den Scheren an. - Den Scheren? - Weißt du, es gibt alle möglichen Scheren und einmal gab es sogar einen Mann der hatte Scherenhände. Es war einmal ein Regisseur, der unglaublich viel Fantasy in seinem Kopf staute und ein Schauspieler, der enorm viel Talent besaß. Eines Tages dachten sich wohl die beiden, beglücken wir die Welt mit unserem Können. Was aus dieser Zusammenarbeit entstand, war ein Duo für die Ewigkeit, welches seitdem einen großartigen Film nach dem anderen an den Tag legt. Um ehrlich zu sein war ich von der ersten Hälfte des Films nicht sehr angetan. Zu viel Kitsch und Buntheit konnten nicht mit meinen Augen in Einklang gebracht werden, bis diese vielfarbige Welt umschlägt und die wahren Seiten unserer "heilen" Welt ans Tageslicht transp...
Filmkritiken

Klassiker-Tipp der Woche "Carlito’s Way" (1993)

'Carlito's Way' ist ein meiner Meinung nach viel zu unbeachtetes Meisterwerk, ein Filmjuwel, mit Al Pacino in einer seiner besten Rollen, ein zutiefst menschliches und zugleich brutales Drama. Ja, der Film ist für mich mehr ein Drama, denn ein Mafiafilm. Denn mit solch bis in die kleinste Nebenrolle wunderbar ausgearbeiteten Charakteren habe ich selten mitgefiebert, was mitunter wohl erklären dürfte, warum ich den Film schon an die 30 Male gesehen habe. Aber von was handelt der Film eigentlich? Der ehemalige Drogendealer und Killer Carlito Brigante (Al Pacino) wird nach 5 Jahren vorzeitig aus dem Knast entlassen. Er möchte kein kriminelles Leben mehr führen und beginnt legal Geld zu verdienen um mit seiner Freundin Gail (Penelope Ann Miller) ein neues Leben zu beginnen. Doch Brigante kan...