Monat: September 2011

Filmkritiken

Klassiker-Tipp der Woche "A Better Tomorrow" (HK 1986)

"Brüderlichkeit und Ehre existieren in unserer Welt nicht mehr!" "Ich wollte einen Film machen, der die verlorenen traditionellen Werte betont - Familie, Freundschaft, Toleranz... so entstand 'A Better Tomorrow'." (John Woo) 1986 schuf Action-Meister John Woo mit seinem Debüt 'A Better Tomorrow' einen Film, welcher das Genre bis heute nachhaltig prägt. Und zugleich begründete er damit das Heroic Bloodshed Genre, was 'A Better Tomorrow' bis heute einen der wichtigsten Plätze als unangefochtenen, einzigartigen Klassiker in der Ruhmeshalle der Kinogeschichte garantiert. "Der Film erzählt die Geschichte der Gangster Mark (Chow Yun Fat) und Ho (Ti Lung), welche Partner in einem Geldfäscherinstitut sind. Doch Ho hat ein Problem, sein Bruder Kit (Leslie Cheung) ist aufrechter Polizist. Durch...
Filmkritiken

"Blood Simple" (USA 1984) Kritik – Ein meisterliches Regiedebüt

"If you point a gun at someone, you'd better make sure you shoot him, and if you shoot him you'd better make sure he's dead, because if he isn't then he's gonna get up and try to kill you." Die bizarre Welt der Coens. Sie ist eine schmutzige Welt voller Missverständnisse. Eine Welt, in der die Kommunikation und der Umgang mit den Mitmenschen nicht zu funktionieren scheint. Und wie immer behalten die Brüder Recht. Schon der Eröffnungssatz im Film macht klar, dass sich diese Probleme vom einfachen Bürger bis zur internationalen Politik erstrecken. Folge sind Fehlentscheidungen, unnötige Tote, Anonymität und Geheimniskrämerei. Ich habe 'Blood Simple' schon mit einigen Freunden angeschaut, und ich war jedes Mal aufs Neue überrascht, wie langweilig sie diesen fanden. Zugegeben, es sind die ...
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"Black Swan" (USA 2010) Kritik – "I felt it"

"Es war perfekt. Ich war perfekt." Eigentlich wollte ich eine Ausbildung zum professionellen Balletttänzer machen, aber nach "Black Swan" kann ich diesen Wunsch begraben. So anschaulich-menschlich wagen sich nicht viele Filme an die Leiden der Perfektion. Aronofsky traut sich das nicht nur, er präsentiert es wie einen Rausch aus dem sich der "weiße Schwan" genauso wenig befreien kann, wie der Zuschauer. Die beim Ballett angestrebte Vorführung ohne Makel legt dieser Film in seiner Aufmachung an den Tag, die Musik, die Kamera, die Effekte, die Spannung, die Atmosphäre - alles perfekt. Schon ein subtiler Seufzer aus dem Off lässt aufhorchen. Denn jeder weiß, was gleich geschieht. Und in depressiv-freudiger Erwartung staunt man nicht schlecht, wie sich eine Spannung aufbaut, die den ganzen ...
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"Sin City" (USA 2005) Kritik – Willkommen in der Stadt der Sünde

"Ich mag Auftragsmörder. Egal was du mit ihnen machst, du fühlst dich nicht schlecht." "Sin City" ist einer der visuell beeindruckendsten Filme des letzten Jahrzehnts. Die Schwarz-Weiß-Optik verleiht dem ganzen Film genau die düstere Note, die er in diesem Moment braucht und ich bin mir sicher, dass diese Comicverfilmung in Farbe nicht funktioniert hätte. Wenn dann auch noch die Idee dazukommt, markante Stellen in Basin City farblich darzustellen (etwa Goldie als eine Art Engel oder gar Gott und die Erscheinung des liebevoll getauften "Yellow Bastard"), dann haben wir es hier mit einer ganz großen Ausnahme in Sachen Comicverfilmung zu tun, die nur Dank dieser Spielereien als solche funktioniert. Der - in beider Hinsicht - große Cast ist die Idealbesetzung schlechthin. Ja, es sind viele ...
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Lieblingsregisseure N°1 "Joel & Ethan Coen"

Wie wäre es mit einem chilligen Dialog am Morgen, etwas zum Nachdenken am frühen Nachmittag oder etwas absolut schwarz-humoriges für die späte Stund'. Die Coen Brüder wissen für jeden Augenblick des Lebens die passenden Sätze zu finden. Das macht sie nicht nur zu den Regisseuren, die sich, trotz ihrer abgefahrenen Geschichten, am innigsten mit dem Leben auseinandersetzen, sondern sie schaffen dadurch dermaßen einzigartig emotionale, nachdenkliche und lustige Momente, wie nur wenige andere Regisseure. Poesie, geschichtliche Anspielungen und massenhaft Doppeldeutigkeiten. Genug weitere Gründe gibt es, ihre Filme lieben zu müssen. Ihr unvergängliche Erzählweise, ihre traumhaften Kulissen und Aufnahmen oder ihre wunderbaren Charaktere. John Turturro als Drehbuchautor, der in Hollywood zu Grun...
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"The Fighter" (USA 2010) Kritik

"I'm the one who's fighting. Not you, not you, and not you." "The Fighter" erzählt die wahre Geschichte des aus der Arbeiterklasse stammenden Boxers Micky Ward und beschreibt seinen Weg zum Ruhm. Das zunächst als Info an alle, die meinen, sie müssten die Klischees und den langsamen Erzählfluss kritisieren. Nach einer etwas wirren Einleitung, welche einem nicht ganz munden möchte hatte ich bald verstanden, dass der Einstieg nicht anders umzusetzen war. Dieser Film ist mitten aus dem Leben des Profiboxers gegriffen. Alles bleibt realistisch, sehr bewunderswert finde ich, dass man nicht dazu neigte, den Film zu überdramatisieren. Musik gibt es kaum, sehr zu meiner Freude, nur die wichtigen Stellen werden mit klassischen Songs unterlegt und der Score zum Endkampf ist einfach nur verdammt ep...
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TV-Tipps des Tages 08.09. – Film des Tages "The Straight Story"

Lord Of War: 20.15 auf VOX (Redaktionswertung: 7,5/10) Inhalt: Der Handel mit Waffen ist ein dreckiges aber lukratives Geschäft. Und Yuri Orlov (Nicolas Cage) ist darin der Beste. Nach bescheidenen Anfängen in New Yorks Stadtteil Little Odessa steigt er gemeinsam mit seinem Bruder Vitali (Jared Leto) nach dem Fall des Eisernen Vorhangs zum mächtigsten Waffenschieber der Welt auf. Unmenschliche Diktatoren und legitime Staatsoberhäupter – Yuri versorgt sie alle. Partei ergreift er nicht, so lange die Kasse stimmt. Da heftet sich auf dem Höhepunkt seiner Karriere der Interpol-Agent Jack Valentine (Ethan Hawke) an seine Fersen und Ehefrau Ava (Bridget Moynahan) stellt ihn vor ein Ultimatum. Yuri will sich für die Familie entscheiden, doch seine Kunden sind ihm unangenehm treu… The Straight ...
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"So finster die Nacht" (SE 2008) Kritik – So egal dieser Film

"Ich bin zwölf. Aber das bin ich schon sehr lange." Im Leben trifft man ja viele Menschen. Manche sind einem auf Anhieb sympathisch, manche gehen einem von der ersten Sekunde an auf die Eier und wieder andere sind so normal, dass man sie sofort wieder vergessen hat. Manche bleiben im Gedächtnis, ob positiv oder negativ, andere schaffen nicht mal den Absprung von "gesehen" zu "gemerkt". Die sind einem einfach scheiß egal und man hofft eigentlich nur, dass diese Person nicht einsam stirbt, weil es allen anderen auch so geht. Dass es irgendwo da draußen jemanden gibt, der diese Person mag oder sogar liebt, sie vielleicht in diesem Augenblick vermisst oder gar um sie weint. Und dann fragt man sich: Warum? Was ist an dieser Person so toll, was macht sie so einzigartig? Würde derjenige, der s...
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"Mary & Max – oder Schrumpfen Schafe, wenn es regnet?" (AU2009) Kritik

"Mary Dinkles Augen ähnelten schmutzigen Pfützen und auf ihrer Stirn hatte sie ein kackafarbendes Muttermal." Auf der eine Seite irgendwie kindisch, wenn der Erzähler nochmal haarklein erklärt, was man schon vorher verstanden hat, auf der anderen Seite durchaus erwachsen. Aber "Mary und Max" ist vor allem mal eines: Nämlich absolut ehrlich. Hier wird nichts geschönt oder verheimlicht, es wird einfach so präsentiert, wie es nun mal ist. Auf der emotionalen Ebene kann dieser Film groß sein, wenn man sich als Zuschauer an seine Präsentation gewöhnt. Die Erzählweise, die Charaktere, die Formulierungen - all das zeigt sich auf sehr liebevolle Art und Weise. Die Geschichte ist durchgehend interessant und knabbert besonders rückwirkend am Gefühlszentrum. Noch Tage danach spucken Szenen aus M...
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"Titanic" (USA 1997) Kritik

"I'd rather be his whore than your wife." "Titanic" ist ein Jahrhundertphänomen. Selten hat ein Film die Zuschauer dermaßen in Hass und Liebe geteilt. Für mich wird es auf ewig ein Rätsel bleiben, warum die Menschen in dem Film nur den Kitsch erkennen wollen. Ob einem der Film nun liegt oder nicht, so muss man doch gestehen, dass dieser Film zeitlos und episch ist. Noch in hundert Jahren wird er nichts von seiner Wucht verloren haben, denn die Effekte, die Ausstattung und die Kamera waren ganz einfach revolutionierend. Natürlich gilt der Liebesgeschichte zwischen Kate Winslet und Leonardo DiCaprio über drei Stunden primär die Aufmerksamkeit und natürlich ist das alles sehr schmalzig, aber die ganze Geschichte hat ab der ersten Sekunde ihre eigene, ganz besondere Duftnote. Angefangen be...