Autor: Pascal Reis

Filmkritiken

"Fast & Furious 7 – Zeit für Vergeltung" (USA 2015) Kritik – Vollgas mit einem Kloß im Hals

Autor: Pascal Reis "I don't have friends, I got family." Man muss es sich einfach nochmal auf der Zunge zergehen lassen: Das einst so reizlose „The Fast and the Furious“-Franchise rast in diesem Jahr mit quietschenden Reifen tatsächlich schon in die siebte (!) Runde. Wer hatte nach dem desaströsen „The Fast and the Furious – Tokyo Drift“ schon eine Ahnung von dem qualitativen Quantensprung haben können, der sich in „Fast & Furious – Neues Modell. Originalteile“ schon leise anbahnte, in „Fast & Furious 5“ dann aber wie entfesselt aus allen Nähten platzte. Inzwischen hat sich die Reihe zu einem wahren Happening entwickelt, welches nicht nur Autofanatiker anlockt, sondern auch den Action-Fans der alten Schule das Bäuchlein pinselt. Wenngleich der immer noch durchaus gelungene „Fast & Furiou...
Filmkritiken

Filmkritiken zu "Paddington", "Blackhat" und "The Boy Next Door"

Autor: Pascal Reis „Paddington“ (FR/GB/US/CA 2014) von Paul King, u.a. mit Hugh Bonneville, Sally Hawkins und Nicole Kidman Würde man einen Film rein auf seinen Sympathiewert abtasten und dementsprechend beurteilen: „Paddington“ dürfte sich seines Platzes in den obersten Rängen ohne Frage sicher sein. Allerdings ist Paul Kings Leinwandadaption des quirligen Bären aus dem dunkelsten Peru so oder so ein Geschenk des Himmels. Mit einer Detailverliebtheit im Repertoire, wie man sie so vielleicht nur im mit Zuckerguss glasierten Kino eines Wes Anderson oder Michel Gondry lokalisiert, beweist die vitale Inszenierung von Anfang an, das sie jede Menge ungezügelte Lust darauf besitzt, verschiedenste Stilmittel zu kombinieren, ohne den Film indes unter diesen womöglich zu begraben. Form und Inhal...
Kritik: Phoenix (DE 2014) – Identität in Trümmern
Drama, Filme, Filmkritiken

Kritik: Phoenix (DE 2014) – Identität in Trümmern

Mich gibt es gar nicht mehr. Im Herbst des Jahres 1945 ist Christian Petzold mit seinem neusten Film „Phoenix“ nun angekommen, nur noch wenige Wimpernschläge wird es in Anspruch nehmen, bis der Zweite Weltkrieg sein verheerendes Ende findet. Und auch wenn dieses nicht in Worte zu fassende Kapitel internationaler Menschheitsgeschichte einen datierten Schlusspunkt aufgesetzt bekommen hat, so wiegen die Folgen dessen doch selbstverständlich weiterhin Tonnen in den zermürbten Leibern aller Beteiligten. Christian Petzold, Initiator der sogenannten „Berliner Schule“, einer Stilistik, die sich nicht auf den sensationsheischenden Gestus innerhalb einer filmischen Konstruktion stürzt, der es nicht daran gelegen ist, Geschichten aufzubauschen, zu dramatisieren und zu entfremden, sondern im großen...
Filmkritiken

"Der große Trip" (USA 2014) Kritik – Selbstfindung im episodischen Gedankenrausch

Autor: Pascal Reis "God is a ruthless bitch." Schon wieder lockt er, der Ruf der Wildnis. Im Falle von „Der große Trip – Wild“ ist dieser Antrieb, hinaus in die Natur zu schreiten, über Pfade zu waten, die nur wenige Menschen zuvor betreten haben, intrinsisch motiviert: Die unendlichen Weiten des Pacific Crest Trail fungieren im neuen Film von Jean-Marc Vallée als genügsame Klammer der Selbstverwirklichung. Aber dieses Genre vom strauchelnden Individuum, das sich durch die Wälder, eisigen Schnee und spröde Wüsten kämpfen, scheint ohnehin ein äußerst interessantes zu sein – Und profitable Anlaufstelle, wenn man sich den Abenteuern realer Persönlichkeiten annehmen möchte. Mit „Into the Wild“ verfilmte Sean Penn die idealistische und ebenso tragische Geschichte von Christopher McCandless, J...
Filmkritiken

Filmkritiken zu "Männerhort", "Among the Living – Das Böse ist hier" und "Wish I Was Here"

Autor: Pascal Reis „Männerhort“ (DE 2014) von Franziska Meyer Price, u.a. mit Elyas M'Barek, Christoph Maria Herbst und Detlev Buck Die kommerzialisierte Manufaktur deutscher Massenkalauer rodelt und röchelt weiter: Der nächste gelbliche Auswurf in Form von „Männerhort“ darf sich natürlich ebenfalls in eine Reihe zu „Vaterfreuden“ und horrender Konsorten gesellen und zieht den Zuschauer geradewegs in ein überstrahltes (und unterbelichtetes) Paralleluniversum, in dem es wiederholt keine sozialen Schichten zu geben scheint, sondern nur die architektonisch chic verzweigte Neubausiedlung irgendwo in Frankfurt. In den Hauptrollen sehen wir ein Arschloch (Christoph Maria Herbst), einen Schwulen (Detlev Buck) und Elyas M'Barek (würg) – das muss als Charakterisierung genügen, dachten sich David...
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"Fifty Shades of Grey" (USA 2014) Kritik – Der Patriarch und seine Reitgerte

Autor: Pascal Reis „I don't make love, I fuck...hard.“ Bedrückende Zeiten bahnen sich für den geneigten Filmliebhaber an, muss er doch mitansehen, welche Werke sich momentan über den rigorosen Zuspruch an den Kinokassen erfreuen dürfen: Da hätten wir Clint Eastwoods rechtspopulistischen Ballermann „American Sniper“, der in den Vereinigten Staaten den Box-Office-Tacho wie bei einem neuen Superheldenfilm Purzelbäume schlagen lässt und „Fifty Shades of Grey“, um den es hier heute gehen soll, der erste Teil der langersehnten E.L. James-Adaption, die alle Rekorde in Sachen Kartenvorverkauf ohne Anstrengungen gebrochen hat und längst ein internationales Einspielergebnis von über 500 Millionen Dollar verzeichnen darf. Wie repräsentativ aber sind diese Werte? Muss man sich Sorgen um die Kognitio...
Filmkritiken

"Zombiber" (USA 2013) Kritik – Possierliche Nager bauen auf Ernährungsumstellung

Autor: Pascal Reis „We cannot turn against each other right now. That is exactly what the beavers would want.“ Auch wenn es reinrassiges Off-Topic sein sollte, aber wer sich zuletzt Ridley Scotts 140-Millionen-Dollar schweres Bibel-Epos „Exodus: Könige und Götter“ angesehen haben sollte, wird bei den wirklich brillant inszenierten Plagesequenzen, wenn dynamische Krokodilangriffe das Nilwasser rot färben und Massen von Insekten und Kröten das Festland stürmen, vielleicht ein wenig mit den Gedanken abgeschweift sein und mal wieder von einem zünftigem Tier-Horrorfilm geträumt haben. Dabei muss man sich mal wieder ins Gedächtnis rufen, welch Getier uns in den letzten Jahren schon das Fürchten lehren durfte: Krokodile, Schlangen, Piranhas oder auch Haie sind da immer die effektivsten Lösungen...
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Filmkritiken zu "Cold in July", "Schoßgebete" und "Wrong Turn 6: Last Resort"

Autor: Pascal Reis "Cold in July" (FR/US 2013) von Jim Mickle, u.a. mit Michael C. Hall, Sam Shephard und Don Johnson Ein Mann muss tun, was seine kulturelle Prägung von ihm verlangt: Michael C. Hall gibt den fürsorglichen Familienvater, streng, auf Regeln bedacht, aber liebevoll, sensibel und per se darin versucht, Konflikte verbal denn mit den Fäusten zu lösen. Als ihm der Finger am Abzug zittert und er einen Jungen über den Haufen schießt, der ihm in die Bude gestiegen ist, kommt er in den Geschmack von Macht und stolpert nur einen Twist später zusammen mit den Testosteronbestien Don Johnson und Sam Shepard in einen abgründigen Komplott um einen Snuff-Porno-Ring, der sodann den Blick tief ins vergiftete Americana-Herz eröffnet. „Cold in July“ ist die amerikanische Abhandlung über das...
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"Chappie" (USA, SA 2015) Kritik – Will das Herz fordern, nicht den Verstand

Autor: Sebastian Groß „Warum hast du mich erschaffen, wenn ich doch sterbe?“ Südafrika in naher Zukunft: Um die horrende Kriminalität in den Griff zu bekommen setzt die Polizei Roboter ein. Deon arbeitet in der Firma, die diese Roboter entwickelt und produziert. Als er eine moderne, künstlichen Intelligenz entwickelt und diese verbotenerweise einem Roboter einsetzt, verstößt er damit nicht nur gegen die Vorschriften, sondern zieht auch die Aufmerksamkeit von Kleinkriminellen auf sich, die den Roboter nutzen wollen, um den großen Coup zu landen. Doch statt einer Killermaschine bekommen sie Chappie, einen Roboter, der zu Beginn mehr ein Kind ist, als ein Kämpfer. Der südafrikanische Regisseur Neill Blomkamp liefert mit „Chappie“ seine dritte Regiearbeit ab und erneut lässt hier all das fi...
Filmkritiken

Kritik: Jupiter Ascending (USA 2014)

  „Some lives will always matter more than others.“ Am Ende pfeift der Kopf wie ein Teekessel, den man auf der heißen Herdplatte vergessen hat: „Jupiter Ascending“, das ist vor allem eine filmische Herausforderung, der man nur irgend möglich mit der nötigen Toleranz ob des zweistündigen Kuddelmuddel zu begegnen versucht, den Flickenteppich an guten Ansätzen in einen gefälligen Kontext rücken möchte, letzten Endes aber entkräftet das Handtuch werfen muss, denn zu viel ist bekanntlich schlichtweg zu viel. Aber auf Anfang, wenn sich denn an dieser Stelle schon mal einer ausmachen lässt. Lana und Andy Wachowski melden sich also wieder zurück auf der großen Kinoleinwand, das bedeutet, wie uns die Vergangenheit mehrfach gelehrt hat, auf der einen Seite sicherlich höchst ambitiöses...