Autor: Pascal Reis

Filmkritiken

"Der Nebel" (USA 2007) Kritik – Darabont, menschliche Urängste und schlechte Effekte

"Wenn man den Menschen genug Angst macht, dann kann man sie dazu bringen alles zu tun." Frank Darabont, der mit 'Die Verurteilten' und 'The Green Mile' zwei der besten King-Verfilmung überhaupt inszenierte, nahm sich 2007 mit 'Der Nebel' wieder einer King-Geschichte an und legte eine überzeugende Leistung hin. 'Der Nebel' ist ein spannender Fantasy-Horror-Film mit Sozialkritischen Untertönen. 'Der Nebel' lebt von seiner gruseligen Atmosphäre. Was wartet im Nebel? Woher kommt der Nebel? Und diese Ungewissheit macht ihn spannend und unterhaltsam. Die schönen verschleierten Bilder und der starke Score von Mark Isham tun ihr Übriges und untermalen die Grundstimmung des Films. Die Darsteller bringen solide Leistungen, hauen aber nicht um. Thomas Jane spielt David Drayton, den verantwortung...
Filmkritiken

"American Gangster" (USA 2007) Kritik – Die Ballade vom Aufstieg und vom Fall

"Der lauteste in einem Raum, ist auch immer der Schwächste." Wenn man auf Ridley Scotts Karriere zurückblickt, dann sieht man vor allem eines: hochwertige Filme. Von 'Alien' über 'Blade Runner' bis zum Oscar-Erfolg 'Gladiator'. Natürlich hat Scott auch gelegentlich mal etwas daneben getreten, aber trotzdem zählt er zu den ganz großen der Branche. Diesmal gehen wir zurück in das Jahr 2007 und widmen uns dem Cop/Gangster-Epos 'American Gangster'. Scott liefert wieder einmal einen grandiosen Genre-Beitrag ab, der leider dann doch nicht ganz das Zeug zum richtigen Meisterwerk hat. An erster Stelle beeindruckt 'American Gangster' durch seine wirklich perfekte Ausstattung und die grandiosen Kulissen. Das New York der 70er Jahre, insbesondere Harlem, wurde exzellent wiederbelebt und von Harri...
Filmkritiken

"Eden Lake" (GB 2008) – Schonungslose Gewalt und unnötige Dramaturgie

"Ich lass mich nicht von 'ner Gruppe Teenager verjagen!" James Watkins ist als Regisseur noch ein unbeschriebenes Blatt im Filmgeschäft. Als Drehbuchautor war er zwar schon hier und da tätig, allerdings eher schlecht als recht. Also wurde es wohl Zeit sich endlich einen Namen im Geschäft zu machen. Mit 'Eden Lake' aus dem Jahr 2008 inszeniert Watkins zwar einen streckenweise spannenden und wirklich harten Psycho-Thriller, allerdings möchte der Film mehr sein und verliert sich in unnötigen Drama-Elementen, die den Film leider in den Genre-Durchschnitt zurückdrängen. Der Wald rund um den Eden Lake bietet natürlich die perfekte Kulisse für eine derartige Verfolgungsjagd ohne jegliche Anhaltspunkte und Ausweg. Kameramann Christopher Russ liefert gute Arbeit ab und verzichtet auf unnötige H...
Filmkritiken

Klassiker-Tipp der Woche "Vertigo" (USA 1958) Kritik – Das Reich der Toten

"Einer allein fährt manchmal ohne Ziel herum. Zwei zusammen haben meistens ein Ziel." 'Vertigo' aus dem Jahre 1958 von Meisterregisseur Hitchcock zählt zu recht zu den größten und besten Film-Klassikern aller Zeiten. Denn Hitchcock inszeniert einen Film, den der Zuschauer im Laufe seines Lebens immer mit anderen Sichtweisen aufnehmen kann und so nie losgelassen wird. In 'Vertigo' stimmt einfach alles. Kamera, Schnitt und Musik sind grandios. Vor allem die geniale Kameraarbeit von Robert Burks fängt großartige Bilder vom San Francisco der 50er Jahre ein. Ebenso der punktgenaue Schnitt von George Tomasini und der bedrückende Score von Bernard Herrmann machen 'Vertigo' zu einem Zeitlosen Klassiker der einmaligen Sorte. Wie gesagt, in 'Vertigo' fehlt es an nichts. So auch nicht an schausp...
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"Shame" (GB 2011) Kritik – Im Schatten der Sucht

Autor: Pascal Reis „We're not bad people. We just come from a bad place.“ Immer wieder hat er, Brandon (Michael Fassbender), es seiner Schwester, Sissy (Carey Mulligan) versprochen, zu einem ihrer Auftritte zu kommen – Und immer wieder hat er sie enttäuschen müssen. Nicht jedoch diesen Abend, hat sich seine Schwester doch nach einigen unbeantworteten Nachrichten auf dem Anrufbeantworter in einem Appartement einquartiert. Zusammen mit seinem Kumpel und Chef David (James Badge Dales), der es mit der Treue nicht ganz so eng sieht, frequentiert er die Bar, in der seine Sissy eine faszinierende Neuinterpretation des Frank Sinatra Klassiker „New York, New York“ zum Besten gibt. Fragiler hat man die Zeilen dieses Liedes noch über keine Lippen kommen hören, und wie uns „Shame“ später v...
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"Bitter Moon" (FR, GB 1992) Kritik – Polanski und der Sumpf aus Rache und Perversionen

"Ich kenne dich ja gar nicht Nigel, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass du haargenau der Zuhörer bist den ich gesucht habe. Ich hoffe, meine Geschichte wird dich interessieren." Die Filme von Roman Polanski wurden schon immer mit geteilten Meinungen aufgenommen. Auf der einen Seite missverstanden und zerrissen, auf der anderen hingegen gefeiert und hochgelobt. 'Bitter Moon' war 1992 wieder einer der Fälle, bei dem Polanski von seinen Kritikern reichlich Gegenwind zu spüren bekam. Zu Unrecht wie ich finde, denn Polanski setzt sich hier mit dem Beziehungsthema viel komplexer auseinander, als es auf den ersten Blick erscheinen mag. Die Atmosphäre spielt bei 'Bitter Moon' eine große Rolle. Und wie von Polanski gewohnt besitzt der Film eine enorm Dichte. Das Kreuzfahrschiff, ein Ort oh...
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Klassiker-Tipp der Woche "Uhrwerk Orange" (USA 1971) Kritik – Kubricks Oper der Gewalt

"Der Durango 95 schnurrte nur so los, richtig Horrorshow, und ein warmes Vibrato verbreitete sich in unserem Bauch. Und bald, meine Brüder gab's überhaupt nur noch Bäume und Dunkelheit, die im Schwarz der Landnacht zusammenflossen." Stanley Kubrick. Ein Name der aus der Filmwelt nicht mehr wegzudenken wäre. Ein Regie-Titan der die Filmwelt mit seinen Filmen nicht nur bereicherte sondern auch ungemein prägte. Er hat uns kunstreiche und philosophische Welten eröffnet die uns heute noch berühren und beeindrucken wie am ersten Tag. Mit seiner visionären Gewalt-Odyssee 'Uhrwerk Orange' von 1971 erschuf Kubrick eine meisterhafte, brutale und zeitlose Zukunftsvision aktueller denn je. Alex stiehlt, schändet und mordet wie ein gewissenloses Raubtier. Man verhaftet ihn und sperrt ihn ein. Er wi...
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"Colombiana" (USA 2011) Kritik – Eiskalte Killerin gefangen in gähnender Langeweile

Ich will eine Killerin sein. Kannst du mir helfen? Das Action-Kino bietet kaum noch etwas Neues. Natürlich kann das Genre dennoch hin und wieder durch spektakulär inszenierte und/oder handgemachte Action unterhalten und im besten Fall sogar begeistern. Der Rache-Action-Thriller 'Colombiana' von Olivier Megaton aus dem Jahre 2011, produziert von Luc Besson, setzt leider keinerlei neue Impulse. Denn weder die Action wurde stark inszeniert, noch bewegen sich die Charaktere aus dem Standardmuster heraus. Schnelle Schnitte, klare Bilder und ein genretypischer Soundtrack machen 'Colombiana' aus. Kameramann Romain Lacourbas fängt das Geschehen zwar in kraftvollen und satten Bildern ein, kann dem Zuschauer jedoch in keiner Weise irgendetwas Besonderes bieten. Es gibt keine erinnerungswürdige Kam...
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"Frantic" (US, FR 1988) Kritik – Harrison Ford erlebt seinen schlimmsten Urlaub

"Das ist doch reiner Unfug! Warum sollte meine Frau nicht wollen, dass ich weiß wo sie ist?!" Wir schreiben das Jahr 1988. Roman Polanskis letzter Kinofilm 'Piraten' von 1986 war ein derber Flop. Der Name Polanski verlor, nicht nur allein durch 'Piraten', langsam an glänzendem Schimmer und lockte kaum noch jemanden an. Seine Karriere stand am Scheidepunkt und Polanski musste endlich wieder die Kritiker und das Publikum von seinem Können überzeugen. Mit dem Thriller 'Frantic' inszeniert er einen Film der an die großen Hitchcock-Zeiten erinnert und Polanski hatte sein persönliches Comeback. Zum ganz großen Meisterwerk reicht er jedoch auch noch nicht ganz. An einem mangelte es Polanskis Filmen noch nicht: an der visuellen Klasse. Polanskis treuer Kameramann Sobociński leistet exzellente ...
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"Insidious" (USA 2010) Kritik – Nichts Neues aus dem Hause Wan

"Nicht das Haus ist von Geistern besessen, sondern ihr Sohn." Nach den Folterorgien wie 'Saw' und 'Hostel' überschwemmt ein neues Übel unsere geliebte Filmlandschaft: die Poltergeister. Mit der 'Paranormal Activity'-Reihe und co werden die Zuschauer wieder angelockt und die Kinosäle gefüllt. Im Jahr 2010 hat es dann auch 'Insidious' in die Kinos geschafft und Regisseur Wan, auch für den ersten Teil von 'Saw' verantwortlich, will neue Grusel-Maßstäbe setze, entlockt mir jedoch nur ein müdes Kopfschütteln und lautes gähnen. 'Insidious' spielt zu 90% in finsteren Zimmer und dunklen Fluren. Das allein kann natürlich keine stimmige Grusel-Atmosphäre erzeugen. Der Film ist halt einfach nur dunkel. Mit Handkamera bewaffnet ruckelt sich der Film von Anfang bis Ende über den Bildschirm Das soll...