Heimkino

Filme, Filmkritiken, Heimkino

Kritik: Stoker – Die Unschuld endet (USA/GB 2013)

Autor: Conrad Mildner "Just as a flower does not choose its color, we are not responsible for what we have come to be. Only once you realize this do you become free." Eines ist „Stoker“ auf jeden Fall, nämlich einer der schmerzhaftesten Kassen-Flops des Jahres. Bei einem für Hollywood-Verhältnisse mickrigen Budget von 12 Mio. Dollar hat der Film gerade einmal knapp 5 Mio. eingespielt. Die Quelle: Wikipedia, und laut IMDB sogar noch weniger. Können Sie sich noch an die Zeiten erinnern als Superstar Nicole Kidman noch nicht mal für 12 Mio. vor die Kamera getreten ist? Dieses Zeitalter scheint vorbei zu sein bzw. mag ihre Wertschätzung gegenüber Park Chan-wook groß genug sein, um „Stoker“ mit ihrem Auftritt auch mit weitaus weniger Gage zu adeln. Eines ist allerdings ganz sicher: Eine solch...
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Kritik: Die Jagd (DK 2012)

Autor: Conrad Mildner „Ich glaube den Kindern. Die sagen immer die Wahrheit.“ Kaum zu glauben, dass Dogma-Shooting-Star anno 1998 Thomas Vinterberg nach vierzehn Jahren das große Comeback gelingt. Sein Cannes-Gewinner „Das Fest“ zählt noch heute zum Besten aller Dogmafilme. Danach ging es bergab, trotz gewagter Hollywood-Experimente („It's All About Love“) und ergiebiger Genreversuche („Dear Wendy“). Der Tiefpunkt schien mit seinem Berlinale-Film „Submarino“ erreicht, der von der Kritik nur noch geteert und gefedert wurde. Doch dann, das Wunder, ungläubig rieb man sich die Augen angesichts des letztjährigen Cannes-Lineups. Vinterbergs neuer Film ist im Wettbewerb und die Hauptrolle spielt Dänemarks Export-Schlager Mads Mikkelsen. Ist da was großes im Anmarsch? Als die ersten überschwän...
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Kritik: Spring Breakers (USA 2013)

Autor: Conrad Mildner „Pretend it's a video game!“ Schlagwörter wie „Skandal“ oder „Kult“ haben eine ganz besondere Anziehungskraft und ein Film, der mit diesen Labels geschmückt wird, hat sich seinen festen Platz im Herzen des Publikums redlich verdient. Denn anders als es viele Produzenten_innen gerne hätten, ist Kult ebenso wenig kalkulierbar wie der Erfolg eines Films. Das Publikum wählt seine Kultfilme selbst. Dennoch haben sie alle eines gemeinsam, nämlich die Grenzüberschreitung, sei sie ästhetisch oder inhaltlich. Der Kultfilm des letzten Jahres, „Drive“ von Nicolas Winding Refn, verband die zeitgenössische 80er-Nostalgie mit der Kompromisslosigkeit des aktuellen Gewalt-Kinos – Jean-Jacques Beineix' „Diva“ trifft auf Gaspar Noés „Irreversibel“. Oftmals sind Kultfilme auch Skandal...
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Kritik: Celeste & Jesse (USA 2012)

Autor: Conrad Mildner "Sich von mir zu trennen war das beste, was er je hingekriegt hat. ich sollte mich auch von mir trennen. Es fällt schwer bei der Menge an großartigen Comedy-Serien aus den USA noch den Überblick zu behalten und damit meine ich nicht glattgebügeltes Massenopium wie „How I Met Your Mother“, „Two and a Half Man“ oder „The Big Bang Theory“. Ich spreche von den originellen Perlen wie „Modern Family“, „Community“ oder „Parks and Recreation“. Letztere war auch die Startrampe für Quincy-Jones-Tochter Rashida, die nun mit „Celeste & Jesse“ zum Indie-Großangriff ansetzt. Celeste (Rashida Jones) und Jesse (Andy Samberg) sind seit Monaten getrennt und dennoch wohnen sie immer noch Tür an Tür und verbringen ihre Zeit zusammen als wäre nichts gewesen. Jesse hofft insgeheim auf e...
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Kritik: Zero Dark Thirty (USA 2012)

Autor: Conrad Mildner "I'm the motherfucker that found him." Wo waren sie am Tag als Osama Bin Laden starb? Eine Frage die ähnlich bedeutend erscheint, wie das oftmalige Rekapitulieren des 11. Septembers 2001. Eine Katastrophe, die buchstäblich die Welt erschütterte und fast jeder kann sich daran erinnern, wo er an diesem Tag die ersten Bilder gesehen hat. Danach war vieles anders. Das globale Feindbild des islamistischen Terrors war geboren und zwei Angriffskriege folgten. Der Islam rückte urplötzlich in ein unrühmliches Licht. Islamophobie und Sarrazin waren die schreckliche Folge. All diesen komplexen, politischen und gesellschaftlichen Ereignissen zollt Kathryn Bigelows neuer Film „Zero Dark Thirty“ zu keiner Sekunde Tribut. Es interessiert ihn nicht. Der Film erzählt stringent und ä...
Kritik: The Innkeepers (USA 2011)
Filme, Filmkritiken, Heimkino, Horror

Kritik: The Innkeepers (USA 2011)

Everything happens for a reason Claire. Nobody just ends up at the Yankee Pedlar. „Sie wollen das gleiche wie sie, leben.“ Claire lauscht der Erklärung der etwas verschrobenen und angeblich hellsichtigen Schauspielerin, die sich für ein paar Nächte im heruntergekommenen The Yankee Pedlar Inn einquartiert hat. Das Hotel soll bald schließen wegen zu wenig Gästen und viel zu vielen grausamen Geschichten aus der Vergangenheit. Ein geheimnisvoller Ort an dem der Geist einer Selbstmörderin sein Unheil treiben soll und die beiden Hotelpagen Claire und Luke wollen das letzte Wochenende nutzen um diesen Geist aufzuspüren. Claire gelingt es Kontakt zur Verstorbenen aufzunehmen und ist ebenso fasziniert wie ängstlich. Sie will wissen was die Geister wollen und der hellseherische Gast gibt ihr die ...
Kritik: Silver Linings (USA 2012) – Bradley Cooper im Wechselbad der Gefühle
Amazon Prime, Drama, Filmkritiken, Komödie

Kritik: Silver Linings (USA 2012) – Bradley Cooper im Wechselbad der Gefühle

It can still be a date, even if you order Raisin Bran. Wenn sich in Three Kings drei amerikanische Soldaten inmitten des Iraks auf eine Schatzsuche begeben oder Jason Schwartzman sich in I Heart Huckabees einer existenzialistischen Durchleuchtung unterzieht, wird klar: Regisseur David O. Russell ist kein Thema zu absurd, um daraus einen Film zu machen. In diesem Punkt ähnelt der Regiesonderling vor allem seinem Kollegen Wes Anderson (Der fantastische Mr. Fox), doch anders als Wes Anderson lässt sich David O. Russell lange nicht so eindeutig festlegen. Schließlich sticht gerade sein größter Erfolg, das 2010 angelaufene Boxerdrama The Fighter, durch seinen ernsteren Grundton deutlich aus David O. Russells bisheriger Filmografie heraus und doch schlug gerade dieser Film bei Publikum und Kr...
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Kritik: The Master (USA 2012)

Autor: Conrad Mildner "What a horrible young man you are. This is acting like an animal. A dirty animal that eats its own feces when hungry." Die Leinwand ist schwarz und in schmucklosen, weißen Lettern erscheint der Titel „The Master“ auf der Leinwand. Beinahe wähnt man sich in einem Woody-Allen-Film bei solch einem reduktionistischen Vorspann. Erinnern sie sich noch daran als die Filme von Paul Thomas Anderson wie große Spektakel anfingen? Da gab es berauschende Scorsese-eske Kamerafahrten in „Boogie Nights“ oder einen Schneller-als-du-denken-kannst-Prolog inklusive einer bunten Vorspann-Collage in „Magnolia“. Doch irgendwann zwischen 2002 und 2007, zwischen „Punch-Drunk Love“ und „There Will Be Blood“ fand eine radikale Wandlung statt. Der zügellose Sturm-und-Drang hoffnungslos ver...
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Kritik: Pitch Perfect (USA 2012)

"You guys are gonna get pitch-slapped so hard, your man boobs are gonna concave." Tanzen, Singen, Hüpfen und Springen haben in den letzten Jahren ein ungeahntes Revival erlebt. Nach den musikalisch kontroversen 90er Jahren mit ihrem Eurodance und choreografierten, ausschließlich heterosexuellen, Boyband-Tänzen war zurecht die Luft raus. Tanzen und Singen, das klang schon immer ziemlich uncool und Gefühle zeigen sowieso. Dann kamen die Post-Al-Bundy-Jahre, die 2000er, und mit ihr zahlreiche neue Musikfilme, angefangen mit Baz Luhrmanns „Moulin Rouge“, „High School Musical“ und „Mamma Mia“ und dazu Tanzfilme wie die „Step-Up“-Reihe bis hin zu gewagten 3D-Experimenten wie Wim Wenders „Pina“. Nicht unerwähnt bleiben darf natürlich das Serienphänomen „Glee“, das seit 2009 Teenies und Erwachs...
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Kritik: 7 Psychos (GB/USA 2012)

"Auge um Auge und die ganze Welt wird blind sein." Seit Martin McDonaghs Langfilmdebüt „Brügge sehen und sterben?“ herrscht eine schwere Uneinigkeit über die Einordnung seiner künstlerischen Person. Selbst die Marketing-Abteilungen wissen nicht so recht wie sie einen Donagh-Film an den Mann oder die Frau bringen sollen. Wer damals nach dem Trailer zu „Brügge sehen und sterben?“ eine tarantinoeske Gangsterkomödie erwartete, wurde im Kinosaal eines besseren belehrt. Der gefeierte irische Bühnenautor benutzte die postmodernen Kinobilder des Tarantino-Kults als bloße Verpackung einer tiefgehenden moralischen wie tragischen Dramatisierung bekannter Gangster-Streitigkeiten. Das Kino ist eben auch ein Ort des organisierten Verbrechens, denn nirgendwo sonst sehen wir so gerne Männern mit Knarre...