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Die heißen Monate sind zurück. Und was gibt es Schöneres, als die Tage unter der Hitze der Sonne irgendwo am Wasser zu verbringen, sich die lang verdiente Abkühlung zu gönnen und anschließend faul aufs Ohr zu hauen. Nun: Die Sommermonate, insbesondere die heißen Nächte, sind wohl auch die perfekte Ausrede, um ein wenig Abstand von der Realität zu nehmen und sich vollends in den thematisch zu den heißen Tagen passenden Filmen zu verlieren. Der Sommer hat viele Gesichter: Romantische Abenteuer, tödliche Trips, Fluchten in die Natur, Selbstfindungen… dies ist meine Top 20 der Sommerfilme, die ich uneingeschränkt empfehlen kann. Und welcher ist euer liebster Sommerfilm?
Platz 20: Cinema Paradiso
von Giuseppe Tornatore, mit Philippe Noiret und Jacques Perrin
Cinema Paradiso ist bis heute eine der schönsten und mitreißendsten Liebeserklärungen an das Kino und die Liebe selbst. Giuseppe Tornatores Film lebt von seiner geradlinigen Emotionalität, in dessen Zentrum der junge Filmliebhaber Toto und der Filmvorführer Alfredo stehen. In einem sommerlichen Italien wird das Lichtspielhaus zu einem magischen Ort erhoben, einem Ort der Zusammenkunft und Träumerei, in dem alles möglich zu sein scheint.
Platz 19: Pauline am Strand
von Éric Rohmer, mit Amanda Langlet und Arielle Dombasle
Der Franzose Éric Rohmer ist der Jahreszeiten-Regisseur schlechthin, denn kaum ein anderer Filmemacher versteht es bis heute so gut wie er, die vier Jahreszeiten in dermaßen unvergesslich-atmosphärische, bewegte Bilder zu fassen wie er es tat. Er hat sich selbst mit seinen verschiedenen filmischen Zyklen, darunter die “moralischen Erzählungen” (u.a. Claires Knie) und “Komödien und Sprichwörter” (u.a. Das grüne Leuchten) ein Denkmal im europäischen Kino gesetzt hat. Auch der wunderbare Sommerfilm Pauline am Strand ist ein unvergessliches Beispiel für den zuletzt genannten Zyklus.
Platz 18: Adventureland
von Greg Mottola, mit Kristen Stewart und Jesse Eisenberg
Der in den 80er Jahren angesiedelte Film fängt, neben der eigentlichen Geschichte, das einzigartige Gefühl dieses einen Sommers ein, der sich womöglich für immer ins Gedächtnis einbrennen wird. Zwischen knisternden Liebesgefühlen, innigen Freundschaften, enttäuschenden Rückschlägen und frustrierenden Verhältnissen ist der Film immer dann am stärksten, wenn der Regisseur den titelgebenden Freizeitpark als eigene, kleine Welt begreift, in der die zentralen Figuren unter sich sind und wo sich nichts anderes als das pure Leben selbst abspielt.
Platz 17: Der Swimmingpool
von Jacques Deray, mit Alain Delon und Romy Schneider
Fast 50 Jahre hat Jacques Derays psychologischer Thriller auf dem Buckel. Doch das fast ausschließlich an einem Swimmingpool spielende Erotikdrama strahlt nach wie vor eine Faszination und Spannung aus, wie sie das Publikum damals Ende der 60er erlebt haben muss. Der Swimmingpool ist ein atemberaubend fotografiertes Beziehungsspiel, mit den beiden Sexikonen Alain Delon (Der eiskalte Engel) und Romy Schneider (Die Dinge des Lebens) auf der Höhe ihres Schaffens.
Platz 16: Almost Famous – Fast berühmt
von Cameron Crowe, mit Patrick Fugit und Kate Hudson
Es gibt viele gelungene Musikfilme, aber an die Genialität von Almost Famous reicht kaum einer heran. Das liegt auch daran, dass sich der Film bei unterschiedlichsten Genres bedient und diese gekonnt zusammenfügt. Das sind neben offensichtlichen Einflüssen des Coming-of-Age-Films und des Roadmovies auch Anleihen des biografischen Dramas, des klassischen Feelgood-Movies und der Tragikomödie. Kernstück der Handlung ist dabei William, der als optimaler Proxy für den Zuschauer fungiert und stets der große Sympathieträger der Geschichte bleibt. Es ist vor allem seine Reise und seine Beziehung zur Musik, die im Vordergrund steht. Zwischen Leidenschaft und Profession hin- und hergerissen, gibt uns der Film damit einen einzigartigen Einblick in eine völlig andere Welt, weit entfernt von unserem Alltag, aber dennoch stets greifbar.
Platz 15: Call Me by Your Name
von Luca Guadagnino, mit Timothée Chalamet und Armie Hammer
Nach diesem Film werden Pfirsiche nicht mehr schmecken, wie sie vorher geschmeckt haben. Was macht Call Me by Your Name zu einem der beeindruckendsten Einträge in das Kinojahr 2018? Seine schauspielerischen Leistungen? Natürlich. Seine elegante Inszenierung? Sicherlich. Sein vollkommen unkomplizierter Umgang mit Homosexualität? Auch das. Und noch vieles mehr. Wer Problemkino sucht, möge Abstand nehmen, denn Luca Guadagnino liefert hier wertfreies, emotionales, beflügelndes Gefühlskino ab. Ein moderner Klassiker.
Platz 14: Stand by Me – Das Geheimnis eines Sommers
von Rob Reiner, mit River Phoenix und John Cusack
Stand by Me – Das Geheimnis eines Sommers offenbart sich als Weisheit über das Leben: Das Ende der kindlichen Unschuld und die Vergänglichkeit des Seines geben den Rhythmus einer Ode an die Freundschaft und der Abenteuer unserer Kindheit vor, die heute noch so sensibel erscheint wie am ersten Tag.
Platz 13: Spring Breakers
Harmony Korine, mit James Franco und Selena Gomez
Die exzesshafte Strahlkraft des Spring Break in den USA nutzt Regisseur Harmony Korine, um in seinem zwischen Musikvideo-Ästhetik und farbenfrohem Rausch inszenierten Streifen eine Jugendgeneration unter die Lupe zu nehmen, die inmitten von kurzweiliger Oberflächlichkeit und der Suche nach dem perfekten Moment am Horizont verglüht. Das ist dem Regisseur ohne Frage auf fabelhafte Art und Weise gelungen. [Komplette Kritik]
Platz 12: Before Sunrise
von Richard Linklater mit Ethan Hawke und Julie Delpy
Ein Film mit unvergleichbarem Charme. Vor allem dank seiner beiden Protagonisten. Der Zuschauer begleitet in Before Sunrise quasi ein Dauergespräch zwischen dem Amerikaner Jesse und der Französin Céline, die während einer Zugfahrt zufällig aufeinandertreffen. Jesse kann Céline schnell davon überzeugen, mit ihm in Wien auszusteigen und mit ihm die letzte Nacht, bevor er zurück nach Amerika fliegt, die österreichische Hauptstadt zu erkunden. Richard Linklaters experimentelle Romantikkomödie Before Sunrise ist an Einfallsreichtum kaum zu übertreffen. Jesses und Célines sommerlich-nächtlicher Streifzug durch das historische Wien ist eine wundervolle Ode daran, das Leben zu nehmen, wie es kommt. Zutiefst poetisch und menschlich. All das ganz ohne Klischees. “Isn’t everything we do in life a way to be loved a little more?”
Platz 11: Aftersun
von Charlotte Wells, mit Paul Mescal und Frankie Corio
In diesem Wunder des Festival de Cannes Programms 2022 stimmt von vorne bis hinten alles – das sommerliche, an Filme von Éric Rohmer (u.a. Sommer, 1996) erinnernde Setting; die unbeschreibliche Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern; das richtige Händchen für subtile, fast mythische Zwischentöne; all das mit minimalsten Aufwand gedreht. Und dabei geht Regisseurin Charlotte Wells komplexen Fragen auf den Grund. Vor allem zwei Fragen beschäftigen mich noch heute: Welche Bedeutung hatten bestimmte Kindheitsmomente im Nachhinein wirklich? Und inwiefern bestimmen diese Erlebnisse auch noch unser heutiges Leben sowie unsere Zukunft? [Komplette Kurzkritik]
Platz 10: Blutgericht in Texas
von Tober Hooper, mit Marilyn Burns und Allen Danzinger
Mit seinem rohen, ungeschliffenen Meilenstein von 1974 schuf Tobe Hooper einen der intensivsten Terror-Filme aller Zeiten. Unbarmherzig brennen sich die Bilder des Streifens dem Betrachter, weniger aufgrund der kaum expliziten Gewaltdarstellung, sondern überwiegend aufgrund der flirrenden Hitze der Atmosphäre, in den Kopf des Zuschauers. Die texanische Hitze scheint untrennbar mit den grobkörnigen, ungefilterten 16mm-Aufnahmen verschmolzen zu sein. Absolute Ultrakunst, nicht mehr und nicht weniger.
Platz 9: La Grande Bellezza – Die große Schönheit
von Paolo Sorrentino, mit Toni Servillo und Carlo Verdone
Voller wunderschöner Momentaufnahmen, unvergesslicher Stimmungsbilder sowie melancholischer Wehmut führt Paolo Sorrentino den Zuschauer durch das Leben des alternden Protagonisten Jap Gambardella, der nach Jahrzehnten des unbeschwerten Ausschweifens feststellt, den Sinn des Lebens womöglich verpasst zu haben. Die wohlige Sommerwärme, die diesen Wiedergänger von Federico Fellinis La Dolce Vita durchzieht, macht die ganz spezielle Atmosphäre Italiens, mit ihren heißen Tagen und lauwarmen Nächten, in jeder Szene persönlich spürbar. [Komplette Kritik]
Platz 8: Nur die Sonne war Zeuge
von René Clément, mit Alain Delon und Maurice Ronet
Patricia Highsmith, Alain Delon und perfide Spiele um Macht und Identität. Kann nur ein Klassiker sein. Und ist auch einer. Die Romanverfilmung von René Clément ist nicht nur ein stilistischer Siegeszug des französischen Kinos, Nur die Sonne war Zeuge ist auch einer prägnantesten Vertreter des 1960er Jahre Spannungskinos. Und wem das nicht reicht: Alain Delons sonnengebräunter, von Schweißperlen glänzender Oberkörper und die brennend heiße Atmosphäre, für die Henri Decaes legendäre Kameraarbeit sorgt, sollten Argument genug sein, diesen Sommerthriller zu lieben.
Platz 7: Die Verachtung
von Jean-Luc Godard, mit Brigitte Bardot und Michel Piccoli
Was kann man noch zu Jean-Luc Godards revolutionärem Nouvelle-Vague-Meisterwerk sagen, das noch nicht gesagt wurde. Als einer der Filme schlechthin des französischen Kinovisionärs, hatte natürlich auch Die Verachtung enormen Einfluss auf das spätere Kino. Und dabei tat Jean-Luc Godard eigentlich nicht viel mehr, als auf der Insel Capri zwei sich liebende Menschen (legendär: Brigitte Bardot und Michel Piccoli) dabei zu filmen, wie sie sich tragikomische Weise gegenseitig zerfleischen. “If you love me, just be quiet.” Das ist von Raoul Coutard in Bilder gefasst, die nicht von dieser Welt scheinen, und begleitet, dank Georges Delerue, von einem der wahrlich beeindruckensten Filmscores aller Zeiten. [Komplette Kritik]
Platz 6: La Dolce Vita – Das süße Leben
von Federico Fellini, mit Marcello Mastroianni und Anita Ekberg
Das betörende Leben der Schönen und Reichen ist in La Dolce Vita nur von flüchtiger Natur. Federico Fellinis Blick hinter die Kulissen ausschweifender Partys und üppig zelebrierter Dekadenz fördert ein gänzlich anderes Rom zutage. Eine Gesellschaft der Oberflächlichkeit, die im Rausch nach mehr beinahe gänzlich abgestumpft ist und die verzweifelte Suche nach einem Sinn längst aufgegeben hat. Die sommerlichen Bilder der ewigen Stadt werden zu einem goldenen Käfig. Ein unvergesslicher Klassiker, durch und durch.
Platz 5: Die letzte Vorstellung
von Peter Bogdanovich, mit Ellen Burstyn und Jeff Bridges
Es ist auch heute (oder gerade heute!) absolut nachvollziehbar, warum man es bei Die letzte Vorstellung mit einem der wichtigsten Vertreter des New-Hollywood-Kinos zu tun bekommt. Peter Bogdanovich beweist sich als aufgeklärter, weitsichtiger Filmemacher, der sich voll und ganz auf seine Charaktere einlässt und viel über die Befindlichkeiten des Nachkriegsamerikas sowie über Freundschaft, Verlust und Einsamkeit erzählt. Ein Sommer, den man nie vergisst.
Platz 4: Elf Uhr nachts
von Jean-Luc Godard, mit Jean-Paul Belmondo und Anna Karina
Aus der Zusammenarbeit von Regisseur Jean-Luc Godard, Kameramann Raoul Coutard und den beiden Protagonisten Jean-Paul Belmondo und Anna Karina entstand eine farbenfrohe Mixtur aus Crime-Story, Musical, Melodrama und grotesker Komik, hinter deren Fassade sich die eigentliche Handlung abspielt. Narrheiten der Gesellschaft, das unabdingbare Scheitern der Liebe, die Suche nach dem Glück, Romantik und Existenzialismus sind die Hauptthemen, denen dieses sommerlicher Kunstwerk auf den Grund geht. Dabei schuf Godard ein Zitat, welches als eine der berühmtesten Hommagen an das Kino gilt: “Der Film ist wie ein Schlachtfeld. Liebe, Hass, Action, Gewalt, Tod. In einem Wort: Emotionen.”
Platz 3: Sommer
von Éric Rohmer, mit Melvil Poupaud und Amanda Langlet
Éric Rohmer zum Zweiten. Noch nicht erwähnt hatten wir nämlich seinen meisterlichen Zyklus “Erzählungen der Vier Jahreszeiten”. Und davon ist Sommer einer der mit Abstand außergewöhnlichsten Filme im Spätschaffen des französischen Regisseurs. Filme, die mit einer derartigen Ambition und Leidenschaft gedreht werden, wie diese an der Bretagne-Küste spielende Romantikkomödie, gibt es nur selten. Sommer ist der ultimative Coming-Of-Age-Film, der im Strandsetting auf bis heute gleichermaßen einmalige wie charmante Art und Weise von den Hürden der Liebe und des Erwachsenwerdens erzählt. Ein sommerlicher Hochgenuss.
Platz 2: Der weiße Hai
von Steven Spielberg, mit Roy Scheider und Jonathan Filley
Steven Spielberg entwarf mit Der weiße Hai ein unerschütterliches (Genre-)Monument, bis heute beispielhaft in Sachen Spannungsaufbau und der konstanten Aufrechterhaltung von siedender Bedrohung. Der reine Blick auf das Meer hat seit diesem Film jedwede Unschuld verloren und wurde fortan mit einem Höchstmaß an Schrecken konnotiert. [Komplette Kritik]
Platz 1: Die Reifeprüfung
von Mike Nichols, Dustin Hoffman und Anne Bancroft
Hauptfigur Benjamin steht in Mike Nichols’ Meisterwerk Die Reifeprüfung am Ende seines College-Lebens und somit gewissermaßen auch generell vor dem Ende seines bisherigen Lebens. Der Regisseur fängt die Ziel- und Orientierungslosigkeit einer ganzen Generation vermutlich in kaum einer Szene besser ein, als in jener, in der Benjamin in der brütenden Hitze des Sommers im Pool liegt und sich einfach treiben lässt. Seiner Zeit umstritten, ist Die Reifeprüfung bis heute ein revolutionäres Meisterwerk, welches uns nach wie vor zum Staunen bringt.