Kritik: Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind (GB/US 2016)

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© Warner Bros. Entertainment

I love house elves. My uncle is a house elf.

Harry Potter ist ein Phänomen, anders kann man es nicht sagen. Die Buchreihe von J.K. Rowling darf angesichts ihrer Massenwirksamkeit guten Gewissens zu den wichtigsten literarischen Ergüssen der jüngeren Vergangenheit gezählt werden und hat mir ihrer magischen Welt den Nerv zahlreicher junger, aber auch erwachsener Leser getroffen. Völlig zu Recht gilt Harry Potter als prägendes Werk für unzählige junge Erwachsene, die in ihrer Kindheit und Jugend mit den Abenteuern des bekannten Zauberers groß geworden sind und auch wenn man sich über die Qualität der dazugehörigen Filme streiten kann, so gehören sie dennoch dazu. Nachdem es nach dem Ende des letzten Teils eine Zeit lang still um das magische Universum wurde, folgte alsbald das Unvermeidliche. Das Franchise Harry Potter war schlichtweg zu groß um es einfach ruhen zu lassen, zu beliebt um kein Kapital daraus zu schlagen. Angefangen mit Kochbüchern, Merchandise und Freizeitparks kam es dieses Jahr zu deutlich konkreteren Entwicklungen; Entwicklungen, die es nicht hätte geben sollen.

Und das in zweierlei Hinsicht: Literarisch erweiterte Rowling das Universum um ein Theaterstück, das ebenfalls in gedruckter Form erschien und filmisch kehrt der erfahrene Franchise-Regisseur David Yates mit der fünfteiligen Reihe Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind zurück. Während ersteres Werk 19 Jahre nach den Ereignissen des letzten Buches spielt, versetzt uns das neue Filmfranchise zurück ins New York der 1920er Jahre. Was beide Werke vereint, ist ihre Autorin, J.K. Rowling. Was beide Werke erahnen lassen, sind ihre Mängel als Schriftstellerin. Was beide Werke als Gewissheit bieten, ist ihre fehlende Qualität. Wobei Harry Potter and the Cursed Child nicht mehr als billigen Fanservice auf dem literarischen Niveau von Fanfiction bietet, können die phantastischen Tierwesen wenigsten als eigenständiger Blockbuster agieren. Zumindest bedingt.

Wie so viele Blockbuster funktioniert Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind vor allem auf einer sehr oberflächlichen Ebene. Hübsch anzusehende Effekte, unnötig langgezogene Verfolgungsjagden und möglichst groß ausgelegte Zerstörung stehen auf dem Plan und so hetzt der magische Zoologe Newt Scamander (gewohnt einseitig: Eddie Redmayne, Jupiter Ascending) durch das New York der 20er Jahre. Das ist zwar historisch akkurat, aber schlichtweg ein Stück weit zu perfekt eingefangen, zu bedacht drapiert. Eine zerstörte Häuserfront wirkt nicht etwa wirklich zerstört, jeder Ziegelstein scheint genauesten platziert zu sein. Es fehlt der Staub, es fehlt der Dreck, es fehlt das Chaos. Die Anzüge sitzen zu gut, die Frisuren sind zu sauber und der Kulisse mangelt es an etwas Greifbarem. Beinahe übermotiviert versucht David Yates seinem Film die Magie abzuringen, er sucht sie dort, wo es nichts zu finden gibt. Lediglich der Score von James Newton Howard kann einen Ansatz von Atmosphäre generieren, weil er sich angenehm von den vertrauten Klängen lösen kann ohne den Kontext des Films aus den Augen zu verlieren.

Aber warum scheitert der Film? Sind es die uninteressanten Figuren, die eher Funktionsträger als greifbare Charaktere sind? Oder die belanglose Handlung, die im Kontext der weiteren Filme wohl kaum mehr zum Tragen kommen wird? Nur bedingt, denn am schlimmsten wirkt das bereits angesprochene Fehlen der Magie. Wobei Fehlen vielleicht das falsche Wort ist, denn sie ist durchaus vorhanden, sogar deutlich omnipräsenter als in der Harry Potter-Reihe. Nur zur Geltung kommt sie nicht, geht verloren in den Mechanismen des heutigen Hollywoodkinos. Denn die Welt von Harry Potter hält der Globalisierung nicht stand, Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind ist eine Anekdote, die zu erzählen es nie galt. Die ursprüngliche Reihe hat indes funktioniert, weil sie auf sich selbst beschränkt war, und eben nie darauf bedacht war ein möglichst reibungsloses Universum zu generieren.

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