Kritik: The Foreigner (GB/CN/US 2017)

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„Politicians and terrorists, they are just 2 ends of the same snake.“

Gleich zu Anfang mach The Foreigner deutlich, wie fragil die innere Sicherheit unseres Alltags doch ist. Es sind Momente der Angst, der Unruhe und der Orientierungslosigkeit, wenn die geschäftige Innenstadt Londons von einem Bombenanschlag heimgesucht wird. Zerrissene Körper winden sich inmitten von Schutt und Asche, Schreie der Verzweiflung hallen durch die Straßen, Rettungssanitäter versuchen in den Trümmern Leben zu retten, Menschenmassen sammeln sich um den Ort des Geschehens, sind schockiert, hilflos, gelähmt. Diese Bilder des Schreckens, mit denen Martin Campbell (James Bond 007 – Casino Royale) in The Foreigner arbeitet, erweisen sich als umso effektiver, weil sie bereits zum festen Bestandteil unserer Realität geworden ist. Terroristische Anschläge gab es indes immer schon, durch die moderne, transparente Nachrichtenerstattung allerdings bleibt uns kein Detail dieser ikonographischen Gräueltaten im Verborgenen.

Zeuge der Explosion wurde auch der Chinese Quan (Jackie Chan, New Police Story), der seine Tochter bei dem Anschlag verloren hat, während er selber noch auf der Suche nach einem Parkplatz war. Wenn sich das müde, ausgezehrte und mit Glassplittern übersäte Gesicht von Jackie Chan durch dichte Rauchschwaden müht, dann hat das schon eine ganz besondere Wirkung, kennen wir den begnadeten Akrobaten doch primär durch seine fidelen Auftritte in unzähligen Action-Komödien. Mit The Foreigner nähert sich Chan nun wieder seiner Performance im düsteren Gangster-Drama Stadt der Gewalt an, in dem es weder für den Hauptdarsteller, noch für den Zuschauer viel zu lachen gegeben hat. Quan sinnt im Folgenden selbstverständlich auf Rache und glaubt im irischen Deputy Minister und ehemaligen IRA-Mitglied Liam Hennessy (Pierce Brosnan, The November Man) einen Schuldigen gefunden zu haben.

Kernstück der Erzählung ist das Duell zweier Männer, die sich gleichermaßen in einer Zwickmühle befinden. Quan, dessen wenig ruhmreiche, aber Eindruck schindende Vergangenheit nach und nach aufgelöst wird, hat keine andere Wahl: Er muss die Verantwortlichen finden und sie zur Rechenschaft ziehen, selbst wenn er sich im Klaren darüber ist, mit seinem Handeln nichts ändern zu können. Hennessy hingegen wird von Pierce Brosnan nicht als der klassische Antagonist verkörpert, der selber Drahtzieher und Initiator der Verschwörung ist, sondern versteht sich als distinguierter Machtmensch, der über weite Strecken seines Lebens den Glauben genießen durfte, die Kontrolle über sein Umfeld zu besitzen. Als ihn Quan konfrontiert, Namen der Attentäter verlangt und eine Warnbombe in seiner unmittelbaren Umgebung zündet, zeichnet Brosnan nach und nach ein herrlich pointiertes Porträt eines Mannes, dem jene Kontrolle gnadenlos entgleitet.

Brosnans reifes, erfahrenes Spiel beweist einmal mehr, dass der gebürtige Ire mit dem Alter immer besser wird, weil er zunehmend Lust daran gewinnt, sein chevalereskes Image neu zu codieren, während Jackie Chan in seinen tieftraurigen Gesichtszügen zwar all das Leid dieser Welt zu bündeln vermag, schauspielerisch aber überdeutlich dem britischen Kollegen unterlegen ist. Und zwischen den beiden Darstellern klafft nicht nur ein Qualitätsunterschied innerhalb der Performances, auch ihre Charaktere beißen sich in ihrer Tonalität. Funktioniert Brosnan noch als weitestgehend greifbares Abbild eines intriganten Politikers, konterkariert Jackie Chans Quan diese in ihren Anlagen glaubwürdige Figur gnadenlos. Quan nämlich ist eine Mischung aus MacGyver, Jason Bourne und John Rambo. Niemand kann ihm und seinen Fähigkeiten das Wasser reichen – vor allem nicht, wenn er seinen Fallen-Parkour im Wald eingerichtet hat.

Arrangiert man sich aber ein Stück weit mit diesem todbringenden Kämpfer, dann kann man mit The Foreigner zwei durchaus spannende Stunden verbringen, die um ein weiteres Mal zum Ausdruck bringen, welch kompetenter Handwerker Martin Campbell doch ist. Gerade in den Action-Sequenzen kommt sein Talent für Dynamiken und Rhythmen wunderbar zu Geltung. In einer Szene wird Quan von den Handlangern Hennessys durch ein mehrstöckiges Haus gejagt: Die behände Kamera begleitet das handfeste Treiben dabei in herrlich übersichtlicher, exakt getakteter Agilität, fein abgestimmt auf die Bewegungen der involvierten Parteien, die sich bis hinauf aufs Dach prügeln. Als Kommentar von tagesaktueller Beschaffenheit ist The Foreigner natürlich zu vernachlässigen, darum geht es der Adaption des StephenLeather-Romans auch nicht. Stattdessen muss man Campbells neustes Werk als grimmige Genrearbeit verstehen. Dort liegen seine Stärken.

The Foreigner ist ab dem 23. Februar auf Blu-ray und DVD erhältlich.

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