"Rampage – Capital Punishment" (CA/DE/US 2014) Kritik – Uwe Boll ruft auf zum Massenmord

Autor: Pascal Reis

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“Kill the rich!”

Für nicht wenige Menschen (und dazu gehören nicht nur Uwes Vasallen!) zählt der 2009 veröffentlichte „Rampage – Rache ist unbarmherzig“ zum Besten, was Uwe Boll Zeit seiner Karriere jemals auf die Beine gestellt hat. Aber mal ehrlich, was bedeutet das schon? Nicht viel, so viel ist sicher. „Rampage – Rache ist unbarmherzig“ hatte eben das Glück, dass er unter dem handwerklichen Aspekt nicht gänzlich vom Dilettantismus seines Regisseurs übermannt wurde. Die Handkamera im Schleudergang nämlich hat sich so manches Mal bezahlt gemacht und den Action-Sequenzen nicht die Dynamik geraubt, sondern tatsächlich dann und wann akzentuiert. Dass sich sein exploitativer Reißer aber darüber hinaus wirklich als ein von gesellschaftskritischer Relevanz geschwängertes Werk verstehen lassen möchte, macht die Sache im Umkehrschluss dann wieder ungemein ärgerlich. „Rampage – Rache ist unbarmherzig“ ist weder kritisch, noch satirisch, sondern einzig und allein debil-reaktionäre Verhetzung. Und genau da setzt er nun auch wieder mit „Rampage – Capital Punishment“ an.

Fokussierte Uwe Boll in „Rampage – Rache ist unbarmherzig“ noch das irrational-willkürliche Handeln eines Soziopathen, was ja irgendwo auch interessant wäre, wenn Boll dazu fähig wäre, psychologische Komponenten nicht nur am Reißbrett zu entwerfen, sondern mit ätiologischem Hintergrund zu arbeiten, schwingt er sich mit „Rampage – Capital Punishment nun endgültig zum Agitator auf. Die Aussage von „Rampage – Capital Punishment“ fällt dementsprechend verwerflich aus: Die Reichen müssen sterben. Damit sind laut Uwe nicht alle Millionäre gemeint, sondern die oberen Zehntausend, aber wenn einer von ihnen dem im Kevlarpanzer gehüllten Wüterich Bill (Brendan Fletcher) dann schon mal vor die durchgeladene Vollautomatische läuft, dann geht das schon in Ordnung. Was nach wie vor ein Buch mit sieben Siegeln bleibt, ist die Antwort auf die Frage, wie Uwe Boll es sich wirklich erlauben kann, derlei Filme als Zeitkritik zu titulieren? Denn, und das ist die einzig berechtigte Frage, wo und wann formulieren „Rampage – Rache ist unbarmherzig“ oder „Rampage – Capital Punishment“ wirklich klare, sinnstiftende Kritik, mit der man arbeiten kann?

Nur weil sich der selbstgerechte Bill in seinen V-Logs in geschwollenen Tiraden über so manchen Usus bestimmter Systeme echauffiert, ist das noch lange keine Kritik. Das ist unreflektiertes Genörgel, welches sich gänzlich jedem Lösungsvorschlag verschließt und auf barbarische Methoden aus Zeiten des dunklen Mittelalters zurückgreift: Alle müssen sie sterben! Aber warum, wenn die „Säuberung“, wie sie Bill nennt, doch nur die oberen Zehntausend bezieht, müssen dann so viele „normale“ Leute auf den Straßen Amerikas das Zeitliche segnen? Will Uwe Boll uns dann tatsächlich auf die triviale Natur solcher Gedankengänge aufmerksam machen und aufzeigen, wie schnell Menschen in ihrem Vorhaben die eigenen Prinzipien verraten? Versteckt sich in „Rampage – Rache ist unbarmherzig“ womöglich ein Diskurs über Macht und Bill ist seiner Macht dahingehend verfallen, Gott zu spielen, weil er über Leben und Tod entscheiden darf? Nein, das wäre erstens zu subtil und zweitens auch zu weitsichtig für Uwe Boll. „Rampage – Capital Punishment“ setzt drei Jahre nach „Rampage – Rache ist unbarmherzig“ an und arbeitet sich erst mal durch massig Footage des Vorgängers.

Irgendwann begrüßt uns Bill dann wieder, lädt seinen geistigen Dünnschiss im Korsett misanthropischen Geseiers ab, bis die Marschroute mal wieder auf den Punkt gebracht wird: „Kill the rich!“. Vorher werden dann aber erst mal wieder willkürlich Menschen aus der Seitengasse abgeballert, während diese ganz unbedarft durch die Stadt schlendern. Ist das Uwe Bolls Definition von schwarzem Humor? Untermalt respektive erdrückt wird die Szenerie von Jessicade Rooijs wummerndem Score, der gefühlt den gesamten Film verdeckt. Ist das Uwe Bolls Versuch, Spannung zu erzeugen? Wenn sich Bill dann in der Fernsehstation verschanzt hat und verlangt, dass seine Aufnahmen veröffentlicht werden, bevor ihm ein Live-Interview ermöglicht wird, führt „Rampage – Capital Punishment“ sein Vorhaben komplett ad absurdum, denn spätestens dann ist vollkommen klar, dass nur noch Uwe Boll höchstpersönlich durch Bill spricht und seinen Hass auf die Menschheit breittritt. Frauen müssen beispielsweise sterben, weil sie Yoga betreiben (Gymnastik für Exzentriker. Böse!) und Boll, selber in einem Cameo vertreten, stimmt seinem Massenmörder in seinen Taten endgültig zu: „This guy is so right!“.

Also, wie soll Kritik funktionieren, wenn man mit seinem „Protagonisten“, einen verblendeten Massenmörder, der gegen alles und jeden hetzt und am Ende sogar noch zum kollektiven Blutrausch einlädt, in aller Widerwärtigkeit sympathisiert? Wie soll Satire funktionieren, wenn man nicht dazu gewillt ist, einen Lösungsvorschlag auf jedwede Missstände zu akzeptieren, sondern alles und jeden einfach über den Haufen schießt? Aber dass „Rampage – Capital Punishment“ vor allem verblendeten Schwachsinn propagiert war ja zu erwarten. Wer sich am Inhalt nicht stört (ist das wirklich möglich?) und auf gepflegt blutiges Abschlachten hofft, der wird ebenso ernüchtert zurückgelassen. „Rampage – Capital Punishment“ ist Billigware, unfassbar schlecht gefilmt wie getrickst und vermisst dazu selbstredend jeden Sinn für einnehmende Action. Immerhin das hatte ja im marginal besseren Vorgänger geklappt.

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