I can’t feel my face.
Es trägt durchaus etwas Bedrohliches in sich, wenn man sich gewahr darüber wird, dass, solange Kevin Hart in den Vereinigten Staaten reüssiert, wir uns auch in Deutschland mit seinen Leinwandvehikeln auseinandersetzen müssen. Das soll nun an dieser Stelle aber keinesfalls als reine Stimmungsmache gegen Kevin Hart bewerten werden, dessen Energie auf der Bühne ja durchaus respektabel ist, hier geht es nur um seine Auftritte im Kino – und die waren, mehr oder weniger, allesamt katastrophal. Als (Semi-)Ausnahme könnte man vielleicht die Klamotte „Der Knastcoach“ von Etan Cohen anführen, der tatsächlich schon beinahe in Ordnung war, was aber nicht unbedingt an Hart, sondern an Will Ferrell lag, der nun mal eben ein hervorragender Komiker ist und seine Schauspielkollegen zumeist aus dem Stand weg mitreißt.
Nun aber hat Kevin Hart es inzwischen auch schon vollbracht, elementarer Teil eines Franchise zu werden, nachdem Tim Story mit „Ride Along“ 2014 einen Achtungserfolg zustande brachte. Die chaotische Ermittlungsarbeit um James (Ice Cube) und Ben (Kevin Hart) versuchte sich daran, das obligatorische Buddy-Movie-Schema aufzuwärmen und gleichwohl zu persiflieren, in dem sie das ungleiche Gespann immer wieder offen mit der Absurdität der Situationen konfrontierte und von diesen kommentieren ließ. Dass „Ride Along“ aber derart das Nervenkostüm des Zuschauer strapazierte, war wohl dem Umstand geschuldet, dass man, auch wenn man einen satirischen Ansatz bemühte, im Endeffekt nur Klischees reproduzierte und antiquierte Gags aus der Retorte quetschte: Die Zeiten, in denen sich Männer aufgrund verschiedener Körpergrößen anknurren, sollten Geschichte sein.
Aber genau das passt natürlich auch zum zweifelhaften Männlichkeitsideal, mit dem „Ride Along“ und nun auch „Ride Along 2: Next Level Miami“ hausieren: Ben ist kurz davor, James Schwester Angela (Tika Sumpter) zu heiraten. Und weil Ben die Hochzeit am Herzen liegt, ja, er sich sogar Gedanken um das Blumenarrangement macht, wird er durchweg in seiner Männlichkeit infrage gestellt. Der mürrische James gilt in „Ride Along 2: Next Level Miami“ weiterhin als maskuline Konstante, an ihm erfährt der Zuschauer, was sich für das „starke Geschlecht“ gehört: Vor allem ein distanziertes, sprich, unnahbares Gebaren, versperrt hinter einer verspiegelten Sonnenbrille. Die wirklich gelungenen Buddy-Movies, wie zum Beispiel „Lethal Weapon“, arbeiteten ebenfalls mit der augenscheinlichen Gegensätzlichkeit der Charaktere, bezogen aber niemals dahingehend Stellung, um eine der beiden Seiten bloßzustellen.
Und dementsprechend flachbrüstig gestaltet sich das infantile Humorverständnis von „Ride Along 2: Next Level Miami“: Ben ist emotional, also dürfen wir ihn auslachen. James ist cholerisch und chronisch verstimmt, also dürfen wir ihn für seine Verwegenheit bewundern. Da ist es nur folgerichtig, dass es maximal zur humoristischen Bankrotterklärung reicht, wenn man glaubt, der beste Witz sei es, diese beiden Persönlichkeitsstrukturen herablassend zu verbinden. Darüber hinaus gestaltet sich „Ride Along 2: Next Level Miami“ ebenso weitestgehend enervierend: Die MTV-Montage ist abgedroschen, Ken Jeong hat man inzwischen auch einmal zu oft in der Rolle des quirligen Quälgeistes gesehen (er in Kombination mit Kevin Hart ist natürlich ein doppelter Todesstoß) und Miami taugt hier vor allem zum sonnengefluteten Postkartenmotiv. Einzig Benjamin Bratt gefällt: Der graumehlierte Goatee verleiht dem Mann eine attraktive Reife.
Ride Along 2: Next Level Miami wird von Universal Pictures publiziert und ist seit dem 2. Juni im Handel erhältlich.
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