Monat: August 2011

Filmkritiken

"Midnight in Paris" (USA 2011) Kritik – Zum Verlieben

"That Paris exists and anyone could choose to live anywhere else in the world will always be a mystery to me." Woody Allen ist schon immer ein Meister des leichten, aber intelligenten Humors, des besonderen Wortwitzes und der wunderschönen Inszenierung gewesen. Mit 'Midnight in Paris' hat er, soweit ich das beurteilen kann, sein stärkstes Werk seit seinem sehr bissigen 'Match Point' abgeliefert. Nachdem er bereits vor Jahrzehnten seine Liebeserklärung an New York auf die Leinwand gebracht hat, spielt er nun mit den Klischees (?) der Stadt Paris. Warum ich hinter die Klischees ein Fragezeichen setze? Ganz einfach, so sehr klischeehaft das auch sein mag, Paris ist meiner Meinung nach ebenfalls die schönste Stadt, die ich bisher in meinem Leben gesehen habe. So ist Paris, bei Tag und bei Na...
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"The Green Hornet" (USA 2011) – Schlimm

Was aus Regisseuren wird, die sich des Mainstreams verschrieben haben ist allgemein bekannt, doch ist das Erstlingswerk eines Filmemachers in dem Metier, in das er neu einsteigt, nämlich Hollywood, am interessantesten. Schafft er den Spagat zwischen massentauglicher Unterhaltung und seinem Anspruch, den er in den Film, legt zu verwirklichen? Viele sind gescheitert, ob es nun ein John Woo war oder, wie hier, ein Michel Gondry ist. Das Studio, das hinter dem Film steckt, zertört jedes Fünkchen Anderssein im Keim der Masse und Filme sind kaum noch zu unterscheiden. Selten blitzt noch die Handschrift des Regisseurs auf. Das wohl treffendste Beispiel für den Erfolg dieser Sache ist Tarantino. Er schafft es mit Hilfe eines großen Studios, das hinter ihm steht, einen Film zu machen, wie er es mö...
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"The Loved Ones"(2010) – Kultcharakter

Mit den Versatzstücken vieler Horrorfilme der letzten Jahre und auch deren Härte, gelingt ein kleines ultrabrutales Kabinett des Grauens, das sich um die Zelebrierung eines Abschlussballs dreht. Komik und Skurilles wechseln sich mit Schocks und Folterhorror ab. Das ist unterhaltsam anzusehen für Freunde des Horrors, besitzt aber auch eine Schwäche: Die Nebenstory gerät etwas zäh, auch wenn diese nur immer sehr kurz angerissen wird und etwas Erholung von den Gräueltaten der Psychopathen gibt. Die Hauptdarstellerin macht Freude und könnte sofort neues Familienmitglied der Fireflys werden. Traurig, hart, verständnissvoll, ängstlich, zärtlich, eklig... sie verbindet alles und macht ihr Spiel zur großen Kunst. Die deutsche Synchro ist wie gewohnt ätzend, also zum Original greifen. Fazit: Für ...
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"The Cell" (2000) Kritik

Tarsem Singh, der Meister des Geschichtenerzählens zeigt mit "The Cell" eindrucksvoll, wozu er nicht im Stande ist. Geschichten erzählen. Und wie es mir langsam auf die Nerven geht, dass Singh allein aufgrund seiner Bilder in den Himmel gelobt wird. Als ob die Welt nicht schon gestört genug wäre, muss Singh uns zeigen, was im Kopf eines Serienkillers vorgeht. Das geschieht gnadenlos oberflächlich, immer wieder mit Symbolik beladen, um den Eindruck zu vermitteln, der Film hätte mehr zu erzählen. Ich habe mich eingelassen auf seine Idee, das möchte ich dazu sagen. Die ersten 40 Minuten Exposition werden quälend in die Länge gezogen. Sobald es zur eigentlichen Haupthandlung kommt, wird allzu klar, dass Singh nicht mehr kann, als (alb-)traumhafte Bilder aneinanderzureihen. Lösungen werden kei...
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"Mirrors" (2007) Kritik

"Ben Carsons (Kiefer Sutherland) Leben läuft momentan nicht so, wie er es gerne hätte. Er verliert aufgrund von Alkoholexzessen seine Polizeimarke und das Vertrauen seiner Familie. Um wieder der Alte zu werden, nimmt er einen Job als Nachtwächter in der Ruine des Kaufhauses Mayflower an, das durch ein Flammeninferno fast komplett zerstört wurde. Auf seinen Rundgängen durch die finsteren Hallen reflektieren gewaltige Zierspiegel düstere Bilder der Vergangenheit. Zunächst glaubt er an Hirngespinste, aber bald sieht er sich einer Macht gegenüber, die er nicht verstehen kann, die über Spiegel in unsere Welt tritt und nicht nur sein eigenes, sondern auch das Leben seiner Frau und Kinder bedroht. Carson muss sich beeilen und das Geheimnis um die Spiegel lüften, oder sie werden das Ende seiner Ta...
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"Brothers Bloom" (2009) – charmant betrogen

"Es ist eine Lüge, die die Wahrheit erzählt." Die charmante Trickbetrügerei ist weitaus ehrlicher und sympathischer als Nolans "Prestige", offenbart sie doch im Wesentlichen eine einfache Geschichte über Freundschaft, welche mit Finten, Scherzen und Mogeleien gespickt ist, um zum eigendlichen Kern zu führen, dem unausweichlichen Schicksal dieser Gattung Mensch und deren Konsequenzen für die anderen Weggefährten. Der Geniestreich ist es, die Grundessenz zu verstecken und zu verschleiern und mit aberwitzigen Dialogen und Momenten zu verbergen. Die Geschichte könnte somit auf manche deswegen vielleicht langweilig, nervig oder dumm wirken, doch ist dies nur ein weiter Trick der zweiten Regiearbeit von Rian Johnson, dem aufmerksamen Publikum zwei Ebenen zu bieten, die auf narrativer Weise i...
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"Der Teufel mit der weißen Weste" (1962) Kritik

"Il faut choisir. Mourir… ou mentir?" - "Man muss wählen. Sterben... oder lügen?" Vom König der komplexen und hochstilisierten Gangster-Filme, Monsieur Jean-Pierre Melville, inszeniert, ist 'Le Doulos' ein düsteres Schattenspiel über Mord, Vertrauen und Verrat. Das Zusammenspiel zwischen den schwarzen und weißen Tonstufen ist absolut außergewöhnlich. Hier zelebriert Melville mal wieder was es bedeutet, eine perfekte Inszenierung zu schaffen. Anfangs glaubt der Zuschauer kaum etwas zu verstehen, denn viele Figuren werden auf einen Schlag eingeführt. Nach und nach bringt Melville jedoch Licht in die Finsternis, der Zuschauer beginnt zu begreifen und darf sich darüber freuen, immer weiter Zeuge eines bedeutenden Meisterwerks zu werden. Die Technik ist revolutionierend. Viele für das Genre t...
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Soundtrack der Woche "Midnight in Paris"

Ein exquisiter Cast, allen voran Marion Cotillard, Paris als Schauplatz, Musik und Woody Allen. Freut ihr euch auch so sehr auf seinen neuen Film? Kinostart ist diese Woche und wenn ich diese Melodien höre, komme ich schon jetzt ins Schwärmen. Viel Spass mit unserem Soundtrack der Woche.
Kritik: Kleine wahre Lügen (FR 2010) – Der Ensemblefilm des Jahres
Filme, Filmkritiken, Französischer Film, Komödie

Kritik: Kleine wahre Lügen (FR 2010) – Der Ensemblefilm des Jahres

Mit 5,3 Millionen Kinobesuchern ist 'Les petits mouchoirs' nach 'Harry Potter und die Heiligtümer des Todes' 2010 der zweiterfolgreichste Film in den französischen Kinos gewesen. Dass Quantität nicht gleich Qualität verspricht, ist nichts Neues. 'Les Petits Mouchoirs' ist meiner Meinung nach jedoch eine der wenigen Ausnahmen, ein kleines Meisterwerk der Emotionen, des Humors und der Authentizität. Alles fängt scheinbar harmlos auf einer Party in Paris an. Ein Mann tanzt, vergnügt sich und fährt schließlich zu Tagesanbruch nach Hause. Ehe er sich versieht, kommt sein Schicksalsschlag. Was diesem Ereignis folgt, ist eine wunderschön erzählt Geschichte über Lebensentscheidungen, Lügen, Freundschaft, Urlaub, kurz gesagt das Leben. Eine solche Geschichte lebensnah zu erzählen, ist nicht einfac...