Monat: September 2011

Filmkritiken

"Equilibrium" (USA 2002) Kritik – Ohne Gefühle lebt sich’s leichter

"Im Herzen der Menschheit existiert eine Krankheit. Ihr Symptom ist Hass. Ihr Symptom ist Zorn. Ihr Symptom ist Wut. Ihr Symptom ist Krieg. Diese Krankheit ist die menschliche Emotion." Irgendwo zwischen Huxleys "Brave New World" und Lucas’ "THX 1138" hat sich 2002 ein weiteres Szenario der futuristischen Menschheit angesiedelt. Unter dem Titel "Equilibrium" erzählt Kurt Wimmer eine relativ krasse Zukunftsvision: Nach einem dritten Weltkrieg wissen die Überlebenen, dass die Menschheit einen vierten nicht überleben würde und ziehen deswegen die einzig rational nachvollziehbare Schlussfolgerung: Die Gefühle müssen weg. Jeder Bewohner bekommt eine kleine Pistole und seine "Dosis" in gut abgepackten Fläschchen, die er sich regelmäßig spritzen muss, und schon wird er zur gefühllosen Hülle. H...
Kurzfilm: Six Shooter (GB 2005) – Der kleine Bruder von "Brügge sehen… und sterben?"
Drama, Filmkritiken, Komödie, Kurzfilme

Kurzfilm: Six Shooter (GB 2005) – Der kleine Bruder von "Brügge sehen… und sterben?"

That isn't god's fault, he just can't be there at everyone's like! Noch am selben Tag als seine Frau stirbt, reist der hinterbliebene Ehemann Donnelly (Brendan Gleeson) mit dem Zug, wo er einen merkwürdigen Passagier trifft. Das Kind (Ruaidhri Conroy) könnte durchaus gefährlich sein. Die zwei treffen auch auf ein Paar, das ebenfalls an jenem Tag vom Tod besucht wurde. Das Verhalten des Jungen beschwört eine Kette von Ereignissen herauf, die zu einem unausweichlichen Resultat führen. Martin McDonagh zeigt in seinem 2006 Oscar-prämierten Kurzfilm, wo der Hammer hängt. Er präsentiert uns eine halbe Stunde voll schwarzen Humors, einprägsamen Szenen und spitzenmäßigem Schauspiel. Dabei schafft er es mühelos die Themen Trauer und Religion sowohl humorvoll als auch emotional miteinander zu verb...
Filmkritiken

"Wie ein einziger Tag" (2004) Kritik – Gefühlsdusselige Romanze

"Es ist nicht leicht, wird es nie sein. Es wird schwer sein. Wir werden jeden Tag hart daran arbeiten müssen. Aber das will ich, weil ich Dich will. Ich will dich ganz und gar, für immer. Dich und mich, an jedem Tag!" Welche Schwierigkeit haben Filme der Marke "Wie ein einziger Tag"? Ich weiß spätestens nach einer halben Stunde, wie die ganze Geschichte ihren Lauf nehmen wird. Das emotionale Auf und Ab kommt zu keinem Zeitpunkt überraschend. Die Darsteller spielen sich die Seele aus dem Leib, allerdings müssen sie gegen eine pseudo-romantische Geschichte ankämpfen, die man so schon zigmal besser gesehen hat. Zu formelhaft, zu geradlinig, zu oberflächlich und zu klischeehaft. Dazu einen Schuss nervigen, religiösen Untertons ("Die Wissenschaft schafft gewisse Dinge und dann kommt Gott.")...
Filmkritiken

Kinotipps der Woche (ab 22. September)

The Guard Inhalt: Sergeant Gerry Boyle (Brendan Gleeson) ist ein Kleinstadt-Cop in Irland mit einer gewöhnungsbedürftigen Persönlichkeit, einem seltsamen Sinn für Humor, einer sterbenden Mutter und einem Hang zu Prostituierten. Da geht es ihm gewaltig gegen den Strich, dass plötzlich der FBI-Agent Wendell Everett (Don Cheadle) in seine Routine hineinplatzt, um mit ihm gemeinsam gegen einen internationalen Drogenring zu ermitteln. Attack The Block Inhalt: Der neueste Streich von den Produzenten der Zombie-Horror-Komödie „Shaun of the Dead“: Als Moses (John Boyega) und seine Gang durch die dunklen Straßen ihres Londoner Wohnviertels streifen und eine Frau überfallen, werden sie von einem ekligen Alien überrascht. Doch die Teenager-Bande versteht es, ihren Block zu beschützen, bringt den A...
Die besten Soundtracks aller Zeiten N°4: Drachenzähmen leicht gemacht (US 2009)
Soundtracks

Die besten Soundtracks aller Zeiten N°4: Drachenzähmen leicht gemacht (US 2009)

Ich betrachte Musik nicht als eine Kunst das Ohr zu ergötzen, sondern als eines der größten Mittel, das Herz zu bewegen und Empfindungen zu erregen. Sehr lange habe ich überlegt, welchen Score ich diese Woche vorstellen möchte. Letztendlich habe ich mich für John Powells Drachenzähmen leicht gemacht entschieden. Es ist einer dieser seltenen Soundtracks, die aus der Filmlandschaft nicht mehr wegzudenken sind und für mich neben Howard Shores Melodien zu Der Herr der Ringe einer der magischsten musikalischen Filmbegleitungungen seit 2000. Einer dieser Fälle, nach denen man erneut einige Jahre warten muss, bis etwas vergleichbar Originelles und Schönes in der Filmmusikwelt geschaffen wird. John Powell hat damit bewiesen, warum er nun endgültig zu den ganz großen Komponisten unserer Generation...
Filmkritiken

"The Social Network" (USA 2010 Kritik) – Die Idee, die unser Leben revolutionierte

"Okay, du wirst später bestimmt mal ein sehr erfolgreicher Computermensch. Aber du wirst dein Leben lang glauben, dass die Frauen nicht auf dich stehen, weil du ein Nerd bist. Und ich möchte dir von ganzem Herzen mitteilen, dass das nicht der Fall sein wird. Es wird daran liegen, dass du ein Arschloch bist." Was David Fincher 1999 mit Fight Club bereits geleistet hat, legt er 11 Jahre später erneut hin: Den Film einer Generation, die Zusammenfassung unserer Gesellschaft, unseren sozialen Spiegel. Die Unterschiede springen einem in Augen und Ohren, wenns Geruchsfernsehen gäbe, bestimmt auch in die Nase: Es geht um Technik, um Aktualität, Geld, Partys und Sex. Um Habgier, Größenwahn, um Milliardenumsatz. Es ist kein Platz für Freunde, es geht nicht um Beziehungen oder soziale Integrität. ...
Filmkritiken

"V wie Vendetta" (USA 2006) Kritik – Der etwas andere Comic

"Eine gute Regierung ist wie eine geregelte Verdauung; solange sie funktioniert, merkt man von ihr kaum etwas." Oben stehendes Zitat stammt von Erskine Caldwell. Wichtige Frage: Was passiert, wenn sie nicht mehr funktioniert, wenn sie eigenständig wird, das Volk unterdrückt und ihre ganz eigenen Vorstellungen durchsetzt? Und ich rede nicht von der Verdauung. "Ein Volk sollte keine Angst vor der Regierung haben. Die Regierung sollte Angst vor ihrem Volk haben!". Das ist der Grundsatz, unter dem "V for Vendetta" funktioniert. Bis heute hat dieser Film nichts von seiner Aktualität verloren und ist anwendbar auf jedes politische System eines Landes. Er ist eindeutig nicht das, was man von einer Comicverfilmung erwartet. Zwischendurch zieht er mit brillanter Action und 1a Atmosphäre scharf ...
Filmkritiken

"Hereafter" (USA 2010) Kritik – Eastwoods Schwächeanfall

Eastwood wird für mich immer ein Ausnahmeregisseur bleiben, was allerdings ist im Fall "Hereafter" schief gelaufen? Positiv anmerken möchte ich zunächst mal die tollen schauspielerischen Leistungen von Matt Damon und Cécile de France, die hier einiges aus dem Dreck gezogen haben. Ebenso der grandiose Score und die überragende Regie von Eastwood selbst. Dieser bietet am laufenden Band atemberaubende Effekte und Aufnahmen. Die Flutwelle am Anfang war nicht umsonst für den Oscar nominiert. So viel zu den positiven Punkten, die zwar zahlreicher sind als die negativen, allerdings sind die Kritikpunkte um einiges gravierender. Schicksal, das Leben nach dem Tod und Selbstfindung sind nur drei der vielen Themen, welche vollkommen unkonsequent behandelt werden. Da werden interessante Figuren einge...
Filmkritiken

"Aliens – die Rückkehr" (USA 1986) Kritik – Ein actionreiches Kunstwerk

"Get away from her, you bitch!" Wenn ihr mich nach dem König der Sci-Fi-Filme fragen müsstet, ich würde definitiv sofort 'Aliens - die Rückkehr' nennen. Ein Film, wie es ihn kein zweites Mal gibt, ein Film, der alles richtig macht, ein Unikat, eine Perle, und zusammen mit 'der Pate II' die beste Fortsetzung aller Zeiten, all das und noch so viel mehr stellt 'Aliens - die Rückkehr' für die Filmgeschichte dar. James Cameron ging 1986 mit der Fortsetzung des Kult-Films 'Alien' zum Glück ein Risiko und präsentierte seine komplett eigene Vision des Originals, ohne dabei daran Verrat zu begehen und seinen Namen in den Dreck zu ziehen. Im zweiten Teil erschafft Cameron eine Welt voller Bosheit, Finsternis und Angst. Eine Welt, wie sie von uns sicher nie jemand betreten wollen würde. Ein...