Autor: DougJones

Filmkritiken

Klassiker-Tipp der Woche "Carrie" (1977)

Gottgläubige sind besessen, die erste Menstruation kommt in der Dusche, eine Schülerin kann mit Gedankenkraft Dinge bewegen, ein Schulball wird zum Massaker. DePalma erzählt die Geschichte der gehänselten Carrie äußerst plakativ, aber auch unfassbar anregend, verstörend und wunderschön zugleich. Erstaunlich geschrieben und inszenert sind auch die von Stephen King entworfenen Charaktere. Sie sind in einer Sekunde hassenswert, dann wieder unglaublich liebenswürdig. Keine Figur bleibt eine Karikatur oder klischeehafte Marionette. Selbst Carrie ist Protagonist und Antagonist zugleich. Schwer umzusetzen, diese Zerrissenheit der Figuren. Dabei weicht der Regisseur gerne einmal auf platte Symbolik aus, im Grunde schafft er es aber, die Geschichte spannend und stringent zu erzählen. Was ...
Filmkritiken

"X-Men: Erste Entscheidung" – X-Mal schlechter, als erwartet

Vaughn erzählt die Vorgeschichte der Vorgeschichte. Das geschieht gnadenlos uninspiriert, mit lausigen neuen Charakteren ausgestattet und Effekten aus der Mottenkiste eines B-Movies, nur noch schlechter. Witz, Verve und Rythmus gehen verloren. Es wird Szene an Szene montiert, Dialoge und Oneliner sind bräsig. Die Motivation der Protagonisten schlägt je nach Wetter unnachvollziehbar um. Der Film passt alleine schon nicht durch Logiklücken zu den Vorgängern. Kurz um: Es wurde geschlampt und das vorallem so unglaublich langatmig. Der Regisseur kommt nicht auf den Punkt. Jetzt ist er wohl angekommen. Im großen Studio. In Hollywood. Leider hat sich Vaughn nach dem phänomenalen KICK-ASS zurück entwickelt. Wenn der Film zuende ist, fängt die Geschichte erst an. Ja auch die Vorgeschichte. Es ...
Filmkritiken

Special Lieblingsregisseure N°2 "Rob Zombie"

Rob Zombie... Schockrocker, Regisseur, Mann der grandiosen Sheri Moon Zombie, Drehbuchautor, Experimentalfilmer, Inszenator des besten Horror-Double-Feautures aller Zeiten, Liebhaber des dunklen Genres, Wiederbeleber des Michael Myers, Schaffer von Kultfiguren wie Captain Spaulding und Baby Firefly, genialer Zusammensteller von Soundtracks, Realisator eines wahnwitzigen Zeichentrickspektakels mit den Figuren seiner Filme und darüber hinaus ein unglaublich sympathischer Kerl, mit der Liebe zum Kino. Robs Filme sind niemals Routine, kein Einheitsbrei, jeder Film kommt unter der Prämisse "ich will euch überraschen" heraus. Da mischt er dann Countrysongs mit Hardcoremetall, schwarzhumorige McGuffin-Dialoge mit übelster Folterei. Er schafft es sogar die grausamsten Psychopathen als Fa...
Filmkritiken

Serienhighlight aus England: "Sherlock- Ein Fall von Pink" (2011)

Breit getretene Genre-Pfade? Nö. Verbrauchte Gesichter und Schauspieler? Nö. Eine Story, wie wir sie bei Holmes schon 100 mal gesehen haben? Nö. Lahme Inszenierung? Nö. Eine Geschichte, die nur auf einen Storytwist abzielt? Nö. Paul Mcguigan besinnt sich nach dem Totalausfall PUSH wieder auf seine Stärken, Geschichten atmosphärisch und mit der Prämisse des großen Geheimnisses zu erzählen. Er war immer ein Regisseur, der nur mit einer starken Story gute Filme erzählen konnte. Bei PUSH gab es die nicht, deshalb gab es nur seine Stylestandarttüte. Hier bringt er alles zusammen, was ihn schon bei LUCKY NUMBER SLEVIN auszeichnete. Spitzfindige Dialoge, interessante Impressionen Londons und viele kantige, niemals glatte Figuren. Martin Freeman ist Doctor Watson. Er kommt aus dem Krieg. Ho...
Filmkritiken

"In meinem Himmel" – Kitschpostkarte aus dem Jenseits

Der großartige Peter Jackson kommt mit großen, bombastischen Bildern. Anstatt sich sensibel in die Figuren einzuarbeiten, drückt er den Film lang vor sich hin. Geschlagene 135 Minuten. IN MEINEM HIMMEL ist lang, kunterbunt und verschenkt. Schnell wird klar warum: Peter hat das überaus sensible, tiefgründige und nachdenkliche Werk nicht verstanden. Er hat es groß, im Sinne der Kosten und pompösen Landschaften verfilmt, aber nicht annähernd richtig. Er sucht seine "Herr der Ringe"-Bilder, mischt diese mit Splatter-Atmosphäre und Suspense und knallt dann noch Sepiafarben und Hippiemütter in das Ganze. Ein Cocktail, der nicht schmeckt, nicht schmecken kann, wenn man das Buch kennt. Er hat adaptiert. Bilder hinzugedichtet, und gestrafft an falschen Stellen. Wichtige Szenen des Buches müss...
Filmkritiken

"Super 8" (2011) – Super ist hier wenig

Das ist ein Film, der die alten Zeiten vermisst, der zurück will zu den Filmen der 80er Jahre. Da wo Sci-Fi noch etwas mit Romantik und Charme gemein hatte und nicht von den Effekten dominiert wurde. Leider versteht er überhaupt nicht, was diese Filme ausgemacht hat. Hier kommen Schocks, platte Bluteffekte und Klischees aus dem Keller, die schon bei "Krieg der Welten" und "Transformers" miefig waren. Eine böse Person wird mit böser Musik eingeführt, er hat Narben und schaut böse. Eine Welt in der alle Linien klar strukturiert sind. Eine völlig berechenbare, lahme Welt. Es soll eine Hommage an "E.T." sein, durch welche begründet wird, warum die Protagonisten mit dem Fahrrad des Films fahren. Verstanden wurde wenig. Am Ende ist man dann in einem ätzenden, übertönten Showdown und fragt sich...