Autor: Pascal Reis

Kritik: Entertainment (USA 2015)
Filme, Filmkritiken

Kritik: Entertainment (USA 2015)

Why don't rapists eat at T.G.I. Friday's? Well, it's hard to rape with a stomachache. Er schlurft apathisch durch das Innere eines ausrangierten Verkehrsflieger, geht in die Hocke und blickt durch die abgerundeten Fenster, die doch niemals eckig sein dürfen, da sie sonst dem Druck, der innerhalb der Kabine künstlich erhöht werden muss, nicht standhalten. Er, das ist ein namenloser Komödiant (Gregg Turkinton), ein Schatten ohne Vergangenheit und Zukunft – und wie die ausgehöhlte Maschine auf dem Flugzeugfriedhof wird auch der Namenlose nie wieder eine Möglichkeit finden, sich mit Leben zu füllen. Das sind rosige Aussichten, möchte man meinen, und Rick Alverson hat mit seinem Vorgängerwerk The Comedy bereits bewiesen, dass er Menschen nicht nur bis an den Rand des Abgrundes begleitet, sonde...
Kritik: Wiener Dog (USA 2016)
Filme, Filmkritiken

Kritik: Wiener Dog (USA 2016)

A dog is not human, it's an animal. Nature doesn't care about them. It's sad but true, we're dogs only friend. Durch die schmalen Gitterstäbe seines handlichen Käfigs blickt der titelgebende Dachshund zu Anfang von Wiener Dog in den Himmel, kurz bevor ihn ein Platz im giftgrün ausgeleuchteten Tierheim erwartet. Diese Einstellung, der Blick nach oben in ein nur von wenigen Wolken befallenes Firmament, gemahnt an einen anderen Film aus diesem Jahre: Lenny Abrahamsons Raum, für den Brie Larson ihren Oscar als Beste Hauptdarstellerin entgegennehmen durfte. Auch dort gibt es eine ähnliche Sequenz, in der der von Jacob Tremblay gespielte Jack nach fünfjähriger Gefangenschaft zum ersten Mal den Himmel erblicken darf. Wiener Dog allerdings ist nun quasi die Umkehrung dieses freiheitlichen Moments...
Kritik: Fast Convoy – Tödlicher Transport (FR 2016)
Action, Filme, Filmkritiken, Französischer Film

Kritik: Fast Convoy – Tödlicher Transport (FR 2016)

Ich habe noch nie jemanden zurückgelassen! Fast Convoy – Tödlicher Transport zählt zu diesen Filmen, denen man nur zu gerne auf den Leim geht, und das aus einem einfachen Grund: Man möchte ihnen auf den Leim gehen. In diesem Fall liegt das vor allem daran, weil die Prämisse ein straightes Genre-Vergnügen verspricht, während auf dem Plakat der gestandene Benoit Magimel (Die purpurnen Flüsse 2 – Die Engel der Apokalypse) elegant gegen einen flotten Flitzer gelehnt anscheinend jederzeit bereit scheint, das Schießeisen in seiner Linken einzusetzen. Kurz gesagt: Die Zeichen standen mal wieder auf Kolportage. Aber auf hochwertiger Kolportage. Umso ernüchternder das Ergebnis, mit dem Regisseur Frédéric Schoendoerffer (Switch – Ein mörderischer Tausch) um die Gunst die Zuschauers buhlt, zeugt s...
Kritik: Z for Zachariah (USA 2014)
Filme, Filmkritiken, Heimkino

Kritik: Z for Zachariah (USA 2014)

I ain't seen anyone alive for over a year. Eingefallene Industriekomplexe, deprimierende Ruinenlandschaften, abgerodete Wälder – und inmitten dieser Bruchsteine der Vergangenheit zieht der Mensch traurige Striche. Das so vielfältige Sujet der Dystopie, welches durch Filme wie Die Tribute von Panem – The Hunger Gamer, Die Bestimmung – Divergent und Maze Runner – Die Auserwählten im Labyrinth dieser Tage eine fragwürdige Hochkonjunktur feiern durfte, verfügt über eine klare Ikonographie des Zerfalls. Wenn wir von der (Post-)Apokalypse sprechen, dann sprechen wir zuvorderst von Schauwerten, von massenwirksamen Oberflächenreizen, die unsere Perzeption dahingehend stimulieren, das Gedankenspiel anzuregen, wie es wohl wäre, wenn Mutter Erde nicht mehr unserer bunt-belebten Heimat gleichen würde...
Heimkino: Kritiken zu Die dunkle Seite des Mondes, Spotlight, Raum & The End of the Tour
Filme, Filmkritiken, Heimkino

Heimkino: Kritiken zu Die dunkle Seite des Mondes, Spotlight, Raum & The End of the Tour

Die dunkle Seite des Mondes (DE, SUI, LUX 2015) von Stephan Rick, u.a. mit Moritz Bleibtreu, Jürgen Prochnow und Nora von Waldsätten Ein bisweilen kurioser Film, der sich einerseits angenehm vom Einheitsbrei des deutschen Kriminalkinos abhebt, auf der anderen Seite aber auch nicht an banalen Symbolen und klischierten Handlungselementen spart. Angenehm ist „Die dunkle Seite des Mondes“, weil er nie Interesse daran aufweist, zur verklärten Aussteigerphantasie heranzureifen, um auf die zivilisationskritische Kacke zu hauen. Urs (chargiert sich herrlich durch den Film: Moritz Bleibtreu) erlebt kein „Abenteuer Wildnis“, sondern trifft im Wald auf den Wolf in seiner Seele, der nur einen vorgetäuschten Stimulus, einen logischen Vorwand, gesucht hat, um als archaische Bestie aus seinen (eigentli...
Kritik: Ride Along 2: Next Level Miami (USA 2015)
Filme, Filmkritiken, Heimkino

Kritik: Ride Along 2: Next Level Miami (USA 2015)

I can't feel my face. Es trägt durchaus etwas Bedrohliches in sich, wenn man sich gewahr darüber wird, dass, solange Kevin Hart in den Vereinigten Staaten reüssiert, wir uns auch in Deutschland mit seinen Leinwandvehikeln auseinandersetzen müssen. Das soll nun an dieser Stelle aber keinesfalls als reine Stimmungsmache gegen Kevin Hart bewerten werden, dessen Energie auf der Bühne ja durchaus respektabel ist, hier geht es nur um seine Auftritte im Kino – und die waren, mehr oder weniger, allesamt katastrophal. Als (Semi-)Ausnahme könnte man vielleicht die Klamotte „Der Knastcoach“ von Etan Cohen anführen, der tatsächlich schon beinahe in Ordnung war, was aber nicht unbedingt an Hart, sondern an Will Ferrell lag, der nun mal eben ein hervorragender Komiker ist und seine Schauspielkollegen z...
Filmkritiken zu „Hyena Road“, „Barça“ und „The Dressmaker“
Filme, Filmkritiken, Heimkino

Filmkritiken zu „Hyena Road“, „Barça“ und „The Dressmaker“

Der April steht bei Ascot Elite mal wieder ganz im Zeichen der Vielfältigkeit. Mit „Hyena Road“, „Barça – Der Traum vom perfekten Spiel“ sowie „The Dressmaker – Die Schneiderin“ bekommen die hiesigen Heimkino-Regale erneut interessantes Futter geboten, mit dem man sich durchaus auseinandersetzen darf. Erwarten wird einen hierbei Enttäuschendes, Absehbares und, nicht zuletzt, Überraschendes. Aber dazu mehr in den jeweiligen Einzelbesprechungen. Hyena Road (CA, 2015) von Paul Gross, u.a. mit Paul Gross, Rossif Sutherland und Allan Hawco Provinz Kandahar. Südafghanistan, Geburtsort der Taliban und ein sich über 450.000 Quadratkilometer erstreckendes Terrain, dominiert von brutalen Aufständen, gegensätzlichen Ansichten, Stammesrivalitäten und Blutfehden. Hier findet sich die Operationszon...
Kritik: The Invitation (USA 2015)
Filme, Filmkritiken, Heimkino

Kritik: The Invitation (USA 2015)

I'm so glad you're here. We have a lot to talk about. So much to say tonight. Im November des letzten Jahres konnte sich auch der deutsche Kinogänger von Joel Edgertons Kompetenzen als Regisseur und Drehbuchautor überzeugen lassen, als dieser mit seinem Debüt „The Gift“ für kollektives Schaudern in den Reihen vor der Leinwand sorgte. Edgerton, der neben Jason Bateman und Rebecca Hall das formidabel agierende Hauptdarsteller-Triumvirat abrundete, führt den Zuschauer in das verschlissene Herz der Hollywood Hills und zeichnet anhand einer Kleinfamilie das überhebliche Selbstverständnis dieser elitären Transparenz-Gesellschaft nach, die allmählich mit all dem konfrontiert wird, was sie so krampfhaft abzulehnen versucht. „Hinterlistig“ ist wohl das passende Adjektiv, um diese unscheinbare Perl...
Kritik: Hardcore (RU/US 2015)
Filme, Filmkritiken, Heimkino

Kritik: Hardcore (RU/US 2015)

„You are half machine, half pussy.“ In qualitativer Gänze muss sich die von Andrzej Bartkowai ins Leben gerufene „Doom-Adaption zu Recht der Rüge stellen, die den Film seit jeher heimsucht, und darf sich damit auch zu den unzähligen Videospiel-Verfilmungen gesellen, die auf der Leinwand an ihren schillernden Vorbildern gnadenlos scheitern sollten. Allerdings verfügt „Doom – Der Film“ über eine Sequenz, die tatsächlich so etwas wie Kultstatus erlangen konnten und eine Zäsur in Sachen eskapistischer Strahlkraft innerhalb der Narration evozierte, die bis heute unvergessen bleiben: In Ego-Perspektive verfolgen wir den von Karl Urban gespielten John „Reaper“ Grimm dabei, wie er durch die schmalen Gänge der Marsstation wütet und alles kurz und klein ballert, was sich ihm vor die Mündung bewegt....
Filmkritiken zu “Steve Jobs”, “Irrational Man” und “Macbeth”
Filmkritiken, Heimkino

Filmkritiken zu “Steve Jobs”, “Irrational Man” und “Macbeth”

  Steve Jobs (USA 2015) von Danny Boyle, u.a. mit Michael Fassbender, Kate Winslet und Seth Rogen Für Steve Jobs sind Computer Gemälde. Kunstwerke, nuanciert und erfüllend. Ihm, dem popkulturellen Phänomen, dem Revolutionär und Visionär, fehlt indes die entscheidende Distanz zur Materie, um erkennen zu können, dass sein Kunstwerk, welches schließlich auch quasi aus seiner eigenen Rippe erbaut wurde, nicht nur in rein technologischer Brillanz überwältigt, es trägt auch seine menschlichen Makel in sich, wie Steve Wozniak in einer Rückblende prägnant festhält. Sie sind miteinander verschmolzen. Danny Boyle ist der richtige Mann, um sich dieser Person anzunehmen, die nicht nur eine Delle ins Universum schlagen sollte, sondern auch ein manischer Egomane war, dem Michael Fassbender in de...