Autor: Pascal Reis

Filmkritiken

"The International" (USA 2009) Kritik – Clive Owen im Hexenkessel der Finanzkrise

"Es gibt das, was man hören will. Das, was man glauben will. Dann kommt lange nichts und DANN kommt die Wahrheit!" Der deutsche Regisseur Tom Tykwer konnte 2006 seinen größten Erfolg mit der Verfilmung des Roman's 'Das Parfum' feiern. 2009 hat er dann auch den Weg nach Hollywood gefunden. Mit 'The International' inszenierte Tykwer einen recht spannenden Thriller um einen Interpol-Agenten, der davon überzeugt ist, dass eine der mächtigsten Banken der Welt in Morde verwickelt ist. Eine der großen Stärken des Films ist auch hier wieder mal das Visuelle. Die tollen Kameraeinstellungen über den Dächern von New York, Berlin, Mailand oder auch Istanbul machen den Film optisch stark. Das Erzähltempo ist nicht neumodisch rasant und verzichtet auf schnelle Schnitte und Wackelkameraeinstellungen....
Filmkritiken

"Mystic River" (USA 2003) Kritik – Eastwood’s Studie über Freundschaft und Gewalt

"Hast du je darüber nachgedacht, wie eine kleine Entscheidung ein ganzes Leben verändern kann?" Wenn Filmlegende und Hollywood-Gigant Clint Eastwood einen Film dreht, kann man zum Großteil davon ausgehen, dass man mindestens einen guten Film zu sehen bekommt. Mit seinem Krimi-Drama 'Mystic River' von 2003 gelingt Eastwood nicht nur ein normaler guter Film. Für mich ist 'Mystic River' eines der absolut vollkommenen Meisterwerke der Filmgeschichte. Visuell ist 'Mystic River' absolut herausragend. Die düsteren Bilder der Bostoner Unterschicht wurden mit einem ständig dunkelblauen Ton unterstrichen. Die grandiose Kameraarbeit von Tom Stern ist exzellent und zeigt einige der stimmigsten Einstellungen und Schwenks überhaupt. Dazu die zutiefst berührende und immer steigernde Musik von Clint E...
Filmkritiken

"Das geheime Fenster" (USA 2004) Kritik – Johnny Depp inmitten von versteckten Wahrheiten

"Ich existiere, weil Sie mich erschaffen haben!" Ein Jahr nach dem grottenschlechten 'Dreamcatcher' kam 2004 die nächste King-Verfilmung mit 'Das geheime Fenster' von David Koepp in die Kinos. Koepp's Film ist zwar Klassen besser als 'Dreamcatcher' und bietet solide mystery-spannung mit guten Darstellern, ist aber auch nicht der große Wurf. Es geht um den schrulligen Schriftsteller Mort Rainey, der meistens mit zerzausten Haaren und zerrissenem Morgenmantel auf der Couch liegt, oder an seinem nächsten Buch arbeitet. Bis plötzlich ein gewisser Shooter vor de Tür steht und behauptet das Mort seine Geschichte geklaut hat. Als Mort wegen Drohungen und Mordes an seinem Hund die Polizei einschaltet, geschehen immer mehr mysteriöse Dinge. Die starken und kristallklaren Bilder von Fred Murph...
Kritik: Das Geisterschloss (USA 1999) – Jan de Bont lehrt uns das Langweilen
Filmkritiken

Kritik: Das Geisterschloss (USA 1999) – Jan de Bont lehrt uns das Langweilen

Jan de Bont, der seinen größten Erfolg mit dem spannenden und stark inszenierten Action-Thriller 'Speed' zu Recht feiern durfte, brachte 1999 das Remake des Grusel-Klassikers 'Bis das Blut gefriert' in die Kinos. Doch statt die grandiose Kulisse auszunutzen und eine tolle Atmosphäre zu erschaffen, setzt der Film auf Effekte und verleiht dem Film keinerlei Spannung oder Unterhaltung. Das schaurige Hill House bietet als Gruselschloss die perfekte Kulisse für einen Horrorfilm und hätte eine tolle Atmosphäre erzeugen können. Die Kamera fängt schöne Außen und Innenaufnahmen vom Schloss ein und zeigt uns stimmige Bilder. Leider legt de Bont dort keinen Wert drauf. Atmosphärisch oder Gruselig wird es nie, eher unfreiwillig komisch wenn die Holzköpfe anfangen zu sprechen. Dazu legt de Bont ...
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"The Tree of Life" (USA 2011) Kritik – Die Kunst des Lebens

"Keiner von uns weiß wann die Sorge bei ihm anklopft." Mit 'The Tree of Life' bleibt Terrance Malick seinem Ruf treu. Sein Film befindet sich wieder weitab vom Mainstream. Was nicht heißen soll, dass 'The Tree of Life' jedem Zuschauer gefallen wird, der nichts mit Blockbustern anfangen kann. Nein, 'The Tree of Life' wird mit Sicherheit auch einigen größten Cineasten nicht gefallen. Doch das sollte bei dem Namen Malick inzwischen bekannt sein. Entweder man kann sich auf eine Reise mit ihm einlassen oder man findet es einfach nur gähnend langweilig und ist mit den Gedanken schnell woanders. Wer jedoch mit Malick's Filmen gute Erfahrungen gemacht hat, darf auch hier wieder einschalten und eine einzigartige Erinnerungsreise erleben. In 'The Tree of Life' gibt es keinen festen Storyverlauf....
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"Insomnia" (USA 2002) Kritik – Al Pacino im Nebel der Lügen

"Ein guter Cop kann nicht schlafen, weil ihm ein Teil des Puzzles fehlt und ein schlechter Cop kann nicht schlafen, weil sein Gewissen ihn plagt." Christopher Nolan standen nach seinem (überbewerteten) Erfolg mit 'Memento' alle Türen für sein neues Projekt offen und Nolan nutzte diese Möglichkeiten. Mit seinem tollen und eiskalten Psycho-Thriller 'Insomnia' von 2002 stellt er sein Können eindrucksvoll unter Beweis. Die kalten Töne aus 'Memento' sind geblieben, mit dem Unterschied, dass 'Insomnia' diese mit tollen Bildern der atemberaubenden Landschaft von Alaska in Verbindung bringen kann. So ist 'Insomnia' visuell direkt über jeden Zweifel erhaben. Der unaufdringliche, fast unscheinbar schleichende Score von David Julyan passt sich genau dem ruhigen Stil des Films an und macht ihn sch...
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"Poseidon" (USA 2006) Kritik – Der Untergang Petersen’s

"Weißt du, wer überlebt und wer stirbt, das ist niemals gerecht. Durch dich hatte Elena eine Chance, wie alle anderen auch" Der deutsche Regisseur Wolfgang Petersen, der in Hollywood in Sachen Patriotismus kein unbekannter sein dürfte, lässt auch in 'Poseidon' aus dem Jahre 2006 nichts anbrennen. Der Film ist ein Remake des Klassikers 'Poseidon Inferno' mit Gene Hackman aus den 70ern und reiht sich ohne Probleme in die Liste der schlechten Remakes ein. Zu Recht floppte der Film an den Kinokassen und spielte nicht mal die Hälfte seiner 140 Millionen Dollar Produktionskosten ein. Am Silvesterabend wird das Luxus Kreuzfahrtschiff Poseidon von einer riesen Welle erfasst und dreht das Schiff mit dem Kiel nach Oben. Dieses Unglück fordert bereits das Leben vom Großteil der Besetzung. Nur Glü...
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"Departed" (USA 2006) Kritik – Eine Ratte kommt selten allein

"Die Kirche will das Du gehorchst: Niederknien, aufstehen, niederknien, aufstehen. Wenn dir das gefällt, weiß ich nicht wie ich dir helfen kann. Ein Mann geht immer seinen eigenen Weg. Niemand schenkt dir was...Du musst es dir nehmen! Non serviean!" Martin Scorsese ist eine der lebenden Legenden der Filmgeschichte. Nach Meisterwerken wie 'Taxi Driver', 'GoodFellas' und 'Wie ein wilder Stier' fehlte ihm nur noch die Oscar-Trophäe auf dem Kaminsims. Nach 5 Nominierungen für die beste Regie fand Scorsese endlich den Weg zum goldenen Jungen und gewann mit seiner sechsten Nominierung für 'Departed' 2006 endlich die mehr als verdiente Auszeichnung. Auch den Oscar für den besten Schnitt, das beste adoptierte Drehbuch und den wohl wichtigsten Oscar für den besten Film konnte der harte Gangster-...
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Klassiker-Tipp der Woche "Beim Sterben ist jeder der Erste" (USA 1972) – In fremden Gewässern

"Das ist einer der letzten wilden, unberührten, unverdreckten, unzerstörten, unverseuchten Flüsse des Südens. Versteht ihr, was das bedeutet?!" John Boorman ist auch einer dieser Regisseure, die immer im Dunkeln geblieben sind. Wahrscheinlich ist das in diesem Fall auch gerechtfertigt. Nach seinem ordentlichen Debütfilm 'Point Blank' mit Lee Marvin in der Hauptrolle, gab es fünf Jahre später, 1972, das ganz große Meisterstück in Boormans Schaffen: 'Beim Sterben ist jeder der Erste'. Danach erreichte er nie wieder diese einmalige Qualität. Boorman inszeniert hier einen erschreckenden, gesellschaftskritischen und hochspannenden Backwood-Psycho-Thriller, dem bis heute kein anderer Genre-Streifen das Wasser reichen konnte. Kameramann Vilmos Zsigmond liefert grandiose Naturaufnahmen rund u...
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"Number 23" (USA 2007) Kritik – Die Qual der Zahl

"Natürlich ist die Zeit nur ein System von Zahlen. Ziffern denen eine Bedeutung zugewiesen wird. Oder?" Joel Schumachers 'Number 23' ist ein streckenweise spannender Mystery-Thriller, der uns wieder einen Jim Carrey in einer ernsten Rolle zeigt. Der Film kann aber nicht an Schuhmachers große 'Falling Down'-Zeiten anknüpfen, was vor allem am Filmende liegt. Die Comichaften Bilder, wenn Sparrow sich in Fingerling versetzt, sind stark überzeichnet und mach einiges an Optik her. Auch der Film-Score von Harry Gregson-Williams ist gut gewählt uns passt sich den wechselnden Sequenzen ohne Probleme an. Jim Carrey, der zum einen den Familienvater Walter Sparrow darstellt und auf der anderen Seite die Romanfigur Fingerling, bringt weitestgehend eine gute Leistung. Aber die Szenen, in denen Carr...