Die besten Filme des Kinojahres 2017: Stefan stellt seine Lieblinge vor

Es sind die letzten Tage des Jahres und natürlich kann dies nur eins bedeuten: Bestenlisten! Natürlich hat sich das Cinema-Forever-Team dementsprechend auch noch einmal zusammengesetzt und überlegt, was denn unsere Kino-Highlights des Jahres gewesen sind. Zusammenfassend kann ich sagen, dass 2017 zwar ein schreckliches Jahr für Hollywood, aber nichtsdestotrotz ein gutes Kinojahr gewesen ist (dementsprechend präsentiert euch dieses Jahr auch unsere Autoren eine 10+ der besten Filme des Kinojahres).

2017: Ein Skandal jagte den nächsten, unantastbar geglaubte Ikonen des Kinos sind endlich an ihren eigenen Ekeltaten zugrunde gegangen. Wer jetzt aber glaubt, dass der interne Säuberungsprozess damit abgeschlossen wäre, der täuscht. Hollywood steht vor einem Radikalumbruch, dessen Auswirkungen das nächste Kinojahr zweifelsohne dominieren werden. Und auch im Bereich des Blockbusterkinos muss in nächster Zeit ein Umdenken stattfinden, denn abgesehen vom Unterhaltungsgiganten Disney, die sich zum Ende des Jahres noch einmal kritisch zu beurteilende Schlagzeilen mit der Übernahme von 20th Century Fox gemacht hat, wollte es bei vielen anderen Blockbuster-Studios dieses Jahr nicht so recht laufen. Großproduktionen wie Baywatch, Justice League und dem neusten Ableger des Transformer-Franchises fielen sowohl bei Kritiker als auch beim zahlenden Publikum (und dies zu Recht) größtenteils durch. Besonders enttäuscht hat mich persönlich jedoch die Entwicklung von Netflix, die mit einigen wenigen Ausnahmen im aktuellen Kinojahr größtenteils Film-Gurken auf ihr Publikum losgelassen, und mit der Anime-Adaption Death Note sogar DEN Anti-Film des Jahres produziert haben.

Lobende Erwähnungen:
120 BPM (Robin Campillo), Personal Shopper (Oliver Assayas), Manchester by the Sea (Kenneth Lonergan), El bar – Frühstück mit Leiche (Álex de la Iglesia), Kong: Skull Island (Jordan Vogt-Roberts)

Gelungenes Blockbusterkino:
Wonder Woman (Patty Jenkins), Kong: Skull Island (Jordan Vogt-Roberts), Planet der Affen: Survival (Matt Reeves) und Guardians of the Galaxy Vol. 2 (James Gunn)

Die hörenswerteste Filmmusik des Jahres:
La La Land (Justin Hurwitz), The Wailing – Die Besessenen (‎Jang Young-gyu)

Leider noch nicht gesehen:
Dunkirk (Christopher Nolan), Coco (Lee Unkrich), Die rote Schildkröte (Michael Dudok de Wit), Detroit (Kathryn Bigelow), Neruda (Pablo Larraín), Die Taschendiebin (Park Chan-wook), The Killing of a Sacred Deer (Yorgos Lanthimos), I Am Not Your Negro (Raoul Peck)

Die Flops des Jahres:
Death Note (Adam Wingard), Das Belko Experiment (Greg McLean), A Cure for Wellness (Gore Verbinski), Baywatch (Seth Gordon), Der Stern von Indien (Gurinder Chadha), Tiger Girl (Jakob Lass)

Platz 15: Get Out (Kinostart: 04. Mai)


von Jodan Peele, mit Daniel Kaluuya, Allison Williams und Catherine Keener 

Get Out ist ein Film, der mir wieder einmal in Erinnerung gerufen hat, warum ich das Horror-Genre lieben gelernt habe. Regie-Neuling Jordan Peele verarbeitet in seinem psychologischen Horrorfilm aktuelle sozialpolitische Tendenzen zu einem clever-unterhaltsamen Genre-Mix, der dank eines starken Finales bis zur letzten Minute zu unterhalten weiß.

Platz 14: Mr. Long (Kinostart: 14. September)


von SABU, mit Chang Chen, Yi Ti Yao und Run-yin Bai

Nudelsuppen und Auftragskiller passen hervorragend zusammen. In der Theorie ist die Geschichte um den gewalttätigen Auftragskiller, der durch eine Reihe merkwürdiger Umstände ein neues Leben als Nudelsuppenkoch annehmen muss, letztlich jedoch von seiner Vergangenheit eingeholt wird, nicht neu. Dennoch inszeniert Regisseur SABU die altbekannte Thematik mit einer solchen Liebe zu seinen Figuren, dass Mr. Long trotz bekannter Erzählstrukturen einfach richtig gute Kinounterhaltung geworden ist. Wer nach dem Ende von Mr. Long nicht mindestens eine Träne im Augenwinkel und Nudelsuppen-Hungerfantasien durchlebt hat, der muss Herz & Magen an der Kinokasse abgegeben haben.

Platz 13: Paddington 2 (Kinostart: 23. November)


von Paul King, mit Hugh Bonneville, Sally Hawkins und Hugh Grant

Mischfilme aus knuffigen CGI/Zeichentrick-Animationen und Realfilm sind insbesondere im Bereich der Kinder- und Familienfilme sehr beliebt. Erstaunlicherweise bringt dieser Mix selten Gutes. Anders Paddington 2, denn ähnlich wie der erste Teil vergisst die Filmadaption des Kinderbuchklassikers nie seine Wurzeln und erzählt eine turbulent, liebevolle Geschichte um den Marmelade-liebenden Bären aus Peru. Definitiv der beste Familienfilm des aktuellen Kinojahres!

Platz 12: Der Tod von Ludwig XIV(Kinostart: 29. Juni)


von Albert Serra, mit Jean-Pierre Léaud, Patrick d’Assumçao und Marc Susini

Der Tod von Ludwig XIV. ist ein Triumph der Langsamkeit. Mit quälender Genauigkeit und beißendem Witz inszeniert Regisseur Albert Serra die letzten Tage im Leben des Sonnenkönigs und zeigt dabei einen Staatsapparat am Rande des Zusammenbruchs. Großartig: Schauspielveteran Jean-Pierre Léaud als kraftloser Monarch im Endstadium.

Platz 11: Elle (Kinostart: 16.Februar)


von Paul Verhoeven, mit Isabelle Huppert und Laurent Lafitte

Darauf haben wir gewartet: Nach Jahren in der filmischen Bedeutungslosigkeit kehrt Regie-Veteran Paul Verhoeven mit Elle eindrucksvoll auf die große Bühne zurück. Isabelle Hupperts Suche nach ihrem Vergewaltiger wird zu einem beklemmenden Psychothriller, der in jeder Sekunde auch mit der Erwartungshaltung des Publikums spielt.

Platz 10: Western (Kinostart: 24. August)


von Valeska Grisebach, mit Meinhard Neumann, Reinhardt Wetrek, Syuleyman Alilov Letifov

Cowboys gegen Indianer – Bauarbeiter gegen Bulgaren. In der deutschen Genreperle Western verlegt Regisseurin Valeska Grisebach ein tief amerikanisches Setting in die dunkelste südosteuropäische Provinz und spielt mit bekannten Genre-Konventionen. Langsam fällt mir das Meckern und Motzen über den deutschen Film schwer, denn nach Toni Erdmann im letzten Jahr, hat es mit Western schon wieder ein deutscher Film in meine Top 10 geschafft. Bitte mehr davon!

Platz 09: Baby Driver (Kinostart: 27. Juli)


von Edgar Wright, mit Ansel Elgort, Jon Hamm und Lily James

Die ultimative Verbindung von Bild und Sound. Der Rhythmus des Soundtracks treibt Edgar Wrights Action-Komödie Baby Driver zu immer neuen Höhepunkten. Baby Driver ist ein filmischer Rausch, der unbedingt auf der großen Leinwand mit voll aufgedrehten Boxen genossen werden sollte. Mehr dazu in der Kritik von Conrad.

Platz 08: Sieben Minuten nach Mitternacht (Kinostart: 04. Mai)

 
von Juan Antonio Bayona, mit Lewis MacDougall, Sigourney Weaver,und Felicity Jones

Puh, Sieben Minuten nach Mitternacht ist ein harter Brocken. Wer mal wieder Lust hat, im Kino Rotz und Wasser zu heulen, sollte sich das Drama von Regisseur Juan Antonio Bayona (Das Waisenhaus) nicht entgehen lassen. Die Weltflucht des 13-jährigen Conor (Lewis MacDougall), der irgendwie mit der Krebserkrankung seiner Mutter umgehen muss, erinnert in Grundzügen an Pans Labyrinth und muss sich vor Guillermo del Toros Meisterwerk auch nicht verstecken.

Platz 07: Wilde Maus (Kinostart: 09. März)


von Josef Hader, mit Josef Hader, Georg Friedrich und Pia Hierzegger

Josef Haders erste Regiearbeit Wilde Maus ist eine wunderbar in Szene gesetzte und stellenweise herrlich schräge Abrechnung mit der Wiener Wohlstandsgesellschaft. Freunde der Brenner-Krimis und des typisch lakonischen Hader-Humors werden hier voll auf ihre Kosten kommen. Mehr dazu gibt es in meiner Kritik.

Platz 06: Meine glückliche Familie (Kinostart: 13. Juli)


von Nana Ekvtimishvili und Simon Groß, mit Ia Shugliashvili, Merab Ninidze und Berta Khapava

Selten wurde der ganz alltägliche Stress so gut in Bild und Ton festgehalten wie in Meine glückliche Familie vom Regie-Duo Nana Ekvtimishvili und Simon Groß. Im permanenten Lärm und der stetigen Geschäftigkeit der Großfamilie hat Manana (Ia Shugliashvili) ihre Identität verloren und wird nur noch als Hausfrau und Mutter wahrgenommen. Die Suche nach der eigenen Persönlichkeit ist eine herrlich komische und tief berührende Studie über den Stellenwert der Hausfrau & Mutter in der georgischen Gesellschaft.

Platz 05: Loving (Kinostart: 15. Juni)


von Jeff Nichols, mit Joel Edgerton, Ruth Negga und Marton Csokas

Jeff Nichols hat nach dem mäßigen Midnight Special wieder in die Erfolgsspur zurückgefunden und hat mit Loving ein wunderbar reduziertes Drama inszeniert. Die Botschaft dabei ist ebenso simple wie zeitlos: Liebe kennt keine Grenzen, schon gar nicht, wenn diese vom Staat diktiert werden.

Platz 04: In this Corner of the World (DVD-Start: 20. Oktober)


von Sunao Katabuchi

Sträflicherweise hat dieser fantastische Animefilm keine deutsche Kinoauswertung erfahren. In this Corner of the World ist ein wunderbar naiver Film, der eindringlich die Schrecken des Krieges zeigt, ohne diesen stetig durch drastische Bilder heraufbeschwören zu müssen. Wer Die letzten Glühwürmchen mochte, wird diesen Film lieben!

Platz 03: The Square (Kinostart: 19. Oktober)


von Ruben Östlund, mit Claes Bang, Elisabeth Moss und Dominic West

Ruben Östlunds The Square ist ein zynischer Kommentar auf die „Kulturelite“, die den Anschluss an die reale Welt zwischen Vernissagen, Häppchen-Buffet und Konzept-Marketing irgendwie verloren hat. Beste Szene des Jahres: Terry Notary als wildgewordener Affen-Performer, der ein verstörtes Publikum dominiert!

Platz 02:  The Wailing – Die Besessenen (Kinostart: 12. Oktober)


von Na Hong-jin, mit Do-Won Kwak, Hwang Jeong-min und Jun Kunimura

Na Hong-jins (The Chaser) drittes Werk fristet ein Dasein fernab jeglicher Genre-Konventionen, bedient buddhistische und christliche Angstmotive, gewährt den in Korea grassierenden sozialen und politischen Spannungen den nötigen Raum und funktioniert zeitweilig sowohl als wunderbar groteske Horror-Komödie, als auch als beklemmendes Familiendrama und ist somit immer frisch, immer anders und immer ein bisschen sperrig. The Wailing – Die Besessenen ist großartiges Genrekino, wie es in Zeiten des Kino-Einheitsbreis nur allzu selten produziert wird. Hier geht es zu meiner Kritik.

Platz 01: La La Land (Kinostart: 12. Januar)


von Damien Chazelle, mit Emma Stone und Ryan Gosling

La La Land ist eine gelungene Verbeugung vor dem klassischen Hollywoodkino. Wenn Emma Stone und Ryan Gosling in Damien Chazelles wunderbar klassischem Musical mit modernem Anstrich als hoffnungslose Tagträumer durch das nächtliche LA tanzen, ist das ganz große Kinounterhaltung. Ich habe mich sofort unsterblich verliebt und tagelang das wundervolle „City of Stars“ vor mich hingesummt und hoffe, dass es unzähligen Kinobesuchern ebenso ergangen ist.
Mehr dazu in der Kritik von meinem Co-Autor Philippe.

Weitere Jahreslisten:
Philippe stellt seine Lieblinge vor

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