"Homefront" (USA 2013) Kritik – Jason Statham bringt James Franco Manieren bei

Autor: Pascal Reis

null

“Whatever you’re thinkin’…rethink it.”

Der ehemalige DEA-Agent Phil Broker hat nach dem explosiven Ausheben eines Drogenrings und dem Tod seiner Frau das Leben in der ständigen Gefahr satt und zieht mit seiner Tochter Maddy hinaus aufs idyllische Land, wo er als alleinerziehender Vater endlich Ruhe finden möchte. Als sich Maddy in der Schule gegen eine Gruppe Schüler wehrt und dem wortgebenden Anführer schließlich die Nase blutig schlägt, ist von der Entspannung im Grünen nichts mehr zu finden. Gator, der Onkel des geschlagenen Jungen, ein hiesiger Drogenboss und Methdealer, will sich nicht mit dem Vorfall abfinden und sucht noch am gleichen Abend das Haus der Brokers auf, um der zweiköpfigen Familie eine kleine Nachricht zu hinterlassen – Und stößt dabei auf seine Vergangenheit im Dienste der Drogenvollzugsbehörde. Gator setzt einige Hebel in Bewegung und schon sind Broker einige Biker auf der Schliche, die mit ihm noch eine Rechnung offen haben…

Jason Statham fügt sich, und das ist nun wirklich kein Geheimnis, in kein anderes Genre so vortrefflich, wie in das des Actionfilms. Mit seiner athletischen Physis strahlt der kernige Brite eine veritable Maskulinität aus, die ihn zu Recht zu einem der begehrtesten Darsteller seiner schlagkräftigen Zunft gemacht hat und ihm einen sicheren Platz im „The Expendables“-Franchise neben Sylvester Stallone, Arnold Schwarzenegger, Jean-Claude Van Damme und Chuck Norris bewilligte. Im Gegensatz zu den anderen hochrangigen Stars, hatte Statham aber nie den Vorteil, seine Filme als echtes Dokument ihrer Zeit verkaufen zu können und so, trotz der reaktionären Einfältigkeit, immer noch genug Charisma und Individualismus zu beweisen, dass man sich den Krawallorgien immer wieder mit guter Laune freimütig stellt. Und auch wenn mit Filmen wie „Safe – Todsicher“ oder „Killer Elite“ versucht wurde, Statham in Form einer Hommage in den rauen Tonfall des Kinos der 70er Jahre einzufügen, blieben die Bemühungen ohne eminenten Erfolg.

„Homefront“ riecht natürlich auch nach handelsüblicher Statham-Ware, wäre da nicht der namhafte Drehbuchautor: Das Skript zu „Homefront“ nämlich stammt von niemand geringem, als dem „Expendables“-Alphatier Sylvester Stallone, der sich als Schreiberling zwar nicht unbedingt als echter Genius in der Filmwelt etablierte, aber immerhin mit seiner gefeierten Drehbuchvorlage zu „Rocky“ 1976 durchaus Talent aufblitzen ließ. Und wer nun annimmt, „Homefront“ wäre reinrassiges Hau-Drauf-Getöse, der irrt sich. Im Blickpunkt stehen hier erst einmal die Vater-Tochter-Beziehung und der Einzug des Bösen in die familiäre Ordnung. Dabei ist es nach der völlig klischeehaften Exposition und dem reichlich unglaubwürdigen Konflikt auf dem Schulhof vor allem angenehm zu beobachten, wie „Homefront“ das Tempo drosselt und seinen Charakteren die nötige Zeit geben möchte, um ein greifbares Eigenleben zu entwickeln und das Geschehen rundum Phil und Gator zu intensivieren und die Geschichte so sukzessiv zu beschleunigen. Ein Vorsatz, der ehrenwert erscheint, sich letzten Endes dann aber als gescheitert entpuppt.

Die Defizite lassen sich an mehreren Fronten erkennen. Die Charakterzeichnung ist bemüht, aber im Endeffekt doch nur die lasche Präsentation der gewohnten Eindimensionalität. Jason Statham ist einfach nicht in der Lage, Figuren ein nuanciertes Profil zu verleihen, wie sich zuletzt auch in seinem kläglichen Ausflug ins dramatische Jargon mit „Redemption“ zeigte, und sein Broker ist eben genau der taffe Papa, der keinen Dreck auf den Namen seiner Familie kommen lässt. Da gibt es nicht viel Platz für Grauzonen. Sein Gegenspieler Gator wird von James Franco verkörpert, der mit seiner Performance des Rapper Alien in „Spring Breakers“ eine echte Kultfigur des neuen Jahrtausends kreierte. Mit Gator kann er da natürlich nicht im Ansatz anknüpfen und bekommt nicht einen einzigen wirklich memorablen Augenblick zugesprochen. Allerdings weiß Franco seinen Charakter mit gelegentlichen ironischen Spitzen aufzulockern und der verrohten Durchtriebenheit seiner Person mehrere Facetten abzuverlangen, aber doch auf den klaren Rollentypus des Antagonisten passt und sich im Finale dem großen Helden geschlagen geben muss. Zweifel an diesem Ausgang lässt das Drehbuch nie aufkommen.

„Homefront“ kristallisiert aus seiner fokussierten Familiengeschichte und der daraus resultierenden Kausalitätskette aber dann doch eine Hommage an die reaktionären Zeiten, in denen Drehbuchautor Sylvester Stallone selbst noch mit Sonnenbrille und Dreitagebart die Großstädte als selbsternannte Medizin von ihren Krankheiten erlöste – Mit der durchgeladenen Schnellfeuerwaffe im Anschlag, versteht sich. „Homefront“ besitzt tatsächlich in seinen Actionsequenzen eine schroffe Dynamik, die durchaus zu gefallen weiß und dem Härtegrad der anvisierten Epoche alle Ehre macht. Blöderweise konzentriert sich der Film nur zu sehr auf seine Charaktere, die sich allerdings nicht aus ihrem festgefahrenen Schema bewegen dürfen und sich ganz der einseitigen Gut-gegen-Böse-Konstellation verschreiben. Schlussendlich bleibt „Homefront“ dann doch nur ein standardisiertes Statham-Vehikel mit besserer Besetzung in den Nebenrollen. Ganz und gar uninteressant, aber keinesfalls ärgerlich. Immerhin.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.