“We’re all pulling in different directions.”
George A. Romero spinnt das Netz innerhalb seiner ersten of the Dead-Trilogie konsequent dem apokalyptischen Ende entgegen. Die menschliche Natur, oder besser gesagt, der letzte Bruchteil, der noch übrig geblieben ist, sieht sich gezwungen, von nun an subterran zu residieren. Der unterirdische Bunker ist dieses Mal der Ort des Geschehens und wer Romeros vorherige Intentionen in Night of the Dead und Dawn oft he Dead verstanden hat, der wird auch bei Day of the Dead unschwer diagnostizieren können, das es in erster Linie nicht um die Zombie-Epidemie per se geht, um den fetzigen Gore, ausgelöst durch die hungrigen Untoten, sondern primär um die destruktiven Diskrepanzen wie kopflosen Konflikte zwischen den Menschen.
In dem riesigen Bunkersystem kollidieren zwei humane Sicht- und Denkweisen: Auf der einen Seite das Militär, grob, reaktionär und ablehnend gegenüber dem eminenten Forschungsfortschritten gerade wenn es um Zombies geht. Entgegengesetzt domizilieren die Wissenschaftler, die zwar auch nicht die Rationalität besitzen, die man sich in einem solchen Ausnahmezustand wünschen würde, sich jedoch nicht mit der physischen Gewalt und psychischen Unterjochung figurieren, wie es die Soldaten tun, obwohl auch ihr Verweigern in Bezug auf die wissenschaftliche Arbeit mit den Zombies durchaus nachvollziehbar ist. Was daraus resultiert, ist die ambivalente Charakterzeichnung, die die drastische Lage mit ansprechenden Grauzonen ausfüllt und nicht in überdeutlichen Schwarz/Weiß-Zeichnungen stranden lässt.
Fraglos ist Day of the Dead Romeros düsterste Erzählung, gerade auch deshalb, weil der Altmeister es erneut versteht, die Verhaltensmuster zwischen Mensch und Wiedergänger nicht nur näher aneinander zu führen, sondern auch vollkommen zu verzerren und zu verdrehen. Die Zombies zeigen sich lernfähig [in Dawn of the Dead durften sie ja bereits, wie in der humanen Zeit vorher, die Rolltreppen hochschlurfen und durch die Shoppingmall streifen], sie eignen sich erneut alte Fähigkeiten aus Lebzeiten an, natürlich nur mit fleischlicher Belohnung, während sich die Menschen nicht weiterentwickeln, sich gegenseitig durch das Misstrauen und die Schwäche im Umgang miteinander schlussendlich selbst niederschlagen. Die Stimmung ist von Pessimismus geprägt, die zerschlagene Zivilisation steht symbolisch für jede einzelne Figur, der Kalender ist der innige Wunsch nach Ordnung und Organisation, in einer Welt, in der sich die Hoffnungslosigkeit auf dem Siegertreppchen positioniert hat und der Untergang allen Seins nur noch eine Frage der Zeit ist.
Man merkt Day of the Dead dennoch hin und wieder die Produktionsprobleme an, Romero hat seinen eigentlich Film viel breiter ausgelegt, die Budgetprobleme machten dem Zombiekönig einen Strich durch die Rechnung und es fehlt Romeros Narration gelegentlich sichtbar die richtige Balance aus explizier Gewalt, anthropologischer Gesinnungsethik und lukrativer Dialoglastigkeit. Nichtsdestotrotz ist Day of the Deadnach wie vor mehr als sehenswert, denn wenn ein Regisseur es versteht, ein fatalistisches Kammerspiel im Subgenre der torkelnden Wanderleichen mit kritischer Eruption wenn auch nicht subtil – zu konzipieren, dann ist es George A. Romero, der die Menschen an ihrem größten Problem scheitern lässt: Nämlich an sich selbst.
Vielleicht war alles ja auch nur ein Traum?