Kritik: Babygirl (USA 2024)

– gesehen im Rahmen des 49. Toronto International Film Festival 2024 –

Babygirl 2024 Nicole Kidman

Der gelungenere Fifty of Shades of Grey, aber der deutlich unterwältigendere Basic Instinct, so lässt sich dieser Erotikfilm der niederländischen Regisseurin Halina Reijn am treffendsten charakterisieren. Nach ihrem Überraschungserfolg Bodies, Bodies, Bodies, der vor zwei Jahren mit einer cleveren Mischung aus schwarzem Humor und Spannungskino das Publikum begeisterte, versucht sich Reijn nun in einem gewagteren Genre.

Das Resultat ist ein Film, der zwischen Lust und Psychodrama schwankt, ohne aber je die gleiche ikonische Tiefe von Paul Verhoevens Klassiker oder sonstigen Erotikdramen zu erreichen. Selbst weichgespülte, längst vergessene 90er-Erotikstreifen wirken im Vergleich dazu regelrecht wagemutig.

Halina Reijn möchte in die verworrenen Machtspiele in einem beruflichen Umfeld eintauchen. Die Führungskraft Romy (Nicole Kidman) verstrickt sich in eine verbotene Affäre mit dem charismatischen, deutlich jüngeren Praktikanten Samuel (Harris Dickinson), was die Grenzen zwischen Leidenschaft und Hierarchie auf gefährliche Weise verschwimmen lässt. Nach dem Sex mit ihrem Ehemann (Antonio Banderas) verspürt sie immerzu das Bedürfnis, es sich selbst noch zu einem Porno zu besorgen. Bis die Mutter von zwei Kindern in der Präsenz des aufdringlichen, risikobereiten Praktikanten ihre unterwürfige Seite entdeckt.

Immerhin hebt sich Reijns Werk insoweit hervor, weil es dem Publikum keine einfachen Antworten aufdrängt. Statt in die Falle billiger Moralisierung zu tappen, schafft das Drama Raum für Ambivalenz und erlaubt es den Zuschauern, ihre eigenen Schlüsse zu ziehen. Abgesehen von diesem Aspekt und der Tatsache, dass die Geschichte von unerfüllter Lust eine vollständig weibliche Perspektive einnimmt, fehlt es Babygirl jedoch komplett an aussagekräftigen Momenten.

Fieberhafter Thrill? Fehlanzeige. Gewagter, intelligenter Humor? Fehlanzeige. Wirklich provokante Szenen? Ebenfalls Fehlanzeige. Und die Ästhetik? Nun diese entfaltet auch keine eigene Welt – es ist eben eine weitere aktuelle A24-Koproduktion. Die Darstellung von Sex im Pool in Babygirl ist sogar so schüchtern und prüde, dass es fast so wirkt, als hätte die Kamera Angst vor unzüchtigen Gedanken.

Kinostart: 16. Januar 2025

Regie: Halina Reijn
Darsteller: u.a. mit Nicole Kidman und Antonio Banderas
FSK-Freigabe: keine Angabe
Verleih Dt.: Constantin Film
Laufzeit: 1 St. 54 Min.

★★★★☆☆☆☆

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.