Thriller

Kritik: Revenge (FR 2017)
Filme, Filmkritiken, Französischer Film, Heimkino, Thriller

Kritik: Revenge (FR 2017)

Bereits der Titel von Coralie Fargeats Filmdebüt wirkt wie das reduzierte Destillat eines ganzen Subgenres, das auf eines seiner essentiellen Kernelemente heruntergebrochen werden soll. Mit Revenge wagt sich die französische Regisseurin in das Rape-and-Revenge-Genre. Jene vorwiegend von männlichen Regisseuren in den 70er Jahren dominierte Abwandlung des Exploitationfilms, bei der der weibliche Körper auf brutale Weise missbraucht wird, um anschließend mithilfe kathartischer Racheakte wieder einen Funken Leben in sich spüren zu können. Subversiv inszeniert die Regisseurin ihr Werk dabei von Anfang an insofern entgegen den üblichen Konventionen des Subgenres, indem die weibliche Hauptfigur Jen ab der ersten Szene, in der sie von der Kamera eingefangen wird, als laszives Lustsymbol sowie unwi...
Kritik: A Beautiful Day (USA 2017)
Drama, Filmkritiken, Thriller

Kritik: A Beautiful Day (USA 2017)

They said you were brutal. - I can be. Unter einer Plastiktüte scheint Joe, der Protagonist von Lynne Ramsays neuem Film A Beautiful Day, direkt zu Beginn seine letzten Atemzüge zu tätigen. Das schwere Schnaufen innerhalb kurzer Sekundentakte bedeutet für den bulligen, schweigsamen Mann allerdings nicht das Ende, denn plötzlich ist da wieder etwas, ein Geräusch oder ein kurzes Bild vor Joes geistigem Auge, das ihn ins Leben zurückpeitscht. Kurze Gedankenblitze und schockierende Erinnerungsfetzen aus Joes geschädigter Seele, die Kindheitstrauma, Kriegsschrecken und Tatort-Grausamkeiten umfassen, lässt die Regisseurin immer wieder wie kleine Splitter in die Handlung ihres Films einbrechen, der ohnehin wie die brüchige, fiebertraumähnliche Variante eines gewöhnlichen Action-Thrillers ersch...
Kritik: The Shape of Water (USA, 2017)
Drama, Filme, Filmkritiken, Heimkino, Science Fiction / Fantasy, Thriller

Kritik: The Shape of Water (USA, 2017)

If I spoke about it - if I did - what would I tell you? I wonder. [...] Would I tell you about her? The princess without voice. Or perhaps I would just warn you, about the truth of these facts. And the tale of love and loss. And the monster, who tried to destroy it all. Worauf ich mich jedes Jahr eigentlich mehr als die Oscar-Preisverleihung freue, sind die mit den Werbekampagnen einhergehenden Gespräche und Podiumsdiskussionen der verschiedenen Zeitschriften und Gewerkschaften. So taucht beispielsweise jedes Jahr eine monströse 3-Stunden-Interviewrunde der Director’s Guild of America in meinem YouTube Feed auf. Neben Christopher Nolan (Dunkirk), Greta Gerwig (Lady Bird), Jordan Peele (Get Out) und Martin McDonagh (Three Billboards Outside Ebbing, Missouri) sitzt in diesem Jahr auch Guill...
Kritik: The Wailing – Die Besessenen (KOR/USA 2016)
Drama, Filme, Filmkritiken, Heimkino, Horror, Thriller

Kritik: The Wailing – Die Besessenen (KOR/USA 2016)

Not everything that moves, breathes, and talks is alive. Wow. Fast anderthalb Jahre nach seiner Europa-Premiere auf dem Cannes-Filmfestival 2016 hat Na Hong-jins neuster Film The Wailing (im deutschen zusätzlich noch mit dem schrecklich reißerischen Beititel "Die Besessenen" versehen) doch noch einen Verleih gefunden, der die Eier hat, das Ausnahmewerk des koreanischen Regisseurs in unsere Kinos zu bringen. Respekt dafür. Es ist ja nicht so, als sei Na Hong-jin ein Unbekannter, denn mit The Chaser und The Yellow Sea hat der Regisseur bereits zwei von Kritikern hochgelobte Filme abgeliefert. Ein wenig Verständnis muss für die vorsichtige Haltung der Verleiher aufgebracht werden, denn The Wailing ist kein leicht zu vermarktender Film. Na Hong-jins drittes Werk fristet ein Dasein fernab je...
Kritik: The Killing of a Sacred Deer (US 2017)
Drama, Festivals, Filmkritiken, Thriller

Kritik: The Killing of a Sacred Deer (US 2017)

Es ist nun offiziell, der griechische Regisseur Yorgos Lanthimos (Dogtooth) und der irische Schauspieler Colin Farrell (Brügge sehen... und sterben?) sind das neue Dreamteam des abseitigen Independentkinos. Nach der dystopischen, tragikomischen Romanze The Lobster, die mich letzten Jahr vollkommen unerwartet in ihren Bann gezogen hat und es sogar in meine Top 3 des Jahres schaffte, schieben die beiden nun auf dem diesjährigen Cannes Filmfestival eine angsteinflößende, bitterböse, vielseitig interpretierbare Gesellschaftstragödie hinterher. Die Buhrufe des Publikums beim Einsetzen des Abspanns überraschten mich also nicht. Lanthimos neuer Film The Killing of a Sacred Deer ist nämlich ein durch und durch verstörendes Psychohorrorrätsel über gesellschaftliche, insbesondere familiäre Abgründe...
Kritik: Nightcrawler – Jede Nacht hat ihren Preis (USA 2014)
Drama, Filmkritiken, Thriller

Kritik: Nightcrawler – Jede Nacht hat ihren Preis (USA 2014)

Eine Gastkritik von Sebastian Groß You have to call the cops. - And we will, at the right time. Tony Gilroy bewies 2007 mit seinem Regiedebüt ein gutes Gespür für eine tolle Geschichte, grandiose Darsteller und eine fesselnde Inszenierung. Ob Dan Gilroy mit Nightcrawler ebenfalls solch ein grandioses Werk abliefert wie sein Bruder mit Michael Clayton? Lou Bloom lebt in Los Angeles, behaust ein kleines Apartment und verdient sein Geld mit illegalen Geschäften wie Betrügereien oder dem Stehlen von Baumaterial. Doch er will mehr, er will einen richtigen Job! Doch sein Streben nach einer Anstellung bleibt erfolglos. Als er nachts Zeuge wird, wie ein Kamerateam einen Polizeieinsatz rund um einen Autounfall filmt und er erfährt, dass man diese Aufnahmen den städtischen TV-Sendern verkau...
Kritik: Prisoners (USA 2013) – Wie weit darf ein Mensch gehen?
Drama, Filme, Filmkritiken, Thriller

Kritik: Prisoners (USA 2013) – Wie weit darf ein Mensch gehen?

Pray for the best, but prepare for the worst. Detective Lokis krampfhaftes Blinzeln steht symptomatisch für die psychische Belastung, der er sich Tag für Tag aussetzt. Mal ist es erträglich, oft aber eine zermürbende Tortur. Lokis Verstand funktioniert wie ein sich ständig um die eigene Achse kreisendes Uhrwerk; wie eine Präzisionsmaschine, die winzige Details und Einzelheiten in ihre logische Ordnung bringt. Fehlt jedoch ein winziges Teilchen, wird deutlich, dass Loki längst nicht mehr zu den frischen Ermittlern seines Bundes zählt, sondern in seiner abgekämpften, bis zum Hals tätowierten Hülle dem mentalen Zusammenbruch eher auf die Schliche gekommen ist, als der eigentlichen Auflösung des tiefschürfenden Falles um die zwei vermissten Mädchen. Jake Gyllenhaal gibt diesen Loki mit eine...
Kritik: Trance – Gefährliche Erinnerung (GB 2013)
Amazon Prime, Filmkritiken, Thriller

Kritik: Trance – Gefährliche Erinnerung (GB 2013)

The choice is yours. Do you want to remember or do you want to forget? Der Drehbuchautor, Filmregisseur und Filmkritiker Paul Schrader teilt die Stilrichtung des Film Noirs in drei Phasen ein. Die "wartime period" (1941-46), in der überwiegend einsame Privatdetektive ihr Dasein fristen. Danach folgte die "post-war realistic period" (1945-49), die den Charakter des Großstadtmolochs in den Mittelpunkt rückte und sich den alltäglichen Verbrechen auf den Straßen widmete. Die letzte und zugleich spannendste Phase war dennoch die "period of psychotic action and suicidal impulse" (1949-53), in der sich allmählich die Figuren auflösen und meistens sogar Mörder und Psychopathen die Hauptrollen sind. Seit dem Ende des klassischen Film Noirs haben sich seine Motive und Reflexionen hartnäckig im Ki...
Kritik: Ein fürsorglicher Sohn (USA/DE 2009) – Werner Herzog wieder in Topform
Drama, Filme, Filmkritiken, Krimi, Thriller

Kritik: Ein fürsorglicher Sohn (USA/DE 2009) – Werner Herzog wieder in Topform

Ich geb's zu, ich hab in letzter Zeit viel geweint. Komisch ist nur, die Tränen kommen bloß aus meinem linken Auge, niemals aus dem rechten. Wieso ist das so? Werner Herzog und David Lynch sind zwei der Regisseure, die sich seit den Einstiegen in die Filmwelt durch ihre unverkennbare Eigenarten auszeichneten und sich ihren großen Namen mit Exzentrik erarbeiten. Als sich 2009 ankündigte, dass der Vater des Surrealistischen und der deutsche Regietitan ein gemeinsames Projekt fertiggestellt hatten, bekamen die Cineasten weltweit Herzflattern und feuchte Augen. Das Interesse und die Vorfreude auf dieses Werk waren in Fankreisen wohl kaum in Worte zu fassen. Doch um eines gleich klarzustellen, David Lynch war hier „nur“ als ausführender Produzent tätig, seine Anwesenheit ist dennoch spürbar....
Filmkritiken, Thriller

Kritik: Die üblichen Verdächtigen (USA 1995) – Die überbewertete Spannung

Aber ein Mensch kann nicht ändern was er ist. Er kann andere überzeugen, dass er jemand anderes ist, aber niemals sich selbst. Wenn man sich bestimmte Listen anschaut, in denen die besten Filme aller Zeiten eingetragen wurden, dann stolpert man immer wieder über die gleichen Namen. Ob es nun Der Pate, Pulp Fiction, 2001 oder Der Herr der Ringe sind. Alle sind sie vertreten und das immer und immer wieder. Doch es gibt noch einen ganz bestimmten weiteren Film, der ebenfalls schier ausnahmslos in jeder dieser Top-Listen auftaucht. Gemeint ist Bryan Singers 'Die üblichen Verdächtigen' aus dem Jahr 1995. Singer, der sich inzwischen auch beim Mainstreampublikum mit 'X-Men' und 'X-Men II' einen Namen gemacht hat, wurde mit Lobesreden geradezu überhäuft. Doch hat sich sein Film überhaupt diesen R...