Filmkritiken

Kritik: The Substance (GB, USA, FR 2024) – An Substanz mangelt es nicht
Aktuelle Filmnews, Drama, Festival de Cannes, Filmkritiken, Französischer Film, Horror

Kritik: The Substance (GB, USA, FR 2024) – An Substanz mangelt es nicht

Eine Gastkritik von Michael Gasch - erstmals zu lesen am 20. Mai 2024 - – gesehen im Rahmen der 77. Internationalen Filmfestspiele von Cannes – "This is the Matrix. Everything comes from you. And everything is you." Während im Radio „Forever young, I want to be forever young“ besungen und in der Werbung Anti-Aging-Produkte oder Shampoo mit Verjüngungskur beworben wird, macht auch das Kino keinen Hehl daraus: Jung sein ist toll, alt sein ist… nicht toll, um es so trivial wie nur möglich auszudrücken. Das Älterwerden, kombiniert mit den Versuchen, diesen Prozess aufzuhalten, zieht sich dabei schon Jahrzehnte durch Literatur und Kino, man denke an The Rejuvenator (1988) oder Dorian - Pakt mit dem Teufel (2003) zurück. Coralie Fargeat (Revenge) zeigt mit The Substance nun, dass Mythos und...
Kritik: Emilia Perez (FR, MX 2024)
Aktuelle Filmnews, Drama, Festival de Cannes, Filmkritiken, Französischer Film, Musical

Kritik: Emilia Perez (FR, MX 2024)

– gesehen im Rahmen der 77. Internationalen Filmfestspiele von Cannes – If he's a wolf, he'll be a wolf. Jacques Audiard gilt als einer der herausragendsten (französischen) Regisseure der Gegenwart, der mit seiner Vielseitigkeit und seinem unnachahmlichen Stil spätestens seit Der wilde Schlag meines Herzens (2005) das gegenwärtige europäische Kino nachhaltig geprägt hat. Seine Filme bestechen durch tiefgründige Charakterstudien, innovative Erzähltechniken und eine starke visuelle Sprache. Und so verwundert es auch nicht, dass Audiard bereits mehrfach mit renommierten Preisen ausgezeichnet wurde, darunter die Goldene Palme für Dheepan (2015) und der Große Preis der Jury für Ein Prophet. Jacques Audiard überschreitet oft Genregrenzen und behandelt mit großer Sensibilität soziale und pol...
Kritik: Megalopolis (USA 2024) – Bis dass der Film reißt
Aktuelle Filmnews, Festival de Cannes, Filmkritiken, Science Fiction / Fantasy

Kritik: Megalopolis (USA 2024) – Bis dass der Film reißt

Eine Gastkritik von Marc Trappendreher – gesehen im Rahmen der 77. Internationalen Filmfestspiele von Cannes – I will not let time have dominion over my thoughts. Megalopolis – allein der Titel drängt auf die Superlative, die Überwältigung, den Exzess. Die Gigantomanie, die Francis Ford Coppola in seinem neuen Film betreibt, scheidet in Cannes die Geister. Alles an diesem Film deutet auf die grenzenlose kreative Freiheit, die Coppola sich für dieses Herzensprojekt erarbeitet hat. Seine eigene Produktionsgesellschaft American Zootrope kam für diesen Film auf, den Coppola rund vierzig Jahre lang erträumt hat, aber nie angehen konnte. Die umständliche Produktionsgeschichte dieses Films hat im Laufe der Zeit einen übergroßen Charakter angenommen – beispielsweise wurde die Vorproduktionsph...
Kritik: The Second Act (FR 2024)
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Kritik: The Second Act (FR 2024)

Eine Gastkritik von Michael Gasch – gesehen im Rahmen der 77. Internationalen Filmfestspiele von Cannes – Reality is reality. Period! Quentin Dupieuxs Filme sind, gelinde gesagt, sonderbar. Nicht selten tritt der französische Filmemacher dem Publikum auf den Schlips, und nicht selten teilt er Seitenhiebe gegen Kunstproduzenten und -konsumenten aus, indem er einen unkonventionellen Film nach dem anderen auf die Welt loslässt. Erst letztes Jahr nahm er sich den surrealen Künstler Salvador Dalí vor und brachte mit Daaaaaali! ein nicht minder surreales Kunstwerk heraus. Daran anknüpfend folgte Yannick, in dem das Theater metaphorisch gesprochen durch eine Käsereibe gerieben wurde. Im Stile einer paradigmatischen Trilogie wird nun mit The Second Act (Le Deuxième acte) die Kunstwelt ein dri...
Kritik: Robot Dreams (ES 2023)
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Kritik: Robot Dreams (ES 2023)

Eine Gastkritik von Michael Gasch - erstmals zu lesen am 6. April 2024 Die Kurzumschreibung zu Robot Dreams, welcher in den letzten Monaten diverse Auszeichnungen als bester Animationsfilm für sich verbuchen konnte, ist simpel: Ein animierter Freundschaftsfilm zwischen Maschine und Hund. Klingt eigentlich nach genau dem, was wir im Moment gut gebrauchen könnten, bei all dieser medialen Dramatisierung von Künstlicher Intelligenz. Handelt es sich aber nur um einen Film für Kinder oder hat die niedliche Produktion auch etwas über Künstliche Intelligenz und das Verhältnis zwischen Mensch und Maschine auszusagen? WALL-E, Baymax – Riesiges Robowabohu, Her und so weiter und so fort... Das Kino über roboterhafte Wesen bzw. Künstliche Intelligenzen steckt seit geraumer Zeit in einer Phase, die ...
Kritik: Millennium Mambo (TW 2001)
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Kritik: Millennium Mambo (TW 2001)

Eine Gastkritik von Marc Trappendreher Everything changes. Nothing stays the same. Bilder einer entfremdeten Jugend Die Bildwelten von Hou Hsiao-Hsien sind die der reichen Sinneseindrücke, der farbigen Räume: grelles Blau, stechendes Gelb und sattes Rot bestimmen die Farbpalette seines 2001 erschienenen Films Millennium Mambo. Das Nachtleben von Taipeh ist eines der pulsierenden Beats und der grellen Neontöne; es ist ein betörender Bilderrausch, den Hou da aufmacht. Seine formalsprachliche Wirkung liegt in der hypnotischen Dimension der Bilder, die einen Sogeffekt auslösen und in ihren Bann ziehen – die eröffnende Plansequenz von Millennium Mambo ist bis heute unvergessen. Darin sehen wir, wie eine junge Frau davonläuft, direkt in die Kamera blickend, dazu die träumerisch-schwelgende ...
Kritik: Mars Express (FR 2023)
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Kritik: Mars Express (FR 2023)

Eine Gastkritik von Hendrik Warnke - erstmals zu lesen am 17. Oktober 2023 Es ist das Jahr 2200. Die Menschheit hat den Mars bevölkert, Staaten scheinen weitestgehend durch Konzerne ersetzt zu sein, bionische Erweiterungen des Körpers sowie künstliche Intelligenz stehen auf der Tagesordnung und wenn es finanziell mal knapp werden sollte, kann man einfach die eigene Gehirnkapazität vermieten – ein Traum. Was könnte so eine Gesellschaft nur ins Wanken bringen? Ach ja, Androiden, die auf einmal ihre Programmierung überschreiben und Amok laufen vielleicht. Mitten in diesem gesellschaftlichen Schnellkochtopf auf der Suche nach einer verschwundenen Robotics-Studentin finden sich Privatermittlerin Aline (Léa Drucker) und ihr Partner Carlos (Daniel Njo Lobé). Sie Alkoholikerin, er geschieden un...
Kritik: The Straight Story – Eine wahre Geschichte (USA 1999) | Neu in 4K
Drama, Filmkritiken

Kritik: The Straight Story – Eine wahre Geschichte (USA 1999) | Neu in 4K

Das Schlimmste am Altwerden ist die Erinnerung an die Jugend. David Lynch hat sich schon längst seinen ganz eigenen Ruf gemacht. Mit "normalen" Filmen hat es der gute Mann nicht unbedingt und spaltet Publikum wie Kritiker immer wieder aufs Neue. Die Ausnahme bildet das Drama Der Elefantenmensch, Lynchs wohl zugänglichster Film. Die Rede ist eher von Eraserhead, Blue Velvet oder Lost Highway, bei denen Lynch die Zuschauer an die eigenen Grenzen führt und den Surrealismus in einer unnachahmlichen Komplexität ausreizt. Im Klartext: Entweder man liebt Lynch oder man hasst ihn und seine extremen Verwirrspiele. 1999 schlug er wieder einen für sich ungewöhnlichen Weg ein und hat sich an ein familientaugliches Projekt mit vollkommen chronologischem Verlauf gewagt. Ob das nach Der Elefantenmensch ...
I Saw the TV Glow: Kurzkritik & Trailer zum Berlinale-Hit
Aktuelle Filmnews, Berlinale, Demnächst im Kino, Filmkritiken, Horror, Trailer

I Saw the TV Glow: Kurzkritik & Trailer zum Berlinale-Hit

Eine Gastkritik von Hendrik Warnke – gesehen im Rahmen der 74. Berlinale 2024 – 2020 und 2021 war eine schwierige Zeit fürs Kino. Lichtspielhäuser selbst waren lange Zeit geschlossen, einige endgültig, viele Festivals sind ausgefallen oder fanden nur virtuell statt und diverse Filmproduktionen wurden verschoben oder abgebrochen. Das ist natürlich alles nichts Neues, allerdings ist es immer wieder traurig und zugleich interessant zu sehen, welche Filme in dieser Zeit trotz erschwerter Umstände rauskamen, dann aber völlig untergegangen sind. Ein Film, der diesem Schicksal zumindest in Ansätzen entgehen konnte, ist We’re All Going to the World’s Fare von Jane Schoenbrun. Debütiert auf Sundance Film Festival 2021, dann nach langem Schweigen 2022 immerhin einen Limited Theatrical Release be...
Kritik: Ferrari (USA/IT 2023)
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Kritik: Ferrari (USA/IT 2023)

Eine Gastkritik von Michael Gasch – gesehen im Rahmen der 80. Filmfestspiele von Venedig 2023 – If you get into one of my cars, you get in to win. Als sich vor Jahren Matt Damon und Christian Bale (Le Mans 66 – Gegen jede Chance) oder Daniel Brühl und Chris Hemsworth (Rush - Alles für den Sieg) vor der Kamera versammelten, hielt sich die Spannung und Neugier für meine Verhältnisse in Grenzen. Mein ursprünglicher Gedanke, Rennsportfilme würden meine nicht vorhandene Begeisterung zum Motorsport wenig ändern, musste nach beiden Sichtungen ein wenig revidiert werden, da beide Filme dank ihrer famosen Inszenierung zumindest leicht meine Faszination dafür wecken konnten. Die Erkenntnis, die sicherlich jeder schon einmal gemacht hat, sollte daher nicht unterschätzt werden: Unabhängig davon, ...