"Dumm und Dümmehr" (USA 2014) Kritik – Wenn die Dummheit tiefe Falten wirft

Autor: Pascal Reis

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„Check out the hottiest at 12 o’clock.“ – „That’s three hours away. Why can’t I check ’em out now?“

In katatonischer Starre kauert er seit 20 geschlagenen Jahren in seinem klapprigen Rollstuhl vor sich hin: Llyod (Jim Carrey) hat den Schmerz seiner unerfüllten Liebe zu Mary Swanson offensichtlich nie überwunden. Jeden Mittwoch, seit eben diesen 20 Jahren, besucht ihn sein treuer Kumpel Harry (Jeff Daniels) nun schon, hat ihm die vollen Windel gewechselt und versucht, Llyod aus seinem scheintoten Zustand zu befreien. Erfolglos, bisher jedenfalls, denn als Harry dieses Mal schon gesenkten Hauptes von dannen ziehen wollte, wird es ihm von seinem langjährigen Freund um die Ohren geschrien: „Verarscht“! Es ist der Eröffnungsgag, episch soll er sein, der die sich über zwei Dekaden erstreckende Leinwandabstinenz des Volldeppen-Duos konstituiert. So viel sei gesagt: Im Trailer, da auch deutlich schnittiger montiert, kam das besser und hat die Lust auf „Dumm und Dümmehr“, die Fortsetzung der 1994 in die Kinos gekommenen Kult-Komödie „Dumm und Dümmer“, deutlich anwachsen lassen.

Dieses unbefriedigende Gefühl lässt sich im Übrigen auf das gesamte Werk projizieren. Mit ihrem Regie-Debüt „Dumm und Dümmer“ haben Peter und Bobby Farrelly damals direkt den großen Box-Office-Wurf gelandet und Jim Carrey den dritten Megahit beschert – In nur einem einzigen Kinojahr, versteht sich, was den ehemaligen Stand-Up-Comedian geradewegs in die Liga der Topverdiener Hollywoods katapultierte. Die glorreichen Tage jedoch sind schon lange welkeren Stunden gewichen, die Farrelly-Brothers haben ihren charakteristischen Drive verloren und Jim Carrey ist kurz davor, sein Stigma als Kassengift auf den Hintern gebrannt zu bekommen: „Mr. Poppers Pinguine“, „Kick-Ass 2“ und „Der unglaubliche Burt Wonderstone“ verharrten deutlich unter der Erwartungshaltung. „Dumm und Dümmehr“ ist quasi ein karrieretechnischer Rettungsanker für das Regieduo und den ehemaligen Superstar mit dem Gummigesicht. Dabei sollte es indes nicht nur darum gehen, die Produktionskosten um ein Vielfaches erneut einzuspielen, sondern auch, die beständige Anhängerschaft des Originals eine adäquate Fortsetzung zu bereiten – Und wir wissen ja, wie knauserig Fans sein können, wenn es um ihre Lieblinge geht.

Handelt es sich um eine Komödie, muss man seine Rezensionsmaßstäbe bekanntlich neu ausrichten, schließlich ist gerade der Humor eine Sache, die vollständige der Subjektivität unterliegt. „Dumm und Dümmehr“ bleibt in der komödiantischen Tonalität in Bezug auf den Erstling akkurat platziert, hat das Wörtchen ‘Originaltreue’ allerdings falsch definiert. Das Drehbuch, an dem sage und schreibe sechs Leute herumgewerkelt haben, geht den gleichen Weg, wie ihn schon „Dumm und Dümmer“ 1994 gegangen ist. Zwei Trottel, ein Road Trip, ein Objekt der Begierde und ein Päckchen (ein echter MacMuffin), das es zu überreichen gilt. Dass die Struktur auf Teil 2 abgeglichen wurde, wäre verschmerzbar gewesen, „Dumm und Dümmehr“ geht hingegen so weit, dass er sogar die Gags des Erstlings plagiiert. Das fängt beim blinden Jungen mit dem Vogel an und zieht sich durch bis zum geldgierigen Pärchen, die unseren liebenswerten Idioten die Lichter ausknipsen wollen, ihrer unermesslichen Torheit aber gnadenlos ausgeliefert sind. Als nochmalige Durchführung des tollen Originals wird nun eben auch besonders ersichtlich, dass die Zeit einfach nicht stehengeblieben ist.

Was „Dumm und Dümmer“ bis heute so großartig macht, ist der schiere Respekt, mit dem er seinen Figuren begegnet. Natürlich sind Lloyd und Harry in ihrer einfältigen Kindskopfhaltung prädestiniert dazu gewesen, die Komik gepflegt in Richtung Gross-Out zu schieben, wurde es aber mal für wenige Momente ernst, konnte man die Beiden – trotz der Einfaltkanonaden – für voll nehmen und hat sich keineswegs über ihre Sorgen amüsiert. In „Dumm und Dümmehr“ sind Lloyd und Harry zwar immer noch die Alten, doch die Schultern hängen etwas tiefer, der Mund steht einen Spalt weiter auf und die Hirnrissigkeit folgt nun einer versessenen Maxime: Jetzt erst recht! Das mag den ein oder anderen Lacher evozieren, wirkt inzwischen aber leider etwas zu gewollt, verkrampft, abgeblättert und matt. Damals, auch wenn es verklärt anmutet, war das Ganze in seiner anarchischen Taktung weitaus charmanter und euphorisierender. Vielleicht liegt es auch einfach daran, dass man damals ‘Konnte’ und heute einfach ‘Musste’, um den Karriereruin zu umwandern. Wer weiß.

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