"Der Hobbit: Die Schlacht der fünf Heere" (NZ, USA 2014) Kritik – Peter Jackson lädt zum munteren Blutvergießen

Autor: Stefan Geisler

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“One day I’ll remember. Remember everything that happened: the good, the bad, those who survived… and those that did not.”

Alle Jahre wieder… Inzwischen schon zum sechsten Mal entführt uns der neuseeländische Regisseur Peter Jackson in J.R.R. Tolkiens Welt der Elben, Orks und Zwerge. Mit „Der Hobbit: Die Schlacht der fünf Heere“ findet nun auch die Hobbit-Trilogie ihren längst überfälligen Abschluss. Nicht dass ich Mittelerde überdrüssig geworden wäre, ganz im Gegenteil, aber eigentlich war die Hobbit-Reihe doch bereits mit dem Ende von „Smaugs Einöde“ auserzählt. Erzählerische Längen lassen sich in den Hobbit-Filmen bereits seit dem ersten Teil feststellen und die Vermutung, dass eine Aufteilung des knapp 400 Seiten dicken Buches in drei Teile in erster Linie dem finanziellen Wohl der Filmstudios dienen sollte, wurde durch „Smaugs Einöde“ nur weiter verstärkt. Mit „Der Hobbit: Die Schlacht der fünf Heere“ wird nun den Mittelerde-Fans noch einmal eine Fantasy-Schlachtplatte gereicht, die das Fanherz zumindest kurzzeitig hochschnellen lässt. Leider übertönt der andauernde Kampfeslärm jedoch nicht den inhaltlichen Leerlauf, denn außer zwei gigantischen Schlachtsequenzen und reichlich rührseliger Abschiedsszenen hat der letzte Tolkien-Ausflug wenig zu bieten. Letztlich schießt sich Peter Jacksons visuell fulminanter Mittelerde-Abschied dadurch selbst in die filmische Bedeutungslosigkeit.

Einen schlafenden Drachen soll man nicht wecken… Nachdem Bilbo (Martin Freeman) und seine Gefährten, den alten Drachen Smaug (Benedict Cumberbatch) aus dem Schlaf gerissen haben, macht sich dieser sofort auf, alles zu zerstören, was ihm unter die riesigen Schwingen kommt. Seestadt muss als Erstes daran glauben. Den Bewohnern bleibt nur noch die Flucht nach Erebor. Doch man hat die Rechnung ohne Zwergen-König Thorin Eichenschild (Richard Armitage) gemacht, denn der Zwerg verfällt dem Wahn des Goldes und weigert sich auch nur einen müden Taler von seinem Goldschatz dem Flüchtlingsstrom zukommen zu lassen, geschweige denn, die Tore Erebors für die Heimatlosen zu öffnen. Als dann auch noch eine Gefolgschaft der Elben unter der Führung Thranduils (Lee Pace) vor der Festung Stellung beziehen, scheint die Lage vollends zu eskalieren.

Viel bleibt nach zweieinhalb Stunden „Der Hobbit: Die Schlacht der fünf Heere“ nicht im Gedächtnis hängen. Epische Schlachtszenen gibt es zur Genüge, aber irgendwie fehlte der ganzen Hobbit-Trilogie von Beginn an die nötige Fallhöhe. Während sich im „Herr der Ringe“-Epos Feinde notgedrungen zu einer Gemeinschaft zusammenraufen mussten, um einen schier hoffnungslosen Kampf gegen den eigenen Untergang zu schlagen, dreht sich im Hobbit alles um profane Dinge wie Reichtum, Ruhm und Macht. Diese niederen Motive verhindern auch, dass das große Schlachtspektakel in „Der Hobbit: Die Schlacht der fünf Heere“ einen vollends mitreißen kann. Im immerwährenden Schlachtgetöse von „Der Hobbit: Die Schlacht der fünf Heere“ fühlt man sich nach einiger Zeit fast wie auf einem „Herr der Ringe“-Rummelplatz: Frei nach dem heutzutage üblichen Blockbuster-Credo „Höher, schneller, weiter“ versucht Peter Jackson in „Der Hobbit: Die Schlacht der fünf Heere“ fehlende Handlung durch kreative und bombastische Inszenierung zu ersetzten, was aber nur bedingt gelingen will. Denn auch wenn hier immer wieder neue, spektakuläre Wege gefunden werden das Action-Getöse zu inszenieren, kann das letzten Endes doch nicht über die fehlende Substanz hinwegtäuschen.

Wenn es Peter Jackson doch wenigstens geschafft hätte, der Zwergen-Gemeinschaft Charakter zu verleihen. Problemlos wäre über diese emotionale Bindung Spannung zu generieren gewesen. Doch auch mit dem Ende der „Hobbit“-Trilogie, wird es wohl nur den wenigsten Zuschauern möglich sein, diesen Wust aus Bärten, Haaren und schlechten Manieren auseinanderzuhalten. Zu generisch gestaltet Jackson seine Zwergen-Bande, denn Unterschiede sind hier höchstens in der Gestaltung, selten jedoch im Charakter auszumachen. Waren Thorins treue Gefährten in „Eine unerwartete Reise“ und „Smaugs Einöde“ zumindest noch lebendige Nebenfiguren, verkommt ein Großteil von ihnen in „Die Schlacht der fünf Heere“ zur bloßen Randnotiz, die lediglich Maulaffen feilhalten.

Ähnlich ergeht es auch Ober-Hobbit Bilbo. Der titelgebende Charakter der ganzen Serie wird zum Statisten in seinem eigenen Film und tauscht seinen angestammten Platz als Dreh und Angelpunkt des Geschehens mit dem wirren Zwergenkönig Thorin. Dennoch schafft es Martin Freemann, trotz eingeschränkter Spielzeit, als gemütlicher Hobbit Bilbo zu überzeugen und lockert allein durch seine Anwesenheit, so manch allzu starre Szene auf.

Fazit: Peter Jackson bläst ein letztes Mal zum Angriff, doch mit „Der Hobbit: Die Schlacht der fünf Heere“ ist dem Regisseur kein epischer Abschluss à la „Die Rückkehr des Königs“ gelungen. Auch im letzten Teil der Hobbit-Trilogie schafft es Jackson nicht, aus Figuren Charaktere mit Profil zu formen und so bietet das Schlacht-Spektakel bis zum Schluss keinen emotionalen Mehrwert. Alleine betrachtet ist „Der Hobbit: Die Schlacht der fünf Heere“ bombastisch inszeniertes Fantasy Action-Kino, doch als letzter Teil des Mittelerde-Epos ist der Film schlichtweg ein kleiner, schmerzhafter Stich in jedes Fanherz…

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