Kritik: The Huntsman and The Ice Queen (USA 2016)

© Universal
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Wir haben einiges zu tun, kleine Schwester

Einige Jahre bevor Snow White sich gegen die böse Königin Ravenna auflehnt, dienen Huntsman Eric und die Kriegerin Sara unter der Eiskönigin Freya. Die verlangt von ihren Soldaten, der Liebe abzuschwören, doch Eric und Sara können ihre Gefühle füreinander nicht verleugnen. Als Freya und ihre Schwester Ravenna gemeinsam das Königreich bedrohen, liegt es an Eric und Sara, die Welt vor der Dunkelheit zu retten.
Mit „Snow White and the Huntsman“ konnte Universal vor vier Jahren einen profitablen Hit für sich verbuchen. Stolze 396 Millionen US-Dollar erwirtschaftete der Film weltweit an den Kinokassen und verhalf damit modernisierte Märchen, bzw. massentaugliche Interpretationen davon als neuen Blockbuster-Trend zu etablieren – was später von Disney mit „Cinderella“ und „Maleficent – Die dunkle Fee“ weiter ausgebaut wurde. In den nächsten Jahren sollen noch mehr solcher filmischer Vehikel in unsere Kinos kommen, deren Anfang mit Terry Gilliam „Brothers Grimm“ im Jahre 2005 noch auf unfruchtbaren Boden stieß.
Nun erwartet uns mit „The Huntsman & the Ice Queen“ erstmal eine Fortführung des erfolgreichen Märchen-Actionfilm-Hybriden aus dem Jahr 2012.Diesmal unter der Regie von Cedric Nicolas-Troyan, der hiermit sein Regiedebüt abliefert und Rupert Sanders beerbt, der nach einer Affäre mit Snow White-Darstellerin Kirsten Stewart wohl für zu viele negative PR sorgte. Aber auch Stewart blieb dem Projekt fern, stattdessen fokussiert sich die Fortsetzung, welche im ersten Akt als Prequel beginnt, voll und ganz auf den von Chris Hemsworth gespielten Eric, den Huntsman aus dem ersten Teil. Der Verzicht auf Snow White ist nicht die einzige Reduzierung, die der Film präsentiert. So wurden die sieben Zwerge auf zwei verringert und die Märchenwelt um einige Stilelemente erleichtert (der Vorgänger war noch ein wildes Potpourri verschiedenster Fantasywelten, die teilweise sogar an die Werke des Studios Ghibli erinnerten).
Dafür wurde an anderer Stelle ordentlich draufgepackt. Nicht nur, dass es mit Charlize Theron als böser Königin Ravenna, ein Wiedersehen gibt, nein, diesmal bekommt es der Huntsman auch mit deren frostiger Schwester, der Eiskönigin Freya, zu tun sowie mit einer alten Geliebten. Emily Blunt und Jessica Chastain fällt es zu, diese beiden Rollen einzunehmen und sie bilden gemeinsam mit Charlize Theron ein namhaftes Trio, welches eigentlich Qualität suggeriert und wohl auch Zuschauer anlocken soll, die den ersten Teil links liegen ließen.
Tatsächlich gelingt es den Machern bei „The Huntsman & the Ice Queen“ wesentlich besser als im Vorgänger eine Geschichte widerzugeben, die nicht immer wieder durch diverse verschiedene Stilwelten trampelt, ohne dabei sich eine eigene Basis zu schaffen. In der Fortsetzung gelingt die Annektierung eines Märchenreichs wesentlich besser, eben weil die präsentierte Fantasywelt diesmal wie aus einem Guss wirkt, auch wenn das Drehbuch von Evan Spiliotopoulos und Craig Mazin letztlich seine Versatzstücke aus diversen Märchen nimmt und bei der Fusionierung dieser nicht wirklich ein harmonisch wirkendes Ganzes produziert. Stattdessen wirkt das Ganze immer noch mehr wie ein Flickenteppich, bei dem der Titelheld und sein späteres Gefolge von Etappe zu Etappe geschickt werden, während im Königreich von Emily Blunts Eiskönigin die Liebe immer wieder als wahres Böses deklariert wird.
Zur Erklärung: Einst wurde Freya von der Liebe hintergangen und sorgt nun in ihrem Königreich dafür, dass all diejenigen bestraft werden, die sich nicht von der Liebe lösen. Dass der Huntsman dagegen rebelliert, das Freya selbst nur ein Opfer ist und dass böse Mächte ihr manipulatives Spiel spielen, sollte da niemanden überraschen, denn „The Huntsman & the Ice Queen“ tischt seine Geschichte und seine Charaktere teilweise so stumpf und schematisch auf, dass das Märchen letztlich nur zu einem Deckmantel wird, um gängige erzählerische Konventionen mut- und wagnislos über sich ergehen zu lassen.
Immerhin: „The Huntsman & the Ice Queen“ kommt weitestgehend ohne Längen aus, die Figuren besitzen untereinander gut harmonierende Dynamiken und auch wenn der Fantasyfilm erzählerisch arg sprunghaft und notdürftig zusammengenormt erscheint, gelingt dem Regisseur hier zumindest ein kompaktes Gesamtwerk, dass beweist, das Märchen und phantastische Geschichten auch dann ein Opfer von Redundanz und Kalkül werden können, wenn sie mit viel Aufwand betrieben werden. Alles in allem ist das Sequel nicht so ärgerlich wie sein Vorgänger, wahre Kinomagie sieht und fühlt sich dennoch anders an.

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