Ein weiteres Kinojahr neigt sich dem Ende entgegen; ein weiteres Kinojahr, welches einige Überraschungen, aber auch Enttäuschungen zu bieten hatte. Zeit also, sich noch einmal an all die guten und weniger guten Filme zu erinnern, die man sich dieses Jahr zu Gemüte geführt hat und seine 10 besten Filme zu küren. Hier also meine persönlichen Lieblinge des Kinojahres 2012. Wie immer wurden natürlich nur Filme berücksichtigt, die innerhalb des Jahres 2012 ihren Kino- oder Veröffentlichungsstart hatten. Und welcher Film hat es bei euch auf den ersten Platz geschafft?
Platz 10: Take Shelter von Jeff Nichols
In diesem Drama über die tiefsten Ängste unserer Gesellschaft brillieren Jessica Chastain und Michael Shannon und liefern ein Schauspielgewitter, das noch lange nach dem Abspann nachhallt. Take Shelter ist ein Film, den man aufgrund der Thematik sicher nicht gerne schaut, aber den man ohne Wenn und Aber gesehen haben sollte. Zu unserer Kritik geht es HIER.
Platz 9: The Avengers von Joss Whedon
The Avengers ist mein Blockbuster des Jahres und hat sich im Nu seinen Status als eine meiner Lieblingscomicverfilmungen gesichert. Hier stimmt einfach alles. Die toll geschriebenen Figuren, die alle genau so viel Screenzeit bekommen wie nötig; die famose Inszenierung, von der man nicht genug kriegen kann; das rasende Tempo, welches an den Tag gelegt wird, so dass die Laufzeit von 150 Minuten nie wirklich spürbar wird; es gibt genug Gründe diese Comicadaption zu lieben. Zu unserer Kritik geht es HIER.
Platz 8: Prometheus von Ridley Scott
Ridley Scotts Alien-Prequel ist ein Film, der die Gemüter spaltet. Ich sage dazu: Schaut ganz genau hin, denn mit Prometheus hat Ridley Scott den grandiosesten Sci-Fi-Horror seit seinem Baby geschaffen. Extrem gut durchdacht, so dass, wenn man nur anfängt tiefer zu graben, auch die Horror-Klischees vollkommen Sinn ergeben. Zu unserer Kritik geht es HIER.
Und für alle, die den Film bereits gesehen haben, gibt es HIER eine äußerst interessante Analyse, die Prometheus vielleicht bei dem ein oder anderen in neuem Licht erscheinen lässt.
Platz 7: Liebe von Michael Haneke
Ich muss gestehen, dass ich kein großer Fan von Haneke bin. Liebe jedoch hat mich dank seiner Ehrlichkeit emotional mitgenommen wie kaum ein anderer Film dieses Jahr. Emmanuel Riva und Jean-Louis Trintignant waren schon immer zwei ganz tolle Schauspieler für mich, und so freut es mich, dass ihnen Haneke diesen Film so gut wie gewidmet hat. Zwei Schauspiellegenden dürfen in Liebe nochmals beweisen, warum sie Legenden sind. Der Kampf mit den Tücken des Todes wurde für mich zudem nie packender auf Leinwand gebannt. Zu unserer Kritik geht es HIER.
Platz 6: The Artist von Michael Hazanavicius
Frechheit oder geniale Hommage? Allein, dass man sich über den Einsatz von Bernard Herrmanns Vertigo-Soundtrack stundenlang streiten kann, macht The Artist für mich grandios. Wie der Film zudem Stummfilm und Moderne miteinander verbindet, ist ein Kunststück für sich. Abgesehen davon hat The Artist noch so viel mehr zu bieten: Einen hohen Nostalgiefaktor, bezaubernde Schauspieler, träumerische Musik und Bilder zum Verlieben. Da stört es mich auch nicht, dass die Handlung eher klassisch verläuft. The Artist ist eben eine klassischer Stummfilm im modernen Gewand. Mehr möchte er nicht sein und mehr muss er auch nicht sein. Zu unserer Kritik geht es HIER.
Platz 5: Shame von Steve McQueen
Shame ist ein Meisterwerk der Gefühle, welches ich nicht besser in Worte fassen könnte als mein Mitschreiberling Souli: [ ] Wir alle haben unsere Geheimnisse. Einige auch ihre dunklen und schrecklichen, die nie jemand erfahren sollte. Tief im inneren vergraben und geschützt vor der Öffentlichkeit und selbst vor den liebsten Menschen. Vielleicht aus Angst. Vielleicht um sich selbst zu schützen. Oder aus Scham. Um den eigenen Ruf zu schützen, den man sich Jahrelang aufgebaut hat. Doch irgendwann, ob früher oder später, kommt die Wahrheit immer ans Licht. Vielleicht erkennt man sie als Außenstehender erst wenn man die nötigen Stückchen zusammengesetzt hat oder es poltert gnadenlos auf einen ein. In ‘Shame’ sehen wir einen Menschen, der sein Doppelleben immer kontrollieren will, seinem Verlangen allerdings hoffnungslos ausgeliefert ist. [ ] Zur kompletten Kritik geht es HIER.
Platz 4: Anna Karenina von Joe Wright
Joe Wright hat es schon nicht einfach, denn bereits sein letzter (grandioser) Film Wer ist Hanna? wurde allgemein eher verhalten aufgenommen. Dass er sich nun eher unklassisch an eine Romanadaption von Tolstois Klassiker Anna Karenina gewagt hat, macht die Sache für viele Filmfans nicht einfacher. Aber warum sollte Wright auch zum gefühlt 100. Mal den Stoff der Vorlage gerecht verfilmen? Das ist nämlich langweilig. Und so danke ich Joe Wright wieder einmal für einen Film, der der Masse ganz sicher nicht gefallen wird, den ich jedoch ab der ersten Sekunde an zu lieben lernte. Aus der eh schon zeitlosen Vorlage hat er ein noch zeitloseres Gesellschaftsportrait gezaubert, welches vor allem durch seinen visuellen Einfallsreichtum begeistern kann. Kino, Theater und das wahre Leben, in den Händen Joe Wrights werden diese zu einer formvollendeten Einheit. Zu meiner Kritik zu diesem wunderbaren Meisterwerk geht es HIER.
Platz 3: Life of Pi – Schiffbruch mit Tiger von Ang Lee
Auch hier gilt: Besser als mein Co-Autor Conrad-Mildner kann ich den Film nicht in Worte fassen. [ ] Ang Lees Film fordert einfach die staunenden Blicke und offenen Münder. Der angeblichen Unverfilmbarkeit der Vorlage begegnet er mit Surrealismus und visuellem Erfindungsreichtum. Man darf sich ohnehin darüber freuen, dass es so eine ungewöhnliche Geschichte überhaupt auf die große Leinwand geschafft hat. [ ] Die komplette Kritik könnt ihr HIER lesen.
Platz 2: Der Aufsteiger von Pierre Schoeller
Der beste Politthriller innerhalb eines Jahrzehnts ist mal wieder den Franzosen zu verdanken. Einen so distanzierten, urteilsfreien und zugleich ehrlichen und ungemein packenden Politikfilm wie Der Aufsteiger bekommt man schließlich nicht alle Tage zu sehen. Regisseur Pierre Schoeller sollte man daher dringend im Auge behalten, denn von ihm erwarte ich noch einiges. Warum ich den Film im Detail so grandios finde, erfahrt ihr HIER in meiner Kritik. Mein Geheimtipp des Jahres.
Platz 1: Drive von Nicolas Winding Refn
“There’s something inside you. Its hard to explain…”
Dieses Zitat trifft mein Gefühl perfekt. Drive in Worte zu fassen ist so gut wie unmöglich. Sicherlich kann man von der makellosen Inszenierung schwärmen, den Cast in den Himmel loben oder vor dem brillanten Einsatz der Musik niederknien. Das würde dem Film aber nicht gerecht werden. Diese Geschichte eines Mannes, der alles in seinem Leben hat, aber trotzdem noch nach mehr sucht, ist einfach eine der herzzerreißendsten und coolsten Geschichten (Stichwort: Aufzug), die in den letzten Jahren den Weg auf die Leinwand gefunden haben. Dafür danke ich Nicolas Winding Refn und jedem, der etwas zu diesem Projekt beigetragen hat. Unsere Kritik könnt ihr HIER lesen.
Ihr habt noch nicht genug von Bestenlisten? Dann schaut doch mal HIER bei der Top 10 von meinem Co-Autor Souli vorbei.
Bis auf den Aufsteiger und “Life of Pi” (kommt demnächst xD) hab ich alle gesehen. Good stuff! 🙂
P.S. Den Einsatz vom “Vertigo”-Soundtrack in “The Artist” fand ich übrigens sinnvoll, weil das Stück bei Hitchcock die Liebe zu einer (scheinbar) verstorbenen Person beschreibt, während die Hauptfigur in “The Artist” an der betreffenden Stelle seinem frühenden (ebenfalls nur scheinbar toten) Ich und Ruhm nachtrauert.
Irks, “früheren” nicht “frühenden” ;D Zu viel Wein an Weihnachten xDDD