"Night Moves" (USA 2014) Kritik – Der gute Wille allein kann die Welt nicht verändern

Autor: Stefan Geisler

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“God knows that dam wants to come down”

Erst langsam entdeckt Amerika ein neues Umweltbewusstsein: Im halsbrecherischen Verkehrstreiben von New York erobern sich Fahrräder ihren Platz im Stadtbild und inzwischen sagen sogar Bioprodukte der Fast-Food-Nation den Kampf an. Das amerikanische Kino hingegen hatte schon immer einen grünen Daumen. Mehr oder weniger direkt versuchten Regisseure jedweden Genres ihr Publikum auf aktuelle Umweltprobleme aufmerksam zu machen. Während in den 70er Jahren in B-Horror-Streifen allerlei Getier als Kampftrupp der Natur aufwarten musste, eroberte das „grüne“ Kino nach der Jahrtausendwende auch den Mainstream. Roland Emmerich und Konsorten erschufen in kostspieligen CGI-Spektakeln Klimawandel-Weltuntergangsszenarien („The Day After Tomorrow“) oder ließen die Natur höchstselbst den Kampf gegen die Menschheit aufnehmen („The Happening“). Inzwischen sind zwar die Zeiten der umweltbewussten Blockbuster wieder vorbei, dennoch ist das „grüne“ Kino nie ganz aus den Lichtspielhäusern verschwunden. Mit „Night Moves“ bringt Regisseurin Kelly Reichardt (Meek’s Cutoff) einen unaufgeregten Thriller im Öko-Gewand, der zwar gekonnt in Szene gesetzt ist, aber leider nie richtig in Schwung kommen will.

Josh Stamos (Jesse Eisenberg), Dena Brauer (Dakota Fanning) und Harmon (Peter Sarsgaard) wollen die Welt verändern. Die drei Umwelt-Aktivisten haben den Glauben an ihre Sache verloren und wollen mit einer radikalen Aktion die Menschen wieder wachrütteln. Ein Zeichen muss gesetzt werden und so beschließen die Aktivisten in einer Nacht-und-Nebel-Aktion einen Staudamm zu sprengen. Doch trotz des akribisch ausgearbeiteten Plans geht etwas schief und das Leben der drei Idealisten gerät gehörig aus den Fugen…

Wie kann man einer gerechten Sache Gehör verschaffen? Demonstrationen, radikale Aktionen oder doch lieber die Revolution im Kleinen üben? Regisseurin Kelly Reichardt erschafft mit „Night Moves“ einen ruhigen Thriller, angesiedelt im Milieu idealistischer Umweltaktivisten, der sich genau dieser Frage widmet. In seinem Film stehen sich zwei grundverschiedene Ansätze des Umwelt-Aktionismus gegenüber. Während sich Josh und seine Gruppe einem radikalen Weg verschrieben haben und ihre Ziele schnellstmöglich und mit aller Macht durchsetzen wollen, wird uns mit der autark lebenden Gemeinde ein interessantes Gegenmodell zu den fanatischen Umweltaktivisten präsentiert. Welchen Weg Reichardt für den sinnvolleren ansieht, steht außer Frage. Während die radikalen Aktionen von Josh, Dena und Harmon zwar für Aufsehen sorgen, aber auch harte Konsequenzen nach sich ziehen, die die jungen Aktivisten immer weiter in die Hoffnungslosigkeit stürzen lassen, wird das Leben auf dem Bio-Bauernhof als Idylle stilisiert. Kelly Reichardt gibt damit ein klares Statement ab, bekennt sich zwar zum Öko-Aktivismus, sieht jedoch eine radikale Herangehensweise als die Falsche an. Leider sind diese Erkenntnisse jetzt auch nicht die Erfindung des Rades, denn wenn hier „Eile mit Weile“ statt „Kopf durch die Wand“ gepredigt wird, verpufft die Idee eines eigentlich ambitionierten Films in bedeutungslose Plattitüden, die jeden halbwegs aufgeklärten Zuschauer eher langweilen als unterhalten dürften.

Das größte Problem des Thrillers ist jedoch, dass Kelly Reichardt in „Night Moves“ immer wieder bewusst das Tempo drosselt. Quälend langsam entfaltet sich der Plot und ebenso behäbig wächst auch der Druck auf den Protagonisten Josh. Natürlich hätte ein solches Erzähltempo auch Spannung generieren können, nur leider ist „Night Moves“ ein recht gradlinig gestrickter Thriller, bei dem schnell klar wird, welchen Weg Regisseurin Kelly Reichardt einschlagen wird. Da können selbst einige großartig inszenierte Einzelszenen letztendlich nicht helfen.

Immerhin hat die Filmemacherin Kelly Reichardt ihre Kamera perfekt im Griff, das merkt man in „Night Moves“ in fast jeder Einstellung. Gerade in der ersten Hälfte schafft es Reichardt dem Setting fast einen eigenen Charakter zu verleihen. In den unwirklichen und endlosen See-Gebieten Nordamerikas quälen sich abgestorbene Baumstämme wie unheilvolle Vorboten aus dem Wasser hervor und bilden so die perfekte Kulisse für diesen düsteren, gemächlichen Thriller.

Fazit: Kelly Reichhardts „Night Moves“ ist ein quälend langsamer Öko-Thriller mit traumhafter Kulisse. Ein wenig mehr Mut zur Geschwindigkeit, gerade im letzten Drittel hätte dem Film sicher gut getan.

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