"Silent Hill 2: Revelation 3D" (FR/US 2012) Kritik – Die Rückkehr in die Hölle

“You were trapped in a place called Silent Hill.”

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Ganze fünf Jahre musste der französische Filmemacher Christophe Gans („Pakt der Wölfe“) dafür kämpfen, um endlich die heißersehnten Rechte für die Verfilmung seines persönlichen Lieblingsspieles „Silent Hill“ von der mächtigen Verlegerfirma Konami zu ergattern. Ein Herzensprojekt für den vielseitigen Regisseur, der die Verantwortlichen letzten Endes dadurch breitschlagen konnte, indem er ihnen offenbarte, welchen Stellenwert „Silent Hill“ in seinem Leben eingenommen hat. Das filmische Ergebnis wurde von den Kritikern dann allerdings mit gemischten Gefühlen aufgenommen. Die einen fühlten sich in der erschaffenen Hölle gelangweilt, die anderen bemängelten die Veränderungen zur Vorlage und wieder andere verurteilten die flache Charakterzeichnung. In Wahrheit lässt sich aber für den erfahrenen Gamer klar sagen, dass Gans hier mit dem nötigen Respekt zur Sache gegangen ist und eine schaurig-stimmungsvolle Atmosphäre der ganz besonderen Art erzeugen konnte, selbst wenn gewisse Bereiche im Gegensatz zum Spiel verdreht und verstellt wurden. Sechs Jahre sollten daraufhin ins Land gehen, bis Michael J. Bassett seine Vision mit der Fortsetzung „Silent Hill: Revelation 3D“ in die Kinos bringen konnte und die Gerüchte wie die schiere Vorfreude endlich in geregelte Bahnen lenken. Das Warten hat sich allerdings nicht gelohnt und die Qualität des Erstlings kann nicht im Geringsten erreicht werden.

Sharon heißt nun nicht mehr Sharon, sondern hört auf den Namen Heather. Der Grund für ihren Namenswechsel kommt nicht von ungefähr, denn sie befindet sich mit ihrem Vater schon seit Ewigkeiten auf der Flucht vor dem Unbekannten. Immer wieder wird Heather dazu von schrecklichen Albträumen heimgesucht und was es mit den unzähligen Umzügen auf sich hat, will ihr ihr Vater nicht sagen. Auf dem Weg zur neuen Schule wird sie von einem mysteriösen Mann angesprochen, der sie auch nach dem ersten Schultag verfolgt und etwas mit dem geheimnisvollen Verhalten von Heathers Vater zu tun haben könnte. Am Tag ihres 18. Geburtstag muss sie feststellen, dass ihr Vater spurlos verschwunden ist und sie ihn nur wiederfinden kann, wenn sie an einen ganz bestimmten Ort reist: Silent Hill. Heather muss ich hier ihren Alpträumen stellen und immer tiefer in die grauenvolle Stadt vordringen. Zur Seite steht ihr dabei einer ihrer neuen Mitschüler namens Vincent Carter…

Mit Adelaide Clemens („X-Men Origins: Wolverine“) hat man ein frisches Gesicht für die Hauptrolle der Heather gefunden. Frisch und unverbraucht heißt aber nicht immer gleich überzeugend. Ihre Performance besteht zumeist aus zwei klaren Tätigkeiten: Kreischen und rennen. Von Schauspiel kann da nun wirklich nicht die Rede sein und ihr Charakter kann den Zuschauer nicht mit sich reißen, sondern fällt immer wieder als klarer Störfaktor auf, der jede Charakterisierung vermissen lässt. Sean Bean („Cleanskin“), Malcolm McDowell („Halloween“) und Carrie-Anne Moss („Unthinkable”) sind die namhaften Nebenfiguren im Cast von „Silent Hill: Revelation 3D”. Wer nun aber denkt, dass den drei gestandenen Darstellern ein wirklich nennenswerter Raum geschenkt wurde, der täuscht sich. Sean Bean verschwindet bereits nach wenigen Minuten von der Bildfläche, Carrie-Anne Moss ist als Claudia Wolf ein belangloses Anhängsel für zwischendurch und Malcolm McDowell darf als Leonard Wolf mal wieder im besten Overacting kurz auf irre machen. Kit Harington („Game of Thrones“), der sich längst als astreiner Teenieschwarm etablieren konnte, passt sich mit seiner demotivierten Art nahtlos der restlichen Besetzung an.

Wirklich punkten kann „Silent Hill: Revelation 3D“ durch seine visuelle Raffinesse. In den stärksten Momenten kann Regisseur Michael J. Bassett ein altmodisches Feeling erzeugen, das geradewegs an die Spielwiesen von Genre-Ikone Freddy Krueger erinnert. Überall schießen Flammen empor, das Spiel aus Licht und Schatten flackert dem Zuschauer haltlos entgegen und die Kulisse bietet ihre ganz eigenen Reize. Wir werden in einen etwas anderen Freizeitpark gezogen, in dem es nicht unbedingt auf den Spaß der Gäste ankommt, sondern nur um das blanke Grauen. Mit seinen quälenden Karussells, finsteren Gängen und vernebelten Plätzen kann sich „Silent Hill: Revelation 3D“ durchaus sehen lassen. In Sachen Monster und Gegner bekommen wir auch eine ganze Bandbreite von Schreckensgestalten serviert. Ob es die ekelhaften Krankenschwestern sind, die nach dem Blut der Lebenden lechzen, oder der berühmte Pyramid Head, der auch schon in „Silent Hill“ einen Auftritt hatte. Dabei lässt sich dann auch gerne über die ab und an zu offensichtlichen Effekte hinwegsehen.

„Silent Hill: Revelation 3D“ weckt durchgehend den Eindruck einer surrealen wie rastlosen Geisterbahnfahrt durch die Untiefen der verankerten Ängste unserer Protagonistin. Wir werden hektisch durch die Szenerie gerissen, mit Schreckensvisionen bombardiert und bekommen dabei nur selten die nötige Ruhe zugesprochen, um all die fiebrigen Einzelheiten aufnehmen und verarbeiten zu können. Würden sich diese derangierten wie nervösen Momente lediglich in den Traum (in Traum)-Sequenzen abspielen, könnte man die inszenatorische Hast durchaus akzeptieren, doch Michael J. Bassett legt keinerlei Wert darauf, seine Geschichte spannend zu erzählen, sondern verlässt sich ganz auf die visuellen Reize, die aber „Silent Hill: Revelation 3D“ letztlich nicht vor dem schweren Scheitern bewahren. Bassett, der sich hier vordergründig an der Story des dritten Videogames orientiert, greift nochmals die Handlung des gelungenen Gans-Vorgängers auf, tauscht die Charaktere und lässt sie durch das chaotische Gruselkabinett schreiten. Die Figuren sind dabei vollkommen einseitig und bedeutungslos gezeichnet, der substanzlose Verlauf des absehbaren Geschehens kommt ohne jeden Knalleffekt daher und von atmosphärischem Grusel oder Horror kann zu keinem Zeitpunkt gesprochen werden. Wenn Bassett dann hin und wieder einen dramatischen Zwischenton einmischen will, überschätzt er nicht nur seine eigenen Fähigkeiten, sondern schießt sich ebenso offenkundig ins Aus.

Fazit: Die pochende Eröffnungsszene im Park des Grauens weckt durchaus etwas Interesse am höllischen Universum von „Silent Hill: Revelation 3D“. Was danach jedoch folgt, lässt sich als riesige Enttäuschung bezeichnen. Die Charaktere baden in ihrer Belanglosigkeit, die Story ist vollkommen durchsichtig und vorhersehbar und Michael J. Bassetts Inszenierung kann keine packende Atmosphäre erzeugen, sondern bedrängt den Zuschauer vielmehr mit seiner hektischen Ruhelosigkeit, auch wenn der Film visuell durchaus seine starken Momente hat. Am Ende bleibt ein uninteressanter Ausflug an den einstigen Ort des Schreckens, der sich nun maximal als viertklassige Geisterbahnfahrt bezeichnen lassen kann.

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