Kritik: The Target (KR 2014)

The Target
© Universum Film

„Wenn Du einen Fehler machst, ist es vorbei!“

Sein täglich Brot verdient sich der junge Tae-Joon (Lee Jin-Wook) als Arzt, während seine im siebten Monat schwangere Frau Hee-Joo (Kim Sung-Ryung), früher im gleichen Krankenhaus als Therapeutin tätig, zurzeit ihren Mutterschutz genießt: Das familiäre Glück jedenfalls scheint sich in Kürze mit dem ersten gemeinsamen Kind zu komplettieren. Die Harmonie allerdings wird schnell gebrochen, als ein Patient namens Yeo-hoon (Ryu Seung-Ryong), den Tae-Joon zuvor schon aufgrund einer Schussverletzung bereits behandelt hatte, urplötzlich reanimiert werden muss. Dass Tae-Joon hier seiner ärztlichen Pflicht nachging, ist der bittere Anstoß für einen nervenaufreibenden Kampf: Unbekannte entführen seine Frau und geben Tae-Joon den Auftrag, Yeo-hoon unbemerkt aus dem Krankenhaus zu schleusen und an die durchtriebenen Kidnapper auszuliefern. Sollte er den strikten Anweisungen nicht Folge leisten, wird er seine Frau nie mehr zu Gesicht bekommen…

Wer nun meint, dass einem diese Synopsis irgendwie an einen anderen Film erinnert, der hat nicht Unrecht: Regisseur Yoon Hong-Seung („Death Bell – Tödliche Abschlussprüfung!“), der sich inzwischen nur noch Chang nennt, hat mit seinem zweiten Spielfilm „The Target“ eine südkoreanische Neuauflage des französischen Thrillers „Point Blank – Aus kurzer Distanz“ aus dem Jahre 2010 inszeniert. Dabei blieben Chang und das Drehbuchduo um Seong-Geol Jo und Cheol-Hong Jeon der Story samt Plotbausteinen der Vorlage treu, einzig der kulturelle Tapetenwechsel macht sich wirklich bemerkbar: Es ist eben schon ein grundlegender Unterschied, ob wir uns nun durch ein verregnetes Frankreich oder eben durch ein verregnetes Südkorea mühen – Beides hat seine nicht zu übersehbaren atmosphärischen Reize. Wenn es aber um die eigentliche Qualität von „The Target“ geht, dann reiht sich schon mal ein nachdenkliches Prusten an ein letztlich doch die eigene Sprachlosigkeit offenbarendes Seufzen. „The Target“ ist einer der Filme, deren Solidität beinahe schon Probleme verursacht.

Inzwischen ist man ja ohnehin schon eine gewisse Klasse von südkoreanischen („Hochglanz“-)Produktionen gewohnt, was Filmen wie „Bittersweet Life“, „Mother“ oder „The Yellow Sea“ geschuldet ist: Südkorea hat einen ausgezeichneten Filmoutput vorzuweisen, sicher ist auch dort nicht alles Gold was glänzt, aber immer noch mindestens so interessant, dass der westliche Markt nicht selten gewaltig heranklotzen muss, um mit Ach und Krach den (etwas abwertend formuliert) Durchschnittsstatus jener südkoreanischen Produktionen zu erreichen. Und selbstverständlich ist „The Target“ kein schlechter Film, aber er ist so unfassbar solide in jedweder Hinsicht, dass man ihn sich als Zuschauer anschaut, sich ob der Kurzweil nie gelangweilt fühlt, aber nichts aus dem Werk mitnehmen kann, was eine längerfristigen Auseinandersetzung rechtfertigen könnte. Chang emuliert „Point Blank – Aus kurzer Distanz“, fügt dem Thriller um Korruption und dem Jedermann, der über sich hinauswachsen muss, nichts Neues hinzu und köchelt so ungefährdet auf akzeptablem, moralisch allerdings sehr transparenten Niveau über 90 Minuten hinweg, dass man sich nie um Lebenszeit betrogen fühlt, den Film aber auch schnell wieder vergessen hat.

The Target ist seit dem 7. August 2015 im Handel.

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