Autor: Pascal Reis

Filmkritiken

"Perfect World" (USA 1993) Kritik – Freundschaft und Verbrechen

"Werden Sie mich erschießen?" Seit sieben Jahrzehnten ist Clint Eastwood schon in der Filmwelt vertreten und beglückt seine Fans mit einer tollen Leistung (vor und hinter der Kamera) nach der anderen. Eines seiner größten Jahre ist wohl 1993, in dem Eastwood nicht nur mit 'Erbarmungslos' dem Western zum letzten Mal die Ehre erwies. Er inszenierte auch das einfühlsame Road-Movie 'Perfect World', das leider viel zu oft schlecht wegkommt, obwohl es ohne weiteres zu Eastwoods besten Arbeiten gehört. Schwerverbrecher Butch Haynes nimmt nach einem geglückten Gefängnisausbruch den achtjährigen Philip als Geisel. Auf der gemeinsamen Flucht wachsen die beiden immer mehr zusammen. Ein Riesenaufgebot von Gesetzeshütern klebt ihnen dabei allerdings schon längst an den Fersen. Das Texas der 60er J...
Filmkritiken

"Mysterious Skin" (USA 2004) Kritik – Liebe, Schmerz und verdrängte Wahrheiten

"Ich war sein Liebling." Immer wieder gibt es diese Filme, die aus verschiedensten Gründen den Weg ins Kino nicht finden und so auch nicht die gebührende Aufmerksamkeit geschenkt bekommen. Einer dieser Fälle ist Gregg Arakis Außenseiter-Drama 'Mysterious Skin' aus dem Jahr 2004. Araki inszeniert einen emotionalen und gleichermaßen schockierenden Film rund um das Tabu-Thema Pädophilie. Die eindringlichen Bilder von Steve Gainer wurden gleichermaßen mit Kälte und Wärme durchzogen, die sich genau mit der Gefühlswelt des Zuschauers anpassen können. Der feine Score umwandert die Szenen unaufdringlich und bringt uns den Film, in Verbindung mit den tollen Aufnahmen, näher. Die Atmosphäre hält den Zuschauer durchgehend gefesselt und das Wegsehen wird unmöglich gemacht. Joseph Gordon-Levitt da...
Filmkritiken

"GoodFellas" (USA 1990) Kritik – Drei Jahrzehnte in der Mafia

"Wenn man zu einer Bande gehört, sagt einem niemals jemand, dass man dich umbringen will. So läuft das nicht. Es gibt keine großen Auseinandersetzungen oder Flüche wie im Film. Deine Mörder kommen mit einem Lächeln. Sie kommen als deine Freunde, als Leute, die sich dein ganzes Leben lang um dich gekümmert haben. Und sie kommen immer dann, wenn man ganz unten ist und ihre Hilfe am nötigsten braucht." Als Fan von Gangster-Filmen, ganz besonders über die Mafia, sind die Filme von Martin Scorsese für mich natürlich unumgänglich und schon fast heilig. Mit seinem sechsfach Oscar nominierten Film 'GoodFellas', über den wahren Aufstieg und Fall des Gangsters Henry Hill, liefert Scorsese mal wieder einen der besten Genre-Beiträge und auch einen der besten Filme aller Zeiten ab. Wenn Scorsese si...
Kritik: Charlie und die Schokoladenfabrik (USA 2005)
Filmkritiken, Komödie, Science Fiction / Fantasy

Kritik: Charlie und die Schokoladenfabrik (USA 2005)

Süßigkeiten müssen keinen Nutzen haben, deswegen sind sie ja Süßigkeiten! Wenn Johnny Depp und Tim Burton einen Film zusammen machen, ist das eigentlich schon eine Garantie für einen guten Film. So auch 2005 in ihrer vierten Zusammenarbeit in der Romanverfilmung 'Charlie und die Schokoladenfabrik'. Burton widmet sich dem ganz kleinen Publikum, verzaubert aber mit seinem Film die ganze Familie. Dass Burtons Filme immer ein absolutes optisches Highlight sind, dürfte jedem bekannt sein. So auch hier. 'Charlie und die Schokoladenfabrik' ist ein knallbuntes Bonbon der Extraklasse. Satte und glanzvolle Bilder prägen den Film und der Besuch der Schokoladenfabrik wird zum absoluten Hochgenuss, nicht nur für die Augen sondern auch für die eigene Fantasie. Die musikalische Untermalung findet der...
Filmkritiken

"Casino" (USA 1995) Kritik – Gefangen in der Stadt der Sünde

"Sie sollten nicht nur aufhören, Sie sollten weglaufen." Wir schreiben das Jahr 1995. Martin Scorsese ist längst eine lebende Legende unter den Regisseuren und hat sich mit Filmen wie 'Taxi Driver', 'Wie ein wilder Stier' und 'GoodFellas' bereits unsterblich gemacht. Die Ungerechtigkeit des Geschäfts verfolgte ihn dabei allerdings all die Jahre und den mehr als überfälligen Oscar für seine immer wieder grandiose Arbeit konnte er noch nicht entgegen nehmen. Mit 'Casino' hielt diese Serie leider weiterhin an und nur eine einzige Nominierung, für die beste Hauptdarstellerin, gab es für den Film. Das wirkt sich natürlich in keiner Weise auf den Film selbst aus und Scorsese zeichnet wieder ein beeindruckendes Portrait dreier Menschen die sich zwischen Macht und Gier selbst verlieren. Mit ei...
Filmkritiken

"Fast & Furious 5" (USA 2011) Kritik – Frischer Wind im Getriebe

"Du bist jetzt in meiner Welt." Nach dem schwachen 'Tokyo Drift' und dem erneuten Aufatmen mit 'Fast 4', übernahm Justin Lin auch wieder Regie beim neusten Teil der 'Fast'-Reihe. 'Fast 5' erweist sich als absolutes Highlight der bisherigen Reihe und überzeugt als gradliniges 80er Jahre Action-Kino und moderner Blockbuster. Die fantastischen Aufnahmen von Rio de Janeiro schlagen sich fast als nächstes Urlaubsziel in den Kopf, wobei ich davon dann doch eher abraten würde. Der bombastische Sound, der knurrenden Motoren lässt die Boxen fast von der Wand fallen und die rasanten Schnitte, die aber niemals unübersichtlich werden, machen den Film zu einem der besten Actionreißer überhaupt. Die Darsteller sind toll ausgewählt und die ganzen alten Gesichter sind wieder dabei. Paul Walker als Br...
Filmkritiken

Klassiker-Tipp der Woche "Jenseits von Eden" (USA 1955) Kritik – James Dean und der Wunsch nach Anerkennung

"Heute wollte ich mir deine Liebe sogar erkaufen, aber jetzt will ich sie nicht mehr. Ich könnte sie gar nicht brauchen. Ich brauche überhaupt keine Liebe mehr, es kommt nichts dabei raus..." Elia Kazan zählt zu den besten Regisseuren seiner Generation. Vor allem in den 50er Jahren konnte er seine ganz große Zeit erleben. Mit 'Endstation Sehnsucht' von 1951 machte er Marlon Brando zum Star, der Oscar-Erfolg 'Die Faust im Nacken' von 1954 schrieb ebenfalls Filmgeschichte. 1955 wurde die erfolgreiche Karriere fortgeführt und Kazan inszeniert mit der Romanverfilmung 'Jenseits von Eden' ein dramatisches Familiendrama, an dem die Zeit allerdings nicht spurlos vorbeigezogen ist. Das strenge und gesittete Leben in der amerikanischen Kleinstadt wurde sowohl in warmen, als auch in wunderbar-nos...
Filmkritiken

"Death Proof" (USA 2007) Kritik – Tarantino und das 70er Jahre Trash-kino

"Es sollte beeindruckend sein… Und unheimlich beeindruckt unheimlich!" Meisterregisseur Quentin Tarantino, der ein Meisterwerk nach dem anderen abliefert, bringt mit 'Death Proof' eine Hommage an das Schmuddelkino der 70er Jahre. Tarantinos Film erfüllt seinen Zweck und ist ein dreckiger, spaßiger und brutaler Ausflug ins Trash-Genre, der das Mainstream-Publikum, vor allem wegen seiner Dialoglastigkeit, zu Tode langweilen könnte. Der Film besteht aus zwei Handlungssträngen: Im ersten geht es um eine Runde Mädchen auf dem Weg in ein Ferienhaus sind. Sie halten in einer Bar und machen die Bekanntschaft mit dem harmlos erscheinenden Stuntman Mike. Auf dem Heimweg stellen sie fest, welche Absichten Stuntman Mike wirklich hegte und ein Kampf um Leben und Tod beginnt. Ein Jahr später: Wieder...
Filmkritiken

"Babel" (USA 2006) Kritik – Iñárritus Gedicht über Leben und Tod

"Da, ein Auto! Was krieg' ich, wenn ich es treffe?" Kommen wir jetzt zum letzten Teil von Alejandro González Iñárritus Todes-Trilogie. Nach dem grandiosem 'Amores Perros' und dem einmaligen Meisterwerk '21 Gramm' dreht sich jetzt alles um den 2006 erschienen Abschluss 'Babel'. Mit 'Babel' erreicht Iñárritu zwar nicht die meisterhafte Klasse seiner ersten beiden Filme, inszeniert trotzdem einen starken Episodenfilm rund um das Leben und den Tod. Die dreckigen, körnigen und trostlosen Bilder von dem 'Amores Perros' und '21 Gramm' lebten, gehören der Vergangenheit an. Was 'Babel' aber rein virtuell keinen Abbruch tut. Die klaren Aufnahmen der Marokkanischen Landschaft oder auch die Bilder der japanischen Welt, vor allem da zu erwähnen die letzte Einstellung des Films, sind stark eingefang...
Filmkritiken

"The Wrestler" (USA 2007) Kritik – Mickey Rourke und sein ewiger Kampf

"Ich bin ein ausgebranntes Wrack, ich hab es verdient allein zu sein. Ich will nur nicht, dass du mich verachtest…" Weiter geht die Reise durch die Welt der Gewalt, allerdings legal und gebündelt im sportlichen Machtkampf. Heute: Wrestling. Wenn dann noch jemand wie Darren Aronofsky, einer der besten und interessantes Regisseure der jüngeren Generation, auf dem Regiestuhl platznimmt, dann ist das schon mal sehr vielversprechend. Wenn dieser Regisseur dazu dann noch Wut im Bauch hat, wegen seines zu Unrecht verschmähten 'The Fountain', dann dürfen die Erwartungen gerne noch etwas höher sein. Zum Glück kann Aronofsky diesen Erwartungen standhalten und inszeniert mit 'The Wrestler' aus dem Jahr 2007 ein einfühlsames und intensives Außenseiter-Drama, das sich ganz klar von seinen bisherigen...