Heimkino

Filme, Filmkritiken, Heimkino

Kritik: Liberace (USA 2013)

Autor: Conrad Mildner"I want to be everything to you, Scott. I want to be father, brother, lover, best friend." Gestern Nacht wurden die Emmys, Amerikas bedeutendster Fernsehpreis, verliehen und in den Kategorien der Mini-Serien und Fernsehfilme gab es einen klaren Gewinner, Steven Soderberghs Biopic über den legendären Show-Pianisten Liberace (Michael Douglas), der seine Homosexualität zeitlebens verheimlichte und zahlreiche Beziehungen mit jüngeren Männern einging. Einer von ihnen war Scott Thorson (Matt Damon), den Liberace nicht nur adoptierte, sondern sogar mithilfe von Schönheitsoperationen in sein jüngeres Ebenbild verwandeln wollte. Früher gehörte es zum guten Ton jedes Jahr einen Soderbergh-Film im Kino zu sehen und in manchen Jahren wurde uns diese Möglichkeit sogar zweimal gesch...
Filme, Filmkritiken, Heimkino

Kritik: Wir sind die Millers (USA 2013)

Autor: Conrad Mildner "Me crossing the border alone, huge red flag, but families, they don’t get a second look." Die große Fernsehrevolution der letzten zehn Jahre hat sich nicht nur im Drama-Bereich vollzogen. Obwohl vornehmlich Serien wie „The Wire“, „Game of Thrones“ und „Mad Men“ das Bild des Quality-TVs prägen, hat sich auch im Comedy-Bereich vieles getan. Die klassische Sitcom im Multi-Camera-Stil mit Live-Publikum gibt es kaum noch und selbst Erfolgsserien wie „How I met your Mother“ zeichnen ihr lachendes Publikum bei einer Kinovorführung auf. Seit „Arrested Development“, also vor gut zehn Jahren, hat sich die komische Seite des Fernsehens schrittweise verändert und Comedy-Serien werden, trotz ihrer beschaulichen Episodenlänge von ca. 20 Minuten, gedreht wie ihre anspruchsvollen ...
Filme, Filmkritiken, Heimkino

Kritik: The World’s End (GB 2013)

Autor: Conrad Mildner „We wanna be free to do what we wanna do and we wanna get loaded and we wanna have a good time.“ Gary King (Simon Pegg) ist vierzig, aber nie erwachsen geworden. Vor zwanzig Jahren versuchten er und seine vier Freunde die Goldene Meile zu vollenden, eine berühmte Sauftour, die durch alle zwölf Pubs des beschaulichen Newton Havens führt. Die Gruppe scheiterte damals, was Gary dazu veranlasst es noch einmal zu probieren. Es gelingt ihm seine Freunde wieder zusammen zu trommeln, doch nicht nur die haben sich stark verändert, auch ihre Heimatstadt ist seltsamer als früher. Als sie hinter die Ursache kommen, haben sie es mit nichts geringerem als dem Ende der Welt zu tun. Mit Evan Goldbergs und Seth Rogens „Das ist das Ende“ und Edgar Wrights „The World's End“ kommen ...
Kritik: Trance – Gefährliche Erinnerung (GB 2013)
Amazon Prime, Filmkritiken, Thriller

Kritik: Trance – Gefährliche Erinnerung (GB 2013)

The choice is yours. Do you want to remember or do you want to forget? Der Drehbuchautor, Filmregisseur und Filmkritiker Paul Schrader teilt die Stilrichtung des Film Noirs in drei Phasen ein. Die "wartime period" (1941-46), in der überwiegend einsame Privatdetektive ihr Dasein fristen. Danach folgte die "post-war realistic period" (1945-49), die den Charakter des Großstadtmolochs in den Mittelpunkt rückte und sich den alltäglichen Verbrechen auf den Straßen widmete. Die letzte und zugleich spannendste Phase war dennoch die "period of psychotic action and suicidal impulse" (1949-53), in der sich allmählich die Figuren auflösen und meistens sogar Mörder und Psychopathen die Hauptrollen sind. Seit dem Ende des klassischen Film Noirs haben sich seine Motive und Reflexionen hartnäckig i...
Filme, Filmkritiken, Heimkino

Kritik: Frances Ha (USA 2013)

Autor: Conrad Mildner "The only people who can afford to be artist in New York are rich.” Jeder hat einen Traum davon, wie sein Leben perfekt wäre. Manche Vorstellung ist realisierbarer als andere und ob man diesem Traum überhaupt nachgeht, steht letztendlich noch mal auf einem ganz anderen Blatt Papier. Der Weg ist das Ziel. Sobald es erreicht ist, verliert es seine Bedeutung. Das ist beim Geschichten erzählen nicht anders. Die von Mumblecore-Ikone Greta Gerwig gespielte Frances in Noah Baumbachs neuem Film "Frances Ha" hat einen recht bescheidenen Traum. Sie möchte Tänzerin in einer New Yorker Company werden. Ihre Gleichgültigkeit gegenüber Männern, macht sie durch das WG-Leben mit ihrer allerbesten Freundin wett. Als diese aber kurzerhand auszieht, um mit ihrem Freund eine neue Wohnung ...
Filme, Filmkritiken, Heimkino

Kritik: World War Z (USA, UK 2013)

Autor: Conrad Mildner "Sie kommen." Die Zombiewelle ist einfach nicht totzukriegen. „The Walking Dead“ ist zurzeit eine der erfolgreichsten TV-Serien der Welt und mit Blockbustern wie „I am Legend“ hat sich das Sub-Genre der fleischfressenden Untoten endgültig von seinem Horror-Nischendasein befreit. Die soziopolitisch-revolutionären Endzeit-Metaphern George A. Romeros wurden vollständig vom Mainstream assimiliert und am Ende blieb ein Haufen bewegter Bilder zwischen herausragend inszeniertem High-Budget und ausgestelltem Konformismus. Marc Forsters krisengebeutelter Mega-Blockbuster darf als Speerspitze dieser Entwicklung betrachtet werden. In „World War Z“ spielt Brad Pitt den UN-Mitarbeiter Gerry Lane, der zusammen mit seiner Familie mit einer alles verschlingenden Zombie-Pandemie fe...
Filme, Filmkritiken, Heimkino

Kritik: Tango Libre (BE, FR, LU 2012)

Autor: Conrad Mildner "Du liebst nicht. Du tust nur weh." Tanzen ist ein Grundbedürfnis; Bewegung sowieso, aber wie das Träumen ist das Tanzen eine Tätigkeit, die keinen außerordentlichen Sinn verfolgt oder gar überlebenswichtig ist. Sie existiert um ihrer selbst willen; als Ausdruck von innen nach außen. So die Einzel-Theorie, aber im Tanz zweier Menschen treten andere Kräfte an die Oberfläche. Was beim heute üblichen Für-Sich-Rumzappeln im Club ein wahlloses Schleudern eigener Kräfte in den Äther ist, das ist beim Tanz zu zweit eine völlige Ausgrenzung der Außenwelt und die Entstehung einer körperlichen sowie geistigen Verbindung zwischen den Tanzenden; eine non-verbale und primitiv-reine Form der Kommunikation. Frédéric Fonteynes neuer Film „Tango Libre“ widmet sich dem Titel entspre...
Filme, Filmkritiken, Heimkino

Kritik: Before Midnight (USA 2013)

Autor: Conrad Mildner "But sometimes, I don't know? I feel like you're breathing helium and I'm breathing oxygen." Richard Linklater ist einer der wenigen langjährig erfolgreichen, amerikanischen Indie-Regisseure, denen es gelungen ist stets konsequent dem Feuilleton-Radar zu entgehen. Seine Person hat nie einen Kult hervorgebracht wie bei Kollege Terrence Malick und sein Werk wurde auch nie zum Kanon erklärt. Seine Handschrift ist undeutlich. Ein Autorenfilmer war er schon immer. Linklaters beliebte „Before“-Reihe kann sogar als eines der wenigen Franchises des Arthouse-Kinos angesehen werden, denn inwieweit „Before Midnight“ als Abschluss einer Trilogie verstanden werden kann, wird auch mit dem Ende des Films nicht ganz klar. Alle „Before“-Filme verzichten auf ein geschlossenes Ende. ...
Filme, Filmkritiken, Heimkino

Kritik: I, Anna (FR,DE,GB 2012)

Autor: Conrad Mildner "Also ich glaube diese aufmerksamen Augen gehören einem Mann, der mit Leidenschaft die Wahrheit sucht." Bald ist ja wieder Muttertag und wie man auch zu diesem Anlass stehen mag, der ohnehin schon in seinem historischen Kontext kritisch beäugt werden sollte, so ist es doch logisch, dass man seiner Mutter ab und zu etwas gutes tun sollte, schließlich tut sie ja auch oft genug etwas für einen selbst. Charlotte Rampling ist nicht nur eine grandiose Schauspielerin, sondern scheint auch eine ebenso gute Mutter zu sein. So übernahm sie kurzerhand die Hauptrolle im Regiedebüt ihres Sohnes Barnaby Southcombe und verhalf dem Film damit zu genügend Aufmerksamkeit. Im Gegenzug möchte Southcombe mit seinem Film Rampling zur Übermutter schlechthin stilisieren, vergisst dabei a...
Filme, Filmkritiken, Heimkino

Kritik: Upstream Color (USA 2013)

Autor: Conrad Mildner "I have to apologize. I was born with a disfigurement where my head is made of the same material as the sun." An diesem Wochenende war ich mit unserem Co-Autor Florian im Kino um mir den angeblich schlechtesten Film aller Zeiten anzusehen. „The Room“ von Tommy Wiseau aus dem Jahre 2003 genießt spätestens seit dem halbstündigen Video-Verriss des NostalgiaCritic Kultstatus, inklusive mitternächtlicher Screenings und Rituale wie bei „The Rocky Horror Picture Show“. Mit Fug und Recht kann ich mich nun „glücklich“ schätzen „The Room“ gesehen zu haben, der wahrlich so schlecht ist, wie alle sagen, aber dadurch auch besonders viel Spaß gemacht hat. Nur warum beginne ich meine Kritik zu „Upstream Color“ mit einem Absatz über Tommy Wiseaus Filmdebakel? Zwei Gründe: Erstens, ...