Heimkino

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Kritik: The Master (USA 2012)

Autor: Conrad Mildner "What a horrible young man you are. This is acting like an animal. A dirty animal that eats its own feces when hungry." Die Leinwand ist schwarz und in schmucklosen, weißen Lettern erscheint der Titel „The Master“ auf der Leinwand. Beinahe wähnt man sich in einem Woody-Allen-Film bei solch einem reduktionistischen Vorspann. Erinnern sie sich noch daran als die Filme von Paul Thomas Anderson wie große Spektakel anfingen? Da gab es berauschende Scorsese-eske Kamerafahrten in „Boogie Nights“ oder einen Schneller-als-du-denken-kannst-Prolog inklusive einer bunten Vorspann-Collage in „Magnolia“. Doch irgendwann zwischen 2002 und 2007, zwischen „Punch-Drunk Love“ und „There Will Be Blood“ fand eine radikale Wandlung statt. Der zügellose Sturm-und-Drang hoffnungslos ver...
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Kritik: Pitch Perfect (USA 2012)

"You guys are gonna get pitch-slapped so hard, your man boobs are gonna concave." Tanzen, Singen, Hüpfen und Springen haben in den letzten Jahren ein ungeahntes Revival erlebt. Nach den musikalisch kontroversen 90er Jahren mit ihrem Eurodance und choreografierten, ausschließlich heterosexuellen, Boyband-Tänzen war zurecht die Luft raus. Tanzen und Singen, das klang schon immer ziemlich uncool und Gefühle zeigen sowieso. Dann kamen die Post-Al-Bundy-Jahre, die 2000er, und mit ihr zahlreiche neue Musikfilme, angefangen mit Baz Luhrmanns „Moulin Rouge“, „High School Musical“ und „Mamma Mia“ und dazu Tanzfilme wie die „Step-Up“-Reihe bis hin zu gewagten 3D-Experimenten wie Wim Wenders „Pina“. Nicht unerwähnt bleiben darf natürlich das Serienphänomen „Glee“, das seit 2009 Teenies und Erwachs...
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Kritik: 7 Psychos (GB/USA 2012)

"Auge um Auge und die ganze Welt wird blind sein." Seit Martin McDonaghs Langfilmdebüt „Brügge sehen und sterben?“ herrscht eine schwere Uneinigkeit über die Einordnung seiner künstlerischen Person. Selbst die Marketing-Abteilungen wissen nicht so recht wie sie einen Donagh-Film an den Mann oder die Frau bringen sollen. Wer damals nach dem Trailer zu „Brügge sehen und sterben?“ eine tarantinoeske Gangsterkomödie erwartete, wurde im Kinosaal eines besseren belehrt. Der gefeierte irische Bühnenautor benutzte die postmodernen Kinobilder des Tarantino-Kults als bloße Verpackung einer tiefgehenden moralischen wie tragischen Dramatisierung bekannter Gangster-Streitigkeiten. Das Kino ist eben auch ein Ort des organisierten Verbrechens, denn nirgendwo sonst sehen wir so gerne Männern mit Knarre...
Kritik: Der Aufsteiger (FR 2011) – In den Fängen der Politik
Amazon Prime, Drama, Filme, Filmkritiken, Französischer Film

Kritik: Der Aufsteiger (FR 2011) – In den Fängen der Politik

Das Volk hat das Recht misstrauisch zu sein, solange es nicht selbst politische Macht besitzt. Wenn ein Regisseur fast sieben Jahre an einem Film arbeitet, dann ist das entweder ein schlechtes Zeichen oder eben das genaue Gegenteil. Im Falle von Der Aufsteiger dürfen wir uns darüber freuen, dass es sich um Letzteres handelt, denn Pierre Schoeller hat mit seiner dritten Regiearbeit den vielleicht besten Politfilm seit Jahrzehnten abgeliefert, der uns einen kompromisslosen Einblick in den Arbeitsalltag eines Ministers liefert - surreal, schockierend, lehrreich, aber zum Glück niemals belehrend. Ein Busunfall zwingt den französischen Verkehrsminister Bertrand Saint-Jean (Olivier Gourmet) mitten in der Nacht aufzustehen und zum Unfallort zu fahren. Er soll sich dort vor den Medien und somi...
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Kritik: Die Hüter des Lichts (USA 2012)

"Alle lieben den Schlitten." „Papa, sind der Weihnachtsmann und der Osterhase eigentlich Freunde?“ Mit dieser Frage soll alles angefangen haben. William Joyce, der Autor der Kinderbuchreihe „Die Hüter des Lichts“ bekam diese Frage von seiner sechsjährigen Tochter gestellt. Vierzehn Jahre und zahlreiche Bücher später bringt Dreamworks nun den passenden Film ins Kino unter der Regie von Peter Ramsey, der hiermit sein Langfilmdebüt abliefert. Anstatt die Bücher zu verfilmen, entschieden sich Ramsey und Joyce eigene Geschichten fürs Kino zu entwickeln und verlegten die Handlung viele Jahre nach den Handlungen in den Büchern. Der Weihnachtsmann mit russischen Vorfahren und Tattoos, der Osthase mit dem australischen Touch eines Rangers, die Zahnfee mit Matriarchat und unterdrückter Libido un...
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Kritik: Cloud Atlas (DE, HK, SG, US 2012)

Autor: Conrad Mildner ...from womb to tomb, our lives are not our own... Wenn man bedenkt, dass „Cloud Atlas“ die bisher teuerste, deutsche Co-Produktion aller Zeiten ist, so war ich verwundert darüber wie unbekannt der Film selbst in filmaffinen Kreisen ist. Irgendwie läuft da etwas mit dem Marketing falsch. Man sieht zwar hier und da ein Poster oder einen Trailer, aber sobald man nur „Cloud Atlas“ sagt, weiß kaum einer worum es geht. Dabei hat solch ein megalomanisches Projekt diese Aufmerksamkeit nicht nur nötig, sondern auch verdient, denn wenn Deutschland mal nach Hollywood schielt, dann kommt meistens nur Schrott wie die „Resident Evil“-Reihe heraus. Die schwer fassbaren Stoffe, die überlangen Drehbücher, die haushohen Ambitionen sucht man hier ja ziemlich vergeblich. So überrasch...
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Kritik: The Girl (GB 2012)

„You had a breathing, living woman, and you turned her into a statue.“ Das Verhältnis zwischen dem Regisseur und der Schauspielerin hat bis heute nichts von seiner musischen, aber auch gewalttätigen Kraft verloren. Die Filmgeschichte ist reich an Beziehungen zwischen Schauspielerinnen und ihren Regisseuren, glanzvolle Affären, behütete Ehen, aber auch bedrohliche Abhängigkeiten. Das Klischee des aufstrebenden Starlets, dass erst auf die Besetzungscouch muss um ganz nach oben zu kommen, war noch nie eine Geschichte bei der beide Parteien als Sieger hervor gingen. Das Kunstgewerbe, wie auch die Filmbranche werden bis heute von Männern dirigiert. Die Nötigung von Frauen für den Karrieresprung, solche perfiden Mittel denken sich nur die Herrschenden aus und sie haben auch die Macht an ihnen...
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Kritik: Premium Rush (USA 2012)

"Keine Bremsen. Kann nicht anhalten. Will es auch nicht." Ein Tag in New York City: Wilee (Joseph-Gordon Levitt) ist der furchtloseste aller Fahrradkuriere. Sein Bike hat weder Bremsen noch Gänge. Es gibt nur eine Art vorwärts zu kommen und keine um sich aufhalten zu lassen. Heute erhält Wilee den Auftrag. Er soll einen Umschlag von A nach B transportieren, eigentlich ein Alltagsjob, doch auf einmal ist ihm ein rücksichtsloser Cop (Michael Shannon) auf den Felgen, der diesen ominösen Umschlag unbedingt haben will. Noch bevor man überhaupt den Film gesehen hat, möchte man auf die Knie fallen und David Koepp dafür danken sich überhaupt an so eine Geschichte rangetraut zu haben. Klar, sie ist simpel, aber das ist es ja gerade. Mainstream-Action aus Hollywood begnügt sich schon seit Jahren...
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Kritik: 96 Hours – Taken 2 (FR 2012)

"Hör mir bitte zu Kim! Deine Mutter und ich werden entführt." Es kommt nicht oft vor, dass man einen Film sieht, der die eigenen Erwartungen mehr als übertrifft. „96 Hours“, oder schlicht „Taken“, war damals so ein Film. Wer hätte gedacht, dass der bisher einzig auf Charakterrollen adressierte Liam Neeson glaubhaft zum Sly Stallone der Gegenwart avanciert. Die klare Regie und ein Drehbuch ohne viel Firlefanz machten den astreinen, schlanken, aber äußerst kompromisslosen Vigilante-Thriller erst möglich. Der Erfolg war enorm, eine Fortsetzung wohl unausweichlich. Der Ironie des Schicksals ist es nun auch geschuldet, dass meine Erwartung dem zweiten Teil gegenüber weit untertroffen wurde. Nicht, dass ich etwas genauso gutes vermutet hätte, aber dass „96 Hours - Taken 2“ genauso unbeholfen ...
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Hier könnte eine Kritik stehen: Schutzengel (DE 2012)

"Vielleicht bist du ja mein Schutzengel." Aufgrund dieses Artikels auf critic.de möchten auch wir auf das streitbare Verhältnis zwischen Til Schweiger und der Filmkritik aufmerksam machen. Schweigers Kinofilme sind gerade wegen ihres Erfolgs ein Gradmesser für die Stimmungslage in der deutschen Kinolandschaft und egal wie man zu seinen Filmen steht, aus dem Weg gehen, kann man ihnen nicht. Schon gar nicht als Filmkritker, der sich für kleine Arthousefilme, wie auch für große Blockbuster interessieren sollte. Nun versucht Til Schweiger mit seinem neuen Film "Schutzengel" Einfluss auf die Pressearbeit zu nehmen. Denn wenn am kommenden Donnerstag der Film in unseren Kinos startet, werden sich wohl manche Leute wundern, warum es so wenige Kritiken zu lesen gibt. Die einfache Antwort: Til S...