Eine Gastkritik von Michael Gasch
A groundbreaking journey back to Middle-earth.
Sie gelten mit zu den besten Filmen aller Zeiten. Mit der Der Herr der Ringe-Trilogie hat Peter Jackson vor mehr als 20 Jahren die ganze Welt verzaubert. Bis heute hält sich der Zauber und reaktiviert dieser Tage in immer regelmäßigeren Abständen die Fangemeinde (zuletzt Die Ringe der Macht und als nächstes Der Herr der Ringe: Gollum). Nachdem die letzten Neuadaptionen für ordentlich Spaltung sorgten, hat Der Herr der Ringe: Die Schlacht der Rohirrim nun nicht gerade wenig aufzuholen. Gibt es einmal mehr Enttäuschung oder doch funkelnde Augen, wie zuletzt im Falle Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs vor 21 Jahren?
Angelehnt an den Beginn des ersten Teils der Jackson-Trilogie beginnt auch Die Schlacht der Rohirrim mit einem Flüstern. Nicht viel später kommen musikalische Variationen von Howard Shores legendärem Soundtrack hinzu. Schnell wird klar, dass der Animationsfilm sich überall da bedient, wo es noch Sinn ergibt, da beim Visuellen schon die Ghibli-Optik dominiert. Ein Gefühl, dass man erneut “Zuhause” ist, sucht man aber leider vergebens, obgleich wir mitten in Mittelerde sind. Nachdem die Figuren eingeführt werden, noch nie hat man von diesen zuvor gehört, was zudem die Einordnung in Tolkiens Erzählungen spürbar erschwert, stellt sich schon erstmalig Langeweile ein. Langeweile in einem Tolkien-Film? Kein gutes Zeichen auf den ersten Blick.
Menschen hier, Menschen da, ist in der Geschichte, die sich vor der Trilogie ansiedelt, wenig Platz für Tolkien und seine weiteren Kreationen. So muss man sich mit gerade einmal drei Orks zufriedengeben und den ohnehin witzigsten Gag in dieser Welt: Erneut retten die Adler den Tag. Die seltsam klischeebehaftete Geschichte, in der es einzig und allein um gute gegen böse Menschen geht, zeigt damit, dass das Volk der Menschen auf der einen Seite und Legenden wie Mythen auf der anderen wenig kompatibel sind. An das Flüstern zu Beginn kann daher wenig angeknüpft werden, so wie auch an die einzige Figur, die man kennt, nicht angeknüpft wird. Es sei an der Stelle nicht verraten, um welche es sich handelt. Erwähnenswert ist jedoch, dass Archivaufnahmen mit KI vereint wurden.
Die Ankündigung, dass Peter Jackson bei Die Schlacht der Rohirrim beteiligt ist – wenn auch nur als Geldgeber – kann man sich schenken. Was nützt dieser Name, wenn Regisseur Kenji Kamiyama hingegen augenscheinlich wenig Interesse an dieser Welt hat? „Based on J.R.R. Tolkien characters“ heißt es in den Credits, doch wen überrascht das bei dieser doch recht simplifizierten Geschichte? In diesem Zusammenhang ist es wichtig, die Lizenzen im Blick zu behalten, da hierbei leicht der Überblick verloren gehen kann, welches Filmstudio welche Rechte am Tolkien-Legendarium besitzt. Kurz und knapp: Die Verfilmungslizenzen von der Der Herr der Ringe-Trilogie, inklusive Anhängen, liegen nach wie vor bei Jacksons Produktionsfirma WingNut Films und New Line Cinema. In den Anhängen wird dabei die Figur Helm Hammerhand erwähnt – eine Figur, die Tolkien lediglich einige Male auf weniger als einer DIN-A4-Seite erwähnt. Das Vorhaben, daraus einen abendfüllenden Film zu kreieren, konnte nur nach hinten losgehen.
So bahnbrechend ist das eben alles nicht. Zwar sind die meisten Elemente in der Gesamtheit durchschnittlich, doch konstant fehlt es an den besonderen Akzenten, die einst Peter Jacksons Werke auszeichneten. Die Schlacht der Rohirrim erweckt durch all diese Ecken und Kanten immer wieder den Eindruck, es sei doch nur eine der vielen Intellectual Properties von Warner Bros. Drückt man kein Auge zu, verdient dieser Film aber nicht das Recht, sich mit dem Titel „Der Herr der Ringe“ zu schmücken, obgleich er in dieser Welt spielt. Zu simpel sind seine Figurenzeichnungen, zu inkonsistent sein Animationsstil, zu l(i)eblos seine Welt. Das Endresultat – viel zu schnell gerät er nach dem Kinobesuch in Vergessenheit – spricht für sich. Auch er landet damit in der Senke, neben dem grässlichen Abschlussteil der Hobbit-Trilogie und der ebenso wenig überzeugenden Amazon-Serie Die Ringe der Macht.
Kinostart: 12. Dezember 2024
Regie: Kenji Kamiyama
Darsteller: u.a. mit Brian Cox, Gaia Wise und Miranda Otto
FSK-Freigabe: ab 12
Verleih Kino: Warner Bros. Pictures Germany
Laufzeit: 2 St. 14 Min.
★★★★☆☆☆☆