Mechanic: Resurrection (USA 2016)
Im Kino hat Mechanic: Resurrection mal rein gar nichts zu suchen, denn besser als ähnlich gepolte DTV-Reißer sieht Jason Stathams zweiter Auftritt als Arthur Bioshop keinesfalls aus. Der deutsche Filmemacher Dennis Gansel, der in der Vergangenheit, beispielsweise mit Wir sind die Nacht, durchaus bewiesen hat, in der Lage zu stimmungsvollem Genre-Kino zu sein, agiert hier in Sachen schöpferischer (Spreng-)Kraft auf Sparflamme und spult das ab, was das Statham-Vehikel nun mal von ihm verlangt: James Bond’eske Set Pieces, idyllische Postkartenmotive und natürlich Jason Statham, der knurrt, Schellen verteilt und mal wieder zeigt, dass er der Beste in Allem ist. Was Mechanic: Resurrection aber angenehmer als den Vorgänger gestaltet, ist, dass er trotz maskuliner Schaumschlägerei in seinen Zugeständnissen an die Männlichkeit des Hauptakteurs niemals so verbissen wirkt, wie der krampfig-enervierende erste Teil. Mechanic: Resurrection macht auf dicke Hose, ja, und die ist ihm auch locker drei Nummer zu groß, wirkt dabei immer noch so, als wäre er sich wenigstens im Klaren darüber, dass er Konfektionsschund ist und bleibt. Dass der Showdown auf der Yacht dann auch noch einmal ungeahnte Dynamiken auf der Leinwand entlädt, bestätigt immerhin Gansels handwerkliches Talent.
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Ben Hur (USA 2016)
Und wieder drängt sich die Frage von Sinn und Unsinn auf, wenn man sich mit der Neuauflage von Ben Hur befasst. Dabei ist diese Frage dem zeitgenössischen Kino einfach nicht mehr angemessen; und außerdem findet man einen Ansatz der Besänftigung, wenn man sich immer wieder ins Gedächtnis ruft, dass etwaige Remakes auch auf das Original aufmerksam machen könnten, anstatt dabei zu helfen, dieses noch weiter in Vergessen geraten zu lassen. Die Probleme, die dieser Ben Hur allerdings mit sich trägt, sind endlos und beginnen selbstverständlich mit Regisseur Timur Bekmambetov, der einfach nicht in das Raster des traditionellen Geschichtenerzählers passt, sondern ausschließlich als hyperbolischer Ästhet Erfolge einfahren kann. Ohne Zweifel, der Russe ist vollkommen fehl am Platze und kann nur in den zwei, entsprechend groß angelegten, Actionsequenzen sein Können zum Ausdruck bringen. Ansonsten aber muss man Ben Hur wahrlich über sich ergehen lassen. Der emotionale Impact fehlt vollständig, die Ränke zweier Brüder werden nicht im Ansatz erfahrbar gemacht und arachische Motive wie Rache und Vergeben fungieren als dröge Schlagworte im episodischen Treiben. Die epische Breite bleibt folgerichtig reine Behauptung. Es fehlt das Flair, es fehlen charismatische Darsteller, es fehlt der Wille zur stilistischen Signatur, die Ben Hur zu etwas Eigenständigem erklären hätten können. So bleibt nur anonymes Recycling, verpackt in einer (Bekehrungs-)Geschichte, deren unbeholfener missionarischer Nachklapp eigentlich wunderbar zu diesem hilflosen Stück Blockbusterkino passt. Flop mit Ankündigung, nicht nur kommerziell.
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Deepwater Horizon (USA 2016)
Niemand verliert noch ein Wort über die Toten, die Naturkatastrophe, ein Ölteppich, der sich im Golf von Mexiko auf ein Ausmaß von Schleswig-Holstein ausdehnte, ist natürlich Gegenstand der weitreichenden Diskussionen, die nach der Deepwater-Horizon-Katastrophe aufloderten. Deswegen geht Peter Berg in Deepwater Horizon über weit mehr als die Hälfte der Laufzeit den, angesichts dieses Umstandes, nur logischen Schritt: Er entschlackt das Narrativ von jedwedem menschlichen Ballast. Zu Anfang darf sich Mark Wahlberg zwar noch als All-American-Dad von seiner Familie verabschieden, danach aber referiert Deepwater Horizon äußerst einnehmend über die Allmacht der Technik – und die untergeordnete Rolle des Menschen in Bezug auf diese. In zuweilen fast schon nüchternen Bilden beschreibt Peter Berg die Geographie der Bohrinsel und die Beschaffenheit der hiesigen Raumstrukturen, tastet die verwinkelten Gänge ab, fährt entlang der Höhenlagen der Turmkonstruktionen und steigt mit dem Metallrohr in die Tiefe hinab, bis sagenhafte infernalische Erschütterungen über den Bildschirm bersten. Und diese Impressionen sind eindrucksvoll, wenn die Menschen, natürlich wieder ganz untergeordnet, in Feuer, Schlamm und Rauch versacken, weil sich die aus dem Meer ragende Stahlbestie unlängst zur Höllenpforte transformiert hat. Dort macht sich Deepwater Horizon als reduziertes, aber gleichwohl cleveres Katastrophenkino verdient, denn die Form bestimmt den Inhalt ganz bewusst. Nur deswegen kann es sich Peter Berg erlauben, die ökologischen Verheerungen dieses Unglücks auf einen einzigen Augenblick zu komprimieren.
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