Nadya: “Ich habe keine Angst vor dir.”
Johnny Blaze: “Das solltest du aber!”
Das Marvel-Comicuniversum ist nicht nur Heimat einer Vielzahl von strahlenden Heldenfiguren wie Captain America, Thor oder Iron Man, sondern bietet auch Platz für eine ganze Reihe von Anti-Helden. Der wohl bekannteste Marvel-Anti-Held dürfte wohl der bis an die Zähne bewaffnete Verbrechensbekämpfer Punisher sein, ein stahlharter Killer, der keine Skrupel kennt, um sein Ziel zu erreichen. Ein in Deutschland weniger populärer Vertreter der Comic-Schattenseiten ist der Ghost Rider, ein Seelenfänger, der im Auftrag des Teufels die Straßen der USA unsicher macht. Während der Punisher bereits 1989 seinen ersten großen Leinwandauftritt absolvierte, damals noch verkörpert vom Rocky-Schreck Dolph Lundgren, schaffte der teuflische Reiter erst 2007 den Sprung vom Comic in die Kinos. Leider kam Ghost Rider weder bei den Fans, noch bei den Kritiker wirklich gut an, was vielleicht auch daran lag, dass sich der düstere Ghost Rider hier kaum von herkömmlichen Superhelden unterschied. Und auch sonst entpuppte sich der unter der Regie von Mark Steven Johnson (Daredevil) entstandene Film Ghost Rider als eine echte Gurke: Billige Effekte, eine platte Story und ein toupierter Nicolas Cage ließen den Film bald in Vergessenheit geraten. Doch Totgesagte leben länger und siehe da, nun steht der zweite Ghost Rider Ghost Rider: Spirit of Vengeance vor der Tür, und obwohl wieder mit Nicolas Cage in der Hauptrolle, ist das Endprodukt diesmal nicht ganz so ungenießbar wie sein Vorgänger, was vor allem an den hervorragend inszenierten Action-Szenen vom Regiegespann Neveldine/Taylor (Crank) liegt.
Um seinen Vater zu retten, unterschrieb Stuntfahrer Johnny Blaze (Nicolas Cage) einen Vertrag mit dem Teufel, der ihn daraufhin zum Ghost Rider machte, einem Seelenfänger, der die Seelen von bösen Buben in die Unterwelt befördern sollte. Inzwischen ist Johnny zwar nicht mehr dem Teufel verpflichtet, dennoch hat der ehemalige Stuntfahrer genug von seinem Dasein als Ghost Rider. In einem entlegenen Winkel Osteuropas versucht Johnny Blaze Herr über seinen Fluch zu werden, was ihm jedoch nur mit mäßigem Erfolg gelingt. Erfolgversprechender scheint da schon der Vorschlag, der ihm vom französischen Kampf-Priester Moreau (Idris Elba) unterbreitet wird: Wenn er es schafft, den 12-jährigen Danny (Fergus Riordan) und dessen Mutter Nadya (Violante Placido) vor dem Teufel (Ciarán Hinds) und dessen Handlangern zu beschützen, verrät Moreau ihm einen Weg, wie er den Fluch des Riders ein für alle Mal loswerden kann.
Jedem sei eine zweite Chance gewährt, auch dem feurigen Totenschädel, schließlich ist der Ghost Rider eine der interessantesten und düstersten Charaktere, die das marvelsche Heldenkabinett zu bieten hat. Dennoch überrascht es, dass man ausgerechnet Nicolas Cage ein weiteres Mal die Hauptrolle zugestanden hat, und das, obwohl er für seinen ersten Auftritt als draufgängerischer Stuntfahrer von der Fangemeinde eher müde belächelt wurde. Erstaunlicherweise muss man die Regisseure Neveldine/Taylor zu dieser Wahl beglückwünschen, denn Cage hat sich die Kritik zu Herzen genommen und präsentiert nun einen vollkommen neuen Johnny Blaze. Statt einem glattgebügelten Stuntfahrer, wirkt Blaze nun wie ein Drogenjunkie, der auf den nächsten Schuss wartet. Cage bibbert, zittert, ächzt und stöhnt und scheint sichtlich Gefallen an der Rolle Anti-Helden gefunden zu haben und auch das für Cage typische skurrile Overacting passt perfekt in die verschrobene Welt des Ghost Riders. Doch nicht nur als Johnny Blaze, den der Kampf gegen seine inneren Dämonen fast zerreißt, macht Cage eine gute Figur, sondern auch als feuriger Verbrecherschreck Ghost Rider weiß der gestandene Schauspieler zu überzeugen. Hier gibt er den harten und unbarmherzigen Killer, der keine großen Reden schwingen muss, um Angst und Schrecken zu verbreiten.
Während Nicolas Cage in seiner Rolle voll aufgehen kann, haben seine Schauspielkollegen das Nachsehen. Das liegt einerseits daran, dass sie neben Cages extrovertiertem Spiel regelrecht farblos wirken, andererseits bietet jedoch auch keiner der Nebencharaktere die Möglichkeit, schauspielerische Glanzleistungen abzurufen. Zwar haben es die Drehbuchschreiber Scott M. Gimple (The Walking Dead), Seth Hoffman (Dr. House) und David S. Goyer (The Dark Knight) geschafft einen comicgetreuen Ghost Riders zu kreieren, leider scheint es so, als hätte man über diesen Arbeitsschritt schlichtweg vergessen, interessante Nebencharaktere in den Film einzubauen. Und so beschränkt sich der Charakter der meisten Figuren nur auf eine Eigenschaft: Während Priester Moreau mit seinen schlagfertigen Sprüchen für die nötige Portion Witz sorgt, um den Film ja nicht zu düster werden zu lassen, beschränkt sich der Teufel darauf böse zu sein, obwohl man als Zuschauer nicht wirklich viel von seiner teuflischen Ader zu sehen bekommt.
Leider ist auch die Story weder spannend erzählt, noch besonders originell. Der Teufel will die Welt ins Chaos stürzen Gähn! ganz schön evil! Wenn aber die Handlung in den Hintergrund tritt und Action auf dem Programm steht, macht Ghost Rider: Spirit of Vengeance alles richtig. Hier fliegen die Kugeln und peitschen die Ketten, dass es nur so eine Freude ist. Seinen Action-Höhepunkt erreicht der Film, wenn der Ghost Rider einen Schaufelbagger in Beschlag nimmt, diesen dadurch geradewegs in ein Baugerät aus der Hölle verwandelt und damit den üblen Ganoven mal so richtig die Hölle heiß macht. In diesen actiongeladenen Szenen kommt dann sogar der 3D-Effekt richtig zur Geltung, der ansonsten, wie so oft, ein eher überflüssiges Gimmick ist.
Fazit: Dank stimmiger Actionszenen und einer gut ausgearbeiteten Hauptfigur ist Ghost Rider: Spirit of Vengeance um Längen besser als sein Vorgänger. Leider fehlt es dennoch an einer spannenden Story und interessanten Charakteren und so verendet auch der zweite Höllentrip mit dem Flammenschädel im filmischen Mittelmaß. Für einen gemütlichen DVD-Abend mit Freunden sollte der Film aber allemal genügen.
Bewertung: 5/10