Kritik: Fast & Furious 8 (US 2017)

© Universal

Ich habe die dritte Regel verstanden. Es gibt keine Regeln.

Schon längst ist aus fast, faster, fastest ein bulliges big, bigger, biggest geworden. Teil 8 macht da keine Ausnahme. Es regnet Autos zu dutzenden von Dächern, italienische Sportwagen schlittern über sibirisches Eis und die „Familie“ liefert sich ein Wettrennen mit einem Atom-U-Boot. Dass die Reihe längst keine Grenzen mehr kennt ist klar und wird hier erneut unter Beweis erstellt. Diesmal übernahm Regie-Handwerker F. Gary Gray das Regiezepter. Er drehte bereits in The Italian Job mit Jason Statham und Charlize Theron zusammen und auch mit Vin Diesel sammelte er Erfahrungen bei dem wenig erinnnerungswürdigen Thriller Extreme Rage.

Dank Gray auf dem Regiestuhl wirkt der Film wesentlich kompakter, konzentrierter und katalytischer. Der Vorgänger hatte natürlich nicht nur mit James Wans (Conjuring – Die Heimsuchung) Unerfahrenheit zu kämpfen, sondern auch damit dass der Unfalltod von  Paul Walker den Film überschattete und Teil 7 quasi zwangsläufig zu einem Requiem machte, dass sich versteift und um Ernst bemühte darum wogte, die große Actionsause so emotional zu unterfüttern, dass der Spaß am Exzess und an der stilgebenden Gigantomanie irgendwie ausblieb. The Fate and the Furious, so der Originaltitel des achten Teils, ist davon befreit. Bis auf zwei, drei kleine Sätze ist die von Walker verkörperte Figur kein Thema mehr.

In Fast & Furious 8 liegen die Probleme der Crew rund um Vin Diesel endlich wieder im Rahmen der Fiktion. Anführer Dominic Torettto löst sich von seinen Leuten, kämpft gegen sie und Schuld daran ist die Cyber-Terroristin Cipher, die von Oscar—Preisträgerin Charlize Theron mit hassenswerter Verve dargestellt wird. Mit Cipher erhält das Franchise endlich einen Antagonisten der nicht vergessenswert ist und dass sie – so viel darf verraten werden – wohl auch in Zukunft Toretto und Freunden das Leben zur Hölle machen wird, lässt freudig auf die noch zwei angekündigten Teile blicken, von denen einer eventuell sogar Weltraum-Action bieten soll. Nichts ist unmöglich!

Fast & Furious 8 bietet dazu ein Frauenbild, dass nicht einzig und alleine von jungen Damen in engen Outfits bestimmt ist, die via booty shaking so nah wie möglich von der Kamera eingefangen werden. Das Franchise bleibt Männersache, aber das Fehlen eines Penis führte im achten Teil nicht mehr zwangsläufig dazu, dass man verdammt ist nur gerettet zu werden oder hübsch auszusehen. Was sich hingegen nicht geändert hat, ist die Hektik innerhalb von Kampfszenen. Zwar gelingt es Gray stets dabei diesen die Übersicht zu behalten und garniert vor allem die Actionszenen, die ohne Boliden auskommen mit viel Witz und Ideenreichtum (so gibt es z.B. eine ulkige Referenz an John Woos Baller-Ballet Hard Boiled), dennoch saust wirbelt und zirkuliert die Kamera zu schnell umher. Das kostet dem Film einiges an kinetischer Kraft.

Mit F. Gary Gray hat Diesel einen Regisseur gefunden, der bereits Erfahrungen im Genre hat (im Gegensatz zu James Wan), was man deutlich bemerkt. Die Action ist natürlich purer Exzess im gigantomanischen Stil, aber ich fand sie wurde dennoch mit Esprit umgesetzt. Dazu wurde eine gute Dosis Selbstironie hinzugefügt, Charlize Theron gibt eine herrlich hassenswerte Schurkin ab und der Humor wird perfekt platziert und ganz ehrlich, die Logik ist mal wieder so herrlich diffus, bescheuert und abwegig, dass es fatal gewesen wäre,wenn sie versucht hätten sich selbst all zu ernst zu nehmen. Das war für mich immer ein großer Knackpunkt der Vorgänger: Sie wollten immer Fun-Filme sein, taten sich aber stets schwer damit die Ernsthaftigkeit wirklich loszulassen.

Fast & Furious 8 ist ein schöner, dummer Spaß, bei dem sogar etwas Selbstironie durchschimmert. Neben Teil 5 klar der beste Schlitten in der Garage.

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