"Shootout – Keine Gnade" (USA 2012) Kritik – Sylvester Stallones neuester Rachefeldzug

Autor: Conrad Mildner

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Die Rückkehr der Action-Stars aus einer längst vergessenen Zeit scheint noch nicht wirklich ihren Höhepunkt erreicht zu haben und dennoch leiden die lang erwarteten Soloprojekte von Arnold Schwarzenegger („The Last Stand“) und Sylvester Stallone („Shootout – Keine Gnade“) unter überschaubaren Zuschauerzahlen. Dabei bringen die Oldschool-Franchises wie „Red“ und „The Expendables“ weiterhin gutes Geld ein. Wahrscheinlich lieben die Fans oder eher das Durchschnittspublikum ihre Action-Ikonen nur im Multipack. Können Stallone und Co. keinen Film mehr alleine tragen?

Sobald man „Shootout – Keine Gnade“ gesehen hat, kann man diese Frage mit ruhigen Gewissen verneinen. Stallone kehrt hier eindrucksvoll zurück, sichtlich gealtert, aber mit dem Charme der vergangenen Zeiten und welcher Regisseur hätte so ein anachronistisches Projekt besser stemmen können als Action-Auteur Walter Hill? Der 71-jährige Filmemacher ist schon seit vielen Jahren eher eine stille Autorität hinter Hollywoods Kulissen, der vor allem als Produzent der „Alien“-Reihe bekannt ist. Seinen letzten Achtungserfolg als Filmemacher und Drehbuchautor gelang ihm 1996 mit dem „Yojimbo“- bzw. „Zwei glorreiche Halunken“-Remake „Last Man Standing“ mit Bruce Willis in der Hauptrolle. Der dreckige und ultrabrutale Actioner mit Western-Motiven konnte zwar bei weitem nicht Akira Kurosawas Original und Sergio Leones erstes Remake das Wasser reichen, war aber ein gekonnt inszenierter und lückenloser Unterhaltungsfilm, der so gar nicht in die gefühlsduseligen 90er Jahre passen wollte. Mit „Shootout“ hat sich daran nichts geändert. Die Diskrepanz scheint sogar größer geworden zu sein.

Der Film mit dem ebenso austauschbaren, aber nur halb so dämlichen Originaltitel „Bullet to the Head“, erzählt die Geschichte des gealterten Profikillers Jimmy Bobo (Sylvester Stallone), dessen Partner bei einem Auftrag hinterhältig getötet wird. Bob verbündet sich mit dem jungen Cop Taylor Kwon (Sung Kang), um die Drahtzieher hinter dem Attentat zu erledigen.

Obwohl es schade ist, Stallones erste Solonummer seit Jahren mit solch beliebigen Filmtiteln zu strafen, passen sie gut zur inhaltlichen Qualität des Films, denn wenn nicht gerade Sly dort Faust und Knarre schwingen würde, dann hätte Hills Film allenfalls die Qualität eines guten Direct-To-DVD-Beitrags, jedenfalls was die Handlung angeht, die sich leider zu keiner Sekunde über das Niveau des üblichen Actionbreis emporhebt. Nun ist ein Actionfilm auch nicht gerade das richtige Gefäß für eine raffinierte Story-Rezeptur, aber es geht ja auch nicht um die Anzahl kluger Wendungen, sondern schlicht um Szenen, die man noch nirgendwo schon mal gesehen hat. Zum Glück gibt es ja die Schauspieler_innen und dank ihnen und Hills Regie wird aus „Shootout“ doch noch ein unterhaltsamer Trip ins korrupte New Orleans. Die sogenannten One-Liner aus der Feder von Alessandro Camon (oscarnominiert für „The Messenger – Die letzte Nachricht“) werden erst durch Stallone wirklich komisch. Slys Rolle ist trotz Killer-Beruf der Sympathieträger des Films, wie ein Magnet zieht er die Aufmerksamkeit auf sich, buchstäblich in jeder Szene, worunter die anderen Figuren spürbar leiden.

So nostalgisch und eintönig „Shootout“ inhaltlich daher kommt, Walter Hills Inszenierung trägt den Film dennoch zum Glück ins 21. Jahrhundert. Die Actionszenen sind furios geschnitten. Die Kamera sucht ungewöhnliche Perspektiven und die Musik ordnet sich völlig Hills harter Bildsprache unter. Zwar ist „Shootout“ kaum vergleichbar mit Hills früheren Arbeiten wie „Die Warriors“, „Straßen in Flammen“ oder „Driver“, aber angesichts der Schmalspurstory hätte das ganze auch weitaus langweiliger ausfallen können.

Als Stallone-Fan wird man ohnehin in den Film stürmen und seinen Spaß haben. Dafür ist gesorgt, aber im Vergleich zu Meisterwerken wie John McTiernans „Stirb Langsam“ oder aktuellen Action-Hits wie „96 Hours“ verliert „Shootout“ ungemein. Es ist eben eine typische Rachegeschichte, mit einem starken Sly, aber dafür schwachen Nebenfiguren. Der konservative Ton des Films, inklusive des scheinbar genreimmanenten Rassismus und Sexismus, stieß mir darüber hinaus sauer auf. Ja, bei aller Liebe zu Walter Hill, zu Nostalgie-Action und zu Hetero-Alphamännchen, aber mein Adrenalinspiegel hat noch weitaus mehr Spiel nach oben.

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